Hallo Kolleginnen und Kollegen,
angeregt duch die Anlage von Bernd "Irgendwo in Preußen" in der Ruhmeshalle und meinen derzeitigen Bemühungen um eine Epoche 1 Anlage im Schwäbischen habe ich mich entschlossen, hier einen eigenen Fred aufzumachen, um die Frage zu erörtern, was denn aus modellbauerischer Sicht notwendig ist, um eine Epoche 1 Szene überzeugend darzustellen. Dazu kopiere ich ein paar Beiträge hier her:
Jürgen schrieb:
Zitat
Hallo Bernd,
ausgezeichnete Arbeit. Vielen Dank, dass Du sie uns hier zeigst.
Wie Du schreibst, stellst Du den Zustand Ende der Zwanziger Jahre dar. Mich beschäftigt die Frage, was denn die Zwanziger (oder früher) gestaltungsmäßig ausmacht, so dass man sie direkt der richtigen Zeit zuordnet. rollendes Material, Personen, Fahrzeuge ist ja klar. Aber was macht die Zeit darüber hinaus aus ? Einige Hinweise haben wir ja schon, z.B. Schriftart.
Leider ist die ganz große Masse der Bilder schwarz-weiß. Das macht die Farbgestaltung schwierig. Aber viele zeitgenössische Fotos haben einen ganz eindeutigen Flair, der, wie ich finde, sehr schwer auf die Anlage zu transportieren ist. Hast Du hierzu Ideen ?
Ich könnte mir vorstellen, dass gerade in ländlichen Bereichen viele Wegeinfasungen nicht äußerst akurat ausgeführt wurden bzw. entsprechend bewachsen waren. Zum einen fehlte wahrscheinlich das Geld für Randsteine und zum anderen machte das Arbeit und die Leute hatten sicher viel weniger Zeit, sich um solche Details zu kümmern.
Ein anderer Gedanke ist, dass je nach Wochenentag die Leute viel mehr Arbeit hatten und entsprechend Tätigkeiten ausführten bzw. gekleidet waren. Freizeit hatte ja einen anderen Stellenwert.
Hättest Du noch mehr Ideen ?
Bernd schrieb:
Zitat
Hallo Jürgen,
schön, dass dir meine kleine Anlage gefällt.
Bei der Farbgestaltung sehe ich persönlich keine großen Probleme. Wie du schon schreibst, kann man auf den schwarz-weißen Bildern nur hell und dunkel unterscheiden. Es gibt aber auch so gut wie keine Zeitzeugen mehr, also gestalte ich es so wie ich es mir vorstelle. Da ich Jahrgang 49 bin, besteht wohl etwas Ähnlichkeit mit den Farben meiner Kindheit.
Natürlich hatten die Wege und Straßen keine Einfassungen, meistens gab es neben der gepflasterten Fahrbahn noch einen Sommerweg. Hier hilft aber Google und Co.
Das Angebot an entsprechend gekleideten Preiserlein ist auch sehr begrenzt, aber man kann ja mit Farbe (grau und schwarz) die kleinen Leutchen „umkleiden“.
Ich will alles so dezent wie möglich gestalten, damit es ein für mich stimmiges Bild ergibt.
Dirk antwortete:
Zitat
Ich klink mich hier mal ein, da ich mit meinen Epoche I "Büttenwarder"-Segmenten auch mit der Thematik u.a. der "Farbigkeit" (der Kleidung) früherer Epochen beschäftige. Mein Haupthobby analoge Fotografie hat mir da etwas den Horizont erweitert, dass die Welt auch damals nicht so monochrom war, wie wir uns (unbewußt) durch die hauptsächlich bekannte Schwarzweißfotografie glauben machen.
Immer wieder stolpert man auch in früheren Zeiten über farbige Aufnahmen, die es schon damals sehr wohl gab, nur natürlich nicht in "Großserie" und für jeden verfügbar. So ist in Deutschland vor allem die Fotografin Käthe Buchler bekannt, die in den Jahren 1913 bis 1930 farbige Autochromeplatten fotografierte (eine frühe Form des Dias) und insgesamt 175 farbige Aufnahmen aus jener Zeit der Nachwelt hinterließ, heute im Museum für Photografie, Braunschweig, erhalten. 2006 erschien ein Büchlein mit einer Auswahl ihrer Aufnahmen (Die Welt in Farbe, Käthe Buchler - Autochrome 1913-1930, Hrsg. Miriam Jung & Franziska Schmidt, Appelhans Verlag, Braunschweig). Anhand der hauptsächlich fotografierten Natur lässt sich die 'Richtigkeit' der Farben auch heute noch gut kontrollieren, die mehr oder weniger zufällig auf diesen Aufnahmen fotografierten Menschen sind durchaus farbig gekleidet, wenn auch nicht pink oder neongrün.
Man sollte als Anhänger früherer Epochen also seine Preiserlein nicht alle grau und schwarz anmalen, das wird der Zeit nicht gerecht!
Zuerst einmal: Danke für den Literaturtip. Es gab auch einmal einen mehrteiligen Beitrag in ARTE über einen Mäzen, der, ich glaube um die Jahrhundertwende, Fotografen in die Welt schickte, um sie farbig zu dokumentieren. Vielleicht finde ich noch etwas zum Thema.
Was mir an alten Bildern oft auffällt, ist die Tatsache, das im ländlichen Raum wenig Menschen zu sehen sind. Ich nehme an, sie waren i.d.R. bei der Arbeit. Auf dem Feld und im Haushalt gab es ja nur wenige bzw. sehr einfache Maschinen. Vieles wurde mit der Hand erledigt. D.h. Figuren gehören einfach gekleidet auf das Feld. Wer konnte (und wollte) sich eine Fahrkarte in die Stadt leisten. Das waren wahrscheinlich nur wenige. Ich vermute, tagsüber war nicht so viel los. Andererseits gab es teilweise dichte Zugfolgen. Pendlerverkehre waren sicher in der damaligen Zeit (ich meine vor allem Ende Epoche 1) schon vorhanden. Aber längere Strecken wurden noch nicht durchgeführt, oder ?
Ich würde mich freuen, wenn es hier noch mehr sachdienliche Hinweise gäbe.
Viele Grüße
Jürgen