Ich bin im Besitz einiger Roheisenwagen div. Hersteller (Trix, Märklin, Primex). Die Wagen sind nahezu baugleich. Gleiches gilt für die eingesetzten Pfannen selbst. Was mich allerdings wundert ist die Form und das Aussehen der Pfannen. Anders als mir bekannt, weisen sie einen ovalen Grundris auf und verfügen auch über unübliche Halterungen. Laut einer Aufprägung soll es sich um Pfannen und Wagen der Jückerather Gewerkschaft handeln. Auch dort habe ich allerdings nichts dazu gefunden. Weiß also jemand, ob die Pfannen realistisch sind, bzw. hat weitere Infos?
die Wagen bzw. Pfannen sind soweit korrekt, ab Epoche 2 so einsetzbar. "Jünkerather Gewerkschaft" ist ebenfalls richtig und später ab ca.1913 "Jünkerath" oder DEMAG. Ab 1972 prangte dann auf dem Tragring auch schonmal "Jünkerath" oder "Mannesmann Demag". Jenachdem, wo die Wagen gebaut worden sind, entweder Jünkerath (Eifel), oder im Werk Benrath (Düsseldorf) . Die Konstruktionsabteilung für die Pfannenwagen sowie Torpedopfannenwagen war generell in Jünkerath. Die mechanische Fertigung fand wegen der Platzverhältnisse meistens in Benrath statt.
Das "Design" der Wagen war übrigens bis weit in die 80er fast unverändert, Änderungen gab es aber an Drehgestellen, Pfannen ( Schweisstechnik, oder mit Deckel ), Kippantriebe, ( mech. von Hand/ Zahnstange/Zahnrad, später dann elektrisch mit Schwerlastgetriebe).
Auch die Breite der Wagen ist richtig, denn sie sind zu breit bzw. wurden als Lü ( Lademaßüberschreitung) gefahren. Heute sind sie werksintern durchaus noch eingesetzt, auf DB Strecken sieht man sie nicht mehr. Es gibt Bilddokumente aus den 50ern, wo sie in Duisburg-Huckingen mit BR 55 zu sehen sind.
Und trotzdem habe ich bislang noch kein Foto mit ovalen Pfannen entdecken können. (Die Seite der ehemaligen Jünkerather Gewerkschaft ist übrigens zu empfehlen)
das Bild wurde in Myanmar aufgenommen, der Wagen wurde wohl in Russland produziert, er zeigt auch typische Merkmale dafür (Mittelpufferkupplung, Lackierung der Radscheiben...)
Also dann eher ein Produkt von Jückerathskowa. (Ich hätte mal auf China getippt.)
Aber im Ernst: Gab es die ovale Form tatsächlich? Ich könnte mir vorstellen, das es dafür eigentlich keinen praktischen Grund gab, da die Wärmeabstrahlung und Stabilität der Pfanne m.E. bei einer runden Form höher sein dürfte. Auch die Tragarme erscheinen mir unüblich, da man die Pfanne an ihnen wohl kaum mit nur einem J-Haken heben kann. Ich bin zwar kein Nietenzähler, aber zumindest sollten die Pfannen halbwegs zum Krangeschirr passen.
Mahlzeit, wie ich schon schrieb, ist alles korrekt, auch die Ohren. Die J- Hooks packen in der Mitte am dicken Bolzen. VG. Markus der die Wagen im original gesehen hat.
genau weiß ich auch nicht, wofür die seitlichen Hörner sind. Aber ich habe eine Vermutung: Wenn die Roheisenpfanne schon sehr weit entleert ist, aber noch nicht ganz leer ist, senken sich die Hörner auf ein entsprechendes Widerlager am Entleerort. Durch die Abstützung der Hörner auf das Widerlager ist die Kippposition genau festgelegt. Beim weiteren Entleeren bis zum Rest hat die Pfanne jetzt eine feste Position über der Entleerposition und kann nicht nach vorne oder hinten pendeln, wenn sie weiter gekippt wird. Das ausfließende Roheisen ergießt sich genau in die dafür vorgesehene Öffnung, Form, etc.
MfG Enno
Mit freundlichen Grüßen Enno Teppichbahner aus der Löwenstadt Braunschweig
Das klingt recht plausibel, Enno. Möglicherweise wurden die Pfannen ja auch in dieser Form nur für bestimmte Zwecke genutzt, z.B. Als Giesspfannen. Am Konverter und / oder Roheisenmischer dürften keine Widerlager möglich sein.
So, ich habe noch einmal etwas gestöbert und tatsächlich etwas gefunden. Das eine Bild zeigt Pfannen, die zumindest auch diese Greifarme aufweisen, das andere dann endlich auch die angesprochenen Modellpfannen im Original. Jetzt haben es alle gesehen und nicht nur Markus
So, ich hatte mich nochmal an die Leute gewannt, die auf der Website der "Jünkerather Gewerkschaft" gegen das Vergessen Ihres Werkes ankämpfen. Hier die Antwort:
Sehr geehrter Herr Jürgen Wischnewski,
danke für Ihre E-Mail bezüglich der Roheisenpfannen.
Ich gehe davon aus, dass Sie die Roheisentransportwagen
meinen, die das Roheisen vom Hochofen zum Stahlwerk
transportierten.
In der Tat gab es ein Hüttenwerk – Longdoc in Belgien -, das
Fahrzeuge mit ovalen Gefäßen bestell und im Einsatz hatte.
Grund war eine begrenzte/enge Durchfahrtsstelle im
Hüttenwerk. Die Anzahl konnte ich nicht mehr erfahren.
Leider kann ich Ihnen weder mit Zeichnungen noch Fotomaterial
weiterhelfen, da über die Firmenwandlungen und Aufgabe der
Hallo zusammen, dass finde ich super, Rückmeldung von Insidern zu bekommen. Trotzdem glaube ich, daß hier eher die Fischbauch- Torpedopfannenwagen gemeint sind. Link zu einer belgischen Webseite: http://rixke.tassignon.be/local/cache-vi...077-2-f3ed9.jpg
Sie wurden bis etwa 1968 an Esperance Longdoz Ougree geliefert. Ab 1970 als Cockerill Sambre bekannt. Die Wagen waren bis Ende 2011 im Einsatz, bis der letzte Lütticher Hochofen ( Ougree ) ausgeblasen wurde.
gestern lief der Link noch, wenn man die Webseite aufruft, erscheint auch nur Text, Bilder fehlen. Scheint evtl. ein voübergehendes Problem zu sein, evtl. Server down. Es sind aber die Torpedopfannen, wie Jürgen sie in meinem Umbauthread gesehen hat. Die Wagen sind nicht von mir, sondern von einem belgischen Modellbauer, er hat wohl die Möglichkeit gehabt, an diese Kleinserienmodelle zu kommen.
Ab 1965 bis 1968 wurden diese Torpedopfannenwagen an Esperance Longdoz geliefert. In einem EJ- Sonderheft, Vom "Erz zum Stahl" Heft 2 gibt es ein Bild, wo eine werksneue Torpedopfanne vom Benrather DEMAG Werk mit einer BR 94 abgefahren wird. Die Wagen waren richtige Langläufer, es gab Distanzen von Belgien nach Frankreich mit ca. 350km Laufweg, auch von Oberhausen nach Lüttich mit 160km Distanz sind belegt. Das ist für Flüssigeisentransport schon sehr beachtlich.
So, ich hatte mich noch einmal an Herrn Blum, der die empfehlenswerte Webseite der Jünkerather Gewerkschaft betreut, gewandt und auf Markus Einlassung hingewiesen.
Hier seine Antwort:
Sehr geehrter Herr Jürgen Wischnewski,
Ihr Modellbaufreund hat das richtig dargestellt. Nun zu den
Stahl- und Roheisenpfannen.
Zum Verständnis:
Die Roheisenpfannen entnahmen das Roheisen vom Hochofen, wurden
mittels der Transportwagen zum Stahlwerk transportiert,
vom Kran aufgenommen und zum Entleeren zum Konverter gehoben.
Die Stahlgießpfannen standen unter dem Konverter in einem Stahltransportwagen
und wurden vom Konverter mit gerade fertig geblasenem flüssigem Stahl
gefüllt. Mit dem Transportwagen wurden sie dann zum Stahlwerk
transportiert.
Im Zuge der allgemeinen Kapazitätserhöhungen in den Hüttenwerken wurden
die Pfannen bei bleibenden Kran-Gehängen mit geraden Zwischenstücken
vergrößert. Das heißt, sie erhielten einen ovalen Querschnitt. Dies erfolgte
bei Mannesmann Huckingen, in Salzgitter und auch bei andern Hüttenwerken.
Wegen der begrenzten Krankapazität führte das auch zu der Entwicklung
der sogenannten Leichtbaupfanne zu Gunsten eines größeren Inhaltes.
bin sehr über die Antwort erfreut. Zufällig bin ich über einen DSO Beitrag auf dieses Video aufmerksam geworden. https://www.youtube.com/watch%3fv=xAdIshpkVnU Es zeigt zwar ein Stahlwerk in Italien ( vermutlich Italsider ), aber ab ca. 21:20min sind 2 genau 2 Jünkerather "Ohrenpfannen" in Action zu sehen. Nicht minder interessant die Stunteinlage des Rangierers zwischen den Wagen...
Auch wer der italienischen Sprache nicht mächtig ist, die Bilder / Filmsequenzen sind hochinteressant.
herzlichen Dank für diesen Querverweis! Dieser Film (und in der Youtubeauswahl gibt es offenbar noch mehr) ist nicht nur informativ, sondern macht lust auf mehr (auch Modelle). Beispiel: die vierachsigen, offenen Schüttgutwagen. Auch wenn man das Italienisch nicht kann, so wie Du sagst, kann man aus derartigen Filmen mehr lernen als aus heutigen Filmen (in denen oft nur 2-3 Sekunden das eigentliche Thema gezeigt wird, der Rest ist Selbstbeweihräucherung und Großaufnahme, wie irgend ein Fuzzi die Knöpfchen drückt). Wer dem Sprecher einschließlich der Bilder folgt, kann auch langsam aber sicher zumindest einige Hauptworte verstehen (viele Fremd- und Lehnworte im deutschen Sprachgebrauch), die einem irgendwie bekannt vorkommen. (Sorry für t:, das mußte einfach mal raus! ops:) Jetzt fehlt nur noch der "like-Button"