OK, ich sag mal nichts in der Art: "Whow, was für ein Riesenprojekt, toll, ABER..." Ein Stahlwerk wollte ich auch mal machen, dabei wurde mir H0 schnell zu groß. Und so daneben fürn Ofenbetrieb ist Dein Gleisplan gar nicht. Deshalb nur ganz allgemein:
1. Die 100 cm Plattentiefe sind kritisch. Steht der L-Tisch an der Wand, kommst Du hinten ganz sicher nicht mehr gut ran. Dazu kommt: Stahlwerke und Hochöfen sind groß! Ich schätze mal, der Ofen kommt in die freie Fläche, dann ist es defintiv vorbei mit leichter Erreichbarkeit, denn so'n Ding kann schnell 50 cm hoch werden. Du brauchst also dringend Einstiegsluken, schmalere Schenkel oder begehbaren Raum hinter dem Tisch.
2. Die Arbeitsabläufe im Stahlwerk sollten Dir geläufig sein, sonst sieht das Projekt später zwar riesig, aber falsch aus. Du brauchst also einen Kernbereich für den Ofen, eine Abstichhalle, die Winderhitzer und die Zuführanlagen für Koks und Eisen, meist als Schrägaufzug angedeutet. Stichgleise als Sackgasse sind da zwar OK, aber die erhältlichen Torpedowagen von Märklin/Trix sind echt dicke Trumms und müssen gut um die Kurven kommen. Es gäbe ja die kürzeren (nach französischer Bauart von Lima oder so), aber ich weiß nicht, ob die noch im Handel sind.
Ein weiteres Gleis sollte für die Schlacke eingerichtet werden, und wenn möglich, sollten sich die Züge nicht behindern. Wenn das Eisen oder die Schlacke fließen, kann man schlecht darauf warten, dass der nächste Torpedo erstmal herbeirangiert wird; das muss dann zügig gehen! Lieber auf ein Sackgleis verzichten und die Pfannenwagen schnell durchreichen; mehr als zwei hintereinander werden auf Deinen Radien ohnehin nicht gut aussehen.
Ich persönlich würde die Anordnung der Öfen im Anlagenhintergrund bevorzugen - es gibt dazu einige Beispiele, auch amerikanische An-der-Wand-Modelle. Dadurch hast Du eine Größenstaffelung nach hinten und Du verdeckst nicht komplett den hinteren Teil der Gleise. Ansonsten könnte man sich an den einschlägigen Modell-Großanlagen orientieren, aber die haben natürlich Platz ohne Ende...
Für die Rohstoffzufuhr solltest Du die Entladebunker eine Ebene höher setzen, wie im Original, weil ja meist mit Ganzzügen angefahren wird. Also vielleicht einen Bunker mit Rampe an der Anlagenseite. Natürlich können Deine Gazzüge sicher nicht 50 Wagen lang sein, aber eine ansehnliche seichte Kurve für zehn Fads oder so sollte schon drin sein und sieht später echter aus. Mit C-Gleis ist das natürlich problematisch...
Da üblicherweise das Roheisen für irgendwas verwendet wird, sollte auf Deiner Anlage wenigstens der Eindruck entstehen, dass die Torpedowagen damit zum Stahlwerk fahren. Also vielleicht eine Abzweigung, die zum Walzwerk ins Wohnzimmer führt
Also nicht nur rund um die Anlage im Kreis.
Aber hier im Forum gibt es einige, die da schon Stahlwerk-Erfahrung haben und Dir bestimmt gut weiterhelfen können. Ansonsten erstmal die Literatur wälzen und Geldbeutel und Motivation prüfen. So ein Hochofenkoloss braucht schon zum Zusammenbauen echt Zeit und teuer sind diese Bausätze außerdem, Die Trix-Bausätze sind nur spärlich ausgestattet (sind ja quasi von Walthers übernommen, deshalb haben sie eher amerikanischen Charakter), Du musst schon eine Menge an Brücken, Rohren, Schloten, Entlüftern, Geländern, Ventilen, Treppen selber bauen...
Zum Schluss: auf den meisten Großanlagen dieser Art sehe ich häufig Bemalung und Weathering, die nur halbherzig ausgeführt wurden. Da werden die riesigen Dach- und Wandflächen mit einem dicken Pinsel schwarzbraun gematscht oder sogar per Airbrush bestäubt. Das sieht grausig aus und zerstört die ganze Atmosphäre und die Mühe, die man sich gleichzeitig mit Fahrmodellen und Gleisbett gegeben hat. Mit pfiffiger Farbgebung und genau demselben Aufwand wie bei Waggons sieht so eine Anlage um Welten besser aus und braucht dann nicht soviel Zubehör.
Wenn Du wirklich bei Null anfängst, ist es natürlich schwierig, Tips zu geben. Ich sag ja nichts bezüglich Wahnsinn oder meschugge (s.o.)...
Du musst es wollen, dann ist gut.
Manchmal bewährt es sich, nur mit Dummy-Pappgebäuden den Gleisplan zu testen (machen Profis immer, auch um die Optik zu testen), bevor Du hunderte Euro für gigantische Modelle ausgibst, die dann sinnlos herumstehen. Oder bevor Du Gleise eingipst und annagelst und dann merkst, dass der Torpedo da überhaupt nicht rumkommt... Alle Grundprinzipien, wie die Anlage gebaut wird, welche Elektronik Du einbaust usw. gibts en mass in der Eisenbahnliteratur.
Ich wünsche Dir jedenfalls für Dein anspruchsvolles Projekt viel Glück und dass Du bei der Stange bleibst...
Analogbahner