Meines Wissens gibt es zwei Weichenantriebe, die sich ins Gleisbett des C-Gleises einbauen lassen: den Doppelspulenantrieb von Märklin und den motorischen Antrieb von Viessmann. Letzterer stellt die Weiche vorbildgetreu langsam, ist aber auch teuer und laut. Daher habe ich mich nach einer Alternative umgesehen und diese in einem Eigenbau gefunden.
Kostengünstiger als Motoren sind Memorydrähte. Sie ziehen sich zusammen, wenn sie von Strom durchflossen werden. Ich entschied mich für Nitinoldraht von 0,1mm Durchmesser. Bei einem Stromverbrauch von etwa 0,2A erreicht er eine Zugkraft von 150g. Genug, um eine Weiche zuverlässig zu stellen.
Etwa 4% der Drahtlänge stehen zur Kontraktion zur Verfügung. Das ist ein Grund dafür, dass ich den Memoryantrieb für die schlanken Weichen hernehme. Sie bieten mehr Platz. Der andere Grund ist, dass dieser Aufwand für meine Normalweichen zu groß wäre. Die optische Wirkung der schlanken Weichen erreichen sie ja ohnehin nicht.
Sehen wir uns einmal meinen ersten Prototypen an! Die Stelldrähte ist direkt an der Scheibe befestigt, an der auch die Totpunktfeder und der Doppelspulenantrieb, falls vorhanden, ansetzen. Dazu setzte ich hier zwei Bohrungen. Die Totpunktfeder bleibt erhalten, denn sie hält die Weiche in ihrer Endlage fest. So braucht der Antrieb nicht dauerhaft Strom und der Handstellhebel kann auch weiterhin benutzt werden.
Am anderen Ende der Weiche habe ich einen Haken aus Messingdraht angelötet. Um ihn elektrisch vom Fahrstrom zu trennen, setzen die Stelldrähte nicht direkt an, sondern sind mit einem Stück Bindfaden festgebunden.
Und so sieht der Antrieb insgesamt aus. Der Mittelleiter wurde mit Papier isoliert. Zwei Federn spannen die Drähte, damit sie sich nicht verheddern. Der Antrieb funktioniert. Er stellt die Weiche geringfügig schneller als der Viessmann-Antrieb, aber auch deutlich leiser. Mit der Befestigung der Drähte war ich aber noch nicht zufrieden.
Der zweite Antrieb erhielt daher eine Vorrichtung, die die Drähte in Längsrichtung spannt. Die Leiterplatte ist mit dem Mittelleiter und dessen Kontaktzunge verlötet, Fahrstrom und Stellstrom sind trotzdem voneinander getrennt. Als Federn verwende ich zwei Schaltschieberfedern. Die Drähte verlaufen durch zwei Messingrohre, die nicht zur Drahtführung dienen, sondern als Anschlag für die Federn. Sonst würden die Memorydrähte eher die Federn spannen als die Weiche zu stellen.
Wie man unten sieht, nimmt die Stellvorrichtung nun viel weniger Raum ein. Damit bleibt Platz für einen WeichEi-Decoder; hier nur als unbestückte Platine im Bild. Dieser ist nicht nur sehr kostengünstig, er erlaubt auch ein Einstellen der Stellzeit. Prinzipiell ist der Antrieb dauerstromfest, seine Vorwiderstände sind es aber nicht. Außerdem will man ja keinen Strom verschwenden. Welche Stellzeit optimal ist, muss ich noch herausfinden.
Apropos Vorwiderstände: Im Moment begrenze ich den Strom noch mit zwei parallel geschalteten Widerständen von je 180Ω. Sie verkraften je 1W, werden aber während des Stellens mit 1,8W belastet. Da sie danach genug Zeit zum Abkühlen haben, hege ich keine Bedenken bezüglich ihrer Haltbarkeit. Trotzdem suche ich derzeit nach einer Möglichkeit, die Betriebsspannung verlustarm zu vermindern. Schließlich betreibe ich einen Weichenantrieb und keine Elektroheizung.
Eine weitere Kinderkrankheit des Antriebs muss noch behandelt werden: Gelegentlich hakelt er etwas oder schaltet mit einem Ruck. Ich suche noch nach der Ursache. Davon abgesehen bin ich mit dem Memoryantrieb sehr zufrieden. Die Kosten sind mit unter 5€ pro Weiche (ohne Decoder) gering, die Weichen werden zuverlässig geschaltet und die Geräuschentwicklung ist viel geringer als bei den fertig erhältlichen Antrieben. Man hört nur ein sehr leises Knarren, das vermutlich von der Totpunktfeder kommt.
Auf Wunsch kann ich den Bau noch genauer beschreiben. Bis dahin freue ich mich auf Meinungen, Fragen und Kommentare.