RE: Fehlender Nachwuchs

#251 von DR POWER , 13.04.2021 14:38

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Hallo......Das ganze Getue und Geschreibe der Nietenzählerfraktion prallt wirkungslos an den Märklinisten ab - die Umsatzzahlen beweisen es.



Hallo

Wo gab es in diesem Thread "Getue und Geschreie" der Nietenzählerfraktion?

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Hallo....... Wer denn zieht schon eine Plastiklok ( meist noch aus China !) für genau soviel Geld einer schweren Metallok vor, bei der "man was in der Hand hat " ?



Ich zumindest sehr gerne. Im übrigen muss der Mobanachwuchs ja nicht mit HO anfangen. Ein Blick über den Tellerrand zu Grösse G oder TT zeigt da auch die meisten Modelle in Kunststoff.
Und am Ende ist es egal mit was der Nachwuchs anfängt, Hauptsache Modellbahn .

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Hallo.....Und fragt man heute irgendwelche Leute, die mit unserem Hobby gar nichts mehr zu tun haben, so ist der Name der Göppinger ein direktes Synonym im Sprachgebrauch für den Begriff "elektrische (!) Eisenbahn geworden und geblieben - "Mein Vater hatte auch eine M....!" Das heißt, auch für den potentiellen Nachwuchs bedeutet der Name was - und das spielt sicher eine Rolle, wenn es um eine Neuanschaffung geht.



Ob der Name bekannt ist, da gibt es, wie Frank schon erwähnte, sehr große regionale Unterschiede. Deine favorisierte Marke spielt im Bekanntheitsgrad in meiner Region zum Beispiel nur eine untergeordnete Rolle.
Und gerade bei kleinen Modellbahn/Eisenbahnfans spielt eher das Fahrzeug an sich die Hauptrolle. Wenn Ihnen eine Lokomotive gefällt und sie die haben möchten, dann ist dem kleinen Nachwuchs egal von welchem Hersteller das Modell stammt.

Gerade die Nachwuchsgewinnung sollte man Markenoffen und ohne Scheuklappen angehen.

Liebe Grüße, Andre


>Kleine DR Anlage in H0 / Epoche 3 und 4 /
Rollmaterial von Brawa,Fleischmann,Gützold,Npe,Piko,Roco und Sachsenmodelle<

>6VD 18/15-1 SRW und 12KVD 18/21 = Power Made in GDR<


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#252 von intermodal , 13.04.2021 15:15

Hallo,

als relativ junger (wieder-)Einsteiger möchte ich eine Lanze für den Computer bzw. Computerspiele brechen:

Als Kind hatte ich eine kleine Anlage, die "klassische" 2mx1m Platte mit zwei konzentrischen Ovalen und einem kleinen Dorf und einem Lokschuppen in der Mitte. Damals aus einem Märklin-Startset, das war einfach in der Warnehmung die mit Abstand präsenteste Marke.
Aufgrund des Platzbedarfes konnte die Anlage aber nicht wachsen,ich bin in der Stadt aufgewachsen und es stand kein Keller/Dachboden zur Verfügung, und so wurde sie in der Jugend dann irgendwann abgebaut um Platz im Zimmer zu schaffen.

In der Freizeit spieleich gerne am Computer, so vor allem auch Aufbau- und Transportsimulationsspiele wie z.B. Cities:Skylines oder Transport Fever.
Dort kann man zwar nach dem eigentlichen Spielprinzip ohne Sinn für Ästhetik spielen, mit ein wenig Aufwand und durch Installation von Mods kann man das Spiel aber auch zweckentfremden, um dort schön und realistisch aussehende Landschaften, Städte, Bahnanlagen usw. zu gestalten.
Dabei kann man auf Karten, die umgerechnet schon fast MiWuLa-eske Ausmaße annehmen, bauen, und kann natürlich unbegrenzte Resourcen, Gebäude, Gleise, Loks usw. verwenden.
Für den Preis etwa eines Wagens für ein Spiel, und etwa zwei Sound-Dampfloks für einen passenden Computer, kann man viele Jahre virtuelle Bastelfreude haben - in einem Ausmaß und Anspruch, der für die allermeisten Jugendlichen bzw. jüngere Erwachsene und auch viele ältere Erwachsene weder finanziell noch vom Platzbedarf auch nur Ansatzweise als Modelleisenbahn realisierbar wäre.
Wer noch mehr Kreativität ausleben möchte kann sogar eigene 3D-Modelle von Gebäuden, Rollmaterial, Deko usw. erstellen und in das Spiel einbinden bzw. anderen Spielern zum Download zur Verfügung stellen.
Irgendwie ist das auch eine Form des Modellbaus, bloß sind die Modelle virtuell.

Nun ist es so, dass ich als Softwareentwickler arbeite und daher schon beruflich den ganzen Tag am Computer sitze. Durch Corona jetzt auch komplett im Homeoffice, außerdem sind die meisten anderen Hobbies und Aktivitäten außerhalb der eigenen Wohnung weggefallen. so dass ich keine Lust mehr hatte, nach der Arbeit nochmal einige Stunden am Computer zu sitzen und dort an meiner virtuellen Eisenbahn-Landschaft zu basteln.
Dann kam ich drauf - eigentlich kann ich das doch auch in der Realität bauen, die alten Gleise und Modelle lagen noch auf dem Dachboden, und inzwischen wohne ich auch mit deutlich üppigerem Platzangebot auf dem Land.

Der "virtuelle Modellbau" am Computer kann also auch ein Weg sein, wie Jugendliche und junge Erwachsene weiter dem Hobby verbunden bleiben können, obwohl die Umstände (Platzmangel, andere Interessen, für die man sein Geld ausgibt, Wegzug fürs Studium in eine kleine WG oder Wohnheim) bei vielen dafür sorgen, erst mal keinen physischen Modellbau für einige Jahre treiben zu können, was sonst zu einer Hobbyaufgabe führen könnte.

Und schließlich nehme ich ein wieder wachsendes Interesse unter jüngeren Leuten an der Eisenbahn als Verkehrsmittel und als wichtige Infrastruktur im Kampf gegen Klimawandel – ein Thema, was für viele jungen Menschen eine große Priorität besitzt – und Verkehrskollaps wahr. Gleichzeitig sinkt die Bedeutung des Autos als Statussymbol, und gerade im urbanen Bereich ist es vielen jungen Leuten mehr Last als Hilfsmittel. Ob sich das dann auch in wieder mehr Interesse für Eisenbahntechnik und Eisenbahnmodellbau niederschlägt, wird sich zeigen.

Viele Grüße
Paul


Freundliche Grüße
Paul


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RE: Fehlender Nachwuchs

#253 von Analogbahner , 13.04.2021 15:18

Der zukünftige Modellbahner zeigt sich meist bei Brio, Lego oder Playmobil. Man braucht keine "echte" Modellbahn dafür. Hier wird also bereits "tuchgefühlt". Dass jemand mit 6 eine Anfangspackung bekommt, hängt natürlich vom Geldbeutel, aber eben zuvorderst vom Charakter des Kindes ab. Manche Eltern starten diesen Versuchsballon und es klappt oder nicht.

In den Fällen, in den eine Moba im Hause vorhanden ist, stellt sich das Interesse des Kindes von selbst ein - oder eben nicht. Das Problem ist eher die Abwertung dieses Hobbys in der Umgebung des Kindes. Kinder wollen Bonanzaräder, wenn der Nachbarsjunge auch eins hat, weil es "dazugehört, schick und angesagt" ist. Umgekehrt kommt die Ablehnung, wenn es vom Nachbarsjungen oder in der Schule abgelehnt wird (oder herabgewertet wird). Das Kind verliert das Interesse, das erstmal unabhängig von der Gesellschaft besteht oder nicht besteht, bevor es die Rückmeldung von der Gesellschaft bekommt. Kinder, die "durchhalten", wehren sich gegen das schlechte Image und es ist ihnen egal, wenn sie selbst Freude haben. Das erfordert Willensstärke. Die meisten fügen sich den Vorgaben, weil Menschen soziale Lebewesen sind und die Gruppe brauchen. Darüber muss man nicht diskutieren.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#254 von Analogbahner , 13.04.2021 15:34

Intermodal: ich verwende auch eep (Eisenbahn.exe professional) und baue eine riesige Anlage. Aber dazu muss man schon vorher quasi Modellbahner sein, also interesse an diesem Thema zeigen. Denn es kostet Stunden um Stunden - und am Ende "fahren doch bloß Züge im Kreis", wenn auch mit ausgefeilter Steuerung und echtem Von-A-nach-B-Verkehr. Es werden weder Zombies getötet noch Rennen gefahren (das ginge sogar...). Das Medium spielt in diesem Falle gar nicht so sehr die Rolle. Allerdings fehlt durchaus das reale Anfassen und Problemlösen - die Probleme sind hier digital, also logisches Denken, Anwendung der Software-Möglichkeiten, Programmieren. Eigentlich könnte man mit denselben Fähigkeiten auch was anderes am PC machen, deshalb empfinde ich eep als auch durchaus einseitig, weil manuelle Fertigkeiten nicht gefordert werden. Nur Augen und Ohren werden gebraucht - und die "Maushand".
Es ist wie Golf oder Tennis am PC...


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#255 von einheitslok44 , 13.04.2021 17:35

Hallo Frank, ich glaube immer noch daran, dass Kinder in einem normalen , ordentlichen Durchschnittselternhaus auch heute noch sehr genau zu unterscheiden lernen und wissen, was an Spielzeug "Ramsch" ist und was langlebige Sparten, die zu weitergehenden Beschäftigung damit anleiten. Ich denke an Holzspielzeug, Steifftiere, Baukästen usw. Da hatte der Marktführer übrigens - gerade für Jugendliche - eine guten Werbespruch: "Weil das System so klar ist"... Qualität: Beim Gußklumpen geht wohl die Farbe ab, aber er übersteht spielende Kinder und "Lokrennfahrer" leidlich gut , kann das selbst bezeugen. Und auf den Börsen sieht man dann die Berge von "bespielter" Ware....
Ich weiß ja nicht, wo Du wohnst, aber die riesige Zahl der früher Märklin führenden Spielwarengeschäfte und Warenhäuser war wohl doch ganz gleichmäßig über die alte Bundesrepublik verteilt - das gab es überall zu kaufen - selbst bei Optikern - , dann noch Fleischmann und Trix war schon sehr selten.


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RE: Fehlender Nachwuchs

#256 von Analogbahner , 13.04.2021 18:32

Du hast es selbst gesagt: "die alte Bundesrepublik". Es gab daneben durchaus Regionen, wo nur der Name "Piko" was zählte...


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#257 von Frank 72 , 13.04.2021 19:09

Ja - Piko, Gützold, Tillig. Mit Märklin kann man hier nicht viel anfangen. Das hat noch nicht mal nur etwas mit ehem. BRD und DDR zu tun. Selbst im Norden der ehem. BRD ist Märklin jetzt nicht unbedingt groß verbreitet. Ich kenne viele Modellbahner, im Kollegen- oder Bekanntenkreis. Verteilt über mehrere Bundesländer und über verschiedene Spurweiten. Aber nicht einer von denen fährt das Märklin-System.
Und wie auch immer wieder mal erwähnt - zuletzt oben von Andre: Modellbahn besteht nicht nur aus Spur H0. Scheint für einige schwer vorstellbar zu sein.

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Hallo Frank, ich glaube immer noch daran, dass Kinder in einem normalen , ordentlichen Durchschnittselternhaus auch heute noch sehr genau zu unterscheiden lernen und wissen, was an Spielzeug "Ramsch" ist und was langlebige Sparten, die zu weitergehenden Beschäftigung damit anleiten. Ich denke an Holzspielzeug, Steifftiere, Baukästen usw. Da hatte der Marktführer übrigens - gerade für Jugendliche - eine guten Werbespruch: "Weil das System so klar ist"... Qualität: Beim Gußklumpen geht wohl die Farbe ab, aber er übersteht spielende Kinder und "Lokrennfahrer" leidlich gut , kann das selbst bezeugen. Und auf den Börsen sieht man dann die Berge von "bespielter" Ware....


Ich weiß jetzt -ehrlich gesagt- nicht, von welchem Ramsch du redest. Davon war bisher -auch von mir- keine Rede. Um was geht es jetzt eigentlich?

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Ich weiß ja nicht, wo Du wohnst, aber die riesige Zahl der früher Märklin führenden Spielwarengeschäfte und Warenhäuser war wohl doch ganz gleichmäßig über die alte Bundesrepublik verteilt - das gab es überall zu kaufen - selbst bei Optikern - , dann noch Fleischmann und Trix war schon sehr selten.


Gucke mal rechts - meinen Wohnort habe ich sogar hingeschrieben.
Anscheinend liegen wir beide nicht nur örtlich weit auseinander, sondern auch altersmäßig. Denn Modellbahn beim Optiker kenne ich nun nicht. Aber es gab sie außer in Modellbahnläden (von denen es früher natürlich wesentlich mehr gab) auch in Warenhäusern, wie z.B. Woolworth oder Hertie.
Aufgewachsen bin ich übrigens in Berlin (West). Auch da gab es sicherlich Märklin zu kaufen, hatte aber keiner aus meinem Freundeskreis. Da waren eher Roco, Fleischmann oder Lima präsent.
Oder um es bezogen auf das eigentliche Thema zusammenzufassen: Ja, Modellbahn allgemein war "früher" (meine Jugendzeit lag in den 80ern) in den Geschäften deutlich präsenter als heute. Aber nein, Märklin war es nur in bestimmten Regionen.
Deutschland besteht nunmal nicht nur aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Auch wenn für viele Menschen die Welt tatsächlich nur aus ihrem näheren Dunstkreis besteht (davon kenne ich auch einige). Und was einige ältere sich auch nicht wirklich vorstellen können: Die Zeit geht weiter, die Welt ändert sich. Und es ist mittlerweile völlig normal, dass es bei Fielmann oder Ruhnke keine Modellbahn gibt. Nicht mal Märklin.


Gruß Frank


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#258 von Analogbahner , 13.04.2021 23:01

Einheitslok44 hat insofern recht, als dass Modelleisenbahn oftmals in jedem Laden erhältlich war, der nur irgendwas mit Kindern zu tun hatte. Es gab bei uns gleich drei oder vier Schreibwarengeschäfte, die ein gemischtes Programm hatten, und auch Puppen gab es. Die Jungs-Mädchen-Trennung war damals schon überall.
Wenn ich im Kopf zusammenrechne, gab es mindestens 6 Modellbahngeschäfte, ca. 10 Spielwarengeschäfte, 3 Kaufhäuser, ein Elektromarkt und die benannten Schreibwarenläden, verteilt auf eine Stadt, die man anlaufen konnte. Sogar ein Fahrradladen hatte Modellbahn! Wenn die Inhaber die Bahn geschickt plazierten, kam man als Kind oder Elter gar nicht dran vorbei. In der Regel hatten manchmal sogar Bäcker einen Kreis im Schaufenster (ich kannte zwei), allerdings nicht zum Verkauf. In vielen Bahnhöfen standen Münzanlagen. Wie dürftig ist es hingegen heute...


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#259 von einheitslok44 , 14.04.2021 10:23

Hallo Frank, unter "Ramsch" verstehe ich nicht irgendeine Modellbahn, sondern eben den "Plastik-Ramsch" in Großmärkten und Spielzeug Ketten: Das Zeug hängt meist in Blistern meterweise in den Regalen mit irgendwelchen Fantasyfiguren samt Fahrzeugen und ist meist so kurzlebig wie die US-Serien aus USA, aus denen es abgeleitet wird oder irgendwelchen Ballerspielen. Daneben noch anderes Ramsch-Spielzeug in allen möglichen Farben. Woher dieses Zeug kommt, 3x darfst Du raten.. Und wer es kauft, da darfst Du nochmals 3x raten... Jedenfalls keine bürgerlich-normalen Eltern - aber es wird gekauft.
Es gibt sogar gräßliche "Plastik-Ramsch "- Eisenbahnen: Zum Beispiel bei Tedi & Co.In einer undefinierbaren Spurweite etwa H0, sogar mal einen Plastik VT 11.5 oder V 60 Monster. Das meiste jedoch irgendwie im AMI-Westernstil, in auch größeren Maßstäben... - "Christmas-Train-Set".......
Wo findet man das Zeug dann letztendlich wieder ? Natürlich - auf den Flohmärkten, in Kisten zusammen mit "verkotzten" Stofftieren aus Kunstfaser , Computerspielen usw. Meist passt das Erscheinungsbild der Anbieter genau zu den Vorurteilen.
Also, das verstehe ich unter "Spielzeug-Ramsch... Schönen Tag Wolff


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RE: Fehlender Nachwuchs

#260 von Analogbahner , 14.04.2021 14:58

Ca. 1969 hatte ich einen dreiteiligen VT 11.5(zwei Triebwagen, ein Zwischenwagen) in H0 in einem Schreibwarengeschäft gesehen und in der Schultüte geschenkt bekommen, der aus Plastikteilen zuammengesteckt und ziemlich gut getroffen war. Die Wagen hatten eine massive Inneneinrichtung, waren dadurch durchaus schwer und der Zug bestand aus zwei Farben. Leider habe ich das Modell nicht mehr.
Es gab auch andere Modelle, z.B. einen Westernzug einer anderen Marke (plus hundert Minifiguren und ein Fort), die ich nicht als Ramsch bezeichnen würde, da die unmotorisierten Modelle zum Spielen perfekt waren. Ich glaube, dass Eisenbahn in dieser Sparte häufiger vertreten war, da die Eisenbahn als solche stärker im Bewusstsein stand.

Ich werte diese Spielzeuge deshalb nicht herab, weil sie an die Modellbahn heranführen. Man hat sich gewisse Mühe gegeben, irgendein Vorbild nachzuempfinden. Dasselbe könnte man auch bei der "Billerbahn" anmerken, die immerhin Batterie- oder Federantrieb hatte.


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RE: Fehlender Nachwuchs

#261 von Wald4tler ( gelöscht ) , 14.04.2021 18:01

Viele alte Hobbys haben Nachwuchsprobleme
(auch Fußball und Feuerwehr)

Wenn man nicht früh damit in Verbindung kommt, bleibt es eine Eintagsfliege.
Ich selbst wurde mit Holz- und LEGO®Eisenbahn erzogen, danach kam lange Zeit nichts mehr nach.
Klassische Modelleisenbahn wurde mir immer verwehrt. Einzig ein Startset konnte ich bei einem Preisausschreiben gewinnen und war nach ein paar Monaten uninteressant. (aber das heutige Fundament meiner 2m² Anlage)
Auch habe ich in meinem Umfeld und Familie keine Person, der mir die echte Eisenbahn näher bringen konnte. (keine klassische Vater/Opa Sohn Geschichte mit Eisenbahnbackground)
Erst durch mein begonnenes Geschichtsstudium, bin ich wieder zur Modelleisenbahn zurückgekehrt. Da sauge ich jeden vergangenen (Russ)Partikel auf, der mir vor Augen (und Nase) kommt. Daher meine Affinität Epoche IV abwärts. Habe vorher schon in anderen Modellbaubereichen (Autos, Flugzeuge, Schiffe, ...) gebaut, besitze generell ein Faible für Miniaturmodelle. Ich werde mich abfinden müssen, dass die Auflagen immer kleiner werden und daher teurer. Qualität sollte darunter nicht leiden dürfen! Verkaufszahlen wie in den 1970-90er, wo es noch keinen PC oder Spielkonsole gab, sind Illusionen. Aber der Einstieg muss günstig bleiben.


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RE: Fehlender Nachwuchs

#262 von einheitslok44 , 14.04.2021 19:21

Hallo Jochen,
also die Biller-Bahn, die hatte ich auch als Bub in den 60ern in den schönen roten Kartons, mit Holzschwellenblechgleisen und den Batterieloks. Das war alles andere als Ramsch , sondern ein Qualitätsprodukt, das glaube auch nicht billig war. Ideal, den Nachwuchs an die Modellbahn heran zu führen.
Und Dein VT war wieder was anderes, bestimmt nicht der vom Tedi. Es gab ja auch die zahlreichen Kaufhausbahnen, die den Übergang zur Modellbahn fließend machten und anscheinend mit Genehmigung/Kooperation mancher damaligen Nürnberger Modellbahnhersteller produziert wurden.


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RE: Fehlender Nachwuchs

#263 von Analogbahner , 14.04.2021 20:34

Ich hatte die Billerbahn und die anderen Modelle nicht als Ramsch bezeichnet, wenn man genau liest. Sondern als den Versuch, ein Vorbild zu imitieren, was sozusagen den Anbeginn des Begriffs „Modell“ darstellt.

Die Tedi-Modelle sagen mir nichts, aber es wäre interessant, wenigstens nochmal ein Foto meines Modells aufzutreiben. Sind nun mal Erinnerungen...


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#264 von histor , 15.04.2021 01:33

Die Billerbahn war eine tolle Sache. Robust und einfach, aber für Kinderhände gerade richtig. Loren richtig zum Kippen und die erste Lok war zum aufziehen. Das machte aber nichts, weil man ja keinen Stromanschluss benötigte - auch wenn man draußen mit ihr spielte. Man musste nur aufpassen, dass man dann alle Sachen wieder eingepackt bekam.


Freundliche Grüße
Horst
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RE: Fehlender Nachwuchs

#265 von Railwolf , 16.04.2021 19:14

Ähem.
Jochen, Bonanzarad, ehrlich? Das war schon nicht mehr "in", als ich zehn war, da kriegte man die Dinger für'n Zwanziger (DM) auf dem Flohmarkt.
Das erinnert mich irgendwie an die Kinderstundentante, die meinte, "Kinder lieben Hirtengeschichten, weil Kinder Schafe lieben." Ich mußte ihr leider sagen, daß die Kinder, mit denen sie da zu tun hatte, Schafe nur aus dem Fernsehen kennen - und zwar Shaun das Schaf und seine Kumpels. Kinder kennen heute weder Bonanzaräder noch Hirten mit Schafherden (außer sie sind auf der Alm zuhause, aber dann ist Modellbahn vermutlich auch kein Thema).

Daß der Zug von 1969 nicht vom Tedi war, liegt auf der Hand: Tedi gibt es erst seit 2004. Die "Ramschware-Züge" meiner Kindheit - die allerdings offensichtlich einige Jahre später als Jochens war - hießen eher jouef und Lima. Aber für den Preis waren die Güterwagen jedenfalls gar nicht so schlecht, ich hab da heute noch einige.


Mit vielen Grüßen

Wolf 🐺


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RE: Fehlender Nachwuchs

#266 von Analogbahner , 16.04.2021 20:30

Lima hatte lange Zeit den Ruf einer schlechten Verarbeitung und leichtem Plastik. Was leider meist stimmte.

Ja, meine Kindheit war offensichtlich früher als deine... Für mich sind Rollschuhe aus Metall und wurden unter die normalen Schuhe geschnallt - dazu waren sie in Länge und Breite anpassbar... Legos hatten nur ca. fünf Farben und es gab sie in sortierten Schachteln... Die Modellpackungen gingen gerade erst los. Von Lego gab es sogar H0-Automodelle und passende Garagen dazu. Wiking hatte Schwarz-Weiß-Prospekte (A3 zum Falten) und irgendwann kam als Revolution auch mal das Märklin-K-Gleis...

Für das Bonanzarad war ich allerdings tatsächlich einige Jahre zu jung und es reizte mich dann auch nicht. Aber der Schulhof war voll davon...

PS So weit ich mich erinnere, wurden von 28 Schülern nur ein oder zwei von den Eltern gebracht... , und die stiegen schon vorher aus. Das war absolut unter unserer Würde... Ein jeder kam, wenn's ums Angeben ging, mit Fahrrad.
Ich bin ein einziges Mal zur Schule gebracht worden...


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#267 von KLVM , 21.04.2021 17:39

1) Ich finde die Argumentation mit Spielzeug-Ramsch, der von nicht-bürgerlichen Eltern gekauft wird, ziemlich klassistisch. Ich würde allen Eltern der Welt zugestehen, dass sie natürlich das beste für ihr Kind wollen.

Das Problem liegt für mich eher auf der Angebotsseite. Es wird gekauft, was man im Laden vorfindet. Und gerade in den Ladenketten ist es leider so, dass große Konzerne ihr zwielichtiges Sortiment in die Geschäfte drücken und Einflüsse auf die Produktplatzierung (Regal dominant in der Ladenmitte etc.) haben. Die Einführung der Produkte wird dann noch gekoppelt mit Kampagnen in zielgruppeorientierten TV-Sendern etc. Zudem ist dann das Bugdet der Käufer beschränkt. Und was man bei der Modellbahn ebenfalls nicht vergessen darf: Sie ist vergleichsweise serviceintensiv. Haftreifen x für Lok y, Birnchen sowieso für Lampe z...

d.h. für eine große Spielzeugkette ist es eher von Interesse, einfache und unkomplizierte Spielzeuge an das Kind zu bringen - und wenn diese massiv beworben werden, umso besser. Davon ist nicht nur die Modellbahn betroffen. Ich erinnere mich an meine Kindheit in den 1980ern. In einem nahegelegenen Einkaufszentrum war die Filiale eines Spielwarenhändlers aus der Stadt. Da gab es neben der Modellbahn z.B. auch ein ganzes Regal voll Kosmos-Experimentierkästen. Teilweise die Riesenboxen mit den ganz großen Kästen für Chemie oder Elektronik... Heute gibt es die Filiale nicht mehr, und es ist eine Filiale einer bundesweiten Kette eingezogen. Natürlich ohne die beratungs- und serviceaufwändigen Kosmoskästen und ohne Modellbahn. Kaum Lego Technic, von Mindstorms oder Fischertechnik ganz zu schweigen.

Ich sehe da auch eine gewisses Thema bei Familien mit Kindern, bei welchen die Eltern mehrere Jobs haben und wo der einzige Internetzugang Mutters Handy mit begrenzter Flatrate ist. Da fehlen dann einfach die Informationsmöglichkeiten... Zum Teil ist Shopping und Samstagsausflug die einzige Familienaktion der Woche, weil Papa sonntags wieder zur Schicht antreten muss. Unter den Umständen entsteht dann der Gedanke, massiv beworbenes und prominent im Laden platziertes Modespielzeug für den Kleinen gekauft Kind hat wieder Spielzeug und ist glücklich....

Ich finde das auch schade und problematisch. Gerade in Deutschland gibt es eine riesige Tradition an Spielzeug, Didaktikspielzeug, Technikspielzeug, Holzspielzeug, was zunehmend unter das Radar gerät. Da ist die Modellbahn im gleichen Boot.

2) Zum Thema Computer, Open TTD und eep: Habe ich auch schon getestet und teilweise ist es echt faszinierend. Als ich zu Arbeiten begonnen habe, habe ich festgestellt, dass ich dort viele Stunden am Tag vor der Kiste sitze. Neben den seitdem stark verbesserten finanziellen Möglichkeiten war dies ein weiterer Grund, wieder in das Hobby einzusteigen. Aus dem gleichen Grund habe ich mir übrigends einen Schachcomputer gekauft - die Figuren in 3D vor einem zu haben ist doch etwas anderes als Symbole auf dem Bildschirm zu verschieben. Selbst wenn jedes Handy den Schachcomputer in Grund und Boden spielt... Und mich stört auch der Trend bei aktuellen Autos, die Instrumentenanzeige durch Monitore zu ersetzen - wieder ein Monitor mehr, auf den man gucken muss. Die Analogzeiger waren schöner (auch wenn sie seit vielen Jahren meist digital angesteuert werden)


Ich mag kein Streumaterial.


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RE: Fehlender Nachwuchs

#268 von Analogbahner , 21.04.2021 17:53

Klassistisch?

Nein, es sind einfach statistische Mittelwerte. Wer was kauft, wer sich wie verhält und wer was konsumiert, lässt sich durchaus in Gruppen (oder nenn' es Klassen) unterteilen. Wir wehren uns vehement dagegen, weil wir es nicht wahrhaben wollen, aber "Klassen" gab es schon immer.


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RE: Fehlender Nachwuchs

#269 von Family-MoBahner , 21.04.2021 18:20

Ja früher sprach man mal von Klassen. Und man machte noch was: Man bewertete die "Klassen". "Bürgerlich" war als Begriff nicht nur eine Beschreibung, sondern auch ein positiv besetzter Wert. Das hatte man von den Vorfahren der Wilhelminischen Zeit übernommen, aus der wir dann auch den "Klassenkampf" hatten und zuletzt leider auch den bislang schlimmsten Teil unserer Geschichte.

Aus gutem Grund hat die Soziologie seither durchaus dazu gelernt und spricht heute von Milieus, obwohl auch dieser Begriff m.E. nicht sehr glücklich ist. Allerdings wird der Begriff dort bisher beschreibend und nicht wertend verwendet.
Bei der SINUS-Studie 2019 wird dann deutlich, dass sich die Zeiten tatsächlich ändern und dass lediglich noch ca. 20-30% der erfassten Probanten dem Bereich entsprechen, der früher einmal "bürgerlich" war. Und das ist nicht das Bildungsbürgertum, das Ähnlichkeit aufweist mit Loriot´s Hoppenstedts oder Papa ante Portas. Da sind auch andere "Bürgerliche" mit drin (z.B. ländliche Volksmusikromantik usw.). Das frühere "gehobene" Bildungsbürgertum macht laut SINUS-Studie bestenfalls noch ca. 11-15% der Bervölkerung aus, Tendenz abnehmend.

Das mag man dann bedauern oder nicht. Aber wir müssen diesen Tatsachen ins Auge schauen und Spielwaren- oder Modellbahnhersteller tun gut daran, sich nicht auf ein sehr kleines Milieu zu spezalisieren, wenn sie auch mittelfristig überleben wollen. Denn auch in diesem Milieu gibt es ja noch allerhand Konkurrenz. Wer überleben will, muss auch andere Milieus, deren Geschmack und Wünsche ansprechen.

Und auch wir tun im Forum gut daran, solche Einteilungen immer nur beschreibend zu betrachten und nicht immer wieder wertend als sei die bestimmte Art einer Minderheit zu leben oder zu denken richtiger oder besser als eine andere. Und auf bestimmte Begriffe und Wertungen sollte man ohnehin lieber verzichten, weil sie - wie beim Wort "Ramsch" - doch sehr im Auge des Betrachters liegen.


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

John 3:16! --- Denn der Mensch lebt nicht von MoBa allein


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#270 von Analogbahner , 21.04.2021 18:47

In letzter Zeit geht die demokratische Vermischung der "Klassen" wieder deutlich zurück. Man bleibt unter sich. Corona beschleunigt diese Schere noch, gerade bei der Bildung. Aber auch das Mietenproblem und die Ausbildung in Privatschulen, das Zweiklassen-Gesundheitssystem und die Kreditwürdigkeit nach Wohnorten machen deutlich, dass wir auf dem Weg zurück sind.
In den 1970ern waren Studium und Abitur für jeden möglich, aber inzwischen kristallisiert sich wieder die Abhängigkeit vom Elternhaus heraus. In diesen Jahrzehnten hatten wir den Höhepunkt der "sozialen" Marktwirtschaft, bei der heute das "sozial" fehlt. Die Schluchten werden wieder größer. Hartz IV bedeutet heutzutage, dass man durchs Sieb gefallen ist.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#271 von Family-MoBahner , 21.04.2021 19:11

Tut mir leid, Jochen, dass ich Dir schon wieder widersprechen muss.
Du hast sicher Recht, dass Corona (aber bei Weitem nicht nur das) einzelne Interessensgruppen wieder dazu bringt, sich mehr auf sich selbst zu besinnen und abzugrenzen. Aber ansonsten definierst Du die "Klassen" fast ausschließlich über Geld und dessen Auswirkungen. Die beschriebene Entwicklung in Medizin oder Wohngegenden hat weniger mit Bildung als mit Geld oder gar Snobbismus zu tun - und ja, es stimmt, auch mit dem Abbau des "sozialen" in der Marktwirtschaft.

Aber es gibt sehr viele reiche aber gleichzeitig sehr ungebildete Leute (selbst wenn sie in ihrem Gebiet sehr gute Fachidioten sein können. Aber man denke nur Mal an die Geißens, die in jedem Villenviertel Willkommen sind). Es gibt gleichzeitig sehr arme aber sehr gebildete Menschen, die auch bei ihren Kids wert auf gute Bildung legen. Wobei wir tatsächlich ein Bildungs-Dilemma haben, wenn wir daran denken, dass schulische Bildungspläne inzwischen auf "Kompetenzen" aufbauen, die großteils technischer Natur sind und wichtig für die Wirtschaft, während die wichtigen Bildungsinhalte wie Philosophie, Geschichte, Geographie, Literatur, Religion/Ethik, Kunst, Musik immer mehr zu kämpfen haben (da sie zwar hochkradig "bildend" sind aber wenig austragen für eine leicht zu steuerende Wirtschaft und Gesellschaft. Das ist auch der Nährboden so mancher Verschwörungstheorie nicht selten getragen von Menschen mit akademischen Titel). Ähnliches zeigt sich bei der "Verschulung" oder "Amerikanisierung" der Universitätsausbildung mit Bachelor und Master.

Es tut mir leid, aber Du kommst in Deinen Beiträgen immer mit einem großen, verallgemeinernden Vorschlaghammer wo Feinmechanikerwerkzeug nötig wäre.


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

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RE: Fehlender Nachwuchs

#272 von einheitslok44 , 21.04.2021 20:37

Hallo,
im Prinzip habt Ihr beide recht: Gerade Leute mit wenig Bildungshintergrund haben oft viel Geld - oft nur kurzfristig und tragen diesen Reichtum besonders gerne zur Schau - siehe dicke Armbänder, dicke SUVs usw. Früher wurden diese als "Neureiche" klassifiziert und eher belächelt, wenn sie ihren "unausgegorenen Mist verzapften" - wie mein alter Herr es vor 50 Jahren es so treffend formulierte. Oft finden wir heute wirkliche "Schmalspurakademiker", die durch irgendeine konzerneigene "Uni" oder was auch immer für semiwissenschaftliche Akademien" geschleift wurden und nie gelernt haben selbstständig zu denken - also Fachleute, die sich für nichts anderes interessieren - auch nicht für ihre Mitmenschen - ausser als Produktionsfaktoren: Dies produziert das abweisende, kalte Klima in den Konzernen und genauso in den großen mittelständischen Betrieben, den Verlust des sozialen Aspektes der Wirtschaft, in der Sowjetunion mit dem treffenden Begriff belegt: "Apparatschiks"...
Und die Gebildeten mit wenig Geld ? Auch die gibt es nicht wenige - besonders in der Nähe von Unistädten: Leute denen der Konsum nichts bedeutet und die eher die Welt verbessern wollen. Als "Gutmenschen " klassifiziert. Da diese meist nicht allzu sehr unter Karrieredruck stehen, finden sie oft die nötige Zeit, sich der Bildung ihrer Kinder zu widmen - somit finden diese oft bessere Startchancen vor als Kinder aus neureichen Familien. Ihr seht, man kann unzählige solche Klassen in einer Gesellschaft definieren.
Leider wird der klassische geistige Bildungsanteil wie die Kenntnis der alten Sprachen, der Geschichte , der Philosophie und der wichtigsten Literatur heute sträflich vernachlässigt. "Ceterum censeo", daß ein wirklich Gebildeter von allen Disziplinen eine solide Grundausbildung erfahren sollte !.Er sollte also das Wichtigste von Schiller & Goethe genauso kennen wie die Grundlagen der Mathematik, Philosophie , Technik - mal extrem ausgedrückt. Früher bezeichnete man das klassische Abitur als "Reifeprüfung" - nicht ohne Grund ! Und erst danach konnte sich jeder seine Fachrichtung auswählen. Wünsche allerseits einen schönen Abend !


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RE: Fehlender Nachwuchs

#273 von Lukas Lokführer , 21.04.2021 20:41

Hallo zusammen,

Bildung, in meinen Augen ein schwieriges Thema, nach außen hin wird immer so getan als ob man die Schule unterstützen wolle bzw. alles zumindest sehr gut, wenn auch nicht prima ist, wenn ich dann allerdings mal meine Schule anschaue 😏, auf politischen Veranstaltung, vor Corona, wurde es von allen (!) Fraktionen des hiesigen Stadtrates nicht gerne gehört, wenn ich mich zu den vor zwei, drei Jahren zu den schlichtweg katastrophalen Zuständen an meiner Schule geäußert habe... . Zumindest wurde bei uns in den letzten Jahren investiert, wenn ich von Berichten mit Schimmel und Co in Klassenzimmern höre, kann ich zumindest davon bei mir nicht berichten, sehr wohl aber von Schimmel in der Turnhalle, in dieser wurde sehr Wohl ein Gesundheitsgefährdender Wert nachgewiesen, allerdings sieht die Stadt keinen Handlungsbedarf. Seid dem ich auf der weiterführenden Schule bin, sind die Duschen geschlossen, wegen Schimmelbefalles. Seit einigen Jahren steht übrigens auch in mehr oder weniger großen Abständen ein Gerüst zur Abstützung des Daches in der Halle...

Noch ein Word zum Thema Schule, unser Bildungssystem gehört grundlegend reformiert, Schulen und Turnhallen müssen endlich saniert werden, leider müssen wohl in Zukunft auch grundlegende Dinge in der Schule erklärt werden...

Ich sage es ganz offen, lieber bin ich ein Schüler, welcher nicht (mehr, Corona sei Dank, anders Thema) im gutem Bereich liegt, als ein Schüler welcher sehr gute/gute Noten schriebt, und sich dann vor mir erklären lassen muss:

-wo man sich in Emmendingen testen lassen kann, mein Gott, ich werfe einen kurzen Blick auf die städtische Homepage und es ist alles klar
-wo/wie/wann ich von A nach B komme, wenn mich meine Eltern nicht fahren können, sowie so ein Unding, mein Gott, dann regnet es halt auf m Schulweg, wo ist das das Problem, schon mal das Word Regenhose gehört?
-auf einem Ausflug meint unbedingt es besser wissen zu müssen, als derjenige der sich damit auskennt, und dann mit dem Rad irgendwo in der Pampa stehen zu müssen. Wobei Pampa eigentlich übertrieben ist, wenn auf dem Straßenschild „Heimbacher Straße“ steht und sie aus dem Ort in dem man gerade ist, rausführt, dann geht die Wahrscheinlich nach Heimbach, oder zumindest in die Richtung
-sonstige einfach Selbstverständlichkeiten...

LG

Lukas

Der es bevorzugt, als dumm bezeichnet zu werden, dafür aber sein Fahrrad reparieren kann, und sich sonst in der Welt zurechtfinden kann..., ja dann bin ich halt Spießig, wenn ich in den Urlaub fahre, um mir Dampfzüge anzuschauen, aber spätestens wenn ihr mich mal wieder braucht weil ihr irgendwo hin wollt und ohne mich mal wieder aufgeschmissen seid, dann bringt euch eure „Schlauheit“ auch nicht weiter...

Edit: Ah ja, Moment, das muss ich noch loswerden, eine Gruppe Mitschüler ist mal zu einem Philosophie Seminar nach Neresheim gefahren, mit dem Zug! Irgendwo ist ihnen der Anschlusszug abgehauen, daraufhin waren sie ziemlich aufgeschmissen...


„Ich will Milch die länger haltbar ist, als die Kuh aus der sie kommt“ (Die Anstalt vom 26.4.2016)

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Angela Merkel 2010 - und wo stehen wir heute?


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#274 von Analogbahner , 22.04.2021 02:10

Es ging doch nicht darum, ob reiche Klassen gebildeter sind oder nicht, sondern darum, dass die Möglichkeiten eingeschränkt werden. Wer reich ist und keine Bildung genießt, hat sozusagen „selbst Schuld“, wer aber arm ist und keine Bildung genießt, hat meist nicht die Möglichkeiten der Betuchten, selbst wenn er wollte. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Nur die Abhängigkeit wird deutlicher.

Family_Mobahner schreibt ja selbst: „Die beschriebene Entwicklung in Medizin oder Wohngegenden hat weniger mit Bildung als mit Geld oder gar Snobismus zu tun - und ja, es stimmt, auch mit dem Abbau des "sozialen" in der Marktwirtschaft.“
Geld ist in jedem Fall der entscheidende Faktor, daraus kann sich Snobismus entwickeln, aber es entsteht in jedem Fall eine Spaltung. Das heißt, die Trennung zwischen Arm und reich nähert sich wieder dem Feudalsystem an, weil keine der Gruppen in die andere diffundiert. Da längst auch der Mittelstand arg gebeutelt wird, verschwindet außerdem die Mitte.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#275 von KLVM , 04.05.2021 15:05

Ich habe noch einmal nachgedacht....

1) Alpha, Circus Mondolino, Maxi & Co. sind gefloppt
2) Als Kind hat mich schon immer eher das Vorbild interessiert.

Märklin hat durchaus versucht, "Abenteuerwelten" zu schaffen. Ähnlich wie es Lego mit Ninjago & Co macht. Es gab z.B. Maxi-Hörspielkassetten:
https://www.ebay.de/itm/202483935481?mke...76&toolid=10001

und im 1.FC Märklin-Heft immer einen Comic, erst zu Alpha, später zu Maxi. Mich hatte das allerdings immer eher randständig interessiert. Für Abenteuer hatte ich andere Quellen. Interessiert haben mich auch schon als Kind Vorbildberichte. Eines meiner Lieblingsbücher ging über den damals geplanten/angefangenen Aufbau des europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs...

Heute ist Eisenbahntechnik eher unsichtbar.


Ich frage mich, ob man diese "Abenteuerwelt"-Sache für die Modellbahn nicht andersrum aufziehen müsste. Evtl. Kinderbücher/Graphic Novels/Fotostorys mit Vorbildbezug... :


möglicher Plot:

Zitat

-das ist Luca
-er geht in die 1. Klasse
-seine Mutter arbeitet bei MRCE
-dort fährt sie Vectron

-eigentlich wollten Luca und seine Mutter heute Nachmittag noch zum Moba-Händler, um Fallers "Architektenhaus mit Plattendach" abzuholen
-Als Luca heimkommt, öffnet ihm zu seiner Überraschung Daniel, der Lebensgefährte seiner Mutter die Tür
-Die Mutter hängt noch in ihrer Vectron auf der Strecke fest, weil ein Schaltschrank am ESTW des Hauptbahnhofs abgeraucht ist
-Daniel hat es irgendwie hingedreht bekommen, dass er früher von der Arbeit wegdurfte...
-So geht Daniel mit Luca zum Moba-Händler. Auf dem Weg dorthin holen sie noch Daniels Tochter Lea von deren Mutter ab.
-Sie kaufen den Bausatz
-Luca möchte den Bausatz mit seiner Mutter am Wochenende aufbauen
-Da Fernsehen und Konsole doof ist, spielen Daniel, Lea und Luca gemeinsam mit der Bahn (Fotos!) und warten auf die Mutter
-...welche dann kurz vor dem Abendessen heimkommt, und alle sind glücklich...



(oder so ähnlich)


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