#24 von
Bobbel
, 25.04.2019 14:26
Hallo Chris…
… um in das Segment der Premium-Loks vorzudringen bedarf es mehr als blumige
Namen und ein paar Ingenieure am CAD-Computer.
Das Zauberwort heißt Qualitätssicherung und kostet Geld.
Damit die Premium-Loks verkäuflich bleiben, wird an allen möglichen Stellen gespart.
Sei es bei der Ausstattung, der Qualität der Rohstoffe, bei den Montagkosten und
vielem mehr. Eine aufwendige Qualitätssicherung und eine Produktionsüberwachung
(vorzugsweise in Fernost) scheiden da von vorneherein aus. Ganz bewußt nimmt man
dafür eine gewisse Anzahl an Rückläufern in Kauf. Und diejenigen, bei denen die
Lokomotive einwandfrei läuft, melden sich ohnehin nicht in einem Internetforum.
Leider…!
Die F(l)achpresse berichtet leider auch nicht von diesen Schwachstellen. Im Gegenteil,
unstimmige Dinge, die heutzutage anders gelöst werden können und sonstige Schwach-
stellen werden vollmundig als Hausnorm oder herstellertypisch (siehe EJ 5/2019) be-
zeichnet.
Eine (zu harsche) Kritik könnte sich ja negativ auf die Anzeigenbestellung durch die
Hersteller auswirken. Andererseits sollte es den Redakteuren auch mal in den Sinn
kommen, daß aufgrund dieser mangelhaften Berichterstattung immer mehr Modell-
eisenbahner abspringen und dadurch die Auflage immer kleiner wird. Die ehemaligen
Leser holen ihre Informationen in den zahlreichen kostenlosen Internetforen ein.
Insgesamt gesehen ein Teufelskreis. Hinzu kommt ein gewisses Preisbewußtsein
der Kunden.
Die „Geiz ist geil-Mentalität“ greift auch hier um sich und Informationen über die
Preise und die Qualität der Produkte (dazu gehören auch die Zeitschriften) werden
so in Windeseile und kostenlos einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt. Leider
gibt es im Netz auch zahlreiche der neudeutsch genannten Fake-News.
Die Hersteller möchten und müssen sparen. Das ist logisch und sinnvoll. Doch irgend-
wann sind Einsparungen nicht mehr möglich, denn Qualität kostet nun mal Geld und
zahlt sich in Sachen Funktionalität, Haltbarkeit und deutlich weniger Reklamationen
mittelfristig ganz sicher aus.
Eine Qualitätssicherung durch den Kunden ist zwar kurzfristig gesehen am Billigsten,
aber den Ruf und das Ansehen welches man hierdurch verlieren kann, läßt sich nicht
so einfach wieder herstellen.
Deshalb plädiere ich für eine QS durch den Hersteller und bin dafür gerne bereit etwas
tiefer in die Tasche zu greifen.
Noch etwas Geschichte:
Vor einigen Jahren habe ich die damals nagelneuen und sehr schönen ESU Eilzugwagen
der Verwendungsgruppe 36 (Art-Nr. 36100 - 36104) gekauft. Über die Qualitäten der
Wagen wurde in zahlreichen Beiträgen schon mehrfach berichtet.
Riesengroß steht auf der Schachtel Verwendung für AC + DC drauf.
Doch die Ernüchterung kam sehr schnell. Die Wagen fuhren mit den verbauten Achsen
nur unbefriedigend auf MÄRKLIN C-Gleis. Mir blieb nichts anderes übrig als die Achsen
zu tauschen und der Hersteller besaß die Frechheit dafür rund € 10,- (UVP) zu verlangen.
(deshalb habe ich in meine Wagen [kostenlose] Achsen von BraWa eingebaut)
Doch damit war es leider nicht getan. Überstehende kleine Kunststoffgußgrate in den
Kulissen behinderten den sicheren Lauf der Kupplungsdeichseln und sehr weiche, etwas
zu kurz geratene und leicht hängende Kupplungsdeichseln vereitelten der Einsatz der
normalen Fleischmann Profi-Kupplungen (6515). Das Zäpfchen bleib immer wieder an
den Punktkontakten der Weichen hängen. Es mußten die wesentlich teureren Kupplungen
für Zahnradbahnen (6514) eingesetzt werden.
Und zum Abschluß die Krönung...
... ein Eilzug, bestehend aus vier der o.g. Wagen läßt sich aufgrund der ziemlich weichen
Kupplungsdeichseln nicht mal etwa drei Meter, ohne zu entgleisen, rückwärts, durch eine
kleine Weichenstraße aus meinem (damaligen) Kopfbahnhof schieben.
Wenn der Wagenzug nur gezogen wird, laufen die Eilzugwagen mittlerweile einwandfrei.
Die Wagen liegen seither die meiste Zeit in der Schachtel rum.
Auch hier fand die QS beim Kunden statt. Anscheinend ist das heutzutage üblich.
Soviel zum Thema Premium.
Grüßle aus HONAU.
Klaus
Edit 2020_04_10: Rechtschreibfehler beseitigt.
Spur H0, System Märklin, ECoS 4.2.12, ECoS-Boost, C-Gleis, BraWa-, GFN-, Liliput-, Märklin-, PIKO-, Roco-Loks + Wagen. GFN Profi-Kupplung. Epoche IIIb/IVa. Seit Jahren auf "schlanke" C-Gleis-DKW, EKW, asymmetr. DWW, Gleisstücke 7,5° zu R3-R9, sowie fiktive R8 + R10 wartend...!