Hallo,
sicherlich ist es sehr hilfreich für die Modellbahner, wenn Produktions- und Konstruktionsmängel in Foren diskutiert werden. Aber ich gewinne den Eindruck, dass doch einige Modellbahner vor lauter vermeintlichen Mängeln keinen Spass mehr an den weit zahlreicheren, gelungenen und fehlerfreien Modellen finden. Es ist die alte Frage, ob ein Glas halb voll oder halb leer ist.
Viele Modellbahner, auch ich, erwarten von Märklin Modelle mit problemloser Betriebstauglichkeit, einer halbwegs guten Robustheit, und einer langen Lebensdauer. Und natürlich soll die Vorbildtreue entsprechend dem technischen Fortschritt stetig besser werden. Dabei verzichte ich (wie vermutlich einige andere Märklin-Modellbahner) gerne auf das letzte Quäntchen Vorbildtreue, wenn diese nur zu Lasten der Betriebstauglichkeit oder einer angemessenen Robustheit zu erreichen wäre. (Allerdings mag ich keine verkürzten Modelle, aber das ist eine "Glaubensfrage").
Ich kaufe bei Lokmodellen überwiegend Märklin, aber auch andere Fabrikate, sowohl in 3- und auch in 2-Leiter-Ausführung. Nach meiner Erfahrung erfüllen im Durchschnitt die Märklin-Modelle meine Wünsche besser als andere Fabrikate. Bei anderen Fabrikaten werden doch recht häufig der Vorbildtreue eine höhere Prioriät eingeräumt als der problemlosen Betriebstauglichkeit und guten Robustheit. Denn das entspricht den Kundenwünschen, die in deren Kundensegmenten überwiegen.
Um einer Depression zu entgehen, denke ich an die große Zahl ausgezeichneter Modelle, die uns Märklin in jüngeren Jahren beschert hat, z.B. neues Krokodil 37565, BR 56.2-8, BR 94 (ja, meine fährt noch), BR 03.10, BR 39, BR 042, BR 05, BR 23, BR 218-Familie, E 10/E 40-Familie, E 50, Big Boy, GG 1, US-Mikado, SNCF CC 40100, SNCF BB 12000, VT 11.5 TEE, Senator, usw. usw.
Die Negativ-Liste ist in meiner Wahrnehmung deutlich kleiner als die Positiv-Liste. Dort stehen u.a. die BR 50.40 (wobei man das Zugkraft-Problem durch eine Korrektur der Rad-Federung leicht selbst beheben kann), dumme Produktionsmängel bei einigen Modellen (verpolte Lautsprecher bei der V 100, Motorausfälle bei der BR 94, die eventuell auf zu viel Fett im Getriebe zurückzuführen sind, etc.), in einige Fällen schiefe Tenderstellung bei der BR 45 (kann man ggf. mit wenig Aufwand weitgehend beheben). Märklin ist üblicherweise sehr kulant bei der Reparatur von fehlerbehafteten Modellen.
Andere, noch häufig zitierte Mängel (im Analog-Betrieb ruckelnder Softdrive-Sinus, heulendes Getriebe bei der P gehören der Vergangenheit an.
Eindeutige Schwächen bei der Konstruktion oder Konzeption sind glücklicherweise selten, z.B. falsch positionierte Laufachsen bei der E 17, oder die Untauglichkeit des VT 75.9 für vorbildgetreuen Betrieb in Endbahnhöfen. Ich hoffe, dass bei der neu angekündigten Variante des VT 75.9 das Problem behoben ist. Und meine E 17 würde ich auch nicht mehr hergeben. An die Vorlaufachse habe ich mich gewöhnt, und die anderen Eigenschaften der Lok sind überduchschnittlich gut.
Das oft erwähnte, vermeintliche Eiern der Räder bei einigen Lokmodellen mit Kuppelstangen ist kein Fehler und kein Problem. Es ist nur auf der vergrößerten Darstellung der Videoaufnahmen erkennbar, aber nicht im Anlagenbetrieb. Und es hat keinerlei Auswirkungen auf die Laufruhe (diese Frage wurde schon mehrfach erläutert, u.a. auch durch mich).
Für mich ist die Modellbahnwelt nicht so grau wie unser derzeitiges Wetter. Im Gegenteil, ich sehe überwiegend Sonnenschein.
Viele Grüße
Peter