Hallo Kabinentenderfans,
meine 50 Kab (Märklin 3084) hatte schon vor einiger Zeit einen HLA bekommen. Dem Decoder 60760 hatte ich den Alzheimer durch einen zweiten Schleifer unter der Lok ausgetrieben und die Lok so in Betrieb genommen.
Irgendwann habe ich einen Tipp bekommen, dass man die Funktion f3 dieses Decoders aktivieren kann, und auf der x-train-Seite unseres leider verstorbenen Forumskollegen Reinhard auch gefunden, wie das geht. Bei zweien meiner 60760-Loks habe ich damit abschaltbares rotes Schlusslicht im Tender realisiert. Bei der 50 Kab kam mir dagegen die Idee, die Zugführerkabine zu beleuchten. Aber dafür musste die „nackte Kiste“ erst mal mit Leben gefüllt werden!
Eine Anfrage hier im Forum ergab einige Informationen über die Einrichtung der Kabine, aber keine Fotos. Forumskollege Wolfgang „wlommi“, der ebenfalls an einem solchen Umbau interessiert war, brachte dann aus Sinsheim einige Fotos mit; und er war damit einverstanden, dass ich 4 seiner Fotos hier verwende. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Wolfgang! Weitere brauchbare Fotos fand ich dann nach einigem „Gegurgel“ im „Spur 1 Gemeinschaftsforum“. Mehr dazu später.
Inzwischen habe ich meine Inneneinrichtung für die Zugführerkabine fertig. Das Dach und die Beleuchtung fehlen noch; aber ich habe beschlossen, erst mal eine Bastelpause einzulegen und den bisherigen Umbau hier vorzustellen.
Vorweg: Das ganze entpuppte sich als Fummelei vom Feinsten. Der Innenraum der Kabine der 3084 ist nur 21 mm breit, 13 mm tief und 22 mm hoch. Wieder einmal bekam ich vor Augen geführt, wie grobschlächtig menschliche Finger sind . Aber nachdem mich das „Kab-Virus“ erst mal gepackt hatte und ich obendrein mit Freude feststellen konnte, dass die vorhandenen Fotos nur wenige „weiße Flecken“ ließen, habe ich beschlossen, kein Detail auszulassen. Außer dem Zugführer ist komplett alles Eigenbau – und selbst dem Mann musste ich sein linkes Bein amputieren, da gestreckt. Aber seht selbst.
Voraussetzung für die ganze Bastelei, das sah ich sofort, war die Möglichkeit, die Kabine zu öffnen. Und das ging zum Glück recht einfach – Märklin war recht sparsam mit Klebstoff. Die Fenster – alle 4 an einem Stück – sind ganz ohne Klebstoff eingesetzt und daher einfach zu entnehmen. Durch Ansetzen eines Schraubenziehers an der gezeigten Stelle und vorsichtiges Drehen ließen sich Dach und Fensterwand entfernen.
Vom Dach müssen die „Zinken“ am in Fahrtrichtung vorderen Ende abgetrennt werden. Danach sieht es so aus:
Die Seitenfenster müssen von den stirnseitigen Fenstern getrennt werden. Später stellte sich heraus, dass vor allem die Seitenfenster intensivst bearbeitet werden müssen.
Für das Einsetzen einer Kabinen-Vorderwand ist wegen der recht dicken Originalwände wenig Platz. Ich habe daher die Kohlenkasten-Hinterwand um 0,5 mm dünner gefeilt (auf jetzt 1 mm) – die neue Wand besteht aus 0,5 mm dickem Polystyrol.
Soweit die vorbereitenden Arbeiten. Jetzt zum Vorbild: Was ist alles drin? Folgende Teile habe ich nachgebildet:
- Rohrleitungen mit Ventilen und Manometer (Vorderwand)
- Klapp-Waschbecken mit Abflussleitung und Riegel (Vorderwand)
- Klappsitz (Vorderwand)
- Blechkasten (Vorderwand)
- Farbig abgesetzte Türen
- Türgriffe
- Tisch mit geschwungener Platte mit „Goldkante“ (Fensterseite)
- Klappsitze im Tisch
- Sortierkästen (Fensterseite)
- Feuerlöscher.
Hier nun zunächst die Vorbildfotos, an denen ich mich orientiert habe. Die ersten 4 sind von Wolfgang. Gut zu erkennen sind der Tisch mit den Klappsitzen, die Rohrleitungen im Bereich des Waschbeckens, die Befestigungsbohrungen (und Umrisse!) des Waschbeckens, der Blechkasten über der unteren Rohrleitung (dessen Funktion sich mir nicht erschließt), die Sortierkästen. Und man sieht den wunderschönen Feuerlöscher, der da wahrscheinlich gar nicht hingehört – aber er hatte es mir gleich angetan (ein schöner „Farbtupfer“), und es ist mir gelungen, ihn nachzubauen.
Die Links zu den Fotos aus dem Spur 1-Forum:
http://img515.imageshack.us/img515/6593/...bismarckeg4.jpg
Zu erkennen ist die Rohrleitung auf der rechten Seite der vorderen Kabinenwand mit dem Manometer.
http://img504.imageshack.us/img504/4658/...bismarckcj3.jpg
zeigt das Waschbecken und die Rohleitung auf der linken Seite der Vorderwand.
Die nächsten beiden Fotos sind zwar sehr schlecht, geben aber trotzdem wertvolle Informationen:
http://img517.imageshack.us/img517/79/ka...ender003bl6.jpg
Zu erkennen ist der Klappsitz dicht neben dem Waschbecken.
http://img408.imageshack.us/img408/2423/...ender004mx6.jpg
Und dieses letzte Vorbildfoto zeigt den Riegel des Waschbeckens, der auf dem ersten verlinkten Foto komplett fehlt. Man sieht die „Lücke“ im Abwasserrohr – wie auch auf dem Bismarck-Foto. Und den Deckel des Blechkastens!
Das nächste Foto zeigt die ersten Teile – die Maße musste ich natürlich anhand der Fotos und der Maße der Modellkabine schätzen. Die Kabine ist übrigens – dicke Wände, siehe oben – sicherlich „enger“ als beim Vorbild – das macht die Sache nicht einfacher.
Zu sehen sind Vorderwand, Tisch, Bodenplatte (erste Version) – und zwei Spritzlinge. Die abgerundete Spitze des grauen Spritzlings ergab das Waschbecken, aus dem runden Teil des gelben entstand der Feuerlöscher.
Die Rohrleitung für die Vorderwand besteht – einschließlich der beiden Ventile – aus 0,3 mm Messingdraht. Sie wurde mit einer Vorrichtung (Nägel an entsprechenden Stellen in ein Brett geschlagen) gebogen und verlötet. Rechts oben bereits der winzige Anschluss für das Manometer.
Danach eine erste „Sitzprobe“ für den seines gestreckten Beines beraubten Zugführer. Inzwischen hatte ich festgestellt, dass meine Bodenplatte aus 1 mm Polystyrol zu dünn war, und hatte sie durch eine 2 mm-Platte aus Original PVC-Fußbodenbelag ersetzt – die brauchte ich nicht einmal zu lackieren.
Auch der rechte Arm des Mannes musste nachgearbeitet werden, da er nicht zur Tischhöhe passte. Aber dann:
Die ersten lackierten Teile. Der Ausschnitt im Tisch ist nicht „echt“ (eigentlich hat der Tisch eine durchgehende Front). Er war aber nötig, da ich dem Zugführer nicht die Unterschenkel einschließlich Knie abschneiden wollte, und ist am fertigen Modell nicht zu sehen. Die „Goldkante“ des Tisches bereitete mir einiges Kopfzerbrechen – die Lösung war dann ein goldener Edding 780.
Die im Dach bereits vorhandene runde Vertiefung wurde etwas aufgebohrt – sie nimmt später eine 0603-LED auf.
Ein Wort zur Farbgebung: Auf den Fotos von Wolfgang sind die Rohrleitungen schwarz. Auf den anderen Fotos sind Rohrleitungen und Waschbecken rot. Ich habe die rote Variante gewählt, da rote Teile im Modell sicherlich besser sichtbar sind.
Auf dem nächsten Bild weitere Teile – der Maßstab verdeutlicht die Winzigkeit:
Vorn zu erkennen sind die Waschbeckenrückwand (Papier), der Klappsitz für den Zugführer (0,5 mm- Messingblech, in der Mitte leicht angesägt und gebogen), die beiden Sortierkästen (Pertinax-„Quaderchen“) und die Klappsitze für den Tisch (farbig gedruckt auf Papier, von Hand mit Edding-Goldkante versehen. Da die zu dick war – 0,8 mm – musste sie von Hand auf halbe Breite zugeschnitten werden).
Zugführer mit Ersatz-Oberschenkel (und Original-Unterschenkel), Rohrleitung mit Manometer (2 mm Ø, aus 1 mm Polystyrol mit Lochzange ausgestanzt und mit Edding schwarz umrandet) und zurechtgefeilten Fenstern:
An dieser Stelle hatte ich noch gedacht, ich wäre fertig mit den Fenstern .
Nun die insgesamt 7 Bauteile des Waschbeckens: Riegel (aus 0,2 mm Kupferdraht) mit Grundplatte, Becken mit Grundplatte, Unterteil mit Bohrung für Abflussrohr und zweiteiliger Abfluss (0.7 mm Eisendraht). Warum da im Abflussrohr eine Lücke ist – keine Ahnung; aber da gleich zwei Fotos diese Lücke zeigen, wird sie schon dagewesen sein.
Der fertige Tisch mit den Klappsitzen:
Für eventuell am Nachbau Interessierte: Spart Euch die Klappsitze – als alles fertig war, musste ich erkennen, dass man von außen durch die Fenster nix von den Dingern sehen kann ...
Der einbaufertige Boden mit Abflussrohr und Aussparungen für die Rohrleitungen:
Erste Stellprobe – inzwischen war noch der Blechkasten aus einem Stückchen grau lackierten Polystyrol hinzugekommen:
Die Türen waren auf mehreren der Vorbildfotos dunkler als die Wände:
Nun ging’s ans Einbauen der seitlichen Fenster. Es stellte sich heraus, dass der innere Bund der Fenster, obwohl ich ihn bereits deutlich dünner gefeilt hatte, die Sicht auf die Rohrleitung an der Vorderwand doch erheblich beeinträchtigte. Also – weg mit dem Bund, Fenster außen wie innen bündig einsetzen. Doch jetzt kam die Ernüchterung: Die Fenster sind 10 x 5 mm groß, die Ausschnitte in den Seitenwänden aber 10,3 x 5,3 mm. Was tun? Schließlich kam mir die richtige Idee: Ich habe 1 mm breite Streifen aus Schreibpapier geschnitten (0,1 mm dick) und die zuvor durch weiteres Befeilen restlos vom Überstand befreiten Fenster damit umklebt:
Der weiße Papierstreifen wurde dann mit Edding schwarz gefärbt; anschließend kam wieder der goldene Edding zum Einsatz, um den Rahmen von innen einzufärben. Hier das einbaufertige Fenster, das sich nun gut einkleben ließ.
Um Überstand der Fenster nach innen sicher zu verhindern, habe ich einen Holzklotz so zugesägt, dass er exakt den Raum zwischen den beiden Seitenwänden einnahm. Damit ging das Einkleben der Fenster einwandfrei.
Nun sehen die Türen mitsamt Fenstern gut aus – aber es fehlen die Türklinken. Meine Bastelkiste gab als kleinstes Material MS-Blechstreifen 1 x 0,2 mm her. 1 mm sind im Original 87 mm – so breit ist kein Beschlag! Also Blechstreifen-Ende in Schraubstock geklemmt, Streifen mit Links stramm gespannt und mit Rechts auf etwa 0,6 mm Breite heruntergefeilt.
Blech verzinnt, 0,4 mm MS-Draht ebenfalls verzinnt und aufgelötet:
Nun noch Blechstreifen und Draht auf passende Länge gekürzt:
Die linke Türklinke – mit dem im Original gar nicht sichtbaren Grat – ist mir beim Versuch der Montage auf Nimmerwiedersehen entschwunden. Sie wurde durch eine ohne Grat ersetzt.
Als besondere Herausforderung entpuppte sich die Montage der Klinken an der korrekten Stelle:
Hier nochmals die komplette Vorderwand:
Zusammenbau mit Zugführer und Tisch:
Ein leerer Tisch sieht langweilig aus. Also bekommt der Zugführer „Lektüre“: Ein „DIN A4-Blatt“ mit Text und eines mit DB-Keks:
So sieht das ganze – mit Tischplatte und Papier - nun aus:
Fehlt noch der Feuerlöscher. Der Korpus war klar – aber der Rest? Er entstand aus schwarzer Decoderlitze, zur Hälfte abisoliert, verdrillt und verzinnt. Dadurch konnte auch der Griff aus zwei Teilen zusammengelötet und in eine 0,5 mm-Bohrung im Löscher eingeklebt werden:
Feuerlöscher und Sortierkasten fertig positioniert:
Das ist nun der derzeitige Zustand. Wenn ich die Restarbeiten (Einbau und Anschluss der LED, Montage der rückseitigen Fenster und des Dachs) erledigt habe, werde ich weiter berichten.
Gruß,
Rainer
Am 15.8.14 hat Tante Edit die Bilder nochmal neu eingestellt - waren diesmal alle weg ...