Also, für mich ergibt Märklins Antwort Sinn, allerdings nur als Absichtserklärung:
1. "Personenwagen, die im Vorbild eine Länge von über 26 Meter haben, werden auch in Zukunft in unserem H0-Sortiment in dem Maßstab 1:93,5 ausgeführt." --> soll heißen, Neuentwicklungen
2. "Der Längenmaßstab von 1:100 wird primär im Einstiegsbereich eingesetzt." - Es sei denn, es gibt noch nichts besseres - bis dahin werden 1:100-Wagen aus Uralt-Formen auch weiterhin für (unverschämte) >40 Euro verkauft
3. Bei allen Modellen, die maßstäblich für den Radius R1 = 360 mm umgesetzt werden können, wird der Maßstab 1:87 angewendet." - soll heißen, wie schon immer
Darüber hinaus kann mich 232 U 1 nur anschließen, daß alles, was kürzer als 1:87 ist, eigentlich ein Auslaufmodell ist. Ob 1:93,5 rein optisch ein brauchbarer oder ein fauler Kompromiß ist, sei einmal dahingestellt (bitte keine Glaubenskämpfe!). Ich habe vollstes Verständnis dafür, daß Märklinisten mit alten Anlagen auch mal etwas neues haben wollen, aber Märklin kann nicht ewig
allein auf diese Zielgruppe setzen, wie es jetzt geschieht. In dieser Hinsicht war der Übergang auf 1:93,5 bei Märklin (20 Jahre, nachdem man sich bei Roco für 1:87 entschieden hatte) in der Tat eine kurzsichtige Entscheidung.
Absolut sicher ist nämlich, daß Märklin in einem ganzen Modellbahnerleben nicht annähernd so viele Modelle in 1:93,5 auf die Drehgestelle stellen kann, wie Roco, LS Models, ACME, Railtop, Tillig, Heris, Hobbytrade, Rivarossi und neuerdings auch Piko schon heute in 1:87 im Programm haben. Wer internationale Züge nachbilden will, der
muß heute und in Zukunft zu 1:87 greifen und dies schon bei der Anlagenplanung berücksichtigen. Es wäre dann extrem unlogisch, einen Teil noch in 1:93,5 zu kaufen (und dann ausgerechnet den prominenteren Teil mit DB-Wagen wie Bm 234, Bpmz 291 etc., bei denen man die Verkürzung am ehesten bemerkt), nur weil es eben Märklin ist.
Und jetzt mal ganz ehrlich: was die Nachbildung von Personenwagen jeglicher Länge und jeglichen Maßstabs angeht, ist Märklin inzwischen auf dem letzten Platz von allen Herstellern angelangt (und ich rede hier nicht nur von zu hohen Puffern). Wagenböden ohne freistehende Leitungen, einfarbig rotbraune Inneneinrichtungen, angespritze Griffstangen etc. gehören bei allen anderen längst der Vergangenheit an. Bei Märklin-Personenwagen ist der Detallierungsgrad der 70er Jahre offenbar Stand der Technik (siehe Hechtwagen). Sprich, Märklin hat einen enormen Aufholbedarf. Da ist es fast schon paradox, daß ausgerechnet die 1:93,5-Wagen die am besten detaillierten von Märklin sind, als stünden sie in ernsthafter Konkurrenz zu Roco & Co.
Also nichts für ungut, ich gönne allen, die verkürzt fahren müsssen, ihre 1:93,5-Wagen. Da ich ohenhin wegen des reichhaltigen Angebots bei anderen Herstellern keine "Langen" von Märklin brauche, geht mir dadurch nichts verloren, wenn Märklin so weiter macht und ich habe keinen Grund zur Beschwerde (nur beim 403 ist es ärgerlich, daß ich den nicht kaufen kann...). Ich rechne aber fest damit, daß Märklin sich in wenigen Jahren einer veränderten Realität stellen muß und daß es bis dahin nicht mehr so viele Entwicklungen in 1:93,5 wie erhofft geben wird.