Es war ein windiger, nasskalter Tag 1978 und ich bin als Steppke mit einer Agfa-Sucherkamera und einem (!) SW-Film zu Fuß durch den Bremer Hafen gewandert (Ja, Filme waren Luxus). Die riesigen Entfernungen habe ich als Kind natürlich total unterschätzt. An der Zollgrenze wurde ich nur grinsend durchgewunken und so konnte ich meinen, unter der Jacke versteckten Schatz (eine Bananenhand, eine Brotdose mit Kaffeebohnen und zwei Pampelmusen) unbemerkt nach draußen schmuggeln. Leider haben die Südfrüchte das ängstliche An-sich-Pressen nur zum Teil unbeschadet überstanden, was eine Extra-Wäsche erforderlich machte. Aber Abenteuer ist Abenteuer und es gab immerhin einmal Kaffee gratis! Für die nächsten Jahrzehnte war meine kriminelle Energie damit verbraucht ...
Umso erstaunter war ich, dass trotz der geschätzten Belichtungsmessung und geschätzter Entfernung immerhin einige brauchbare Seltenheiten dabei rausgekommen sind. Nun, es sind nicht soviel Eisenbahnen drauf, aber die innige Symbiose zwischen Kran, Schuppen und Gleis gibt ein Abbild jener Zeit wieder, als täglich noch die Schauerleute zur Schicht per Radio aufgerufen wurden. Und die Weihnachtsgrüße über Radio Norddeich.
Ich habe beim Scannen schließlich darauf verzichtet, eine Kratzer-Korrektur vorzunehmen, weil die Details von Relings, Masten und Tauen dann einfach verschwunden wären. Die Negative sind arg ramponiert.
Wie man sieht, war der Hafen ein beliebter Ausflugsort (mit Kind und Kegel), und niemand hatte etwas einzuwenden, solange man sich in Gefahrenzonen aufmerksam verhielt.