Inhaltsverzeichnis:
Hier: Part I
Hier geht es zu Part II
Hier geht es zu Part III
Hier geht es zu Part IV
Hier geht es zu Part V
Hier geht es zu Part VI
Hier geht es zu Part VII
PROLOG: Im "103 Türkis Thread" hatte ich bereits darauf hingewiesen: 2018 habe ich mit einem meiner besten Freunde eine Tour von Peking nach Moskau mit dem Zug gemacht. Mein Kumpel hat eigentlich nicht viel für Eisenbahnen übrig, außer dass er der Meinung ist, dass es das beste Verkehrsmittel ist (ich hab nur gute Freunde by the way


21 Tage, um von Peking nach Moskau zu kommen - längere Zwischenstopps in Peking, der Mongolei, am Baikalsee, Novosibirsk und Moskau.
Die Reise nach Peking traten wir mit dem Flieger an, Etihad leistete uns hier hervorragende Dienste und am 21.07.2018 um 07:00 rum Ortszeit landete der Flieger butterweich in Peking und wir waren mittendrin im ganz normalen chinesischen Wahnsinn. Bevor die eigentliche "Rückreise" losgehen sollte, haben wir uns noch vier Tage vor Ort gegönnt, in denen wir uns mal so richtig ins Megagroßstadtgetümmel stürzen wollten und natürlich auch mal die chinesische Mauer sehen wollten...
Kurzum: Wir haben die Mauer (immerhin das größte Bauwerk der Erde) nicht gefunden (aber das ist eine andere Geschichte), haben abgefahrene Sachen gegessen, sind auf unzähligen Fotos der Einheimischen als Attraktion gelandet und waren beeindruckt von der Vielfalt der Megametropole!
Nun aber zum wirklich wichtigen Teil

Der Hauptbahnhof in Peking an einem trüben Julimorgen:

Hier mussten wir zwei Stunden auf den Zug warten...also nicht, dass er Verspätung hätte, nein: zwei Stunden vor Abfahrt muss man dort sein und wartet dann in einem überfüllten Wartesaal bei Musik, die man hierzulande meist aus Chinarestaurants kennt

Das Zuglaufschild offenbarte die Route für die erste Etappe:

Peking - Erlian - Ulan Baatar
Unser Zug wurde gezogen von einer HXD 3C (und ja, mittlerweile regnete es in Strömen)...

Die Inneneinrichtung in der zweiten Klasse war ordentlich:

Es gab genügend Decken, Teppichboden und einen Wasserkocher. Sensationellerweise waren die Bänke auch noch wirklich gepolstert

KURZER EINSCHUB: KLASSEN DER TRANSSIB:
Man kann mehrere Varianten buchen: Absolute Oberklasse ist der "Zarengold", das ist Tourispaß vom Feinsten nur für Touris und die Ausstattung ist top! Dafür ist man unter sich, keine Einheimischen und nur betuchte Mitt-sechziger aufwärts



EINSCHUB ENDE
Die weitere Ausstattung war auf solidem Niveau möchte ich behaupten:

Zudem gab es in jedem Wagen noch eine viel solidere Warmwasseranlage:

Das Bad war sehr sauber:

Alles in allem waren wir mit dem Interieur sehr zufrieden und hatten das Abteil auch bis kurz vor der mongolischen Grenze für uns, dann stieg eine junge Mutter mit ihrem Sohn ein. Da sie Englisch konnte, haben wir uns nett unterhalten können.
Mit einem leichten Ruck setzte sich der Zug mit seinen 14 Wagen in Bewegung und wir rumpelten durch Peking... weiter und immer weiter durch die Häuserschluchten... begleitet von einem immerwährenden Regen... welcher die Welt, die an unserem Fenster vorbeizog, blass und verschwommen erscheinen ließ...
Nach einer Stunde Fahrt befanden wir uns immer noch in Peking...erste Versuche, entgegenkommenden Zugverkehr zu dokumentieren brachten keine nennenswerten vorzeigbaren Ergebnisse - ich machs trotzdem mal:

...und nach zwei Stunden Fahrt: immer noch Peking Randbezirk


Endlich nach über zwei Stunden Fahrt endeten abrupt der Speckgürtel und der Regen und die Welt draußen wurde grün:

...und bot neblige Berge und weite Täler:

...und ab und an kreuzten wir auch eine der vielen Hochgeschwindigkeitsstrecken:

... hier wurde gerade gebaut - ich schätze nur drei Monate nach dem Bild sind die ersten Züge gefahren:

... Essen im Speisewagen gab es erst Abends, so mussten wir uns mit FastFood über Wasser halten:

(Fun Fact: während hierzulande der Zusatz "hot" in verschiedensten Farbvarianten oder mit kleinen Chilischoten versehen nicht mehr als ein Marketinggag zu sein scheint, war das "fire" bei diesen Nudeln durchaus ernstzunehmen... alter Schwede, hat mir die Fresse gebrannt danach... und ich züchte meine Chilis selbst...


Je näher wir der mongolischen Grenze kamen, desto flacher und steppiger wurde die Landschaft draußen, der Regen hatte sich ebenfalls verabschiedet:

Am frühen Abend folgte dann der Wechsel von Strom auf Diesel:

Eine DF4D beförderte uns bis nach Erlian. Das Manöver wurde unter meinen neugierigen Blicken mit absoluter Präzision und absoluter Haltung durchgeführt. Es bleibt zu sagen, dass wir jederzeit äußerst freundliches Personal hatten, welches auch kein Problem damit hatte, wenn man (sogar wirklich jeden bahntechnischen Nippes) fotografiert hat...
Zum Abendmahl lud dann der Speisewagen...etwas unspektakulär die Theke, aber das Essen war sehr gut und für umgerechnet nicht mal fünf Euro gab es warmes Essen und ein Bierchen:


Da hab ich hierzulande schon für mehr Geld weniger bekommen...Auf so ziemlich JEDER Etappe der Reise waren die Speisewagen kaum besetzt, außer uns verirrten sich nicht viele dorthin. Gespräche mit anderen Reisenden ließen schließlich durchblicken, dass die Preise dort für die normalen Einheimischen zu hoch sind bzw. als "Wucher" angesehen werden und aus diesem Grund alle ihr eigenes Essen mitbringen. Aber auch hier hatten wir das ein oder andere amüsante Gespräch mit dem Personal

Es folgte der erste Sonnenuntergang ausm Zug auf dieser Reise:

In Erlian erfolgte die Zollkontrolle: chinesische Beamte kontrollierten die ordnungsgemäße Ausreise (auch hier wieder sehr freundlich und durchaus zu Späßen aufgelegt...ein Running Gag der gesamten Reise war, dass das Foto in meinem Reisepass damals einen sehr jungen und adrett rasierten Sascha zeigte und ich damals schon nur noch 1mm Haupthaar trug und dafür umsomehr Vollbart).
Hier mal ein Foto des Generatorwagens und des Personalwagens:

Und hier der Zug am Bahnsteig:

Für alle Technikinteressierten hier mal die Stirnseite eines Wagens mit der Kombination aus automatischer Kupplung und verbundenem Puffer:

Im nächsten Teil befassen wir uns dann mit Erlian, dem Drehgestelltausch und der Reise nach Ulan Baatar...und mehr Eisenbahn

Viele Grüße
Sascha