Moin Kollegen,
bei meinen Recherchen konnte ich feststellen, daß die Durchnummerierung von Gleisen in vielen Bahnhöfen auch unterschiedlich sein kann oder mehrfach geändert wurde.
Es gibt zu jeder Bahnstation auch eibe Stationsfahrordnung, in der die Gleisnummerierungen festgeschrieben sind, solange sie nicht abgeändert werden.
Vielfach wird der Hausbahnsteig am Empfangsgebäude mit Gleis 1 bezeichnet.
Ist dieses ein Durchfahrgleis und hat möglicherweise noch ein oder beidseitig Weichen die zu einem Prellbock führen und zum Abstellen irgendwelcher Wagen angedacht sind, bedient man sich mit Buchstaben zur Ergänzung.
Wobei a meistens in Richtung der niedrigen Entfernungsmessung der Strecke liegt und b das andere Ende in Richtung der höheren Entfernungsmessung liegt.
Beispiel:
Stumpfgleis 1 a
Gleis 1
Stumpfgleis 1 b
Bei weiteren Bahnsteigen an parallelen Gleisen wird der Sekundärfahrweg mit Gleis 2 und der vetreffende Bahnsteig als solcher ebenfalls als Bahnsteig 2 gezählt.
Je nach Bahnsteigbauart kann sich auch der Tertierfahrweg an Gleis 3 an diesem Inselbahnsteig befinden.
Früher war es aber üblich Schüttbahnsteige mit einer einseitigen Bahnsteigkante an Haupt-, wie auch Nebenbahnen (Sekundärbahnen) zu haben, auch da galt die Zählweise vom Empfangsgebäude aus.
Aber es gibt auch Bahnhofsbauformen, die aus einer Kombination von Durchgangs- und Kopfgleisen in einer oder beider Richtungen bestehen oder bestanden.
Der alte Kölner Hbf vor dem Umbau war solch ein Fall. Das EG lag zentral in der Stadt auf dem Bahnsteig eine Ebene höher befand sich ein größeres Stationsgebäude in Mitten des Bahnsteigs.
Zu beiden Seiten gab es vier Kopfgleise und drei bzw. 4 Durchgangsgleise
Die Nummerierung erfolgte vom Haupteingang des EG in der unteren Ebene.
Die jeweiligen Stumpfgleise hatten Zusatzbuchstaben.
Die letzten zwei Durchgangsgleise nur einfache Gleisnummern.
Nach dem Umbau wurde das mittige Bahnsteiggebäude abgerissen und die Stumpfgleise durchverbunden und die Zusatzbuchstaben entfielen.
Sie wurden aber später wieder eingeführt, als es nötig wurde, Gleise doppelt zu belegen.
Bei Bahnhöfen mit einseitigen Kopfgleisen, z. B. in Fulda Hbf wurden die Stumpfgleise in den 30er Nummer angesiedelt, zwischenzeitlich auch mal in den 100er Nummern.
Die rückwärtige Seite von Gleis 1 war demnach auch mal Gleis 38, Gleis 100 aber auch schon mal Gleis 34 und Gleis 104 oder sonstwie. Da gab es sxhon mal mehrfache Abänderungen.
Man ist sich da offensichtlich nicht ganz einig, von wo aus gezählt werden soll.
Weitere Ausnahmen bilden Trennungsbahnhöfe oder auch in der Form von Keilbahnhöfen.
Die Möglichkeiten sind vielfältig den zweiten Hausbahnsteig und dessen parallele Gleise zu beziffern.
Oft wurden höhere Gleisnummern gewählt mit ein paar Dezimalnummern aufwärts, also irgendwas in den 20er oder 30er Gleisnummern.
Nicht selten wurden auch 100er Numnern vergeben.
Weitere Ausnahmen bilden baulich von einander getrennte Bahnstationen einer Bahngesellschaft.
Da wird dann beginnend mit dem wichtigeren Bahnof des Ortes die Gleis von 1 am Hausbahnsteig durchnummeriert, die fortlaufenden Gleise aber auf der anderen Station weitergeführt wiederum die niedrigere Gleisnummer in Richtung des EG zum dortigen Hausbahnsteig.
Ein schönes Beispiel bietet hierbei der Bf. Hasselbrook in Hamburg zu diesem Bahnhof gehört die Station Wandsbeker Chaussee der S-Bahn.
Beide Bahnhöfe befinden sich in etwa 800 m Entfernzng mit einer dazwischenliegenden Kehrgleisanlage der S-Bahn.
Der Hasselbrookbahnhof hat zu dem noch zwei Gleise der Fernbahn.
Gleis 1 und 2 befinden sich im Bahnhof Wandsbeker Chaussee Gleis 1 Richtung Stadteinwärts und Gleis 2 Richtung Barmbek.
Gleis 3 a bis d waren die Kehrgleise.
Gleis 4 liegt im Hasselbrookbahnhof in Richtung EG Stadteinwärts, Gleis 5 Stadtauswärts Richrung Wandsbeker Chaussee.
Gleis 6 Fernbahn Stadteinwärts
Gleis 7 Fernbahn Stadauswärts
Manche andere Bahnstationen wie in Bad Oldesloe fangen an Gleis 3 mit dem Hausbahnsteig an.
Die Frage, wo denn die anderen Gleise abgeblieben sind läßt sich auch beantworten...da steht jetzt das 3. EG nebst Parkhaus und Busbahnhof drauf.
Früher befanden sich dort noch zwei weitere Gleise der EBO, seit deren Streckenstillegung wurden sie nicht mehr benötigt und abgebaut.
Bad Oldesloe war früher einmal ein Bahnhof mit drei Nebenbahnen, das alte EG wich einem Neubau in den 1950er Jahren.
Oft werden Gleisnummern beibehalten wenn Bahnstationen umgebaut werden, so kommt es dann auch vor, daß irgendwelche Gleisnummern keine zugeordneten Gleise haben, weil diese möglicherweise mit einem breiteren Bahnsteig überbaut wurden.
Bezüglich Hamburg Hbf:
Mit dem Bau der Tunnel S-Bahn bis 1980 wurden die Gleisnummern im Hbf ebenso abgeändert, wie auch betriebsintern die Bahnsteignummerierungen.
Gleis 1 und 2 wanderten von innerhalb der Halle zum Bahnsteig außerhalb der Halle parallel zur Kirchenallee.
Die S-Bahnen stadteinwärts nutzen diesen zusätzlichen Bahnsteig mit 2 Gleisen.
Die S-Bahnen stadtauswärts nutzen die Gleise 3 und 4 (vormals 1 und 2).
Die Lübecker und Berliner Bahn die Gleise 5 bis 8 (vormals 3 bis 6).
Die Post- und Gepäckbahnsteige 9 und 10 (vormals 7 und dienen auch als Umfahr- und Durchgangsgleise.
Für die Süd–Nordwest Verbindung dienen die Gleise 11 bis 14 (vormals 9 bis 12) Gleis 15 (vormals 13) existiert zwar noch ist aber nicht mehr mit einer Weiche angeschlossen, früher war es das Ladegleis des Postamtes Glockengießer Wall, es wurde aber auch anderweitig genutzt, für dort stationierte Arztwagen.
Bei Bahnstationen mit mittigem Empfangsgebäude zwischen den Gleisen ist oft entscheidend, wo etwas Abseits davon das Hauptvestibul erbaut wurde, denn zu dessen Seite beginnen die Gleisnummern.
Ein Vestibul ist der prunkvolle Haupteingang, dieser muß sich nicht zwangsläufig im Empfangsgebäude (EG) befinden.
Halle/Saale ist solch ein Fall, da liegen die niedrigen Gleisnummern zum seitlichen Haupteingang gegenüber der ehemaligen Bahndirektion.
Bei Nebenbahnen wird oft das Stationsgebäude an Gleis 1 gelegt, früher hatte es oft nur einen einzigen Bahnsteig parallel zum Hauptgleis.
Erweiterte man den Bahnhof sah man einen größeren Abstand mit vor um einen Inselbahnsteig anzulegen oder erweiterte die Bahnhofsanlagen mit breiterem Gleisabstand für Schüttbahnsteige mit einseitiger Bahnsteigkante.
Das durchgehende Streckengleis konnte durchaus auch ohne Bahnsteigkante ausgeführt sein, dieses sollte ja möglichst frei bleiben.
Um aber den gefahrlosen Übergang zu realisieren nutzte man Tunnel- oder Brückenübergänge, auch eine leichte Verschwenkung des Durchfahrgleises konnte dabei entstehen.
Es gab bereits Vorausplanungen einer möglichen Stationserweiterung, falls der Bedarf es ermöglichte, die Stationen wurden dann so angelegt, daß eine Erweiterung schnell und ohne großen Aufwand realisiert werden konnte.
In dem Buch "Bahnhöfe auf Locomotiv Eisenbahnen" von 1873 wird das gut erklärt.