Einen schöne Sonntagmorgen wünsche ich euch!
Ich habe jetzt eine ganze Weile nicht mehr berichtet. Nicht, dass sich nichts tun würde, aber ich will euch nicht Seitenlang mit Schotterkörnern langweilen. Obwohl eine Kleinigkeit, nämlich das genaue Ausrichten und Fixieren der Oberleitungsmasten will ich euch noch berichten, da dies ja im Vorfeld zu durchaus kontroversen Diskussionen Anlaß bot. Aber das mache ich beim nächsten mal. Es würde in dem gleich Folgenden sonst einfach untergehen.
Zunächst jedoch ein paar Antworten:
@Dieter: vielen Dank mal wieder zu deiner schönen Bildbearbeitung. Ich muss gestehen, dass ich mir das Programm zwar schon mal grob angeguckt, aber noch nicht aus probiert habe. Bei dem immer noch schönen Wetter - wer weiß, wie lange noch, und vor allem wie lange das dauern wird, bis es wieder mal so ist - zieht mich nicht viel vor den PC. Das ist dann eher was für trübe Novembersonntagnachmittage.
@Jan: ja, der Güterzug und die kurze Donnerbüchsengarnitur sind schon zwei Extreme. Und ob die beiden Donnerbüchsen meine kürzeste Garnitur sind: Radio Eriwan antwortet: "Im Prinzip ja, aber ich habe ja noch den Schienenbus 795. Als Solofahrt ist der die kürzeste Garnitur und auch mit Beiwagen ist er noch kürzer als die beiden Donnerbüchsen ohne Lokomotive!"
@Manu: ob das C-Gleis so laut ist, weiß ich nicht. Es ist zwar ein Unterschied feststellbar zwischen dem sichtbaren geschotterten Abschnitt und dem hinter der Kulisse, wo das Gleis nur mit doppelseitigem Klebeband auf dem Styrodur befestigt ist. Aber der Unterschied in der Lautstärke ist minimal. Das Klangbild ändert sich. Dadurch, dass durch den Schotter mehr Resonanzboden vorhanden ist, hört man hier auch die tieferen Frequenzen, während der ungeschotterte Abschnitt obertonreicher ist. Und zum Thema Lautstärke: ich bin MoBa-technisch mit dem M-Gleis sozialisiert worden. DAS war laut!
@Erik: wenn du mit den Alterungsanregungen etwas anfangen kannst, dann freut mich das sehr. Da hat sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt. Es ist auch ein schönes Gefühl, nicht immer nur von euch anderen zu profitieren, sondern auch einmal etwas zurück geben zu können!
@Alex: das mit den Lampen fällt bei normaler Betrachtung nicht auf, aber Fotos können da wirklich gnadenlos sein. Was zu dem Gefühl der Schiefe noch beiträgt sind die Oberleitungsmasten, die in dem Bereich noch nicht ausgerichtet sind. Die sind noch deutlich sichtbar schief. Aber da nähern wir uns bereits an!
So, nun aber zu den neusten Neuigkeiten. Das wird jetzt ein langer Bericht und ich hoffe, dass eure Internetverbindung nicht zu langsam ist; ansonsten kann man sich ja zwischendurch einen Kaffekochen, Rasen mähen, das Auto waschen... Doch seht selbst:
Was linst den da so vorwitzig aus dem Tunnel heraus?
EMMA und Lukas machen Station in Sagau!
Gezogen wird die Garnitur von Emmi, quasi der großen Schwester EMMAs.
Der Besuch erfolgte in größter Geheimhaltung. Gerade vor der anstehenden Wahl wollte Bürgermeister Nötzold die Bürger mit einem echten Kracher überraschen, der ihm seine Wiederwahl sichern soll, das würde die Diskussion um die rätselhafte Spaghettideformation ein für alle Mal verstummen lassen. So ließ er es sich nicht nehmen, EMMA und Lukas am Bahnhof persönlich zu begrüßen:
Ganz jovialer Politiker lädt Bgm. Nötzold Lukas und EMMA ins Rathaus zu einem Festbankett und dem anschließenden Eintrag ins Godene Buch der Gemeinde ein. Doch EMMA ruft: "Laaangweilig!" Nötzold "...?!?..." EMMA: "Ich bin eine Lokomotive und kein Wahlgeschenk. Außerdem herrscht in Rathäusern Rauchverbot und ich bin doch eine Dampflok! Ich möchte mir lieber dampflöckisches angucken und die Leute und ganz Sagau kennenlernen!" Nötzold wirkt zerknischt und wendet sich an Lukas: "Können Sie da nicht irgendwie auf sie einwirken. Die ganze Organisation und nicht zuletzt meine Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel." "Tja", antwortet Lukas, "zu den Aufgaben als Politiker gehört es meines Wissens, der Bevölkerung auch unpopuläre Wahrheiten nahe zu bringen. Sagen Sie, wie es ist. Das wird Ihrer Glaubwürdigkeit sicher nicht schaden. Während Sie dies im Rathaus regeln, schauen EMMA und ich uns hier ein wenig um. Anschließed führen Sie uns doch bitte durch Sagau; EMMA ist so neugierig!" Während sich Sagaus erster Bürger ein wenig zerknischt von Dannen macht, hat EMMA bereits Kontakt mit der Bevölkerung aufgenommen:
Am Bahnsteig trifft sie auf eine Gruppe Schüler. Lea-Sophie fragt: "Wer bist du denn?" "EMMA, und wer bist du?" "Ich heiße Lea-Sophie und ich fahre mit dem nächsten Zug nach Eutin zur Schule". EMMA wird hellhörig: "Das hört sich spannend an, kann ich mitkommen?" "Ich glaube, das gibt Ärger", antwortet Lea-Sophie. EMMA läßt traurig ein wenig Dampf ab. "Aber du kannst mein Pausenbrot haben", sagt Lea-Sophie, "denn Pause ist das Schönste an der Schule!" "Vielen Dank, Lea-Sophie, aber ich glaube, das mag ich nicht besonders." "Was ist du denn, wenn du Pause hast?", fragt Lea-Sophie. "Also," sagt EMMA, "dann esse ich jede Menge Kohlen und trinke einen großen Schluck Wasser!" "Kohlen!?" fragt Lea-Sophie ungläubig, "die würden mir nicht schmecken. Ißt du auch was, was ich auch mag?" "Ich weiß nicht", antwortet EMMA. "Lukas, das ist mein Lokomotivführer, gibt mir ab und zu einen Tropfen Öl..." "Oh, Öl ist gut. Das tut Mama immer an den Salat. Siehst du, EMMA, da gibt es doch etwas, was uns beiden schmeckt!"
Nachdem Lea-Sophie in den Zug gestiegen ist schaut sich EMMA weiter auf dem Bahnsteig um. DAbei sieht sie zwar schwer schuftende Bauarbeiter:
"Hallo, ich bin EMMA! Ich bin eine kleine Lokomotive, aber ich habe ordentlich Dampf auf dem Kessel und ich bin unternehmungslustig. Kann ich euch beiden helfen?" Da sagt der eine Baurbeiter: "Hallo EMMA, ich bin Kuddel. Das ist sehr lieb von dir, aber wir sind hier fast fertig. Wir müssen nur noch die Platten wieder einsetzen und gehen dann mit dem Rüttler drüber, das war's." "Kann ich denn gr nichts für euch tun?", fragt EMMA. Kuddel überlegt. Nach einigen Momenten antwortet er: "Du kannst dich hier sicher nützlich machen, ganz Sagau ist eine Baustelle, hier ist so gut wie nichts fertig, da können wir Hilfe immer gut gebrauchen. Im Augenblick wird gerade viel geschottert. Frag doch mal die Emmi, die dich hergebracht hat. Die ist zwar nicht mehr im Regeldienst, aber die kennst die anderen Lokomotiven noch aus der Zeit, als die so klein waren wie du. Und Emmi weiß alles!"
"Duuuu, Emmi", sagt EMMA, "kann ich dich mal was fragen?". "Ja sicher", antwortet Emmi, "frag nur!" "Der Kuddel, also der Kuddel von der kleinen Baustelle gegenüber", beginnt EMMA ganz aufgeregt, "der sagt, dass es hier genug zu tun gibt, und das hier geschottert werden soll. Ich will auch schottern!" Emmi überlegt: "Nun ja, ich bin ja eigentlich schon lange raus aus dem aktiven Dienst. Ich bin ja schon eine sehr alte Lokomotive und kann nicht mehr so den Kesseldruck aufbauen wie früher. Du weißt ja, die Feuerbüchse... Ich ziehe nur noch manchmal einen Sonderzug. Aber natürlch weiß ich noch wie's geht. So ein Schotterwagen ist natürlich ganz schön schwer, aber zusammen könnten wir es schaffen!"
"Wenn du ziehst, EMMA und ich schiebe, dann schaffen wir das! Und immer vorsichtig und gleichmäßig dosieren", rät Emmi, "Bürgermeister Nötzold sagt immer: das Schotterbett ist die Visitenkarte des Gleiskörpers. Da müssen wir mit äußerster Sorgfalt zu Werke gehen."
Nachdem sie eine Weile freudig vor sich hin geschottert haben, hat Bgm. Nötzold seine ihm unangenehmen Amtsgeschäfte erledigt und kehrt zu EMMA und Lukas zurück. "So, nachdem ihr euch hier auf dem Bahnsteig ein wenig umgesehen habt, schauen wir uns jetzt mal ein wenig Sagau an. Hier wird ja überall gebaut, denn wir sind eine aufstrebende Gemeinde, in der es alles, jeden Tag ein wenig besser geht" - (hüstel) - "natürlich dank meiner Unterstützung" - (wahlkampflächel). Lukas, der nicht sofort jedem blockflötenspielenden Seelenfänger hinterher rennt antwortet zweideutig: "Na, dann woll'n wir mal gucken".
"Irgendwie kommt mir das Gebäude bekannt vor", grübelt EMMA. "Ja, kein Wunder," antwortet Lukas, "das kommt aus unserer Heimat!" Bürgermeister Nötzold schaltet sich ein: "Sehr treffend bemerkt. Traditionelle Canisländer Architekturschule. Nebenbei bemerkt, bei allem Respekt. Wir sind froh noch ein Objekt VOR der düsteren Phase erstanden zu haben!
Nun aber möchte ich euch ein weiteres Infrastrukturprojekt vorstellen":
"Der erste Bauabschnitt unserer Dorfstraße!" Nötzold weist stolz in die Runde. "Hm, hm" macht Lukas und EMMA interessiert sich dann doch eher für die Bevölkerung und kommt mit ihr ins Gespräch. "Es gibt hier doch sicher noch viel mehr zu sehen, oder?" "Hier im Ortskern noch nicht", antwortet Frau Kunkel und schaukelt ein wenig den Kinderwagen des kleinen Oskar, "hier ist ja alles noch am werden. Sehr langsam zwar, aber das, was wir haben ist gut und von hoher Lebensqualität. Es gibt allerdings noch etwas anderes, von dem wir gar nicht so genau wissen, ob es das gibt..." EMMA wird neugierig und mit sich Mühe geben, nicht laut zu pfeifen, damit Oscar sich nicht erschreckt: "Was denn?" Frau Kunkel beugt sich von und sagt im vertraulichen Ton: "Die alten Leute hier machen manchmal so Andeutungen. Sie nennen es GROSSLAND. Aber Genaueres wissen wir nicht!"
EMMA wendet sich an den Bürgermeister: "Ich will GROSSLAND angucken!" Nötzold wird blass, das Wahlkampflächeln erstirbt... "Was haben Sie denn, wo bleibt die Souveränität?" fordert ihn Lukas heraus. Nötzold seufzt: "Mit GROSSLAND verhält es sich so. Es ist ein Gemeindeteil, den wir bei der letzten Gebietsreform zugeteilt bekamen, weil niemand ihn haben wollte. GROSSLAND ist äußerst gefährlich. Bisher habe sich nur wenige Sagauer dorthin getraut und sie haben Schreckliches erleben müssen. Wir wissen über GROSSLAND nur sehr wenig. Das einzige, was wir bisher herausgefunden haben, ist, dass in GROSSLAND alles 87mal größer ist, als bei uns", er blickt auf EMMA, "und wenn ich mir dich so angucke, etwa 160mal größer als du, EMMA! Und Gefahren, meine Gute, potentieren sich!!!" - "Da muss ich UNBEDINGT hin!" jauchzt EMMA. "Nein, EMMA, nicht mit mir!" bleibt Nötzold ungewohnt hart, "wer soll den hier die Amtsgeschäfte führen, wenn ich nicht zurückkehren sollte?" - "Ach, bittööööö" bettelt EMMA. Lukas zwinkert EMMA zu und wendet sich an Nötzold: "EMMA können sie vertrauen, sie ist sogar schon Raumschiff geflogen und sicher auf einer Pferdekoppel gelandet."
"Na gut", antwortet Nötzold nach reichlichem Überlegen, "ich gebe euch Herrn Martensen von der Polizei mit. Der war schon mal da draußen und ist heile zurückgekehrt":
POM Martensen grummelt: "Abgewählt gehört der Nötzold, abgewählt..." "Wieso denn"; fragt EMMA, "ist doch alles ganz friedlich hier, aber schon enorm groß! Ich möchte auf den Berg klettern!" Da wird es Martensen doch zu bunt und er lässt seine gesamte hoheitliche Autorität zum Vorschein treten: "Das ich von Nötzold zu diesem Himmelfahrtskomando eingeteilt wurde ist das Eine, bodenloser Leichtsinn das Andere! ir stehen hier vor dem Bungsbergmassiv und zwar vor der berüchtigten Nordroute. Von der letzten Seilschaft ist Otto Cobobes nicht zurück gekehrt. Man hat nie wieder etwas von ihm gesehen, er ist immer noch verschollen! Außerdem habe ich hier draußen 2 meiner Leute, meine Maschinenpistole und einen Hubschrauber verloren, als uns in riesiges schwarzes Monster angegriffen hat. Ihr wolltet GROSSLAND sehen und ihr habt GROSSLAND gesehen. Und jetzt heißt es Abmarsch, so lange wir noch die Gelegenheit dazu haben!"
Zurück auf dem Bahnsteig: "Ich habe das Gefühl, das war noch nicht alles, da gibt es noch viel mehr zu sehen. Ich will nochmal nach GROSSLAND", sagt EMMA zu Lukas. "Es war zwar wirklich sehr groß, aber im Vergleich zum Weltraum ist das auch so groß wieder nicht. Geh' und schau dir die Welt an! Außerdem traue ich diesen Politikern nicht über den Weg. Die bauschen immer so ein Horrorszenario auf um ihre Interessen durchzusetzen" sagt Lukas voller Vertrauen in EMMA. Ich mache jetzt erstmal Pause.
Und da Lukas im Gegensatz zu EMMA auch nur ein Mensch - und dann auch noch ein Mann ist - nimmt er das Angebot der schönen Anja dankend an, setzt sich neben sie beginnt mit ihr zu flirten:
'Liebesgeflüster in Sagau', denkt sich EMMA, 'aber lass sie. Ich schaue mir jetzt inner aller Ruhe GROSSLAND an:
Das ist wirklich alles groß hier, denkt sich EMMA, aber was haben die bloß, ist doch alles friedlich!
Doch plötzlich:
Vor Schreck läßt EMMA einen schrillen Pfiff ertönen. Doch niemand kann sie hören. Ist sie nicht eindringlich gewarnt worden, NIEMALS auf eigene Faust GROSSLAND zu erkunden... Etwas schwarzes mit glühenden Augen guckt EMMA an. "ichichich", stammelt EMMA panisch, "w w will dir nichts tun, ich willdoch nur gucken und außerdem bin ich nur auf Besuch hier. Ich resie sofort ab, wenn du das willst... guck mal, ich kann abreisen, ich habe nämlich Räder..." "Wenn du mir etwas antun willst, dann beiße ich dir den Schornstein ab. Das letzte Mal, als hier Zwege waren, haben die mich auch bedroht, da musste ich mich wehren. Die haben nicht mal gefragt, sondern gleich geschossen! Und dann haben sie mir noch so einen monströsen Namen verpasst - F R I T Z I L L A!"
"Das ist ja ungerecht", sagt EMMA, allerdings immer noch unsicher, ob sie dem Frieden trauen darf, "aber die kleinen Leue, die übrigends etwas größer sind als ich haben Angst vor dir!"
"Angst ist ein schlechter Berater. Sie gründet auf Vorannahmen und schafft Vorurteile. Und dann wird die Angst der kleinen Menschen immer größer, viel größer als ich es bin. Und weißt du, kleine Lokomotive, man hat zwar auf mich geschossen, aber sich nie mit mir gesprochen..."
Um wie vieles könnte das Leben einfacher sein, wenn wir der Welt offen und aufgeschlossen begegneten. Wir würden feststellen, dass nichts von Bedeutung ist. Bedeutung liegt nicht in der Welt an sich, sondern Bedeutung wird ihr von den kleinen Menschen gegeben. Durch dieses Bedeutung-geben erkennt man viel mehr über den jeweiligen kleinen Menschen, als über die Welt. Gut, dass EMMA eine kleine Lokomotive und kein kleiner Mensch ist. Lokomotiven stehen immer vorne am Zug (Ausnahme Wendezüge - die Feiglinge unter den Zügen) und brausen in die weite Welt hinein, die viel größer ist als sie selbst. Lokomotiven sind mutig und können Dinge erleben, die vielen kleinen Menschen stets verborgen bleiben:
Was wird EMMA wohl als nächstes erleben. Wir dürfen gespannt sein!
Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias