RE: Dampftriebwagen DT 2 - Vorstellung eines ungewöhnlichen Fahrzeugs

#1 von B VI , 27.04.2019 16:21

Hallo Stummis

das Modell, das ich hier zeige, ist zwar Spur N, aber das Vorbildfahrzeug ist so ungewöhnlich, dass vielleicht auch Freunde anderer Nenngrössen Interesse daran haben - deshalb ist dieser Beitrag in "Allgemeines" und nicht bei "Kleine Spuren" eingeordnet.



Seitenansicht des DT 2. Die typische rundlich zulaufende Dachpartie auf der Kessel-/Antriebsseite ist gut getroffen.

Der Dampftriebwagen DT 2 Bauart Stoltz ist m.W. bisher überhaupt nur in Spur N von einem Hersteller als Modell umgesetzt worden; es gibt einen Bericht im Web über einen Eigenbau in Spur H0 (empfehlenswert auch wegen umfangreicher Informationen zum Vorbild), aber (Klein)serienmodelle in anderen Nenngrössen als N sind mir nicht bekannt.

Hersteller meines Modells, das ich zufällig in der Occasionenliste eines Schweizer Händlers fand, war die Firma Thonfeld. Der DT 2 ist weder in der Spur-N-Datenbank noch bei spur-n-modellbahn.de bei den Thonfeld-Modellen aufgeführt. Der Händler gab die Artikelnummer 999 an, die aber für mich an Schachtel oder Modell nicht erkennbar ist. Auch zu Herstellungsjahr und Auflage kann ich leider nichts sagen.

Nicht ungewöhnlich für Kleinserienhersteller: Die Schachtel stammt von Fleischmann (mit herstellereigener Einlage), ...




... das Antriebs-Drehgestell von Roco:



Das Vorbild existierte in gerade einmal zwei Exemplaren, die für die Direktion Hannover der Preussisch-Hessischen Staatsbahnen gebaut wurden. Der 1906 gebauten Version mit Kohlefeuerung folgte 1908 eine ölgefeuerte Version, die in diesem Modell dargestellt wird. Die Betriebsnummern waren bis 1910 81 Breslau (später 81 Frankfurt) für die Kohle- und 82 Breslau/82 Frankfurt für die Öl-Version.



Betriebsnummer 82 ohne weitere Angaben. Insgesamt ist die Bedruckung dieses Modells eher sparsam ausgeführt, was aber durchaus vorbildgerecht ist (Foto im "Preussen-Report").




An den Führerstand mit Kesselraum schloss sich ein Grossraumabteil 4. Klasse mit 16 Sitzplätzen an. Es folgten ein 3.-Klasse-Einzelabteil, das auch als 2. Klasse genutzt werden konnte, dann in drei weiteren Abteilen der Rest der insgesamt 32 3.-Klasse-Sitze.




Die Lampen sind reine Dekoration; das Modell verfügt über keine Stirn- oder Innenbeleuchtung.

Zum Schluss noch die Antwort auf zwei Fragen, die Euch (insbesondere die N-Bahner) jetzt sicherlich umtreiben:
Das gute Stück hat im Rahmen einer Sonderaktion Fr. 191.- gekostet (nach derzeitigem Kurs ca. EUR 168.-). Für ein sehr seltenes Modell nach noch seltenerem Vorbild fand ich das absolut angemessen.
Der Triebwagen lief problemlos auf meinem Kato-Testoval (Radius 216 mm mit über 15-Grad-Weichen angeschlossenem Ausweichgleis) die üblichen 10 Minuten in jeder Richtung. Er ist etwas laut, aber das dürfte sich bei einem Modell, das vielleicht 20 Jahre in der Schachtel gelegen hat, noch legen.

So weit mein kurzer Bericht - vielleicht traut sich ja auch mal ein Hersteller, der etwas wirklich Ungewöhnliches sucht, in H0 an dieses Modell?

Literatur/Links:
- Dampftriebwagen DT 2. In: Eisenbahn-Journal Preussen-Report. Band 9: Zahnrad- und Schmalspurlokomotiven, Triebwagen. Hermann-Merker-Verlag GmbH, Fürstenfeldbruck 1996, S. 36-37
- Preussischer DT 2. Artikel im Online-Lexikon Wikipedia (abgerufen am 27.04.2019)

Nachtrag 10. Mai:
Ich habe das Modell gerade bei der Spur-N-Datenbank gemeldet. Wer es irgendwo findet, soll nicht so lange nach Informationen suchen müssen wie ich .


Spur N: K.Bay.Sts.B.
Spur 0: DB Ep. III


 
B VI
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RE: Dampftriebwagen DT 2 - Vorstellung eines ungewöhnlichen Fahrzeugs

#2 von klein.uhu , 27.04.2019 17:35

Moin,

Der gefällt mir! Den kannte ich bisher noch nicht.
Davon ein H0-Modell, das wäre was! Vielleicht von Liliput, falls die mal wieder richtig in die Gänge kommen.


| : | ~ analog

Gruß von klein.uhu
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RE: Dampftriebwagen DT 2 - Vorstellung eines ungewöhnlichen Fahrzeugs

#3 von Dreispur , 27.04.2019 18:44

Hallo !

doppel


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RE: Dampftriebwagen DT 2 - Vorstellung eines ungewöhnlichen Fahrzeugs

#4 von Dreispur , 27.04.2019 18:45

Hallo !

Wurde da tatsächlich Kohle verfeuert oder mit Diesel gefahren ?
Der Antrieb am Modell läßt auf Diesel schließen . Oder wurde da beim Modell ein pseudo Antrieb gemacht ?


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RE: Dampftriebwagen DT 2 - Vorstellung eines ungewöhnlichen Fahrzeugs

#5 von B VI , 27.04.2019 21:53

Hallo Anton

der DT 2 hatte Ölfeuerung.

Als er gebaut wurde (1908), steckte der Diesel noch in den Kinderschuhen; hier ein Zitat aus dem Preussen-Report:

"Rudolf Diesel hatte 1893 den nach ihm benannten Dieselmotor erfunden, der sich binnen weniger Jahre einen festen Platz als Antrtebsmaschine im Schiffsbau eroberte.
Gleichzeitig bemühte sich Rudolf Diesel, seinen Motor auch fur den Eisenbahnbetrieb verwendbar zu machen. Mit dem damaligen Oberbaurat A. Klose in Berlin und der Firma Gebr. Sulzer GmbH In Winterthur/Schweiz und Ludwigshafen, die dem Dieselmotor den Weg in den Schiffsbau geebnet hatte, gründete er die “Gesellschaft für Thermolokomotiven, Diesel, Klose, Sulzer GmbH”. Die Gesellschaft erarbeitete zunächst Projekte für Diesellokomotiven, anhand derer Bahngesellschaften zum Bau und Betrieb solcher Maschinen veranlaßt werden sollten.
Auf ein entsprechendes Angebot zum Bau einer 2’8 2’-Diesellokomotive, die in der Ebene einen 200 t schweren Zug mit 90 km/h befördern und auf einer Steigung von 10°/00 mittels Aufladung noch 50 km/h erreichen sollte, erteilte die K.P.E.V. im Frühjahr 1909 den Auftrag zum Bau einer solchen, der ersten Großdiesellokomotive."

Klose-Sulzer-Diesel-Thermolokomotive. In: Eisenbahn-Journal Preussen-Report.
Band 9: Zahnrad- und Schmalspurlokomotiven, Triebwagen. A.a.O., S. 40-41


Diese Maschine wurde erst 1912 fertiggestellt.

Gruss
Chris


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RE: Dampftriebwagen DT 2 - Vorstellung eines ungewöhnlichen Fahrzeugs

#6 von Erich Müller , 27.04.2019 22:09

Hallo Anton,

im Titelbeitrag steht der Link zu dieser Seite:
https://www.reichsbahntriebwagen.de/stoltz%20dtw.htm
Und da kann man lesen:

Zitat
Von der KPEV erhielt die Hannoversche Maschinenbau AG (vormals G. Egestorff) den Auftrag zum Bau der beiden Dampftriebwagen, zu Vergleichszwecken war das eine Fahrzeug mit kohlegefeuerten, das andere mit ölbeheizten Kessel auszurüsten. Die Zweizylinder-Verbundmaschine des Stoltz-Dampftriebwagen war als eine staubdichte, im Ölbad laufende Maschine ausgeführt. Diese lagerte mit der einen Seite auf der Treibachse im Drehgestell, das andere Ende war unterhalb des Fahrzeugbodens aufgehängt. Die Kraftübertragung erfolgte durch Stangen auf die gekröpfte Treibradsatzachse.



Also: (mit Öl befeuerter) Dampfkessel sehr hohen Drucks, und Zweizylinder-Verbund-Dampfmaschine. Diese ist als Innentriebwerk ausgeführt (Antrieb auf die gekröpfte Achse und nicht auf Kurbelzapfen außen am Rad oder Kurbeln außerhalb des Drehgestellrahmens).

Das Öl ist kein "Diesel", weil Dieselkraftstoff als solcher erst nach dem Zweiten Weltkrieg existiert. Da war der Triebwagen schon Geschichte. Welche Art Öl verwendet wurde, weiß ich nicht, ich vermute leichtes oder mittelschweres Heizöl, aber kein schweres Heizöl (Bunkeröl), das bei Umgebungstemperatur zähflüssig wäre.


Freundliche Grüße
Erich

„Es hat nie einen Mann gegeben, der für die Behandlung von Einzelheiten so begabt gewesen wäre. Wenn er sich mit den kleinsten Dingen abgab, so tat er das in der Überzeugung, daß ihre Vielheit die großen zuwege bringt.“
Friedrich II. über Fr. Wilhelm I.


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RE: Dampftriebwagen DT 2 - Vorstellung eines ungewöhnlichen Fahrzeugs

#7 von Dreispur , 28.04.2019 07:47

Hallo !

Danke Chris und Erich . Das war kurz und bündig ,aufschlußreich .


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