RE: Eine kleine Eisenbahngeschichte

#1 von Lumberjack 08 , 31.08.2020 14:11

Eine kleine Geschichte die mit der Eisenbahn zu tun hat ( es wird mein Buch mit dem Titel "Unplanmäßiger Halt ) ich bin im Autorenverein Günzburg

Großvaters alte Aktentasche

Nun sie wissen vielleicht wie das ist, mit alten Gegenständen, man legt sie einfach beiseite,
denkt nicht mehr daran und irgendwann findet man sie durch Zufall wieder.
So erging es mir in diesem Sommer. Alles begann damit das meine Frau auf die glorreiche Idee kam den Dachboden aufzuräumen, bzw. aufräumen zu lassen. Solche Arbeitern werden immer mir überlassen. Das ist halt so. Aber so ungern erledige ich die Arbeiten nun auch wieder
nicht, zumal sich meine Frau dann fast rührend um mein leiblichen Wohl kümmert, und mir
spätestes nach einer Stunde eine Flasche gut gekühltes Bier und ein paar Schnittchen bringt.
Ich zog also meinen grauen Kittel und meine graue Cordhose an und stieg die Treppe zu Dachboden hinauf. Oben angekommen öffnete ich zuerst das Dachfenster und schaute hinaus. Von hier hat man einen herrlichen Blick über unsere Siedlung, man sieht die alte Straße den Friedhof und den Bahnhof. Von dort fuhren früher die Züge in die nahe Stadt brachten die Arbeiter zu den Fabrik en und abends auch wieder zurück. Im Bahnhof gab es eine kleine Wirtschaft, dort konnten die Arbeiter
nach den Schichten den Fabrikstaub aus den Kehlen spülen. Sonntags gab es nachmittags Kaffee und leckeren Kuchen. Die Wirtschaft gibt es immer noch, auch wenn nicht mehr so viele Arbeiter kommen. Der Wirt hatte einen zwar einen Namen doch hieß er bei allen nur Kurt der Wirt.
Viele Bewohner sind in die Stadt gezogen, andere verstorben und wurden auf dem kleinen
Friedhof am, Rande Siedlung.
Nun sie wissen vielleicht wie das ist, mit alten Gegenständen, man legt sie einfach beiseite,
denkt nicht mehr daran und irgendwann findet man sie durch Zufall wieder.
So erging es mir in diesem Sommer. Alles begann damit das meine Frau auf die glorreiche

Idee kam den Dachboden aufzuräumen, bzw. aufräumen zu lassen. Solche Arbeitern werden immer mir überlassen. Das ist halt so. Aber so ungern erledige ich die Arbeiten nun auch wieder nicht, zumal sich meine Frau dann fast rührend um mein leiblichen Wohl kümmert, und mir spätestes nach einer Stunde eine Flasche gut gekühltes Bier und ein paar Schnittchen bringt.
Ich zog also meinen grauen Kittel und meine graue Cordhose an, und stieg die Treppe zu Dachboden hinauf. Oben angekommen öffnete ich zuerst das Dachfenster und schaute hinaus. Von hier hat man einen herrlichen Blick über unsere Siedlung, man sieht die alte Straße den Friedhof und den Bahnhof. Von dort fuhren früher die Züge in die nahe Stadt brachten die Arbeiter zu den Fabriken und abends auch wieder zurück. Im Bahnhof gab es eine kleine Wirtschaft, dort konnten die Arbeiter nach den Schichten den Siedlung beigesetzt. Der Friedhof liegt gleich bei der kleinen Kirche, deren Turm weithin zu sehen ist. Was war der alte Dachboden nicht alles für uns gewesen? Eine Pirateninsel auf der es galt einen Schatz ,3 Pfennige zu finden. Raumschiff Enterprise , weil man aus dem Dachluke so schön die Sterne sehen konnte. Damals wollte jeder Käptn. Kirk sein. Mit Siebzehn haben wir auch die Sterne angesehen, von einer alten Matratze aus , heimlich nach oben gebracht weil die erste Liebe ein Dach über dem Kopf brauchte. Mit diesen und anderen schönen Gedanken beschäftigt war ich schon einige male die Treppe hinunter und hinauf gestiegen.
So war ich vor der alten Kommode angekommen. Ich sah nach ob noch etwa darin sein könnte, und da lag sie. Großvaters alte Aktentasche.
Es war Aktentasche aus braunen Leder mit silberglänzenden Verschlüssen. Vorsichtig nahm ich sie heraus und klopfte den Staub ab. Die Erinnerung war plötzlich wieder da. Mit dieser Aktentasche hatte mein Großvater ein Leben gerettet. Und das war so. Jeden Werktag dürfte ich meinen Großvater von 17.30 Vorortzug abholen. Ich sah Großvater durch die Bahnsteigsperre kommen, sein Aktentasche in der Hand. Nur das in der Aktentasche niemals Akten waren sondern eine Thermoskanne mit schwarzem Kaffee und das Pausenbrot in Butterbrotpapier. Das Hasenbrot gab er mir immer zu Hause , es schmeckte nach Gusseisen , Staub nach Arbeit, einfach nach MEGU. MEGU steht für Metallgusswerke. Großvater war dort 40 Jahre Buchhalter.
Außerdem ein Paar Hosenträger., Hosenträger sagte Großvater , Hosenträger sind etwas solides. Wir standen also wie immer am Bahnübergang. Die Schwarze Dampflok setzte sich in Bewegung.
Der Schrankenwärter sah auf die Taschenuhr die er umständlich aus seiner Westentasche zog, und schüttelte den Kopf. Der Güterzug hat heute Verspätung , den müssen wir erst noch durchlassen
Nach einer kleinen Weile war ein lauter Pfiff der Lokomotive zu hören, der Güterzug kündigte sich an. Die Schienen begannen zu „ singen „.In diesem Moment schrie eine Frau neben uns laut auf.
„Seht doch das Kind da. da, drüben, am Bahndamm, und gleich kommt der Zug.
Das Kind schien den Zug nicht bemerken. Plötzlich griff Großvater zu seiner Aktentasche und riss sie mir förmlich aus der Hand. Großvater holt weit aus und schleuderte die Aktentasche zu Katja , so hieß das kleine Mädchen, hinüber. Ich weis bis heute nicht ob es der Schreck war oder die Tasche selbst. Jedenfalls kippte Katja vom Bahndamm in die Wiese. Jetzt musste auch der Lokführer das Kind gesehen haben , denn die Bremsen des Zuges quietschten laut .Der Zug kam wenige Meter hinter der Stelle an der das Kind gerade noch gespielt hatte zum stehen. Der Lokführer kletterte gefolgt von seinem Heizer ,ganz aufgeregt von der Lok. Er nahm das Kind ganz vorsichtig auf und trug es über die Gleise zum Bahnübergang hinüber. Jetzt kamen auch die Leute die in der Bahnhofwirtschaft einen Geburtstag gefeiert hatten heraus. Allen voran Kurt der Wirt. Er nahm Katja auf den Arm und trug sie in die Wirtschaft. Der Lokführer berichtete was Großvater getan hatte , und ging zurück zur Lok , der Güterzug musste noch zur Fabrik in die Stadt.
Kurt der Wirt und seine Frau haben Katja an diesen Abend nicht aus den Augen gelassen. Großvater und ich waren auf an diesen Abend eingeladen. Großvater auf ein Bier und ich bekam eine grüne
Waldmeisterbrause. Ich war mächtig stolz auf Großvater und auch meine Eltern die später dazukamen. Sie waren gekommen um nachzusehen wo wir denn geblieben waren.
Seitdem bekam Großvater immer sein Sonntagsnachmittags Bier umsonst und ich eine grüne Brause. Seit damals ist viel Zeit vergangen. Mein Großvater ist vor einigen Jahren verstorben, und auf dem kleinen Friedhof beigesetzt worden. Jeden 4. August kommt eine junge Frau zum
Grab und legt frische Blumen nieder. Wenn man genau hinhört vernimmt man
ein leises
„ danke Großvater „
Daran musste ich denken als ich die alte Aktentasche wiederfand.
Wo ist die Aktentasche jetzt fragte ich. Hier ich habe sie immer bei mir, man kann ja nie wissen.


Desperado07


Thoralf hat sich bedankt!
Lumberjack 08  
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