Hallo!
Nachdem ich schon länger hier mitlese, möchte ich jetzt auch mal etwas zeigen: Nämlich meinen ersten selbstgedruckten Güterwagen in Spur IIm. Da ich alle Bilder abends in meinem nicht allzu hellen Hobbyraum gemacht habe, musste ich oft blitzen, wodurch manche Gegenstände mehr glänzen als in der Realität.
Ich verwende einen Prusa i3Mk2S, einen sogenannten "Würstchenleger" (FDM-Drucker). Die Teile bestehen aus PLA und wurden mit einer Schichtstärke von 0,05mm gedruckt.
Der Wagen ist eine komplette Eigenkonstruktion. Vorbild war der Wagen Nr.1 der Feldabahn. Ich hatte aber nur eine Zeichnung und musste viele Details von anderen, ähnlichen Wagen ergänzen.
Hier ist erstmal das Fahrgestell zu sehen. Der Wagenkasten liegt dahinter schon zur Montage bereit.
Zusammengefügt und auf ein ebenfalls gedrucktes Gleis gestellt, sieht der fertige Wagen dann so aus:
Spannend wird es, wenn man daneben einen gekauften Wagen auf ein gekauftes Gleis stellt und beide vergleicht:
Hierbei fällt auf, dass an dem selbstgedruckten Wagen einige Fäden hängen. (sogenanntes Stringing). Ursache war ein Defekt des 3D-Druckers, den ich zunächst nicht finden und durch Software-Einstellungen nur teilweise ausgleichen konnte. Da in den Teilen des Wagens aber ca. 80 Stunden Druckzeit stecken, habe ich sie trotzdem zusammengeklebt..
Schaut man in die Wagen, dann sieht man folgendes:
Bei der Gestaltung des Wagenbodens ist der gekaufte Wagen im Vorteil. Der 3D-Drucker erzeugt hier ein Muster (eine Art Schraffur), die nicht zu dem dargestellten Material Holz passt und in meinen Augen sehr störend wirkt. Außerdem dauert es sehr lange, den Wagenboden zu drucken (ca. 15 Stunden). Auf dem Boden des gekauften Wagens sieht man dafür Angüsse.
Auf der Innenseite der Wände ist dafür der 3D-Drucker im Vorteil: Hier ist im 3D-Druck eine Detaillierung möglich, während der gekaufte (gespritzte) Wagenkasten hier glatt sein muss, damit er entformt werden kann. Allerdings hat der Ausdruck der Wände 20 Stunden gedauert.
Und hier je ein Blick auf die Achslager und Räder (erst gekauft, dann gedruckt):
Das gekaufte Modell hat die glatteren Oberflächen, aber dafür auch größere Materialstärken und weniger Details.
Das gedruckte Achslager hat eine sehr schlechte Oberfläche (lag wiederum an dem Defekt des 3D-Druckers). Auch sind einige vorhandene Detaiks (nieten) verschluckte worden. Es wirkt dafür aber insgesamt zierlicher. Die Materialstärke des Unterzuges liegt bei 0,5mm. So feine Drucke gelingen zuverlässig.
Dass das gedruckte Modell keine Bremsen hat, ist übrigens kein Fehler - das Original war ungebremst.
Das gedruckte Gleis soll übrigens eine maßstäblichere Alternative sein, sobald ich eine Lok auf Akkubetrieb umgebaut habe. Ja, es ist mit LGB-Radsätzen einwandfrei befahrbar. Der selbstgedruckte Wagen hat allerdings (ebenfalls gedruckte) Radsätze nach NEM.
Wie gut die Detaillierung beim 3D-Druck werden kann, zeigt das folgende Bild, das den Testdruck eines Achslagers nach der Reparatur des Druckers zeigt:
Mein Fazit ist:
Das konstruieren hat total Spaß gemacht. Obwohl ich was Fingerfertigkeit angeht ein recht ungeschickter Mensch bin, konnte ich ein Modell herstellen, das meinem Eindruck nach gegenüber einem einfachen Industriemodell nahezu auf Augenhöhe ist (zumindest aus einer üblichen Betrachtungsentfernung von etwa 50cm).
Allerdings ist die Technologie begrenzt. Würde ich die Wände eines geschlossenen Güterwagens drucken wollen, dann würde die Druckzeit dafür wahrscheinlich bei 100 bis 150 Stunden liegen. Das ist also an einem Wochenende nicht mehr zu schaffen.
Da ich aber weiter konstruieren und Modellbahnfahrzeuge für IIm selbst bauen möchte, habe ich mir mittlerweile eine kleine CNC-Fräse angeschafft. Künftig möchte ich also den Boden und die Bordwände aus Holz fräsen, während ich den Rahmen und alle Kleinteile (im Grunde alles, was beim Vorbild aus Metall ist) wohl auch weiterhin drucken werde.
Übrigens, bevor Missverständnisse entstehen: Der Wagen ist nicht komplett gedruckt. Die Radsatzwellen bestehen aus 3mm Rundmessing. Ich habe viele Versuche unternommen, sie auch zu drucken, aber ich habe es nicht hinbekommen.
So, jetzt bin ich auf Eure Kommentare gespannt.
Viele Grüße
Rolf