Guten Abend liebe Forenmitglieder,
vor kurzem wurde hier eine Neuheit von Märklin diskutiert, in welcher es um eine zweimotorige Konstruktion des SBB-Krokodils geht.
Begründet wurde diese Maßnahme mit der oft geäußerten Forderung nach größerer Zugmasse (nach Umrechnung auch Zugkraft).
Da größere Zugkräfte auch größere Belastungen für das Getriebe bedeuten, stellt sich die Frage ob dies nicht ein Wunsch nach Selbstzerstörung ist?
Doch ganz langsam:
das erste Krokodil ohne Mittelmotor wurde 1976 unter der Katalognummer 3056 als Nachfolgemodell des Artikels 3015, welches 1957 aus dem Artikel CCS800 hervorging eingeführt. Dieses Modell hatte einen Trommelkollektor Typ DCM1 und 4 Haftreifen. Als Zugmasse konnte ich 260g bestimmen.
Diese 260g sind erst mal eine Hausnummer, weil der Bezug zu den Wagen fehlt.
Das kann an dieser Stelle nachgereicht werden:
260g als Maximum mit durchdrehenden Rädern, die Hälfte, also 130g ohne durchdrehende Räder.
Nehmen wir nun Wagen, z.B. Schürzenwagen Typ 346, so benötigt man pro Wagen 3,3g. Macht also 130g/3,3 = 39 Wagen in der Ebene (Wert abgerundet).
Nun haben Anlagenbetreiber meistens noch Kurven und Steigungen, weil ein alpiner Hintergrund benutzt wird. Nehmen wir also 3% Steigung, das ist recht viel, doch noch machbar. Damit ändert sich o.g. Rechnung, denn nicht mehr 3,3g sondern 7,9g werden pro Wagen benötigt.
130g /7,9 = 16 Wagen. Man mag jetzt einwenden, die Lok ist eher für Güterzüge gedacht, also können wir die Anzahl der Wagen verdoppeln (zweiachsige Güterwagen), also 32 Wagen. Das sind sehr lange Züge.
Werden nun noch die Kurven berücksichtigt, so halbiert sich die Anzahl der Wagen wieder, also wiederum 16 Wagen. Wahrscheinlich für Viele zu wenig!
Mehr Zugkraft durch mehr Masse, also Austausch des Kunststoffgehäuses gegen ein Gußgehäuse, macht ca. 20% mehr Masse bzw. mehr Zugmasse.
damit sind wir bei 312g absolut bzw. 19 Güterwagen.
312g Zugmasse ist sehr viel!
Ein Beispiel hierzu: die Brawa BR 132 wird ab Werk angegeben mit einer Zugmasse von ca. 150g, gemessen habe ich 155g. Das ist akzeptabel, doch für o.g. Anlage zu wenig. Die Dekodereinstellungen wurden optimiert, die Zugmasse stieg auf 376g. Nach dem Testdurchlauf war das Getriebe zerstört (zuviel des Guten!).
Zweites Beispiel: die Baureihe 120 mit Metallgetriebe hat unabhängig vom Dekoder eine Zugmasse von durchschnittlich 330g. Das Getriebe hält diese Belastung nicht lange aus, nach 80 Betriebsstunden war das erste Beisatzzahnrad defekt und mußte ersetzt werden.
Zurück zum Krokodil: 312g reichen nicht, folglich kommt eine Neukonstruktion, die vermutlich >450g ziehen kann. Wer diese Zugmasse wirklich ausnutzt (ob lange Züge, steile Strecken oder echte Beladungen,....) läuft Gefahr, daß das Getriebe recht schnell zerstört wird (insbesondere bei Schneckengetriebe, bei denen die nachgeschalteten Zahnräder die Schnecke abfräsen werden!).
Damit bin ich wieder bei der Ausgangsfrage: ist das das Ziel des Rufs nach Neukonstruktion zwecks mehr Zugmasse (alias Zugkraft)?
mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn