Die 111 ist wieder zuhause!
Mit reichlich Verspätung, und dies ist nicht allein der eingeschränkte Höchstgeschwindigkeit der 3yg-Wagen geschuldet, rumpelt die 111 mit ihrer Fuhre aus Bellstedt dem Endbahnhof ihrer Reise quer durch die Republik "Sagau" zu:
Doch der Reihe nach:
In Bellstedt hatte man den Zug sehnlichst erwartet, doch als er dann ankam, kam er doch ziemlich überraschend und plötzlich. In Bellstedt passieren eben unerklärliche Dinge, Ort und Zeit scheinen aufgehoben. Die Ursache war allerdings banaler. Im Zuge der Ortgestaltung Bellstedts wurde keine Baufirma, die man hätte in Regress nehmen können hinzu gezogen, sondern die Tiefbauarbeiten wurden vom Totengräber des Ortes höchstselbst übernommen. Dabei wurden in 6 Fuß Tiefe sämtliche Kommunikationskabel gekappt. Tja, und dann stand der Zug da und es musste ja weiter gehen.
In aller Hektik wurden der in Saugau dringend benötigte und sehnlichst erwartete "Canisbräu"-Bierwagen angehängt. Umgespannt wurden auch die Wagen. Die 3yg-Wagen, die in der Weihnachtszeit bis in die Bremer Region gereist waren, wurden im Ostholsteiner Bezirksverkehr dringend benötigt.
Aus dreierlei Gründen erwies sich die Disposition in Bellstedt im Verlauf der Fahrt zum Problem, denn drei, jede für sich gesehen harmlose, Faktoren führten zu der Verspätung:
1. der Bierwagen
2. der "MC Garagenkinder"
3. die Betriebswirte der Bahn (aber dafür können die Bellstedter nichts).
Mit Punkt drei verhält es sich so:
Betriebswirte sparen gerne. Davon verstehen sie was, aber das war's dann auch schon. So wurde natürlich das Reinigen der 3yg-Wagen eingespart. Unter den Sitzen lag folgendes: http://www.szeneluebeck.de/live-artikel/...nacht-2013.html. Ein "Garagenkind" fand den Artikel und man war sich einig: "da müssen wir hin!" Sie hätten allerdings auf's Datum achten sollen. So stoppten unsere wackeren Süddeutschen Helden den Zug in Lübeck, fragten sich durch und standen vor der MuK (Musik und Kongresshalle). ... Keiner da ... Da wurden die Garagenkinder aber ungemütlich!
Torfrock zeigte Verständnis, kündigte ein Zusatzkonzert an und die Hütte war voll. Bei einer zünftigen Bagaluten-Wiehnacht bestellt man sich immer 2 Bier. Eins wird in die Menge geworfen, das zweite geht durch die Kehle. Das von ihren Müttern mitgegebene Taschengeld reichte natürlich nicht, obwohl Mama noch einen Zehner draufgelegt hatte, weil sie mit frisch gewaschenen Kutten in den Zug gestiegen sind.
Den Weg zum Bahnhof kannten sie ja... Im Lübecker Polizeibericht sollte später stehen: "Bierwagen leer, Garagenkinder voll".
So nahm das Unheil seinen Lauf. In Sagau war im Rathaus außer dem Bürgermeister niemand anzutreffen. Der konnte sich das Geschehene überhaupt nicht vorstellen und vermutete "die Schmierfinken von der StAnz hinte der ganzen Aktion" (siehe dazu: viewtopic.php?f=64&t=81164 S. 41 unten).
POM Martensen, der Sagauer Dorfsheriff, war ratlos. Er wollte eine SOKO "Bagalut" ins Leben rufen, benötigte dafür jedoch die Genehmigung aus dem Ordnungsamt. Bloß da war niemand. Wen er auch fragte, er bekam immer dieselbe Antwort: "Die sind alle aufm Bau!" Was immer das heißen mag.
Zu guter letzt gelang es ihm doch noch drei Kollegen zu mobilisieren und er zog die Sache auf eigene Faust durch, denn eine wilde Motorrad-Gang in unserem beschaulichen Dorf, das geht nun gar nicht!:
So zog er die noch übrig gebliebenen, reichlich verwirrten und immer noch benebelten Garagenkinder aus dem Zug.
Die Sache mit dem Bierwagen entwickelte sich unterdessen zum Politikum, denn es war eigentlich für eine Baustelle gedacht. Zu Kommentaren war man aus dem Büro des Bürgermeisters jedoch nicht bereit. Der Bürgermeister sei mit einer Kantbank unterwegs. er muss da wohl was gerade biegen!
Hier endet die Reise der 111 nun. Hier began sie auch. Am frühen Morgen des Heiligen Abends. Sie führte über 12 Stationen und gut 1800 Kilometer. Bis nach Hessen verlief die Fahrt störungsfrei, doch seitdem häuften sich die Vorfälle: in Würzburg waren die Fahrdienstleiter erkrankt. Der Bahnhof konnte lediglich angefahren werden. Das ist bei der Bahn nichts ungewöhnliches, aber dennoch Ärgerlich. In Graswüstingen wurde dem Zug ein Weinfasswagen beigefügt, dieser jedoch bei Baden-Baden Oos überfallen. Die Garagenkinder, die derzeit in Sagau verhört werden, können sich an nichts erinnern. Ihre Aussage wirkt glaubhaft. Dennoch sind die Indizien erdrückend. Denn hier stiegen sie zu. Bis Bellstedt durchaus friedlich. Wahrscheinlich hatte der Ort und die Geschichten, die sich um ihn weben, für gehörigen Eindruck gesorgt, so dass sie, wie eben berichtet auf der Schlussetappe ganz schön übermütig geworden sind.
Lokführer Carsten Wendt, der die ganze Zeit auf der Maschine Dienst tat, soll's egal sein. Er hat abgekuppelt und rückt mit seiner 111 zwecks gründlicher Durchsicht ins BW ein...
...und macht FEIERABEND!
Auf diesem Wege nochmal ein großes Dankeschön an alle, die an dieser Aktion mitgemacht haben! Der Reise ist über viele tolle Anlagen, keine wie die andere gefahren. Ein Ziel von mir war es auch, das auf diesem Wege andere Mitstummis auch Anlagen kennen lernen, die sie vorher noch nicht beachtet hatten. Sie wie ich aus den Reaktionen ersehen konnte ist dies gelungen. Und überrascht hat mich auch die Resonanz. Ich dachte, wir juckeln ein wenig über unsere Anlagen, zeigen etwas Rollamterial und nach 2 Tagen interessiert das eh keinen mehr. Deshalb habe ich den Thread ursprünglich auch in die Tagesthemen gestellt. Aber in dem Punkt habe ich mich gründlich (aber auch gerne) geirrt.
Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias