RE: Fehlender Nachwuchs

#26 von Family-MoBahner , 10.06.2018 21:30

Zitat
Der Nachwuchs für die elektrische Eisenbahn ist 50 Jahre alt und fühlt sich in Spielwarenabteilungen unwohl.


Nicht, wenn er alterstechnisch aus dem Rahmen fällt (ich bin U50) und selbst Kinder hat, die sich dann in anderen Ecken des Ladens bewegen.

Aber ernsthaft: Mit der MoBa ist es wie mit allen anderen Dingen im Leben, sie begeistert oder tut es nicht. Das kann, wie bei mir, schon als Kleinkind geschehen, weil mein Opa jeden Winter eine mittlere Anlage aufbaute. Da durfte man damals "zuschauen", von wegen helfen oder gar anfassen! Da er wenig Geld hatte, waren Matchbox-Autos drauf. Aber nicht mal die durfte der Kleine bewegen. Und dennoch wünschte ich mir nichts sehnlicher als eine eigene Anlage. Erst seit ich ca. 30 Jahre alt war, begann dann mein eigenes MoBa-Zeitalter. Denn seither kann ich mir gelegentlich was leisten.

Meine Kids springen darauf viel weniger an als ich früher - nicht mal auf ihre Kids-Anlage, auf der sie fahren und "kranen", laden und LKW bewegen und was nicht noch alles können (wir fahren analog, dann können sie das alles sogar alleine).

Der Funke sprint einfach über oder er tut es nicht, auch wenn es einem die Hersteller oder andere MoBahner manchmal schon recht schwer machen (ich denke da an die Blicke, wenn ich mit 4 Kids auf einer Börse aufschlage und die Kids dann womöglich nicht immer nur mit den Augen schauen). Da helfen die besten Kaufhäuser nicht. Auf jeden Fall aber sind sie angenehmer als die Spezialgeschäfte, in denen man sich schon als Erwachsener nur mit Filzpantoffeln reintraut, man schnell dasteht als unwissender D... und einen die Preise sowieso gleich wieder rausdrängen!


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

John 3:16! --- Denn der Mensch lebt nicht von MoBa allein


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#27 von Bk Distelrasen , 11.06.2018 14:28

Über dieses Thema mache ich mir auch Gedanken (siehe Seite 2 meiner Anlage im Bau).

Mein praktischer Vorschlag: Einfach mal den Nachbarsjungen fragen, ob er sich nicht mal die eigene Anlage ansehen möchte

Vielleicht fängt er ja Feuer...


Gruß
Alex



Eisenbahndreieck Distelrasen: viewtopic.php?f=15&t=155552


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#28 von Elokfahrer160 , 11.06.2018 15:20

Moin,

ich wollte mal für den Nachwuchs etwas tun und ich begann vor ca. 1,5 Jahren die Modellbahn Gruppe in der Schule meiner 2 Kinder
zu sponsern. Also C Gleise geschnappt, die 2 alten MS 1 und 2 x 30 V Trafos und 2 Dieselloks Henschel DA 500 + 10 Wagen und los ging es.

Diese Gruppe ist ca. 8 - 10 Schüler stark und sie sind alle so um 12 Jahre alt. Die basteln und bauen in den Herbst- und Wintermonaten
was das Zeug hält, allerdings geht da keiner der Schüler zum Moba Händler zum Einkaufen. Ich bekomme die Stückliste / Wunschliste
des zu besorgenden Materials , damit das nächste Modul fertig werden kann.

Meine Hauptaufgabe heute ist die Budgetierung des Schul - Projektes und die Gewinnung weiterer Sponsoren, damit genügend
CASH vorhanden ist. Unsere Jugend kann sich für unser Hobby schon begeistern, nur müssen wir sie anleiten und lenken.

Gruss - Elokfahrer160


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RE: Fehlender Nachwuchs

#29 von KLVM , 13.06.2018 23:11

Ich denke auch, dass im Gegensatz zur Wirtschaftswunderzeit, wo eine Modellbahn viel mehr "dazugehörte", sich die ganze Angelegenheit heute mehr in Richtung Special-Interest bewegt. Wer als Kind nicht bastel- und technikaffin ist und sich nicht für Fahrzeuge begeistern kann, der wird auch nie eine Modellbahn haben oder sich eine wünschen.

Früher war so eine Modellbahn im Kinderzimmer wahrscheinlich auch konkurrenzloser. Es gab ein paar Aufziehautos, und wenn das Kind etwas dauerhaft fahren und kontrollieren wollte, war die elektrische Eisenbahn quasi konkurrenzlos. Heute gibt es an "Anfassspielzeug" Lego (mit Eisenbahn oder Technic), Playmobil, RC-Autos, Carrera. Seit den 50ern kam häppchenweise immer mehr Konkurrenz ins Kinderzimmer.

Und die Giganten wie Lego oder Mattel hauen dem Nachwuchs auf Super RTL die Werbespots um die Ohren und haben große Marken wie Star Wars als Merchandiser. Bei Modellbahnherstellern muss man froh sein, wenn es für eine Plakatkampagne reicht. Die Marke, die diese unters Volk bringen ist die der DB AG statt Starwars. Und von dieser Seite kam seit der Bahnreform und ICE1 irgendwie nichts cooles mehr...


Ich mag kein Streumaterial.


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RE: Fehlender Nachwuchs

#30 von Genua , 14.06.2018 09:59

Es würde vielleicht auch helfen, die eigenen Kinder oder Enkelkinder an die eigene Anlage ranzulassen.
Wie oft sehe ich meiner Lütten beim Aufgleisen von mit Zurüstteilen versehenen Wagen zu und warte nur darauf, dass etwas abbricht...was dann komischerweise nie passiert. Man muss den kleinen Menschen einfach mal etwas zutrauen. Und wenn etwas abbricht oder umgeknickt wird, haben wir dafür schließlich drölfzig Sorten Kleber im Schrank
Beim gemeinsamen Basteln kenne ich aus eigener Erfahrung den Drang, den Kindern scharfe Cuttermesser, Lötkolben und dergleichen aus den Händen zu nehmen, da diese Werkzeuge durchaus gefährlich für Kinderfinger sein können. Aber aus ebenso eigener Erfahrung weiß ich, wie gut und intuitiv Kinder damit umgehen können.
Wenn Kinder nur noch rundgelutschtes, pädagogisch wertvolles Spielzeug in die Hand nehmen dürfen, ist das mit der Smartphonegeneration kein Wunder.

Schöne Grüße
Henning


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RE: Fehlender Nachwuchs

#31 von BernhardI ( gelöscht ) , 15.06.2018 09:59

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
Die Marke, die diese unters Volk bringen ist die der DB AG statt Starwars. Und von dieser Seite kam seit der Bahnreform und ICE1 irgendwie nichts cooles mehr...


Es ist eher dieses Gestrige, die den Nachwuchs nicht gerade anspricht.


BernhardI

RE: Fehlender Nachwuchs

#32 von JoachimW , 15.06.2018 11:47

Dadurch, dass (anscheinend) der Nachwuchs fehlt und die ältere Generation nach und nach - vorsichtig ausgdrückt - das Interesse verliert, kommen Modelle auf den Markt, die seit Jahre nicht mehr zu haben sind bzw. der Markt selbst wirkt überflutet durch weniger Käufer und ein größeres Angebot, was (nach Regeln der Marktwirtschaft) zu sinkenden Preisen führen sollte.

Als Suchender werte ich das daher eher positiv.


Gruß
Joachim


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RE: Fehlender Nachwuchs

#33 von Viet Bui ( gelöscht ) , 15.06.2018 11:56

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Die Marke, die diese unters Volk bringen ist die der DB AG statt Starwars. Und von dieser Seite kam seit der Bahnreform und ICE1 irgendwie nichts cooles mehr...


Guten Tag „KLVM“,

schaue Dir doch mal die Beiträge der jungen Modelleisenbahner an! Denn mit der Bahnreform kamen die bunten Züge privater Unternehmen auf die Schiene, die sich im Modell großer Beliebtheit erfreuen.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Fehlender Nachwuchs

#34 von JoMa , 16.06.2018 18:35

Und nicht nur das, lieber Viet,

inzwischen gibt es ja auch nach den ganzen Traxxen, die farblich sich nur durch die Verwitterung des Rottons unterschieden, mit der 102 aus Tschechien, den Vectrons und den FLIRTs, in Nordbaden sogar in babyblau, auch mal wieder markanter Fahrzeuge auf die Schiene. Denn was wir Ü50 so lieben, war damals auch nicht so varianten- und ideenreich, hieß ja sogar Einheitslokomotive und hatte die Variante grün oder blau, ob und wenn ja wieviele Seitenfenster und ganz tricky, Doppellampe oder einfach. Das hat uns nicht gestört, ist heute aber auch nicht so viel schlechter, wie Du angemerkt hast.
Das Problem ist eher, ich habe Eisenbahn als Vorbild präsenter in früheren Jahren in Erinnerung, gab es viele Gewerbegebiete mit aktivem Bahnanschluß und auch kleine Käffer waren per Schienenbus oder Silberlinge erschlossen, heute fahren LKWs und Busse in jeden Winkel. Damit sehen Kinder insgesamt weniger Bahn in natura und wollen dann folglich auch weniger das ganze ins Kinderzimmer holen.

Viele Grüße aus BaWü, Stefan


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#35 von Trabant , 16.06.2018 20:37

Es wird dem Nachwuchs aber auch gern schwer gemacht. Vor allem durch Nietenzähler, "Kameramännern" die sich gestört fühlen und fehlender Unterstützung...Leider fehlt auch vielen einfach dir Fantasie, in einer Zeit, in der alles vorgekaut wird und man die kleinen Köpfe nicht einfach mal selber machen lässt.
Ich bring als Beispiel gern dieses Video, hört euch die ersten paar Sekunden mal an...

[youtu-be]https://youtu.be/RJTioLttTwg[/youtu-be]

Eine junge Familie geht auf dem Bahnsteig nach vorne, weil sie ihrem Sprössling gern die Lok von nahem zeigen wollen. Die Reaktionen von den weit entfernt dahinter stehenden Fotofreaks ist ja deutlich zu hören. Was wird den bitte auf einer öffentlichen Veranstaltung erwartet? So wird's auf jeden Fall nix mit Nachwuchs. Ich habe mich später auch geägert, als mir der "nette" Herr mit dem österreichischen Kennzeichen, 10 Sekunden bevor der Zug kam, mitten ins Bild gefahren ist. Und dann nichtmal ein Foto gemacht hat. Aber deswegen schrei ich keine Kinder und Frauen an...

Ich bin in einem Dorf aufgewachsen, in dem es einen viel befahrenen Schmal- und Normalspurbahnhof gibt. Opa war Eisenbahner durch und durch, so war der Einstieg einfach. Mein Sohnemann machts mir nach, alles mit Eisenbahn muss begutachtet werden, dabei ist er erst 2...
Heute kam ein Paket mit gebrauchten Playmobil Wagen und einer Lok. So können wir jetzt zusammen spielen, ohne dass ich Angst haben müsste und trotzdem wirkt das ganze wie die normale Gartenbahn. Der kleine hat ja Ansprüche Für die H0e Modelle braucht es dann aber noch etwas In der Wohnung gibt es die klassische Brio (und ähnliche) Holzeisenbahn.

Viele Grüße, Manuel


Glück auf!


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#36 von Viet Bui ( gelöscht ) , 16.06.2018 23:13

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Das Problem ist eher, ich habe Eisenbahn als Vorbild präsenter in früheren Jahren in Erinnerung, gab es viele Gewerbegebiete mit aktivem Bahnanschluß und auch kleine Käffer waren per Schienenbus oder Silberlinge erschlossen, heute fahren LKWs und Busse in jeden Winkel. Damit sehen Kinder insgesamt weniger Bahn in natura und wollen dann folglich auch weniger das ganze ins Kinderzimmer holen.


Guten Abend Stefan,

ich tue mir da etwas schwer, Dir zuzustimmen.
Der Niedergang der Eisenbahn mit sinkender Transportleistung begann im Prinzip mit der Epoche 4. Mit den zunehmenden Wohlstand kam auch die Massenmotorisierung, auch der LKW konnte die Eisenbahn zunehmend im Güterverkehr verdrängen, der LKW ist eben günstiger, schneller und flexibler.
Im Güterverkehr wurden immer mehr Gütertarifpunkte, Stückgut-Bahnhöfe und Anschlussgleise stillgelegt (übrigens bis heute), im Personenverkehr wurden immer mehr Strecken stillgelegt und das Fahrplanangebot in der Fläche ausgedünnt.
Das sind Entwicklungen, die eintraten, weit bevor der potentielle Nachwuchs der Modelleisenbahn geboren wurde.

Zumindest im Personenverkehr kam dann ab der Jahrtausendwende der Wendepunkt, das Fahrplanangebot wurde dichter, die Züge attraktiver und stillgelegte Strecken werden reaktiviert: Mit dem Ergebnis, dass heute mehr Menschen mit der Eisenbahn fahren wie nie zuvor. Aufgrund dessen würde ich eher behaupten, dass die Kinder heute mehr Eisenbahn in natura erleben als z.B. in den 80er- oder 90er-Jahren.

In Baden-Württemberg wurden Strecken mit großem Erfolg vitalisiert (wie z.B. die Kraichgau- und Murgtalbahn), reaktiviert (Schönbuchbahn) oder stehen kurz vor ihrer Reaktivierung (Hermann-Hesse-Bahn). Genauso sind weitere Projekte geplant, wie z.B. die Strecken der Regionalstadtbahn Neckar-Alb. Genauso lässt man am Wochenende spezielle Fahrradzüge durch das Ländle fahren oder lässt Freizeitverkehre (Sauschwänzlebahn, Stichbahn Maulbronn) durchführen. Genug Möglichkeiten also, die Eisenbahn zu erleben.
Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Es wird dem Nachwuchs aber auch gern schwer gemacht. Vor allem durch Nietenzähler, "Kameramännern" die sich gestört fühlen und fehlender Unterstützung...Leider fehlt auch vielen einfach dir Fantasie, in einer Zeit, in der alles vorgekaut wird und man die kleinen Köpfe nicht einfach mal selber machen lässt.
Eine junge Familie geht auf dem Bahnsteig nach vorne, weil sie ihrem Sprössling gern die Lok von nahem zeigen wollen. Die Reaktionen von den weit entfernt dahinter stehenden Fotofreaks ist ja deutlich zu hören. Was wird den bitte auf einer öffentlichen Veranstaltung erwartet? So wird's auf jeden Fall nix mit Nachwuchs.


Guten Abend Manuel,

das sind eben Pufferküsser, die selbst niemals freiwillig in einem Zug mitfahren würden.
Genauso wie Du habe ich für ein solch asoziales Verhalten nur Kopfschütteln übrig.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Fehlender Nachwuchs

#37 von Peter Müller , 16.06.2018 23:23

[quote="Viet Bui" post_id=1843809 time=1529183610 user_id=28555]Mit dem Ergebnis, dass heute mehr Menschen mit der Eisenbahn fahren wie nie zuvor. Aufgrund dessen würde ich eher behaupten, dass die Kinder heute mehr Eisenbahn in natura erleben als z.B. in den 80er- oder 90er-Jahren.[/quote]
Man fährt heute mit der Bahn zur Schule oder zur Arbeit, aber nicht mehr in den Urlaub. Bahnfahren ist alltäglich geworden. Vielleicht spielt das eine Rolle?


Grüße, Peter

Bei campact.de per E-Mail abstimmen: 49-Euro-Ticket retten! ... das haben Stand 25.08.2023 um 20:45 Uhr schon 115.000 Menschen getan.

Und Aktionen bei campact.de wirken, siehe Wikipedia, da wird darüber berichtet.


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#38 von BernhardI ( gelöscht ) , 17.06.2018 00:45

[quote="Viet Bui" post_id=1843809 time=1529183610 user_id=28555]Zumindest im Personenverkehr kam dann ab der Jahrtausendwende der Wendepunkt, das Fahrplanangebot wurde dichter, die Züge attraktiver und stillgelegte Strecken werden reaktiviert: Mit dem Ergebnis, dass heute mehr Menschen mit der Eisenbahn fahren wie nie zuvor. Aufgrund dessen würde ich eher behaupten, dass die Kinder heute mehr Eisenbahn in natura erleben als z.B. in den 80er- oder 90er-Jahren.[/quote]

So ist es, auf der Strecke an der ich wohne, fuhren noch nie so viele Züge und Passagiere wie heute. Meine Kinder fahren bzw. fuhren auch täglich damit.

Ältere Leute tendieren dazu, die Zeit ihrer Jugend zu glorifizieren. Das ist normal, hat aber mit der Realität oft nichts zu tun. Mit "früher war alles besser" wird man jedenfalls Nachwuchs selten begeistern. Der findet interessant, was derzeit rumfährt, nicht unbedingt die Behördenbahn von 1975.

Dieses vergangenen Zeiten nachweinen, die Verachtung der Bahn der Gegenwart, gab es übrigens zur Blütezeit der Modellbahn nicht. Da wollte man die aktuellen Fahrzeuge des Vorbilds auf der Anlage haben.


BernhardI

RE: Fehlender Nachwuchs

#39 von JoMa , 17.06.2018 02:48

Hallo Viet, Hallo Bernhard,

also ich bin frühe Epoche 4 . Du kannst das bestimmt besser mit Zahlen belegen, es ist bei mir irgendwie nur so ein Gefühl, früher mehr Zügen über den Weg gelaufen zu sein. Allerdings wohnte ich früher nur 10 Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt und meine Familie hatte kein Auto. Da sind wir mit dem Zug in Urlaub gefahren und als kleines Kind habe ich mich im Zählen geübt, als ich auf dem eisernen Steg über dem Bahnhof, die Zahl der Wagen für jeden Zug ermitteln wollte. Meine Mutter hat gefühlte "Personenmonate" mit mir auf diesem Steg verbracht, denn unter einer dreiviertel Stunde waren die wenigen hundert Meter über den Bahnhof nicht zu schaffen . Den Steg gibt es nicht mehr, zählen kann ich inzwischen, habe ein Auto und wohne 10 km vom Bahnhof entfernt... Vielleicht liegt es auch daran, das mit meinem Gefühl.
Bernhard, früher war nix besser, aber auch nix schlechter, es war anders, die damaligen Zeiten hatten in jeglicher Hinsicht Vor- und Nachteile, gleich wie die heutigen. Und man muß vieles so hinnehmen, wie es ist, denn man kann selbst im engsten Umkreis nicht alles nach eigen Vorstellungen gextalten.

Jetzt bin ich aber weit weg geraten, um noch die Kurve zu kriegen,mich freue mich auf meinen ICh und die 102er...

Viele Grüße aus BaWü, Stefan


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#40 von BernhardI ( gelöscht ) , 17.06.2018 12:52

Hallo Stefan,

wenn man Statistiken zum Personen- und Güterverkehr auf der Schiene googelt, sieht man wie der gestiegen ist und weiter steigt, sogar wenn man nur die Deutsche Bahn nimmt, dazu gibt es ja inzwischen auch recht viel Verkehr anderer Bahngesellschaften. Früher wurde beispielsweise der Verkehr zwischen München und Augsburg mit einer zweigleisigen Strecke bewältigt. Inzwischen wurde auf vier Gleise ausgebaut, wegen des gestiegenen und weiter steigenden Verkehrs.

Ich bin auch in Ep. IV aufgewachsen. Obwohl die Kleinstadt meiner Jugend ein Bahnknoten war und ist, war Bahnfahren eine seltene Ausnahme. Der Bahnhof war zugig und veraltet, dort war man nicht gern, außer als Bahnfan; es gab als Gastronomie eine von Trinkern bevölkerte, schmierige "Bahnhofsgaststätte". Heute ist dort Betrieb, alles modernisiert und hell, ein kleines Einkaufszentrum, in dem es nach frischem Espresso duftet.

Jetzt wohne ich in einem Nest mit eingleisiger Bahnstrecke, mit deren Geschichte ich mich natürlich befaßt habe. Zu den goldenen Bundesbahn-Zeiten fuhren maximal zehn Reisezugpaare am Tag. Heute fährt die bayrische Regiobahn von früh bis spät im Stundentakt, in den Stoßzeiten halbstündlich.

Meine Kinder fahren sehr viel Bahn, sie ist viel mehr Teil ihres Alltags als in meiner Kindheit. Und Brücken, unter denen der Bahnverkehr tobt, gibt es nach wie vor, ich habe viel Zeit mit meinen Kindern auf ihnen verbracht, als sie klein waren. Daran liegt es sicher nicht, daß die Modellbahn im Kinderzimmer nicht mehr so bedeutend ist wie vor 40 oder 50 Jahren.

Grüße
Bernhard


BernhardI

RE: Fehlender Nachwuchs

#41 von Viet Bui ( gelöscht ) , 17.06.2018 13:13

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Du kannst das bestimmt besser mit Zahlen belegen, es ist bei mir irgendwie nur so ein Gefühl, früher mehr Zügen über den Weg gelaufen zu sein.


Guten Tag Stefan,

man braucht die historischen Kursbücher mit dem elektronischen Kursbuch von heute vergleichen. Da ich privat das Kursbuch nur in elektrischer Form verwende, habe ich keine Vergleichsdaten zur Hand.
Aber während die Deutsche Bundesbahn den Verkehr auf der Kraichgaubahn teilweise komplett eingestellt hat, verkehren heute Züge im 20-Minuten-Takt, was eine Steigerung der Fahrgastzahlen um 1.400 % zur Folge hatte.
Heute fahren insbesondere im Regionalverkehr deutlich mehr Züge in einem dichteren Takt. Wo früher drei Silberlinge mit einem Knallfrosch (Baureihe 141) gereicht haben, fährt der Metronom mit acht Doppelstockwagen und 160 km/h durch Niedersachsen und kennzeichnet einzelne Züge sogar als Sardinenzüge.
Auch im Fernverkehr steuert die Deutsche Bahn nach und bestellt mehr Züge, um den steigenden Fahrgastzahlen gerecht zu werden, auch wenn wirtschaftlich prosperierende Regionen (Heilbronn und die Hohenlohe) vom Fernverkehr abgehängt wurden.

Zu sagen, dass der potentielle Modellbahner-Nachwuchs aufgrund fehlender Berührungspunkte zur Eisenbahn sich nicht der Modelleisenbahn zuwendet, halte ich persönlich nicht für zielführend. Im Gegenteil, durch die steigende Nutzung ist die Eisenbahner so präsent wie nie zuvor.

Ich sitze gerade im IRE von Stuttgart nach Karlsruhe. Man sitzt in klimatisierten und laufruhigen Doppelstockwagen und während ich über das bordeigene WLAN diesen Beitrag verschicke, fährt der Zug pünktlich mit 160 km/h über die Schnellfahrstrecke.
Um noch einmal auf das verbesserte Angebot zurückzukommen: Im nächsten Jahr bildet der IRE, der heute zweistündlich verkehrt, alternierend zum zweistündlich verkehrenden IC einen Halbstundentakt.

Grüße
Viet


Viet Bui

RE: Fehlender Nachwuchs

#42 von torsten83 , 17.06.2018 13:32

Hallo,

was mir gerade zu fehlenden Nachwuchs einfällt, ist ein Modellbahnhändler, bei dem ich gestern vorbei kam, an dessen Türe stand: Kinder unter 14 Jahren haben keinen Zutritt ohne Begleitung Erwachsener...

Zum Verkauf ist den Warenhäusern gibt es immer zu lesen, es fehle da fachkundige Beratung, alternativ liest man, dass sich das Kaufverhalten geändert habe --> Internet - wo ist denn im Internet die Fachberatung? Modellbahn muss sich in SB verkaufen lassen und dabei Umsatz mit ordentlicher Marge bringen. Solange das nicht gegeben ist, zieht die Modellbahn nicht mehr zurück in den Flächenhandel. Warum sollte man auch als Karstadt oder Kaufhof sich Meterlange Vitrinen hinstellen, die ein Personal benötigen, das die Ware raus gibt und abkassiert, wenn sich auf der gleichen Fläche Produkte von LEGO und Playmobil ohne Beratungsaufwand ganz von alleine verkaufen und selbst zur Kasse tragen? Ob das Geschäftsmodell Kaufhaus in dieser kaum Beratung, dennoch teuer-Philosophie überlebensfähig ist, ist eine andere Geschichte.

Zum Vorschlag einfach mal den Nachbarsjungen anquatschen und die Modellbahn zeigen... ähm, vielleicht bin ich gerade von dem Einslive Thementag sensibilisiert, aber das sollte man doch vorher mit den Eltern von dem Nachbarsjungen absprechen und seinen Papa am besten gleich mit dazu einladen - hat eh den Vorteil, dass selbiger nachher finanzielle Mittel für das Hobby aufbringt.

Am Ende bleibt die Modellbahn ein haptisches Hobby, viele jüngere sind aber mit der virtuellen Welt zufrieden. Letztes Wochenende war ich bei einem jungen Kollegen (19), um ihm bei seinem Fachprojekt zu helfen. Einige seiner Freunde waren später auch da (17-19 Jahre alt) - die spielten zusammen auf der PlayStation einen Landwirtschaftsimulator und erfreuten sich über den neuesten Traktor und die Detailtreue - natürlich müsste man Geldcheat anwenden, um möglichst alle tollen Fahrzeuge haben zu können. Tja, mir schien das gedanklich gar nicht so weit weg von meiner Modellbahnsammlung oder dem Spiel in der Jugend damit, wenn Klassenkameraden zu Besuch kamen. Ein Trafo und einige Züge... ist heute: ein Joystick und viele virtuelle Modelle.
Eines ist aber grds. anders, denn für die Modellbahn habe ich keinen Geldcheat und muss für jedes Modell echt arbeiten gehen - jedes Modell kostet mehr, als das ganze Spiel...

Gruß,
Torsten


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RE: Fehlender Nachwuchs

#43 von Frank 72 , 17.06.2018 14:07

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

, ist ein Modellbahnhändler, bei dem ich gestern vorbei kam, an dessen Türe stand: Kinder unter 14 Jahren haben keinen Zutritt ohne Begleitung Erwachsener...


Klasse. Nicht nur, dass Kinder nicht mehr mit der Modellbahn spielen dürfen, nun dürfen sie sich ihr nicht mal mehr nähern.

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Zum Vorschlag einfach mal den Nachbarsjungen anquatschen und die Modellbahn zeigen...


Ja, man sollte darauf achten, wen man fragt. Einfach Kinder auf der Straße ansprechen mit Worten wie "Komm mit, ich zeige dir mal was!" könnte tatsächlich fehlinterpretiert werden... flaster:


Gruß Frank


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#44 von Analogbahner , 17.06.2018 14:22

Verflixt. Das letzte Bundesbahn-Kursbuch von Anno Braunkohl hatte ich kürzlich entsorgt ...


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#45 von JoMa , 17.06.2018 14:36

Hallo Viet, hallo Bernhard,

ich glaube Euch das ja alles, kein Widerspruch, das habe ich auch in #40 geschrieben, es war und ist ein Gefühl, das auch mit meiner geänderten Lebenssituation zu tun haben kann.
Ich gehe auch davon aus, daß es nicht EIN Problem gibt, das den Nachwuchs weniger werden läßt. Die heute realistischen virtuellen Welten, die im Vergleich zu einer interessanten Modellbahn wenig kosten und wenig Platz brauchen, das durch die heutige Vielfalt der Beschäftigungsmöglichkeiten auch verringerte Interesse an einem Thema, die verlängerten Schulzeiten (G12) - wir hatten den Nachmittag wirklich frei, ab 16 Uhr waren Schule, Mittagessen, Hausaufgaben und Lernen normalerweise Geschichte für diesen Tag, während heute Kinder bis in den Abend sitzen, all das und viel mehr hat sicher Einfluß.

Also alles gut, viele Grüße und einen schönen Sonntag

Stefan


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#46 von BernhardI ( gelöscht ) , 17.06.2018 16:02

Hallo Torsten,

Kaufhäuser sind eine sterbende oder schon tote Art des Einzelhandels, und der stationäre Einzelhandel überhaupt ist kaum noch von Bedeutung, wenn es um Nonfood-Ware geht. Auf den Nachwuchs hat das wenig Einfluß.

Ich vergleiche das gern mit den Smartphones: Jedes Kind will eins, aber sicher nicht, weil die Handyläden so toll sind. Es gibt hier im Ort und im weiteren Umkreis (ca. 20 km) keinen einzigen Laden, in dem man Smartphones kaufen kann (außer Aldi hat eins als Schnelldreher, aber das ist ja wohl kaum Fachhandel, und die haben vor Weihnachten auch Modellbahn). Das ist überhaupt kein Hindernis für deren Verbreitung, speziell beim Nachwuchs.

Grüße,
Bernhard


BernhardI

RE: Fehlender Nachwuchs

#47 von JoMa , 17.06.2018 16:13

Hi Bernhard,

das ist korrekt, aber die viel Einzelhändler, die früher ihre Schaufenster um Weihnachten mit Eisenbahnen dekorierten, zusammen mit den damals noch vielen Modellbahnläden, hatten schon Potential das "Auch-Haben-Wollen" zu wecken. Das fehlt heute gänzlich und Smartphones sind in, da wird der Kaufanreiz auf dem Schulhof geschaffen, damit man auch dabei sein kann und in ist. Das ist ein bißchen wie mit dem Rauchen. Würde Modellbahn als Geheimtip auf dem Schulhof umlaufen, wäre es auch egal, wenn man diese Produkte nur im Internet bekäme...

Viele Grüße aus BaWü, Stefan


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#48 von Analogbahner , 17.06.2018 16:18

Dann muss man es eben so machen:

https://www.stummiforum.de/


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#49 von Family-MoBahner , 17.06.2018 16:24

Liebe Stummis,

ich stamme aus einem kleinen Ort im Murgtal (Gemeinde Baiersbronn). Als ich jung war musste nahezu jede/r Schüler/in ab Klasse 5 täglich mit dem Zug zur Schule und mit dem Zug wieder heimfahren und das nicht nur die Leute in meinem Ort. Mir wäre aber nicht bekannt, dass der württembergische Murgtal-Teil ein Modellbahn-Mekka geworden wäre, auch nicht heute, nachdem die Strecke vitalisiert wurde. Die Präsenz und Nutzung der "großen" Bahn wirkt sich m.E. nur wenig bis gar nicht auf MoBa-Begeisterung aus. Aber das ist nur meine Meinung ...


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

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RE: Fehlender Nachwuchs

#50 von Analogbahner , 17.06.2018 17:18

Ich würde es so vermuten: WENN eine Moba-Affinität vorhanden ist, dann wirken sich die real benutzten und kennengelernten Vorbilder schon auf die eigene Moba aus. So habe ich in anderen Beiträgen bereits vermutet, dass später gerne die Epoche aus der Kindheit und Jugend gefahren wird. Weshalb bei der jüngeren Generation eben Epoche V und VI angesagt ist. Bei mir ist es eindeutig Epoche IV und auch das Thema Großstadtbahnhof wurde so geprägt (habe als Kleinkind auf Bahnhof mit Dampfloks geschaut, aber natürlich nicht bewusst wahrgenommen). Ich nehme an, dass Erinnerungen oder Urlaub also maßgeblichen Einfluss haben.
Woher die Moba-Affinität nun kommt, hat sicher andere Gründe. Auch dann, wenn Vater oder Großvater Modellbahner waren, muss das nicht zwangsläufig abfärben. Kinder sind oft gegensätzlich gepolt. Aber das ist wie in einem Musikerhaushalt: das Vor"leben" nutzt auf jeden Fall. Kinder komplett ohne Modellbahnvorerlebnisse haben es da echt schwerer.


Gruß Analogbahner


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Jetzt werden die Preiserlein geimpft :)
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