Moin Marius,
in meinem Planungsthread mit dem Titel "Zwang des Raumes!" habe ich etwa ab Seite 3 den eigentlich relativ kleinen Bahnhof von Linz am Rhein geplant:
H0-Planung für meinen Kellerraum (4 x 10 m). Mittlerweile zugunsten einer Spur-0-Anlage mit zwei Ebenen verworfen.
Die Mittelzunge der Anlage ist etwa 8 m lang. Trotzdem war Linz nur mit extrem vielen Kompromissen da unterzubekommen. Deine geplante Anlage ist ja nun schon in einer Größe, in der es schmerzhaft ist, wenn man während des Baus feststellt, dass man voreilig angefangen hat. Nach meinen Erfahrungen seit dem Wiederentdecken des Hobbies Modellbahn vor ca. 18 Monaten kann ich dir folgende Empfehlungen geben:
1. Sich bewusst werden, was man selbst will
In Deutschland ist eigentlich das Thema "zweigleisige Hauptstrecke + Nebenstrecke" der Mainstream - der Ausgangspunkt an dem (fast) jede Planung anfängt. Nun ist aber einfach die Frage die man sich selbst stellen muss "Will ich das eigentlich selbst, oder mache ich das, weil es alle anderen auch machen und ich damit am Leichtesten Anerkennung und Zustimmung finde?". Wenn man das selbst will, kann man mit der Planung anfangen. Wenn nicht, sollte man auch mit der Planung anfangen, aber sich beständig nach neuen Ideen und Vorlieben umgucken. Wenn man 1.000 Euro für die Unterbaukonstruktion ausgegeben hat, ist es oft zu spät, den Plan noch mal zu ändern - oder man muss sehr viele Kompromisse eingehen. Bei der Bewusstwerdung hilft einer der beiden Fragebögen zur Anlagenplanung.
In jedem Fall gilt "Weniger ist mehr!" - eine Anlage sollte nicht mit Themen und Motiven überfrachtet werden!
2. Wahl der Spurweite
Nicht zu vernachlässigen ist auch wie Wahl der Spurweite. Je schneller die Modellgeschwindigkeit der Züge, desto kleiner können die Spurweiten ausfallen. Je langsamer die Züge fahren sollen, desto größer sollte die Nenngröße werden. Wer endlose Reise- oder Güterzüge sehen will, die sich in stilisierten Landschaften bewegen, wird mit Spur T ganz gut bedient sein. Wer eine Bergwerksbahn mit 350 mm Spurweite darstellen will, findet sein Vergnügen eher in Nenngröße II oder größer. Der Großteil der Modellbahner wählt etwas im Bereich N – H0.
3. Analog oder Digital?
Jetzt ist auch die Frage, ob man digital oder analog fahren möchte? Das hängt ebenfalls sehr stark von Vorlieben, aber auch vom Budget ab. Analoge Systeme sind interessant für Neueinsteiger mit geringem Budget und für Leute, die eher Lokführer als Fahrdienstleiter spielen wollen. Für alle anderen sind digitale Steuerungen interessanter.
4. Planungsbeginn
Hier im Forum gibt es eine Unterrubrik Anlagenplanung. In der sollte man erst mal seine eigenen Gedanken ausbreiten und vorantreiben, bis eine merkliche Reifung des eigenen Ansatzes eingetreten ist. Erst wenn man sich sicher ist, ein geeignetes Thema gefunden zu haben, dass einen auch in 10 Jahren noch erfreut (so eine Modellbahn ist ja ein langfristiges Projekt), sollte man wirklich anfangen. Um die Planungsphase zu überbrücken, kann man eine kleine Übungsanlage bauen. Dabei merkt man oft erst, wo die eigentlichen Vorlieben liegen. Entsprechend kann man seine Planung modifizieren.
5. Baubeginn
Wenn der Großteil der eigentlichen Planungen abgeschlossen ist, kann man mit dem Bau beginnen. Man sollte sich bewusst sein, dass der eingeschlagene Weg umso festgelegter ist, je weiter der Bau des Unterbaus voranschreitet. Sehr hilfreich ist es, wenn man Konstruktion und Bau des Unterbaus nicht als notwendiges Übel, sondern als befriedigende Tätigkeit und als Fundament des Hobbies begreift. Entsprechend sollte man ihn konstruieren. Arbeitet man lieber mit Metall als mit Holz, dann ist ein Metallunterbau besser. Mag man eher Holz, dann nimmt man Holz. Mag man eher Beton, dann sollte man eine Gartenbahn bauen!
Allgemeine Hinweise
Auf jeden Fall gilt: Die Arbeiten machen, wenn man Lust drauf hat und sie so ausführen, wie man Lust drauf hat. Grade bei Modellbahfans gibt es eine nennenswerte Fraktion von Menschen, die das Hobby scheinbar nur betreiben, damit sie auch mal andere maßregeln können und nicht immer nur selbst gemaßregelt werden. Von solchen (oft recht kleingeistigen) Menschen sollte man sich nicht treiben lassen, sondern sein Ding so durchziehen, wie es einem gefällt. Für Anregungen und fundierte Kritik sollte man allerdings offen sein. Das kann viel Zeit und Geld sparen.
Viele Grüße,
Thorsten
Die vorangegangenen Zeilen sind als Denkanstoß zu verstehen – nicht als Belehrung, Provokation oder was auch immer bösartige Menschen da hineininterpretieren könnten.
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