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[quote="Martin Lutz" post_id=1868407 time=1535892923 user_id=124]
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Ich verstehe vor allem nicht, warum einige Hersteller präzise Liefertermine angeben (Monate, zum Teil Wochen), diese dann aber eigentlich fast grundsätzlich verfehlen. Wäre es nicht sinnvoller, gleich einen Termin etwas später zu nennen, zu dem das Modell dann halbwegs sicher da ist?
Leider passiert sooo viel. Die Gründe für Lieferverspätungen sind sooo vielfältig.
Erst einmal: heutzutage baut niemand mehr grosse Lager auf. Sie sind sehr teuer. Soo viel Kapital ist gebunden im Lager. Deshalb denken alle viel kurzsichtiger bzw. kurzfristiger. So kommt es, dass man auf Schwankungen am Markt unter Umständen nicht schnell genug reagieren kann. Jede Firma ist unter anderem auch abhängig von vielen Zulieferer. Denen gehts ähnlich. Auch sie müssen heutzutage extrem flexibel sein. So kommt es, dass Liefertermine von den Zulieferer ebenfalls nie konstant sind. Konnte man Einzelteile letztes Jahr noch ab Lager geliefert bekommen, kann es sein, dass das gleiche Teil heute Lieferzeiten bis zu 40 Wochen haben kann. Genau so sieht es im Moment zum Beispiel auf dem Elektronikteilemarkt aus. Das macht die Produktionsplanung einer Firma extremst schwierig. Und was, wenn ein Zulieferer plötzlich mal schlechte Ware liefert, die man in der Eingangskontrolle aussortieren musste und jetzt mit der Produktion warten muss, bis der Zulieferer endlich brauchbaren Ersatz geliefert hat??
Wenn ich eure Beiträge hier so lese, merke ich, dass die allermeisten Schreiber hier keine Ahnung haben, was da draussen wirklich los ist.
Einkäufer zu sein in der Firma ist nur schon wegen der fast unmöglichen Produktionsplanung heute ein extrem schwieriger Job geworden.
Servus Martin,
Dein Beitrag soll nicht unreflektiert sein. Ich denke, dass wir Schreiber hier alle sehr wohl eine Ahnung haben, was draussen los ist - wir sind die Kunden, die die Produkte kaufen (als Voraussetzung für das Dasein des Lieferunternehmens, im diskutierten Fall Roco). Soweit einmal zu Deiner "Qualifizierung" von uns Beitragsschreibern.
Flexibilität ist von den Herstellern gefragt - haben sie sich nicht auch selber in dieses Eck gestellt? Ist nicht die Marketingstrategie, die "early adopters" durch hohe Modellpreise abzucashen und die Lagerbestände an die geduldig warten könnenden Kunden abzuverkaufen in die Hose gegangen, weil sie eben hohe Lagerbestände kreiert, die dann vor Bilanztermin rasch zu cash gemacht werden soll? Also werden jetzt kleine Serien produziert, die möglichst bald ausverkauft sind (was bei den langsamen Käufern - late majority" zu Unmut führt). Müssen sie also schneller kaufen - aber haben sie zum Erscheinungstermin auch das Geld verfügbar (in Zeiten wie diesen eher kaum)? Sind diese Kunden dann verärgert und warten auf eine eventuelle Neuauflage oder ändern sie ihre Kaufentscheidung dahingehend, gar nicht zu kaufen? Vermutlich eher letzteres, weil das vorhandene, frei verfügbare Geld für andere Investitionen verwendet wird. Also werden mögliche Kunden (die "late majority") damit verärgert, was weiter zu geringeren Stückzahlen führen wird. Der Teufelskreis läuft!
Müsste daher ein kluger Hersteller dahingehend flexibel sein, dass seine Modelle mit wenigen Teilen auskommt (eine Diesellok braucht weniger Gehäuseteile als eine Dampflok, Epoche 6 Waggon-Modelle brauchen weniger Teile als Epoche 3), sich z.B. möglichst auf ein Motormodell konzentriert und nicht mehrere auf Lager vorhalten muss? Formen so lange auslutschen, bis sie kaputt sind, ist für den Deckungsbeitrag gut (Degression der Werkzeugkosten), verlangt aber auch bei gefragten Modellen frühzeitig neue Formen zu beschaffen. Moderner workflow lässt das locker zu.
Müsste ein kluger Hersteller z.B. seine Produktion nicht nahe am Kunden haben anstatt wochenlange Transportwege mit einkalkulieren zu müssen? Wird der Preisvorteil durch Produktion in Niedriglohnländern nicht dahingehend zunichte gemacht, dass die Qualität nicht stimmt und die Lieferzeit lang ist? Wir Kunden entscheiden auch spontan aus dem Bauch heraus, wenn gerade mal Geld im Börserl ist.
Und weil es mich betrifft: ein Essential wie ein Weichenantrieb bald eineinhalb Jahre nicht liefern zu können zeigt von mehr "Nichtahnung" beim Hersteller als bei uns hier schreibenden Kunden. Auch wenn die Wickelmaschine für die Magnetspulen defekt ist, in diesem Zeitraum muss sich eine Alternative (z.B. Fremdproduktion) finden lassen.
Wer verkaufen will, muss liefern können! Jetzt erfreulicherweise die GT6, hoffentlch bald die Weichenantriebe.
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Träum weiter!
Glaubst du, dass das nur bei der Modellbahn so ist. Es ist nun mal Tatsache, dass wir in der globalisierten Welt leben. Nur schon die Elektronik (nehmen wir dazu einen einfachen Decoder) hat heute Teile drauf, die aus der ganzen Welt stammen. Da sind dann nicht einmal einzelne hersteller, die ihre Teile an einem Ort der Welt produzieren. Nehmen wir mal den Halbleiterhersteller Texas Instruments. Man merkt schnell, dass dieser hersteller wohl in Texas zu Hause ist. Dennoch, liest man auf den Texas Instruments, dass made in Thailand oder made in xy drauf steht. Da lebt selbst Herr Trump in einer absoluten Traumwelt wenn er glaubt, durch Strafzölle könne er sein Land retten. Das Gegenteil ist der Fall: Firmen wie Texas Instruments überlegen sich, aus den USA ganz weg zu ziehen. So geht es auch einigen anderen Hersteller in den USA (Silicon Valleys lässt grüssen).
Das ist ja nur ein Beispiel. Zähl mal, wieviel Teile an der einfachsten Märklin Lok dran sind und überlege dir, ob es tatsächlich in Europa gemacht wird.
Und der Preisdruck (Geiz ist geil) zwingt jeden Hersteller dazu, entsprechend zu schauen, wo er die benötigten Teile am preisgünstigsten her kriegt. Da kommt dann einiges aus Fernost, nur weil es hier zu teuer ist. Da ist es dann schon fast sicher, dass ESU seine Leiterplatten für ihre Decoder aus China bezieht. Selbst wenn der ESU Decoder in Deutschland zusammengelötet werden, die Einzelteile davon kommen ganz sicher nicht aus einem Land. Kabel brauchts auch. Ich glaube kaum, dass sie alle von Braunkabel kommen. Und wenn, macht Braun wirklich alle Kabel selber? Träum weiter.
Die Schweiz war mal bekannt für eine hochwertige Mascienen und Metallindustrie. Aber woher hat man die Rohstoffe. Sicher nicht aus der Schweiz. Die Schweiz besitzt so gut wie keine Rohstoffe. Kakao Bohnen für die berühmten Lindorkugeln oder der Toblerone. Meinst du diese Bohnen wachsen im Zürcher Oberland, im Wallis oder in Graubünden?
Übrigens ein Tsunami in Japan war eben auch ein Grund, weshalb es zu verzögerten Auslieferungen von japanischen Einzelteilen gekommen ist. Tja, wenn die Fabrikhalle unter Wasser steht, dann ist woh für einige Zeit nix mit Produktion. Vor ein paar Jahren brannte ein Leiterplattenwerk in Deustschland ab (Würth Elektronik). Was glaubt ihr, was dann mit den laufenden AUfträgen passiert? Da ist erst mal Schluss.
Deshalb meine Aussage: Es passiert sooo viel.