Liebe Modellbahnfreunde,
in den vergangenen Tagen habe ich meine Märklin 290 ozeanblau-beige (37900) mit einem Märklin Sounddecoder mSD Diesel mit Schnittstelle (60946) und einem Pärchen Märklin NEM-Telexkupplungen (erhältlich unter der Ersatzteil-Nummer 117993) ausgerüstet.
Umbauziele waren:
1. Einbau des mSD Decoder
2. Umrüstung auf weiße Spitzenbeleuchtung
3. Erweiterung der Lichtfunktionen: Dreilicht-Spitzensignal und rote Rücklichter separat fahrtrichtungsabhängig schaltbar, Doppel-A-Licht im Rangiergang (LV, LH, AUX3, AUX4)
4. Einbau einer Telexkupplung, fahrtrichtungsabhängig schaltbar (AUX1, AUX2)
Der Umbau war nicht ganz einfach, aber dank einiger Hinweise, die ich hier im Forum entdeckt habe, hat es dann doch geklappt.
Da ich von der neuen Decoder-Generation von Märklin völlig begeistert bin und sich damit auch funktionsarme Modelle gut nachrüsten lassen, möchte ich meine Erfahrungen hier zur Anregung und Motivation für andere Umbauten festhalten.
Hinweise:
* Es empfiehlt sich der Einsatz einer Lötstation mit einer sehr dünnen Lötspitze. Eine Löttemperatur von 300° C ist dabei ausreichend.
* Die Programmierung der CV des Decoders wurde mit einer Mobile Station 2 mit Software Version 1.81 über das Lok-Protokoll DCC vorgenommen
* Aufgrund des beschränkten Einbauraumes empfiehlt sich die Verwendung dünner Kabel
* Nachmachen auf eigene Gefahr!
1. Einbau des mSD Decoders
Die 37900 war ursprünglich mit dem spannungsempfindlichen "Ruckel-Sinus" ausgeliefert worden und wurde deshalb von mir damals zur Korrektur des Problems an Märklin eingesandt. Die Hauptplatine wurde getauscht, der Motortreiber ist jetzt nicht mehr spannungsabhängig.
Märklin verwendet für die Spannungsversorgung dieser Platine mit +5V den AUX4-Ausgang des mfx-Decoders, der auf der 21-poligen Schnittstelle steckt (siehe diesen aufschlussreichen Beitrag). Damit ist die Normung der Schnittstelle wie hier gut erklärt auf dieser Platine hinfällig.
Abhilfe schafft vermutlich der Einsatz eines Decoders mit unverstärktem Ausgang AUX4. Für mein Umbauprojekt benötige ich jedoch alle vier verstärkten AUX-Anschlüsse des mSD Decoders, warten auf den vermutlich passenden Märklin SoundDecoder mSD-Spezial fällt somit aus, da dieser nicht über vier verstärkte Ausgäng verfügt.
Die pragmatische Lösung war die direkte Verbindung des Decoder-Pins +5V mit AUX4 auf der Hauptplatine. Hierzu habe ich Pin 12 (Vcc) mit Pin 4 (AUX4) über ein dünnes Kabel verbunden. Das Kabel habe ich direkt an die Füße des Schnittstellensteckers auf der Hauptplatine gelötet. Um aufgesteckte Decoder durch diese Maßnahme nicht zu beschädigen, habe ich den Stift an Pin 4 mit einem dünnen Seitenschneider abgezwickt und den verbleibenden Stumpf mit Klebeband isoliert.
Ein nach diesem Eingriff durchgeführter kurzer Fahrtest der Lokomotive mit dem ursprünglich verbauten Decoder bestätigte, dass alles wie erhofft funktioniert und der mSD Decoder eingesteckt werden kann.
Als nächstes sind folgende CV des mSD Decoder zu programmieren:
- CV 52 auf Wert 1, um die Motorregelung für den Softdrive Sinus zu aktivieren
- CV 56 auf Wert 0, um den Regelung des Decoders zu deaktivieren (die Regelung des Sinus-Motors wird vom Motortreiber übernommen)
Nun kann die Lok mit dem mSD Decoder gefahren werden.
Dem mSD Decoder sind zwei unterschiedliche Lautsprecher beigepackt. In der 290 empfiehlt sich der Einsatz des länglichen Lautsprechers.
Das schwarze Kunststoffteil in der Lokomotive, auf dem die Hauptplatine eingeklipst ist, hat bereits zwei Formungen über dem schleiferlosen Drehgestell für den Einbau von runden Lautsprechern. Die beiligenden Lautsprecher passen jedoch beide nicht hinein. Deshalb habe ich die Wände dieser beiden Formungen mit dem Seitenschneider entfernt, so dass nur noch der oben liegende Boden übrig bleibt. Auf diesen lässt sich dann perfekt die Unterseite des länglichen Lautsprecher mit zwei Tropfen Sekundenkleber fixieren. Der Lautsprecher selbst wirkt dann in Richtung Drehgestell.
Der Stecker des Lautsprechers wurde abgetrennt, die beiden Anschlusskabel etwas verlängert und an die Füße von Pin 9 und 10 des Schnittstellensteckers gelötet.
2. Umrüstung auf weiße Spitzenbeleuchtung
Die je Seite drei serienmäßig verbauten gelben Leuchtdioden des Spitzensignals sitzen:
* auf der Hauptplatine (für oberes Licht)
* in der linken und rechten Beleuchtungseinheit an der Rangierbühne
Als Ersatz habe ich kaltweiße Leuchtdioden der SMD-Bauform 0603 mit einer Helligkeit von 180mcd und einem Abstrahlwinkel von 140° verwendet. Diese sind (noch) deutlich preiswerter als warm- oder goldweiße LEDs. Da weiße LEDs deutlich heller leuchten als die ursprünglich verbauten gelben LED, habe ich in der Zuleitung des Spitzensignals zwischen Hauptplatine und Rangierbühne jeweils einen Widerstand von 6 kOhm verbaut.
Die beiden Leuchtdioden auf der Hauptplatine lassen sich leicht ablöten und ersetzen.
Schwieriger ist es bei den beiden Dioden an der Rangierbühne. Das möchte ich nicht nochmal machen müssen.
Hier gibt es dazu einen bebilderten Beitrag aus diesem Forum.
Um die kaltweiße Farbtemperatur der LEDs in warmweiß umzuwandeln behelfe ich mir wie hier in diesem Forum vorgestellt mit einem orangen Filzstift vom Typ Edding 3000 und färbe damit die LEDs ein. Das klappt hervorragend. Wenn das Licht zu orange wird, hilft ein in Spiritus getränktes Wattestäbchen, um etwas von der orangen Farbe wieder zu entfernen.
Hinweis: Die korrekte Einbaurichtung der Leuchtdioden ist zu beachten, da diese bauelementbedingt nur bei richtiger Einbaurichtung arbeiten.
3. Erweiterung der Lichtfunktionen
Im Auslieferungszustand sind das fahrtrichtungsabhängige Dreilicht-Spitzensignal und die zwei roten Rücklichter am anderen Ende der Lok fest miteinander verdrahtet, d.h sie können nur gemeinsam geschaltet werden.
Um die Rücklichter separat schalten zu können, habe ich deren Anschlusskabel auf der Hauptplatine abgelötet. Beide Leitungen habe ich verlängert und jeweils mit einem Vorwiderstand von 1 kOhm versehen. Der Einbau eines Vorwiderstandes ist erforderlich, da der auf der Hauptplatine vorhanden Vorwiederstand nicht mehr verwendet wird. Bei Betrieb ohne Vorwiderstand sind die Leuchtdioden innerhalb weniger Sekunden zerstört.
Eine Leitung der Rücklichter habe ich an den Fuß von Pin 13 (AUX3) am Schnittstellenstecker gelötet. Die andere Leitung habe ich an ihrem Ende mit reichlich Lötzinn verzinnt, in die freie AUX4-Buchse des Decoders gesteckt (der Pin des Schnittstellensteckers it ja abgezwickt und wir können nun ein Kabel von oben in die Schnittstellenbuchse des Decoders stecken) und mit Klebeband fixiert und isoliert.
Die fahrtrichtungsabhängigen Rücklichter sollen mit Funktion F1 schaltbar sein. Deshalb sind die CVs für das Function-Mapping von F1 wie folgt zu belegen:
* CV 262 auf Wert 32 (nur AUX4 an bei Vorwärtsfahrt)
* CV 362 auf Wert 16 (nur AUX3 an bei Vorwärtsfahrt)
* CVs 263, 264, 265, 363, 364 und 365 auf Wert 0 setzen, damit keine AUXe/Sounds ausgelöst werden.
Die Werte von CV 262 und CV 362 sind ggf. zu tauschen, wenn die Rücklichter andersherum an AUX3 und AUX4 angeschlossen wurden.
Wem die roten Rückleuchten zu hell leuchten, kann diese über die CV 125 (AUX3) und CV 128 (AUX4) dimmen. Dazu sind lediglich die standardmäßig gesetzten Werte von 255 in den beiden CV zu reduizieren. Ich habe beobachtet, dass ein wirklicher Dimmeffekt bei Leuchtdioden erst mit niederigen zweistelligen oder gar einstelligen Werten feststellbar ist.
Für das Doppel-A-Licht im Rangiergang auf Funktion F4 sind die beiden CV 277 (vorwärts) und CV 377 (rückwärts) auf den Wert 3 zu setzen, um die Ausgänge LV und LR zu aktivieren.
4. Einbau einer Telexkupplung
Die verbauten Kurzkupplungen werden aus dem Normschacht gezogen und durch die Telexkupplungen ersetzt. Die dünnen Anschlussleitungen habe ich durch die Aussparungen für die Drehgestelle ins Innere der Lokomotive geführt. Die Anschlüssse der am dem Decoder abgewendeten Lokende verbauten Telexkupplung sind zu verlängern, damit sie bis zum Decoder reichen.
Die grauen Kabel habe ich als Rückleiter definiert und deshalb mit Pin 16 auf der Hauptplatine verbunden (von diesem ging erfreulicherweise eine Leitung ab, die auf einem größeren unbelegten Lötpad endete. Dort ließen sich die beiden grauen Leitungen einfach anlöten).
Die schwarzen Kabel habe ich jeweils am Fuß von Pin 14 und 15 angelötet.
Danach muss der Decoder programmiert werden, um die Telexkupplung korrekt anzusteuern. Da ich hierfür keine Dokumentation gefunden habe, bin ich durch Ausprobieren auf folgende Konfiguration gestoßen, die nach meiner bisherigen Erfahrung passt (Hypothesen basierend auf Beobachtung):
* Modus - CV 118 (AUX1), CV 121 (AUX2) auf Wert 15: In diesem Modus scheint anfangs für einen kurzen Moment volle Betriebsspannung auf dem Ausgang zu liegen, um die Telexkupplung zu aktivieren. Da danach eine geringere Spannung auszureichen scheint, um die Telexkupplung geöffnet zu halten, fällt die Spannung danach (gemäß Einstellung Dimmer) auf eine geringere Haltepsannung ab
* Dimmer - CV 119 (AUX1), CV 122 (AUX2) auf Wert 125: Mit diesem Wert scheint die Haltespannung für einen sicheren Betrieb der Telexkupplung ausreichend
* Periode - CV 120 (AUX1), CV 123 (AUX2) auf Wert 80: Nach meinen Beobachtungen schaltet der Ausgang im Modus 15 nach der im Perioden-CV definierten Dauuer automatisch ab. Somit wird eine Überhitzung der Magnetspule und somit eine Schädigung der Telexkupplung vermieden. Für die Dauer scheint folgende Formel zu gelten: Dauer Ausgang aktiv = Wert CV Periode * 50 ms
Ganz zum Schluss wird alles wieder zusammengebaut, wobei das Aufsetzen des Gehäuses im Bereich des Führerhauses aufgrund der vielen (zusätzlichen) Kabel etwas Geduld und Geschick verlangt.
Wenn die Lok dann aber ihre ersten Runden dreht und mit Sound und Telexkupplung Rangiermanöver durchführt, sind die Mühen des Umbaus schnell vergessen!