Hallo liebe Forumsgemeinde,
als Neuer in der Runde möchte ich euch mal mein Stellwerk vorstellen. Nachdem ich einige Beiträge hier gelesen habe, glaube ich, dass mein Stellwerk vielleicht doch etwas Neues im Forum darstellt. Ich hoffe, dass es die richtige Rubrik ist aber es geht ja im wesentlichen um Elektrik und Elektronik.
'Altersbedingt' spielt meine im Aufbau befindliche Anlage in der Epoche 3. Ganz klassisch: ein kleiner Bahnhof an einer 2-gleisigen Hauptstrecke mit abzweigender Nebenbahn.
Hier mal das Gleisschema:
Da ich unbedingt Formsignale verwenden möchte, kam ein Gleisbildstellpult für mich nicht in Frage, denn neben der Bahn sollte sich auch mein Stellwerk am Vorbild orientieren. Ich habe mich deshalb für ein 'elektromechanisches Stellwerk mit elektrischer Gleisfreimeldung' entschieden. Klar kann man das nicht direkt nachbauen, aber von den Abläufen sollte es doch möglichst nah dran sein. Hier ein Gesamtbild des Stellwerks im derzeitigen Bauzustand:
Wie man sieht, habe ich mir ein paar Freiheiten erlaubt: Die Kombination von Hebelschaltern für die Weichen, und Drehschaltern für Fahrstraßen und Signale gabs beim Vorbild nicht. Da gabs nur entweder oder. Für mich war das so vom Aufbau her aber günstiger. Und um die Optik ging es mir auch gar nicht. Ich wollte mich bei den Bedienabläufen am Vorbild orientieren und die entsprechenden Sicherheitsfunktionen einbauen. Eine gegenseitige mechanische Verriegelung der Bedienelemente habe ich mir auch geschenkt - das wäre mir doch zu aufwendig geworden. Die Sicherheitsfunktionen sind daher komplett elektronisch realisiert. Wenn ein Schalter 'verriegelt' ist, leuchtet neben ihm eine rote LED, was eben bedeutet, dass er nicht betätigt werden darf. Tut man es trotzdem, so blinkt die LED, und die Aktion wird vom Stellwerk ignoriert. Im Zuge einer aktiven Fahrstraße verriegelte Weichen sind also tatsächlich verriegelt und können nicht verstellt werden. Umgekehrt können auch Fahrstraßen nur aktiviert werden, wenn die Weichen richtig stehen und der Fahrweg auch frei ist. Auch diese Verriegelung wird durch LED's signalisiert. Wie man auf dem Foto sieht, sind die Bedienelemente der Stellwerke Wf bzw. Wn am Bedienpult links und rechts getrennt. Einen Bahnhofsblock habe ich mir aber trotzdem nicht eingebaut. Im Gegensatz zu den mechanischen Sicherheitseinrichtungen des Vorbilds kann ich das Ganze wie ein grosses Stellwerk betrachten. Abhängigkeiten zwischen Stellwerk Wf und Wn werden also direkt - wie in einem einzelnen grossen Stellwerk - realisiert.
Die großen Drehknöpfe vorn sind die Fahrpotis, die von der Steuerung dynamisch einer aktiven Fahrstraße zugeordnet werden. Ausserdem kann eines der Fahrpotis auch dem Rangierbereich zugeordnet werden. Schalter für dem Fahrstrom gibt es nicht (gabs beim Vorbild ja auch nicht ). Das Zuschalten der elektronischen Fahrregler zu den jeweiligen Gleisabschnitten erledigt die Steuerung selbstständig anhand der eingestellten Fahrstraßen und Weichen.
Der mittlere Bereich mit der Tastatur und den Anzeigen gehört natürlich auch nicht wirklich zu einem elektromechanischen Stellwerk. Damit lassen sich aber diverse Sonderfunktionen realisieren. Beim Rangieren wird man der Steuerung ein paar Hinweise geben müssen, damit sie den Fahrstrom richtig zuordnen kann. Z.B. wenn Züge zu Rangiereinheiten werden und umgekehrt (Etwa Umsetzen der Nebenbahnlok , oder Zerlegen der Nahgüterzüge). Das ist aber noch nicht fertig, da es auch die Rangiergleise noch nicht gibt.
Das Stellwerk Wf:
Der Gleisanschluß des Holzplatzes befindet sich auf der freien Strecke. Fahrten dorthin müssen also als Sperrfahrten abgewickelt werden (Schalter ganz links)
Die große Anzeige (4x40 Zeichen) ist eine Multifunktionsanzeige und kann für verschiedene Aufgaben genutzt werden. Standardmäßig wird dort der Streckenblock für die Hauptstrecke und das Erlaubnisfeld für die Nebenbahn angezeigt. Ausserdem kann man da ein paar 'Servicemasken' aufrufen, um Einblick in den inneren Zustand des Stellwerks zu bekommen. So ist es möglich die aktuelle Belegung der Bahnhofsgleise darzustellen (also doch ein bisschen Gleisbildstellpult...):
Wärterstellwerk Wn:
Die kleinere Anzeige (2x20 Zeichen) ist die Zugmeldeanzeige. Hier melden die Fahrdienstleiter der Nachbarbahnhöfe 'Nordham' 'Ostfeld' und 'Süders' die als nächstes eintreffenden Züge. Den Job dieser Fahrdienstleiter übernimmt die Steuerung meines Schattenbahnhofs. Der kann gut 40 Züge aufnehmen, was einen abwechslungsreichen Betrieb sicherstellt. Angenommen werden die Züge normalerweise dadurch, dass man eine passende Fahrstraße einstellt. Dann rollen die Züge vom Sbf in den sichtbaren Bereich.
Gefahren wird per Hand. Auch für das Anhalten vor den Signalen ist der Lokführer zuständig. Allerdings gibt es eine 'Indusi': Passt der Lokführer nicht auf, und gerät in die Durchrutschwege hinter einem geschlossenen Signal (graue Bereiche im Gleisschema), wird eine Zwangsbremsung ausgelöst.
Da euch die Innereien auch immer interessieren, hier ein Blick unter das Stellpult:
Alle Bedienelemente sind mit dem Hauptprozessor verbunden, und der wiederum steuert die Bahnhofselemente (Weichen, Signale, Fahrregler...). Es gibt keine direkte Verbindung zwischen den Schaltern und den Gleisanlagen. Dadurch kann die Steuerung auch immer eingreifen, wenn der Fahrdienstleiter sicherheitstechnisch bedenkliche Handlungen tätigt (Beim Vorbild ergibt sich das durch die mechanische Blockierung der entsprechenden Hebel).
Zum Abschluß noch ein Blick unter die Anlagenplatte:
Eines der 2 Relaismodule für die Fahrstromverteilung:
Die elektronischen Fahrregler:
Die Fahrregler sind mikroprozessorgesteuert, und können sowohl Gleichspannug, als auch PWM-Signale einschliesslich beliebiger Mischformen erzeugen. Z.B. können für das Anfahren im unteren Geschwindigkeitsbereich Impulse erzeugt werden, die dann mit weiter aufgedrehtem Poti kontinuierlich in Gleichspannung übergehen. Das Verhalten ist weitgehend parametrierbar, und kann vom Stellwerk individuell für die zu steuernde Lok eingestellt werden. Derzeit wird aber noch mit einer Standard-Parametrierung gefahren.
Derzeit befindet sich der Bahnhof im Aufbau. Die Gleise 2-4 mit den dazugehörigen Weichenstraßen sind realisiert, der gesamte Rangierbereich ab Gl 5 fehlt noch. Die Stellwerksoftware ist aber soweit fertiggestellt, dass der gesicherte Betrieb über die vorhandenen Gleise bereits möglich ist (Die 'Nachbarbahnhöfe' im Form des Sbf gibt's auch schon).
Noch ein paar Worte zum mechanischen Aufbau. Die Frontplatte ist aus 3mm Aluminium, mit CNC-gefrästen Auschnitten. Dazu habe ich die gesamte Frontplatte mit QCad ( ein kostenloses 2D-Konstruktionsprogramm ) gezeichnet. Mit der vom Programm erstellten dxf-Datei konnte ich mir die Platte dann bei einem entsprechenden Betrieb fräsen lassen. Da gibt's im Internet mehrere Anbieter. Ich habe einen gefunden, der ganz bei mir in der Nähe war, so dass ich die Platte sogar selbst abholen konnte. Das hat zwar 77€ (incl. der Alu-Platte) gekostet; wenn man aber bedenkt, was man sonst so alles für die Moba ausgibt, fand ich das noch im Rahmen und es ergibt ein sauberes Aussehen. Speziell die Ausschnitte für die Displays und die Tastatur bekommt man in Handarbeit nie so sauber hin (ich jedenfalls nicht).
So, das soll für's erste mal reichen. Für Fragen, Kommentare oder sonstige Anmerkungen bin ich jederzeit offen.
Gruß
Franz-Peter