Hallo in die Runde,
in diesem Beitrag möchte ich den Umbau einer Rangierlok / Diesellok Märklin 3065 vorstellen.
Gleissystem: C-Gleis mit Mittelleiter
Folgende Änderungen wurden durchgeführt:
- Einbau eines 5-poligen Motors (Hochleistungsmotor-Set. Märklin 60943 für kleinen Scheibenkollektor)
- Einbau eines digitalen Multiprotokoll-Lokdecoders (ESU 54610; Lokpilot 4.0)
- Beseitigung von Kontaktproblemen / Verbesserung des Massekontaktes der Lok
- Umbau von Kupplungshaken auch für Kurzkupplungen
Rangierloks mit Lokdecoder und NEM-Schacht für die Kupplungsaufnahme gibt es mittlerweile von vielen Herstellern. Digitale Telex-Kupplungen, die in den NEM-Schacht passen auch. Warum also eine alte 3065 aufwändig umbauen, wenn man durch Zukauf einer steckbaren Telexkupplung für eine schon betriebsbereite Lok dasselbe Ergebnis bekommt?
Hier meine Gründe warum ich den Umbau trotzdem gemacht habe:
- Die alten 3065er haben zwei Haftreifen hinten und insgesamt drei angetriebene Achsen.
- Die alten Loks haben im Vergleich zu neueren Modellen ein schweres Fahrwerk:
Gewicht Mä 3065: 200 g; zum Vergleich: Mä 37649: 170 g; resultierender Gewichtsunterschied ca. 15 %.
=> Ein relativ hohes Eigengewicht und sechs direkt angetriebene Räder sind gute Voraussetzungen für eine hohe Zugkraft der Lok.
- Die Telex-Kupplung in der alten Märklin 3065 ist robust und in ihrer Funktion betriebssicher.
- Die Telex-Kupplung bietet durch ihre in der Lok integrierten Bauart ausreichend "Bodenfreiheit". (Anmerkung: Bei den steckbaren digitalen Telexkupplungen kann es auf Grund der Bauform und tiefhängenden Anordnung beim Überfahren von Weichen schon einmal zu unsanften Vollbremsungen kommen. Dies passiert selbst dann, wenn Lok und Telex-Kupplung und Gleismaterial vom gleichen Hersteller sind.)
- Als Lok-Decoder wurde der Multiprotokoll-Lokdecoders (ESU 54610; Lokpilot 4.0) gewählt, weil er die Möglichkeit bietet den sogenannten „Kupplungswalzer“ zu programmieren. Beim Auslösen der Funktionstaste für die Telex-Kupplung drückt die Lok automatisch auf den Wagen auf, entkuppelt, rückt vom Wagen ab und schaltet die Entkupplungsspule wieder ab.
So und nun ein paar Bilder zum Umbau:
Vorbereitung des Fahrgestells
Die alte Elektrik und der Motor werden komplett entfernt. Das Fahrgestell wird mit etwas Brennspiritus von Staub und alten Öl befreit.
Die Leichtgängigkeit des Getriebes und der Achsen wird überprüft.
Wenn das Fahrwerk und Getriebe sehr stark verölt sind, ist eine Reinigung mit Feuerzeugbenzin oder Brennspiritus notwendig.
Zum Schutz des Decoders wurde ein Stück Karteikarte in das Fahrwerk geklebt.
Einbau des neuen Motors
Der neue Motor wurde eingebaut. Es erfolgt ein erster Probelauf mit 12 V= aus Steckernetzteil.
Während des Probelaufs kann das Getriebe leicht geölt werden.
Einbau des Decoders
Jetzt ist der Multiprotokoll-Decoder eingebaut und fertig verdrahtet.
Der Decoder wird nach Anleitung des Herstellers programmiert und eine erste Probefahrt auf der Anlage kann erfolgen. - Aber was ist das? Die Lok bleibt bei Langsamfahrt auf einmal stehen, besonders oft auf Weichen, aber manchmal auch auf gerader Strecke. Stubbst man sie an, fährt sie wieder weiter.
Bei schneller Fahrt tritt der Fehler nicht auf.
Als Ursache für die Aussetzer, die besonders bei Langsamfahrt auftreten, habe ich schlechten Massekontakt der Lok festgestellt.
Dies kommt bei sehr alten Schätzchen durch verschliessene Achslager zustande.
Die vordere und mittlere Achse haben viel Spiel und schlechten Kontakt zum Fahrgestell.
Die Lösung des Problems ist dieses Stück gebogener Klingeldraht aus der Bastelkiste:
Besserer Massekontakt für die V60
Der Draht wird mit der unteren Befestigungsschraube der Motorschildes montiert.
Das nach oben abgwinkelte andere Ende des Drahtes wird vor dem endgültigen Festschrauben mit einer Pinzette in die Aussparung am Fahrwerk eingefädelt.
Das abgewinkelte Drahtende wird so lang gewählt, dass es noch ca. 1 – 2 mm nach oben aus der Öffnung heraus steht (Pfeil),
wenn der waagerechte Teil des Drahtes auf den Laufflächen der Räder aufliegt.
(Dazu das abgewinkelte Drahtende vor dem Einbau etwas länger lassen und dann zum Schluss mit dem Seitenschneider auf das richtige Maß kürzen).
Wenn das Lokgehäuse aufgesetzt wird, wird der Draht nach unten gedrückt und liegt so unter leichtem Druck auf dem ersten Radreifen an.
Grüße gehen an dieser Stelle an den bastelnden Jogi für diesen Tipp mit dem Draht.
Von Jogi gibt es noch weitere gute Tipps bei Lokomotiven mit Kontaktproblemen.
Umbau Kupplungshaken
Zum Schluss zeige ich, wie der Kupplungshaken modifiziert werden muss, dass mit der Telex-Kupplung auch Wagen mit Kurzkupplungen an- und abgekuppelt werden können. Der Kupplungshaken und das Ankerblech der Telex-Kupplungen werden ausgebaut. Dann werden mit einem Seitenschneider die beiden seitlichen Hörner abgeknipst. Nun wird mit einer dünnen Metallsäge oder der Trennscheibe eines Multischleifers der vordere Teil des Kupplungshakens abgetrennt (gelbe Markierungen).
Jetzt müssen die beiden freien Blechstreifen mit einer Zange vorsichtig nach innen gebogen werden, bis sie parallel ausgerichtet sind (grüne Linien) und ohne zu klemmen zwischen die seitlichen Zapfen einer Kurzkupplung passen.
Dann werden die beiden Enden des Kupplungshakens vorsichtig und blank gefeilt und auf exakt die gleiche Länge gebracht. Vorsichtig arbeiten, nicht zu viel Material abtragen, sonst wird die Kupplung zu kurz und der Entkupplungsanker passt nicht mehr. Ebenso werden die Flächen am abgetrennten vorderen Hakenteil blank gefeilt. Bevor der vordere Hakenteil wieder angelötet wird, muss noch das Ankerblechs rechts und links vorne soweit abgefeilt werden, das es mit etwas Platz zwischen die beiden Blechstreifen passt.
Das Wiederanlöten des vorderen Hakenteils ist eine etwas „fummelige“ Anglegenheit. Ich habe dazu den hinteren Teil des Kupplungshaken in eine Wäscheklammer festgeklemmt und mit Klebeband auf dem Bastelbrett fixiert. Der vordere Teil des Hakens wird mit einer Kreuzpinzette gepackt. Die Pinzette wird mit einem kleinen Holzstück in der passenden Höhe so unterstützt, das die beiden Hakenteile genau in der richten Höhe zu einander stehen. Beim Löten darauf achten, dass der Haken von oben gesehen genau mittig positioniert ist.
Nach den Verlöten werden die rechts und links überstehenden seitlichen Enden des vorderen Hakenteils und eventuell zu viel aufgetragenes Lötzinn vorsichtig mit einer Flachfeile oder dem Multischleifer entfernt. Mit einem schwarzen wasserfesten Faserschreiber wird der umgebaute Kupplungshaken noch wieder brüniert. Dann kann der Haken zusammen mit dem Ankerblech und der Kupplungsfeder wieder montiert werden. - Thats it.
Wer auf diese letzte Bastelei mit dem Kupplungshaken keinen Nerv hat, kann auch die Ersatzteile zur Märklin 37655 einbauen: 2x Kupplungshaken 29 84 70 und 2x Anker 20 53 71 – die passen auch, ich habe es ausprobiert.
Anmerkung zum Schluss:
Auch der Austausch eines original Märklin-Decoders gegen einen Lokpilot 4.0 kann die Steuerung der Telex-Kupplung komfortabler machen und auch noch zusätzlich die Fahreigenschaften der Lok verbessern. Ich habe probehalber einmal einen Lokpilot 4.0 gegen den Decoder einer Märklin 37655 ausgetauscht und war von dem besseren und leiserem Fahrverhalten der Lok überrascht.