Hallo,
Zitat
Hallo Manfred kannst du mir das mal Kindgerecht Erklären. Da ich von der Insidersprache nicht so viel verstehe. Danke!
Du kommst von Fleischmann, also Gleichstrom, her und überlegst dir, ob du nach N wechseln willst - wiederum
nach Gleichstrom.
So wie ich es verstanden habe, hast du dich aber bereits entschieden, in Digital einzusteigen, unabhängig davon, ob du nach N wechselst oder bei H0 bleibst.
Im Bereich Gleichstrom (hier als Fahrweg-Systeme ohne Mittelleiter verstanden) sind in H0 beinahe ausschliesslich DCC und in N zusätzlich Selectrix vertreten.
"DCC" und "Selectrix" sind Bezeichnungen für sogenannte "Gleisformate" oder, viel seltener gebraucht, "Gleisprotokolle", d.h. "Sprachen", in denen eine Zentrale den Lok- und Weichendecodern vielfältige Arten von Befehlen zur Ausführung gibt, über die Anschlussdrähte zum Gleis, und von dort über die Räder der Loks und Triebwagen zu den Decodern. Das Gleis ist der Kommunikationsweg, das "Format" die Sprache, deshalb "Gleisformat".
Es gibt neben DCC und Selectrix noch weitere Gleisformate: Die bekanntesten sind Motorola und mfx; sie sind vor allem bei Märklin-Fahrern zu finden.
Multiprotokoll
Multiprotokoll-Zentralen: Eine Zentrale beherrscht mehrere Gleisformate oder -Protokolle.
Den derzeitigen "Rekord" hält die ECoS von ESU, sie kann alle hier erwähnten Gleisformate und das gleichzeitig!
Zusätzlich kann sie RailCom und RailCom+, dies sind in DCC integrierte Protokolle, die es den dafür vorgesehenen Decodern in den Loks und den Weichendecodern unter der Anlagenplatte erlauben, ihrerseits u.a. übers Gleis mit der Zentrale zu kommunizieren.
Die ursprüngliche Intention von ESU war es wohl, mit der ECoS die angejahrte Intellibox von Uhlenbrock als eierlegende Wollmilchsau für DCC- und Märklinfahrer abzulösen.
Die hinter der Intellibox ("IB") stehende Idee war es, den Märklinisten mit DCC eine Alternative zum entwicklungsmässig ausgereizten Motorola-Format zu geben und damit Märklin etwas Kundschaft abzujagen.
Das führte dazu, dass, mindestens im deutschsprachigen Raum, keine neue Zentrale nach der IB mehr ohne Motorola auskommen konnte.
Multiprotokoll-Decoder gibt es viele; vor allem im deutschsprachigen Raum können die meisten dort hergestellten Decoder neben DCC auch Motorola.
Rekordhalter auch hier: ESU mit einigen Decodern, die DCC, Selectrix, mfx und Motorola beherrschen (im Gegensatz zu einer Zentrale sollten die Decoder aber jeweils nur auf ein Protokoll reagieren, anstatt wie die Zentrale mehrere praktisch gleichzeitig zu senden).
In vielen Fällen verläuft der Parallelbetrieb mehrerer Protokolle erstaunlich problemlos, aber nicht immer.
DCC und RailCom mit einer Vielzahl von Herstellern sind genormt und offen oder einigermassen (RailCom, RailCom+) offen, Selectrix mittlerweile einigermassen offen mit einer beträchtlichen Anzahl von Herstellern, Motorola mittlerweile eine Altlast, die fast überall mitgeschleppt wird und mfx ist so ziemlich proprietär, mit dem (neben Märklin) offziellen Nutzer ESU (mfx heisst dort "M4") und dem inoffiziellen Nutzer einiger Eigenschaften von mfx, Tams (mfx heisst dort "M3" und ist nicht dokumentiert, wenn ich das richtig memoriert habe).
Aus dem zum Thema Multiprotokoll Gesagten geht hervor, dass es den digitalen Strömen und Protokollen
wurscht ist, ob sie durch den Mittelleiter zur Lok fliessen und über beide Aussenschienen wieder zurück oder über je eine Aussenschiene; ebenso den Zentralen und Decodern.
Der Mechanik und internen Elektrik der Loks dagegen ist es nach wie vor nicht wurscht, denn bei Mittelleiter-Loks sind nach wie vor beide Räder je Achse elektrisch miteinander verbunden, was auf mittelleiterlosen Gleisen umgehend zum Kurzschluss führt.
Auch die Radsatzgeometrie bei den Loks und Wagen sowie wichtige Masse im Weichenbereich differieren zwischen Mittelleiter-Gleisen und denjenigen ohne.
Für Mittelleiter-Fahrer ist Multiprotokoll einigermassen interessant, wenn sie einen Blick über den Tellerrand wagen und die märklinistische Monokultur aufbrechen wollen, denn "Fremdanbieter" wie Roco liefern ihre für Mittelleiter-Gleise adaptierten Modelle ohne mfx-Fähigkeiten, dafür mit DCC und Motorola. Um den *vollen* Leistungsbereich eines dort implantierten Digitaldecoders nutzen zu können, müssen sie als Märklinisten auf DCC-taugliche Zentralen zugreifen! Andererseits muss er eine Zentrale mit mfx und Motorola einsetzen, wenn er nicht bei jeder Märklin-Lok den Decoder erst ersetzen muss!
Das musst du nicht, denn selbst Märklin liefert seine Trix- und Minitrix-Modelle mit DCC- und/oder Selectrix-tauglichen Decodern aus.
Clein und clever oder klein und klever:
http://doehler-haass.de/cms/pages/produk...lsystem/fcc.php
Aber natürlich geht`s auch gross und opulent mit der ECoS.
Generell: Zentraleinheiten, die für Mittelleiter-Betrieb gedacht sind, liefern in der Regel zu hohe Spannungen
ab (ist heute in der Regel aber kein gravierendes Problem mehr, wenn die Netzteile individuell gekauft werden).
Gruss,
Manfred