Als die Pest nach Seetal kam, oder wie man ein Krokodil wiederbelebt.
Anmerkung: Ich hatte diesen Bericht vor zwei Jahren angefangen und nie beendet, aber ich finde ihn immer noch unterhaltsam und veröffentliche ihn jetzt einfach mal so..... Bilder später.
Hallo Kollegen,
was klingt wie der (zugegebenermaßen etwas reißerische ) Titel zu einem mittelalterlichen Arztroman, ist in Wahrheit die vollständige Überschrift über meinen persönlichen Erlebnisbericht zum Märklin Modell 37521; "Serie De 6/6 der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB-CFF-FFS), Seetal- Krokodil".
Ich werde an diesem Bericht eine Weile schreiben und diesen dann immer mal wieder (unvollständig) einstellen und dann weiterschreiben, da es mir schon öfters passiert ist, dass ich an einem Text eine 3/4 Stunde sitze, unzählige Bilder eingepflegt habe und dann durch ein Verklicken im Internet-Explorer alles zunichte mache.
Noch anzumerken sei im Vorfeld, dass ich damals, als sich die Geschichte zugetragen hat, nicht geistesgegenwärtig genug war, dies gleich mittels Bilder festzuhalten. ops:
Aber nun zum eigentlichen Bericht:
Eines Samstag morgens im Mai will ich zur eigenen Erbauung meine Schätzchen betrachten und schreite wie gewöhnlich in den doch sehr unordentlichen Hobbykeller.
Besonders das Märklin Wappentier hat es mir dabei angetan, dieses halte ich in diversen Gehegen, über die Motive dieser "Getrennt-Haltung" bin ich mir aber selbst im Unklaren....
Ein erster flüchtiger Blick- ja, alle noch da ... schon mal was.....
Aber da, was ist das
Der kleinste Vertreter dieser Gattung, mein braunes Seetal-Krokodil steht so komisch in seiner Vitrine; sieht fast so aus, als ob es einen Knicks macht, bzw. nach vorne eingesackt ist, Fahrwerk leicht nach oben.... was wirklich Vorne oder Hinten an einem Krokodil ist, mag ich nicht zu beurteilen.
(Hier rächt sich jetzt die fehlenden Photos, hatte ich eingangs ja geschrieben...)
Da stimmt was nicht, ist mein erster Gedanke und schon wird es aus dem Gehege gehoben.
In der Hand dann das volle Ausmaß der Katastrophe... ein Fahrwerkt in normaler Haltung leicht nach unten abgewinkelt, das andere hängt schlaff nach unten, soweit es die Verkabelung zulässt....
Schnell ist klar, da ist was am Chassis abgebrochen!
Also ab in die Werkstatt, will meinen Notaufnahme und das Krokodil anfangen zu zerlegen.
Hier zeigt sich wieder, dass die Finger von Jahr zu Jahr dicker werden und die Schrauben kleiner, bzw. die Augen schlechter
Es stellt sich heraus, dass das Bauteil XXXXXX an einem seiner Enden glatt abgebrochen ist, dieses Ende trägt einen Kugelzapfen für das Fahrwerk.
Wie denn das, das Krokodil hatte sich nicht bewegt, lag nur faul im Gehege und so konnte ich mir eine derartig heftige Verletzung nicht erklären.
Also weiterweiter zerlegen und das Bauteil XXXX genauer unter die Lupe nehmen. In diesem Moment zerbricht es komplett in 4 Teile
Der Zinkdruckguss ist spröder als Glas und zerbrechlicher als ein Stück Eis .....
ZINKPEST!!!!!!! Verdammt.... man hört davon, liest darüber und ist froh dieser nicht begegnet zu sein, bis jetzt...... igitt, ist das ansteckend :
ist der erste Gedanke, der einem wieder zu den Gehegen treibt, wo die übrigen, größeren Krokodile regungslos vor sich hindösen...... braue, grüne, ein Schwarzes und ein Weißes .....
Nacheinander werden alle untersucht.... zuletzt mit bangem Herzen der (zumindest in meiner Sammlung ) Urvater aller anderen, ein großes, betagtes grünes Krokodil (der Gattung 3015).
Alles okay, kein Befund, eventuell etwas fett geworden durch untätiges Herumliegen "Na Gott sei Dank...." "Nur" ein Problem des Juniors.....
Zurück in die Krankenstation, auf dem Weg dorthin in den unzähligen Kisten noch schnell die Geburtsunterlagen gesucht, vorallem das "Röntgenbild" und die fachgerechte Anleitung zu diesem.
Bauteil XXXXXX ist hinüber, also schnell mal in der Märklin Datenbank nach dem Teil Ausschau halten.... Bestand XXXXXX Sch...... war ja klar.
Noch eine 1/2 Stunde gesurft, nichts Brauchbares gefunden.
Ab zum Händler, der weiß doch immer Rat. Auf dem Weg dorthin wird man leicht paranoid, knackt das Auto etwa heute heftiger als sonst, ist es gar die PEST- Quatsch, der rostet nur ganz langsam und bricht nicht gleich auseinander.
Mit gehetzem Blick zum Händler/Apotheker in den Raum gestürzt, hoffenlich bekommt keiner der anderen Patienten mit, dass man die PEST hat ops:
ops:
ops:
Das Gesicht des Mannes meines Vertrauens spricht Bände: Iiiiii, der hat die PEST.
Aber der Berufsethos verbietet dem guten Mann laut aufzuschreien flaster: -ich bleibe in der Masse unerkannt.....
Dann stirnrunzelndes Starren auf seinen Rechner......
Mehr als ein mitleidiges "Tut mir sehr leid Herr S., steht auf XXXXXX" war aber auch dort nicht zu erlangen, also so schlau wie vor einer Stunde, verdammt.
Noch mit ein paar Kumpels telefoniert, eine Masse Beileidsbekundungen dabei empfangen, den Ratschlag mit dem Metallkleber schnell als nicht praktikabel verworfen, wieder an den Rechner gesetzt und eine Mail an den Märklin Service geschrieben.
Das Wochenende ist gehalten, der Zoo für Besucher geschlossen.
Zinkpest, wie peinlich und das ausgerechnet unserer äußerst penibel geführten Institution!
Innerhalb der nächsten Woche kam die Antwort aus dem Heimatland der Krokodile... Bitte um Rücküberführung zwecks lokaler Behandlung durch den dortigen Schamanen.
Unbedingt die Papiere zur Ausfuhrgenehmigung beilegen.
Ausfuhrgenehmigung ..... Mist, war Junior doch gewildert worden.
Also Junior in seine Transportbox gezwängt und ab mit Ihm mittels der gelben Bananentransporter ins Ursprungsland.
Bange 8 Wochen später stand Junior dann unvermittelt vor mir... als ob nichts gewesen wäre, nur mit einer saftigen Rechnung im Maul.
Die Zeiten in denen man die Schamanen mit ein paar Glasperlen und einem großen Schluck Whiskey abspeisen konnten, sind wohl endgültig vorbei.
Aber was soll's, Junior ist wieder da und kommt gleich wohlgemut zurück in sein angestammtes Gehege, ohne dass die übrigen Krokodile ein großes Aufhebens darum machen würden, sind halt ziemlich abgebrühte Kerle.....
Was verwunderlich ist, ist die doch recht morbide tatsache, das Junior nicht alleine in seiner Transportbox angekommen ist, sondern sich dort noch zahlreiche Körperteile finden lassen, von denen ich urspünglich gedacht hatte, dass diese noch vollkommen in Ordnung sind.
Somit besitze ich nun einen neuen Junior und zahlreiche Trophäen ohne recht zu wissen, was ich damit machen soll.
In einem guten Roman käme jetzt im Epilog noch der düstere Hinweis darauf, das die PEST zwar augenscheinlich verschwunden ist, aber irgendwo sich gerade eine verflohte Ratte auf den Weg macht, des Unheil wieder in der Welt zu verbreiten
Hiermit beende ich meinen hoffentlich unterhaltsamen Erlebnisbericht und lade euch alle herzlich ein, mir eure Begebenheiten oder Erzählungen aus dem Bereich der Panzerechsen und vorallem derjenigen aus dem Seetal zukommen zu lassen.
Beste Grüße,
Steffen