Erstkontakt, oder sowas Ähnliches
Woher kamen nun diese groben schwarzen Bahnen, die sich plötzlich rücksichtslos überall durch die Holzebenen zu schlängeln begannen? Waren sie vom Himmel gefallen, aus dem Boden gewachsen, tatsächlich von Außerholzischen erbaut, oder gar nur eine kollektive Einbildung, wie manche, leicht vom Holzstaub benebelte Bürger meinten.
Tagelang legten sich unsere beiden Ordnungshüter Hubert und Staller auf die Lauer, um endlich die Ursache für die sich immer weiter ausbreitende Bedrohung zu finden, doch nichts geschah.
Nur einmal - natürlich hatte gerade der Riedl Wache und war wie immer eingeschlafen – tat sich etwas, dass unsere tapferen Gesetzeshüter zutiefst erschütterte.
Über Nacht war eine ganze Menge seltsamen Materials aus dem Nichts erschienen. Die einzelnen Teile schienen zum Großteil aus Holz zu bestehen, allerdings aus einem völlig anderen, viel dunkleren Holz als es auf dieser Welt vorkam. Zudem waren da noch lange Latten aus einem seltsam schimmernden, glatten, kalten Stoff der den Eingeborenen Holzianern gänzlich fremd vorkam.

Am nächsten Tag war es dann so weit. Der Tag sollte in die Geschichte Holzwüstes eingehen als der „Tag des ersten Kontakts“ (Anm. der Redaktion: Eigentlich fand der erste echte Kontakt ja erst ein paar Tage später statt, da die Zeit dazwischen allerdings in allgemeiner Panik verbracht wurde, hat man sie später, per Volksentscheid, offiziell aus den Annalen der Holzwüste getilgt).
Also: Der erste Kontakt!
Kaum begann sich der morgendliche Nebel zu lichten, Hubert schlief noch halb, während Staller sich ein wenig zu weit an die schwarzen Fremdkörper herangetraut hatte als er gerade austreten war, drangen plötzlich fremdartige Geräusche durch die Morgendämmerung. Neugierig verstört zugleich liefen die beiden an einer der seltsamen Strukturen entlang, bis sich schließlich tatsächlich die Erbauer der seltsamen Strukturen zu Gesicht bekamen. Die Außerholzischen Wesen sahen aus wie ganz normale Menschen, oder wie Staller es formulierte „Mei schau, de schaun jo aus wia mia! Du, de san lustig mit eanam gelben Hut, oba wos mochen denn de do eigentlich?“

Aus sicherer Entfernung beobachteten unsere beiden Ordnungshüter, die längst das Gefühl für eine geregelte Weltordnung verloren hatten, das emsige Treiben der Außerweltler, die mit ihren mitgebrachten Materialien offenbar eine Art liegende Leiter durch das Land errichteten. Bereits nach sehr kurzer Zeit kamen sie zur wichtigsten Erkenntnis über außerholzisches Leben überhaupt: „Des sind doch alles Verrückte!“
Begründet wurde dieses allumfassende Verständnis von führenden Wissenschaftlern später wie folgt:
„Nur wenn man völlig den Verstand verloren hat, trägt man auf einer nahezu endlosen hölzernen Ebene ohne nennenswerte Erhebungen oder sonstige bekannte Gefahren von oben einen Schutzhelm!
Die wichtigste Aufgabe hatte übrigens der Riedl, denn der lief jetzt Tag und Nacht zwischen seinen beiden Kollegen und dem Rest der holzwüstinger Eingeborenen hin und her um von den neusten Sichtungen zu berichten. Dabei waren seine atemlosen Schilderungen jedoch oft so verwirrend und für das, von den beschaulichen Strandpartys aufgescheuchte Volk mit so vielen neuen, unverständlichen und beängstigenden Erkenntnissen gespickt, dass alle nur noch in Panik hin und her liefen ohne zu wissen was den nun zu tun sein.
Wie gesagt, aus den offiziellen historischen Aufzeichnungen sollte diese kurze aber intensive Phase der Hysterie bald gelöscht werden, widmen wir uns daher im nächsten Kapitel dem tatsächlich ersten Kontaktversuch wenige Tage später.