RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#26 von PhilippJ_YD , 14.08.2019 09:32

Zitat

Mein Gott was wäre hier los wenn Märklin so etwas präsentieren würde bestimmt an die 10 Seiten füllen.



Soll das jetzt der übliche Hinweis sein, dass bei Märklin viel schlimmer geschimpft wird? Ich denke nicht, dass dies der Fall ist. Bei der Touristik 218 wurde allerdings auch Märklin lang und breit gescholten für ihre bei diesem Modell miserable Druckqualität.

Insgesamt bekommt eigentlich jeder Hersteller sein Fett weg, wenn er so etwas abgeliefert hat. Bei Roco ist das mehrfach aufgetaucht, bei Piko aber ebenso, wenn es etwas zu bemängeln gab.


Gruß, Philipp


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#27 von Djian , 14.08.2019 10:56

Moin,

es wird ja schnell mal auf die Hersteller draufgehauen, manchmal zu Recht, in den meisten Fällen wird eine Mücke zu einem Elefanten aufgebläht ... lässt man die Luft raus, ist es wieder eine Mücke.

Ich habe über die Bilder nochmal nachgedacht. Wir sollten sie ja möglichst unvoreingenommen betrachten und den Fehler selbst finden. Das ist vom Threadhersteller schon mal fair gedacht. Was mir jetzt allerdings im Nachgang fehlt, ist ein daran gelegtes Lineal oder Geodreieck. Damit man mal erkennen kann, wie groß das Corpus Delicti überhaupt ist. Man kann sich von Macroaufnahmen auch übel täuschen lassen; und das scheint mir hier zum Teil auch geschehen. Schaut euch diese Aufnahmen auf einem 19zöller an, dann ist die Wagonhöhe gute 15cm. Da wirkt das dann auch wie eine großflächige Farbabplatzung einiger cm³, bzw. die Ausfransungen an den Trennkannten wirken immens. Man kann das noch auf die Spitze treiben (Ironiemodus an), in dem man den Wagon unter ein Elektronenmikroskop legt und sich darüber öffentlich beschwert, wie es denn ein Modellbahnhersteller wagen kann eine derart zerklüftete Bergwelt als glatte Oberfläche zu verkaufen (Ironiemodus aus).

Zu den aufgerufen Preisen: ja, 60,-€ sind 60,-€ und damit viel Geld. Bei Schnellzugwagen in HO stellt dieses allerdings das mittlere Preissegment dar. Wenn die Anforderungen immer höher werden, dann werden auch die Preise weiter steigen; für Dinge, die man mit den Augen eines 50jährigen unter den für das Produkt vorgesehenen Anwendungsbedingungen gar nicht erkennt. Ihr müsst euch entscheiden, ob es euch das letztendlich wert ist. Es bedeutet, dass unter Beibehaltung der jetzigen Produktionsabläufe mehr Ausschuss produziert wird. Da entscheidet eure Erwartungshaltung was Ausschuss ist und was nicht. Wenn dann natürlich unter Produktionsanforderungen wie sagen wir mal Medizintechnik produziert wird, kosten Roco, Märklin und die anderen Durchschittshersteller bald auch soviel wie die Edelschlitten von ACME und dergleichen. Wäre euch das das Aufgeld wert? Ich fände es für sowas überzogen, aber das ist meine Meinung.

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#28 von Spektakulum , 14.08.2019 11:57

Moin,
also erstmal vielen Dank, dass Ihr alle so zahlreich eure Gedanken dazu schreibt! Und einen schönen Gruss nach Schweden an Martin. Es ist natürlich etwas dran an dem zu hohen Anspruch, da erfülle ich das deutsche Klischee.

Aber - wenn ich an die älteren Waggons denke, fällt es mir schwer, dass wir jetzt einen schlechteren Druck bekommen, dafür aber eine unglaublich hohe Innenraum-Detaillierung, bei der sogar Muster auf den Abteiltrennscheiben angebracht sind.

Ich gebe zu, ich liebe solche Details - und freue mich, dass Roco so etwas jetzt auch macht. Von ACME und LS Models kennt man das schon (incl. Abflussloch in der Boardtoilette), aber die Wagen sind ja teilweise noch schwerer zu kriegen und auch nur eingeschränkt betriebssicher.

@Tenderschieber
Dein Ansatz ist schon ganz gut, und ich habe mir die Fragen auch mal beanwortet.
Brauchen - nun ja, wenn man das Hobby schon länger betreibt, braucht man ja nix. Außer vielleicht mehr Zeit und Raum.
Einen anderen Händler habe ich angeschrieben, ob er vorab ein Set überprüfen kann, da ist das letzte aber auch schon raus. Ich möchte jetzt nicht alle Händler im Netz um Portokosten prellen, nur weil der Hersteller es nicht mehr kann. Noch habe ich keine Rückmeldung von Roco!
Da mir es mehr um Modulbau/Dioramen geht, und Vitrinen auch noch kommen werden, ist das schon wieder ein contra.
Altern kommt irgendwann, aber dann erst bei den Güterwaggons - Personenwaggons würde ich mich eher auf die Drehgestelle konzentrieren, die sehen ja sonst oft gut gepflegt aus. Und Licht ist ein Muss - aber den ganzen Aufwand dann betreiben, wenn einen schon die Grundlage nicht gefällt?

Zitat
Zum Schluss solltest du daran denken: Perfektion macht depressiv.


Da hast Du einen guten Punkt. Und glaube mir, ich arbeite tatsächlich daran, etwas lockerer in meinen Ansprüchen zu werden.


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#29 von Robur , 14.08.2019 12:02

Moin,

Einspruch euer Ehren, denn wenn Perfektion depressiv machen würde, hätten ein Marcel Ackle und ein Herr Nouallier sicher keine Freude an dem, was Sie da an perfekt detaillierten Szenerien bauen. Und von Depressionen sind die Herren meilenweit entfernt.

Andere Baumeister fallen mir spontan jetzt nicht ein (Nein, ein Herr Brandl scheidet aus, da er selbst keine Häuser baut (das macht MBZ) und ich seine Welten nicht als perfekt ansehe).


Viele Grüße

Michael

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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#30 von Spektakulum , 14.08.2019 12:04

Moin Matthias,

Zitat
Wenn dann natürlich unter Produktionsanforderungen wie sagen wir mal Medizintechnik produziert wird, kosten Roco, Märklin und die anderen Durchschittshersteller bald auch soviel wie die Edelschlitten von ACME und dergleichen.



In der Medizintechnikbranche geht natürlich auch viel Geld in den ganzen Regulierungs- und Prüfungsvorschriften, und dass ohne Außendienstler und gewissen Zeiteinsatz nichts verkauft werden kann.
Aber so viel teurer ist ACME nicht - und bei denen habe ich, außer die eingeschränkte Praxistauglichkeit, bis jetzt nur Perfektion in Bedruckung & Ausführung erlebt.
Ist natürlich ein ganz anderer TEE, aber Stückpreis unter 68€ und wunderschön:
https://www.modellbahn-kramm.com/d/spezi...034&artnr=55190

Leider aber keine Summe, die ich dieses Jahr für MoBa ausgeben will - habe noch ein Anbauprojekt dieses Jahr.


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#31 von Djian , 14.08.2019 12:22

Moin Carsten,

so meinte ich das auch mit dem Vergleich: man wird erheblich tiefere Qualitätskontrollen benötigen, will man all den geäußerten Ansprüchen gerecht werden und eine gegen Null gehende Rückläuferquote erreichen möchte. Das bedeutet dann eben auch, jedes Modell unter einem Vergrößerungsglas einige Minuten zu betrachten und in sämtlichen anderen zur Kritik einladenden Bereichen natürlich auch wesentlich genauer hinzugucken. Und was nur 99,99% stimmt geht in den Shredder, oder wird, sofern der Kunde das noch akzeptieren mag, nachgebessert. Dann nochmal Kontrollprozedere. Das ist personalintensiv und teuer. Zudem braucht man auch das passende Personal: perfektes Sehvermögen, gnadenlos kritisch und absolut unempfänglich für das Flehen, Drohen und Schreien und Abmahnen von Firmenleitung und Kundschaft (die genau das wollte), wenn an manchen Tagen nur 2 oder 3 Sets die Kontrolle passieren...

Also, was ich damit zum Ausdruck bringen möchte ist, dass ich diese Ansprüche nicht habe, da ich sie nicht teuer erkaufen möchte. Das ist das für mich nicht mehr preiswert (im Wortsinne). Ich möchte, dass das Hobby noch bezahlbar bleibt und bin dafür bereit, gewisse Dinge in Kauf zu nehmen, die ich bei meiner Art der Hobbyausübung sowieso nicht bemerke, bzw. die mich nicht stören. Außerdem sind/ werden meine Sachen bespielt und auf kurz oder lang gealtert. Ein Macroobjektiv mit dem ich gewisse Unzulänglichkeiten ans Tageslicht bringen kann besitze ich auch nicht. Also, für mich muss ein Modell nicht perfekter sein als ich selbst; will sagen: hohes Niveau, aber nicht frei von Fehlern.

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#32 von emilio , 14.08.2019 13:39

Hi, die Lackfehler entstehen doch während des Lackierens. Diese lassen sich doch vermeiden. Vermeidung von Staub, Konsistenz der Farbe und vorallem Verbesserung der Schablone.
Gruss emilio


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#33 von Spektakulum , 14.08.2019 13:58

Die Lackfehler sollte man wirklich vermeiden können:

Das Zuglaufschild mit der fehlenden Ecke ist bei ganz genauem Hinsehen schief und nicht präzise positioniert.
Geschmiere deutet doch auf schlecht gewartete oder bediente Maschine hin.

Beides ist doch vermeidbar, wenn man in der Fertigung sorgfältig arbeitet. Die unsaubere Trennkante mag tatsächlich am Verfahren liegen, dann ist das aber schon bedauerlich.


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#34 von persus , 14.08.2019 14:44

An dem Argument mit der Perfektion ist schon was dran. Trotz seiner schlechten Bedruckung habe ich den Velaro D nämlich behalten. Einige der Gründe, dass ich ihn behalten habe, hat Tenderschieber in seinem sehr guten Post bereits aufgeführt.

Es ist klar, dass die Detailansprüche auch sehr von dem Verwendungszweck abhängen. Um mal die Analogie zum Auto zu bemühen: Wenn sich jemand einen Allrad-Jeep kauft, um damit voll durchs Gelände zu brettern, dann ist ein potentieller werksseitiger kleiner Lackschaden egal, weil da morgen sowieso ein paar Beulen drin sein werden. Anders der Käufer, der sich seinen von AMG getunten Allrad-Jeep kauft, um damit in der Fußgängerzone zu prollen. Aber aus Sicht des Herstellungsprozesses ist der Einsatzzweck egal. Was ich mit meinem Auto mache, kann dem Hersteller egal sein, weil es nicht in seinem Verantwortungsbereich liegt. Wie das Produkt aber die Fertigung verlässt, darf dem Hersteller nicht egal sein, denn das ist es, an dem er gemessen wird.

Stellt euch mal vor, wir würden unseren MoBa-Herstellern diesen Murks, wie zum Beispiel beim Velaro D oder bei der 218 Touristik, einfach so durchgehen lassen. Wie sähen dann die nachfolgenden Modelle aus? Die Hersteller hätten gar keinen Ansporn mehr, den Status quo in Sachen Qualität zu halten, geschweige denn, besser zu werden. Und wir wissen alle, dass die Hersteller in der Vergangenheit gerade beim Druck regelrecht geglänzt haben. Nicht zuletzt mein TGV Duplex V150 von Trix ist ein Zeugnis davon. Wieso also sollte ich eine Verschlechterung hinnehmen?

Unabhängig also vom Einsatzzweck des Modells sollten wir sehr vorsichtig damit sein, was wir den Herstellern durchgehen lassen. Tatsächlich sollten wir immer das praktische Maximum einfordern und der Hersteller sollte das praktische Maximum als Ziel haben in dem Wissen, dass man sich daran immer nur annähern kann, aber nie 100% erreichen kann. Denn, wer hoch gesteckte Ziele leicht verfehlt, hat immer noch ein gutes Ergebnis, wer hingegen niedrig gesteckte Ziele leicht überbietet, hat immer noch ein schlechtes Ergebnis.

Wer übrigens auf eine Qualitätskontrolle angewiesen ist, der hat seinen Herstellungsprozess nicht im Griff. So einfach ist es. Wer seinen Herstellungsprozess im Griff hat, muss keine enormen Ressourcen in die Qualitätskontrolle stecken. Was auch gut ist, denn die benötigte Qualitätskontrolle bedeutet wahrscheinlich auch hohen Ausschuss und das steigt die Kosten nur noch weiter. Je später ein Fehler gefunden wird, desto teurer ist dieser. Und das bezahlen immer wir Endkunden, indem das Gesamtprodukt teuerer wird. Keiner will schließlich, dass die Hersteller rote Zahlen schreiben, denn dann gibt es sie irgend wann einmal nicht mehr. Heutzutage produziert man daher Qualität in das Produkt hinein, indem man seinen Herstellungsprozess in den Griff bekommt. Heutzutage setzt man weniger auf die Qualitätskontrolle des Endprodukts sondern viel mehr auf die Qualitätskontrolle des Herstellungsprozess. Das ist die wahre Effizienzsteigerung und damit einhergehend eine hohe Kostensenkung. Und so schließt sich der Kreis und wir gelangen zur maschinellen Fertigung, die genau das ermöglicht.

Die Kosten für Qualitätskontrolle, für Ausschuss und all die anderen Folgen des Umstandes, dass der Hersteller seinen Herstellungsprozess nicht im Griff hat, bezahlen wir Endkunden, indem der Hersteller diese Begleitkosten auf das Produkt mit aufrechnet. Und das darf nicht so sein.


Gruß
Pero


 
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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#35 von emilio , 14.08.2019 15:07

Hallo, Peros Ausführungen kann man voll zustimmen. Ausser dass ich mehr Allradjeeps vor Kitas und Schulen seh als im Gelände!
Gruss emilio


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#36 von LHB , 14.08.2019 16:15

Hallo an Alle,

sofern ich nichts überlesen habe, läuft die Diskussion auf der Basis von Bildern eines einzigen Wagensets. Handelt es sich hier um einen Ausreißer oder ziehen sich solche Mängel durch die ganze Serie? Es müßten doch inzwischen noch mehr Leute die Wagen in der Hand gehabt und sich eine Meinung gebildet haben.

Auf DSO gibt es auch einen Thread zu diesem Wagenset: https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?010,9017381
Von Mängeln so wie hier gezeigt ist dort aber nicht die Rede, wo doch gerade auf DSO mit heftiger Kritik meist nicht gespart wird.

Ludger


 
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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#37 von Lok-Paul ( gelöscht ) , 14.08.2019 16:41

Perfektion von den Modellen erwartet kein Mensch davon ist Märklin und Roco auch weit entfernt, aber eine saubere Bedruckung schon.
Märklin hat eigentlich immer mit einer sauberen Bedruckung geglänzt bis auf ein paar Ausnahmen.

Von Roco jedoch habe ich noch keine neuzeitigen Modelle ob Wagen oder Loks gesehen welche bei elfenb./ rot oder blau wirklich eine saubere Trennkannte hatten, irgendwas war immer.
Wenn Märklin den Tampon Druck restlos zu den Akten legt und nur noch den Digital Druck verwendet werden wir bald auch einiges zu meckern haben.

Aber nochmals beide Firmen konnten das früher besser und somit ist es kein zu hoher Anspruch auch heutzutage eine saubere Bedruckung zu verlangen, das rechtferigt auch nicht die Haltung damit wird es unbezahlbar....reiner Unsinn.

Auch richtig wenn wir den Firmen zu viel durchgehen lassen.....werden solche Wagen wie Oben beschrieben an der Tagesordnung sein und schön reden sich selber bringt überhaupt nichts.

Die Kritik an der Bedruckung war vollkommen angebracht, auch wenn das einige für sich selbst akzeptabel finden als Spielmodell....wieder eine andere Geschichte. Auch ich bin ein Spielbahner, betrachte aber auf den Paradestrecken meine Modelle gerne sehr genau.

Für diesen Preis geht das nicht.....die Verkaufszahlen von diesen Wagen sprechen aber eine andere Sprache.....entweder sitzt das Geld zu locker oder wir hier im Forum sehen das doch etwas kritischer.


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#38 von katzenjogi , 14.08.2019 16:45

Hallo Ludger,

Michael (Robur) hatte schon zwei Sets mit ähnlichen Fehlern bei seinem Händler gesehen. Von daher dürfte es sich wohl nicht um einen Einzelfall handeln.

Und um etwas zum Wagenset und der Qualität der abgebildeten Lackierung zu sagen - so etwas hat es vor 40 Jahren höchstens bei Lima gegeben - aber wohl sonst bei keinem anderen Modellbahnhersteller. Ich habe selbst bei den Kleinbahn-Produkten keine solch unsauberen Farbtrennkanten gesehen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich noch nicht alle Kleinbahn-Produkte in Händen gehalten habe.

Ich persönlich würde die Wagen in dieser Qualität nicht abnehmen. Auch nicht für einen günstigeren Preis. Mich würden die Fehler ständig stören, selbst wenn ich sie nur mit Lupe oder Brille sehen könnte. Wenn ich da an meine ersten TEE Wagen denke, die ich als 4-Jähriger bekommen habe - Märklin 24cm Blechwagen - die waren zwar nicht maßstäblich und kaum detailliert, dafür aber mit scharfen Farbtrennkanten, auch wenn es mich damals wohl weniger gestört hat.

Ich bin in der Beziehung aber ziemlich Etepetete...

Liebe Grüße

Jürgen


 
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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#39 von Tenderschieber , 14.08.2019 21:35

Zitat

Wenn Märklin den Tampon Druck restlos zu den Akten legt und nur noch den Digital Druck verwendet werden wir bald auch einiges zu meckern haben.


Es wird dahin gehen. Er hat Kostenvorteile. Allerdings wird im Laufe der Jahre auch die Qualität steigen.

Zitat
Aber nochmals beide Firmen konnten das früher besser und somit ist es kein zu hoher Anspruch auch heutzutage eine saubere Bedruckung zu verlangen


Damals waren die Stückzahlen höher und Konkurrenztechniken nicht verfügbar. Das ist deutlich eine andere Entscheidungsbasis.

Zitat
Auch ich bin ein Spielbahner, betrachte aber auf den Paradestrecken meine Modelle gerne sehr genau.


Ich habe mal die gemachten Bilder verkleinert: Ich sehe nichts, bis auf den einen roten Farbpunkt. Der würde unter einer Alterung nicht mehr wahrnehmbar sein.

Zitat
entweder sitzt das Geld zu locker


Nach meiner Wahrnehmung jammert der durchschnittliche Modellbahner immer, wenn er ein paar Euro auf den Tisch legen muss.

Zitat
oder wir hier im Forum sehen das doch etwas kritischer.


Ja. Zu kritisch. Aber es bleibt jedem überlassen, wie er seinem Seelenfrieden schadet.


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#40 von Tenderschieber , 14.08.2019 21:50

Zitat

Unabhängig also vom Einsatzzweck des Modells sollten wir sehr vorsichtig damit sein, was wir den Herstellern durchgehen lassen. Tatsächlich sollten wir immer das praktische Maximum einfordern und der Hersteller sollte das praktische Maximum als Ziel haben


Haben sie doch. Sie haben das eingekauft, was man für den kalkulierten Preis bekommen kann. Oder glaubt ihr, dass man damit Millionengewinne einfahren kann?

Was ist denn mit Märklin, Trix, Fleischmann, Roco, Liliput, Lima, Rivarossi, Arnold, Faller, Vollmer, Kibri, Pola, Zeuke/Tillig, Sachsenmodelle, Gützold, LGB etc in den letzten 30 Jahren passiert? Praktisch jeder hat mindestens eine Bauchlandung hingelegt oder sich kurz vorher kaufen lassen.


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#41 von katzenjogi , 14.08.2019 22:57

Hallo Tenderschieber,

das hatte aber vielfache Gründe, und nicht nur den, dass die genannten Firmen für die gelieferte Qualität zu wenig verlangt hätten

Langfristig gesehen ist an der Qualität sparen immer noch die schlechteste Einsparmethode. Als Käufer kauft man doch häufig zweimal, und als Hersteller zumindest im europäischen Modellbahnbereich muss man aufpassen, dass man seine Artikel nicht um die Ohren gehauen bekommt (sprich Rückläufer, Tauschgehäuse, Nachbesserungen etc.).

Auch wenn beispielsweise Ford bei den ersten Generationen des Ford Pinto lieber die Unfallopfer entschädigt hat, weil es günstiger als eine Konstruktionsänderung war. Ob das jetzt beim Modellbahngewerbe auch so ist, dazu mit den relativ geringen Stückzahlen - und ob dann der Digitaldruck tatsächlich noch einen Kostenvorteil hat, wenn man einige Gehäuse mehrfach bedrucken muss, um die Kunden zufrieden zu stellen. Warum nicht gleich beim ersten Mal richtig machen, wenn man weiß, wie es geht....

Liebe Grüße

Jürgen


 
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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#42 von emilio , 14.08.2019 22:59

Hallo Tenderschieber, wir haben jetzt eine Runde Mitleid mit den armen Herstellern, die alles richtig machen und nur wir überpingeligen Konsumenten treiben sie in den Konkurs.
Tatsache ist, dass diese aus sehr unterschiedlichen Gründen (z.B. Märklin Heuschrecken) ihre Probleme hatten. Die Modellbahner sind (leider) bei Qualitätsmängeln zu geduldig und lassen sich das Geld aus der Tasche ziehen.
Gruss emilio


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#43 von Thomas I , 15.08.2019 01:12

Ich habe jetzt, nachdem ich den Beitrag gelesen habe, ganz eilig mein Roco 74135 hervorgekramt und mir noch mal genau angesehen, allerdings kann ich die gezeigten Fehler an meinen Wagen nicht entdecken.
Und zumindest die Sache mit der roten Farbe dürfte ich nicht übersehen können.


http://www.oogardenrailway.co.uk/


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#44 von Djian , 15.08.2019 08:04

Moin,

ich kann dem Tenderschieber zustimmen; der Digitaldruck ist erst in seinen Anfängen, da werden die Hersteller noch ordentlich Lehrgeld zahlen (siehe Mä Touristik 21 allerdings auch daraus lernen. Nichts funktioniert zu Begin perfekt, wird aber perfektioniert. Und auf dem Weg dorthin ist es auch legitim, dem Hersteller zurück zu melden, dass er da noch mal ran muss. Aber bitte konstruktiv und nicht gleich "voll auf die Fresse". Und wenn es erstmal perfekt funktioniert kommt uns als Endverbraucher das auch zu Gute: und zwar in moderaten Preissteigerungen (der Markt schrumpft bekanntlich und wird es weiter tun).

Und das mt dem Verkleinern auf die reele Größe halte ich auch für fair. Das mal machen und gucken, ob ihr wirklich einen groben Makel erkennen könnt. In der Endkontrolle wird es doch ebenso praktiziert. Und das dann mal so betrachtet muss man sich schon fragen, ob man dem Hersteller Versagen anlasten könnte. OK, den Großraumwagen hätte man aussortieren können, doch bei den anderen ist es kaum wahrnehmbar. OK, ich höre Protest. Doch bedenkt, im Umkehrschluss hieße dies auch in der Endkontrolle von jedem zu passierenden Wagon Macroaufnahmen zu machen. Das wäre zwar möglich, aber unrealistisch. Es würde die oberen 0,5% der Perfektionisten zufriedenstellen, die unteren 99,95% müssten diesen Mehraufwand allerdings mitbezahlen. Ich bezweifel stark, das sie dazu bereit wären. Wie schon zuvor geschrieben, die Makel haben die Größe der sie umgebenen Staubkörnchen.

Ich will damit nicht die "armen Hersteller" in Schutz nehmen, sondern meine, man sollte die Kirche im Dorf lassen: die Wagen sind, soweit ich dies beurteilen kann grundsolide, hübsch gemachte Modelle. Wer sie sich weiter perfektionieren möchte findet jedoch immer etwas, wo er noch Hand anlegen kann. Dann, so meine ich, soll er das tun. Das macht ja auch den Reiz unseres Hobbies aus, oder?

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#45 von Spektakulum , 15.08.2019 09:10

Matthias, ohne den verklecksten Großraumwagen hätte ich die anderen Fehler auch gar nicht gesucht!


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Carsten
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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#46 von joesommer , 15.08.2019 09:17

Vielleicht muss man in diesem Fall zwischen einem recht krassen Einzelfall in Sachen Qualität und einem grundsätzlich bei Teilen der Modellbahncommunity extrem hohem Qualitätsanspruch differenzieren.
So kann ich in direktem Vergleich zwar die Kritik an den Roco Silberlingen vom Frühjahr 2019 teilweise nachvollziehen. Jedoch besitze ich keine alten Silberlinge und wie schon geschrieben, auf 1 - >2 m Abstand fallen mir die Kritikpunkte abgesehen vom hellen Dach nicht auf. Ich bin mit den Wagen trotzdem zufrieden.

Die hier gezeigten Qualitätsmängel würden mir im Fahrbetrieb abgesehen vom Farbklecks wohl nicht ins Auge fallen.


LGBler und 2l H0 Dachbodenbahner
Mein Bodenbahnthread: viewtopic.php?f=168&t=165631

Meine Gartenbahn:
viewtopic.php?f=47&t=170269

Beste Grüße
Johannes


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#47 von Spektakulum , 15.08.2019 09:24

Kleines Update - ich habe gerade mit einem anderen Händler telefoniert und starte noch einen Versuch. Sichtkontrolle versucht er, kann mir das aber nicht versprechen, da das im Lager stattfindet.
Ich werde mich auf jeden Fall hier wieder mit Bildern melden - dann hoffentlich ohne (größere) Mängel.

Und - etwas OT, aber gerade erwähnt - Silberlinge sind meiner Meinung nach immer schwierig umzusetzen. Das ist wirklich ein Modell, welches ich im Laden vorher sehen wollte, meine, die von Piko gefielen mir. Bin früher oft in denen unterwegs gewesen, aber das war mehr so eine Hassliebe: Schön waren die gegenüber ozeanblau/beige sicherlich nicht, und sahen auch immer dreckig aus.


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#48 von JoMa , 15.08.2019 09:43

Hallo Zusammen,

ja, vielleicht nicht in Bezug auf dieses Wagen-Set, aber insgesamt, unsere Ansprüche sind sehr hoch, vielleicht zu hoch und sie steigen. Des weiteren hat sich gegenüber früher unsere Kultur völlig geändert. Lest Euch den Thread mal genau durch, wie oft hier das Wort "Ich" vorkommt. Wie oft liest man in diesem Thread und anderen "Ich sehe nicht ein...", "Für mein schwer erarbeitetes Geld...", "Ich", "Ich", "Ich"... Diese "Ich"-Zentriertheit haben wir in vielen Bereichen der Gesellschaft. Wenn "mir" der Gartenzwerg beim Nachbarn nicht gefällt, kommt der weg und wenn ich den gerichtlich wegklage. Und wir haben ein ganz anderes Zusammenrottungsverhalten als früher durch soziale Medien, wie dieses Forum hier, mit weltweiter Reichweite.

Laßt mich mal die Punkte erklären:
Früher waren viele Produkte simpel, ja, der 24 cm Blechwagen war super bedruckt, der hatte aber auch nur völlig gerade Flächen. Die Fenster waren einfach mit harter Kante ausgestanzt, um die Türen null plastische Modulierung. Türklinken waren aufgedruckt.Schaut Euch den Roco-Wagen mal genau an. Die Fensterlöcher sind nicht einfach glatt ausgestanzt, die haben eine Tiefe, gehen leicht plastisch nach innen hinein und dahinein sind die Fenster mit Rahmen eingesetzt. Die ganze Türumgebung, wieviele Vertiefungen gibt es bei diesem Modell? Und überall hinein sollen Bedruckungen korrekt und Farbtrennkanten sauber weitergezogen sein. Das ist aufwendig, ist teuer und fehleranfällig. Und genau an diesen Stellen schauen wir super genau hin. Ich weiß nicht wieviele von Euch, die in diesem Thread geschrieben haben, schon einmal bei einem Modellbahnhersteller vor Ort die Produktion begutachtet haben? Ich kann überwiegend nur für die Lokproduktion und nur für Göppingen sprechen, nicht weil ich Märklin so dolle mag, nein, PIKO hätte mich auch sehr interessiert, aber das schaffe ich nicht in einer vernünftigen Tagestour aufgrund der Entfernung zum Wohnort. In den vorhergehenden Beiträgen wird immer von automatisierten Herstellungsprozessen geredet. Ihr glaubt nicht, wie oft der Mensch dabei irgendwelche Zwischenschritte von Hand machen muß. Gerade beim Tampondruck bei Märklin wird jedes Lok- oder Tendergehäuse von Hand in der Druckmaschine aufgesteckt. Entweder geht das nicht automatisch oder die Unterschiede zwischen Modellen sind zu groß, so daß eine Automatisierung bei den geringen Stückzahlen nicht lohnt. Der Mensch ist halt super flexibel und schnell lernfähig, macht aber auch Fehler. Ich habe nicht den Eindruck, daß in Göppingen der Tampondruck auf das Abstellgleis fährt, die Maschinen brummen wie verrückt und es sind nicht weniger davon geworden.
Aber warum wohl halten immer neue Techniken z. B. beim Druck Einzug? Wenn ich mir die Farbgebung einer Lok anschaue, wieviele Arbeitsschritte das sind. Wieviele Menschen manuell daran beteiligt sind. Das ist teuer. Bei Digitaldruck entfallen sicherlich einige Arbeitsschritte, weil z. B. das Konzernlogo wie DB und andere Piktogramme gleich mit der normalen Farbe der Außenwand mit aufgetragen werden können. Und wir sind es, die permanent die Preise kritisieren, das erhöht den Druck zu neuen Techniken mit allen Vor- und Nachteilen.

Unsere Kultur ist völlig anders geworden. Mein Vater war in den 70er Jahren völlig perplex, als er mit einem relativ neu erworbenen Päckchen Schwarzbrot, das unter dem Aufdruck nicht sichtbar völlig verschimmelt war, zu Albrecht Diskount (so hießen die damals noch) ging und zaghaft reklamierte und ihm gesagt wurde, "geben Sie das mir, gehen Sie hintenrein, nehmen sich ein neues und kommen Sie wieder bei mir vorbei". In anderen Läden wäre man damals noch mit Schimpf und Schande aus dem Haus gejagt worden. Will damit sagen, die Reklamationsmöglichkeit und -kultur hat sich in den letzten 40 Jahren völlig verändert. Wir trauen uns inzwischen auch viel kleinere Probleme zu reklamieren als früher, wir verlangen da immer mehr. Es ist ja auch viel einfacher geworden. Mußte man früher einem älteren Herrn, dem MoBa-Händler, unter die Augen treten, der auch mal gesagt hat, daß er unser Problem nicht als Problem sieht - und damit war der Fall dann auch ein für allemal erledigt. Bei dem wollte man sich auch nicht blamieren. Heute in Zeiten des Internets mit 14-tägigem, unbegründeten Rückgaberecht in der Anonymität mit teilweise noch Retourenscheinen hält man ganz andere Hebel der Macht in der Hand als damals. Und zudem war früher die MoBa-Branche fest im Sattel, heute haben wir als Kunden aufgrund des Schrumpfungsprozesses die besseren Karten in der Hand. Zudem sind wir viel mehr "Ich"-bezogen, "mein Recht, mein Geld, und Du machst jetzt, was ich Dir sage, sonst hörst Du von meinem Anwalt". Und wer hatte früher schon eine Rechtsschutzversicherung? Auch das ist ein Kulturwandel. Da ist früher viel mehr miteinander gesprochen und untereinander geregelt worden. Überspitzt, wenn früher jemand in einen nicht abgedeckten Gulli gefallen wäre, hätte es geheißen: "Hans-Guck-in-die-Luft, paß auf". Heute wird eine Baufirma bis in den Ruin geklagt. Und der Absperrungshersteller gleich mit, denn der hat sicherlich auch noch eine rechtliche Verordnung übersehen und einen zwei-mal-zwei Zentimeter großen Aufkleber vergessen.

Wenn früher der Threadersteller an die Öffentlichkeit hätte gehen wollen, hätte er einen Leserbrief an eine MoBa-Zeitschrift schicken müssen. Davon abgesehen, daß dort pro Heft und damit Monat vielleicht nur 10 Briefe veröffentlicht werden konnten, hat ein Redakteur darüber geschaut und sich Gedanken gemacht, ob das alles so in Ordnung geht, ob alles stimmt und ob das von Relevanz ist. Hat er fünf Briefe gleichzeitig zu einem Thema bekommen, dann war die Relevanz schon recht hoch. Manche würden das hier als Zensur bezeichnen, früher war das eine angesehene redaktionelle Arbeit. Und diese hat manches ins rechte Licht gerückt, priorisiert und eingeordnet. Reichweite, ein paar tausend Leser dieser Zeitschrift. Heute ist jeder sein eigener Redakteur und kann behaupten, was er will. Und es finden sich immer ein paar Kollegen, die aus welchen Gründen auch immer die Sache mitbetreiben, egal, ob sie betroffen sind oder aber auch Käufer des Produktes. Den Leserbrief beantworten und ins nächste Heft damit kommen, war eher unwahrscheinlich, war auch alles sehr aufwendig und kostete auch noch. Hier und heute geht es Schlag auf Schlag und das weltweit nachverfolgbar. Und aus so mancher Mücke wird ein Elefant, und da kein Filter in Form z. B. eines Redakteurs den Inhalt prüft, teilweise sogar mit falschen Informationen. So manches Kesseltreiben haben wir hier schon erlebt. Und alle 500 Käufer holen ihr für gut befundenes Wagenset nochmals heraus, schauen noch mal viel genauer hin. Und glaubt mir, 399 finden dann auch wirklich etwas...

Zum Schluß, ich kritisiere hier nicht den TE mit seinem Ansinnen. In der Vergrößerung sieht das ganze nicht schön aus. Die Frage ist, hast Du das auch in natura ohne Hilfsmittel gesehen? Nächste Frage, könntest Du mit Deinem Wissen um die Fehler leben? Ich habe z. B. gerade ein paar neue Wagen von NME erworben. Ein aufgedrucktes Firmenlogo eines Wagens hat einen gelben Punkt mitten in einem großen Buchstaben, den habe ich unter der Lupe gesehen und sehe ihn jetzt auch direkt. An einigen Wagen stehen auch ein paar Griffstangen leicht schief. Ich habe überlegt und kann mit beidem leben. Sind doch gerade Güterwagen beim Vorbild übersät mit Macken, auch Griffstangen habe ich dort, beim Vorbild, schon leicht schief gesehen, sind wahrscheinlich mal hart angerempelt worden. Wenn Du das nicht kannst, würde ich die Wagen zur Korrektur einsenden lassen. Bei Märklin habe ich Arbeitsplätze gesehen, die optische Probleme dieser Art mit Pinsel und Farbe unsichtbar beseitigen. Das wird Roco genauso tun. Gleichzeitig werden sie auf das Problem aufmerksam und können den Fehler suchen. Alternativ, wenn Du damit leben kannst, dennoch ein eMail mit Bildern oder einen Brief an Roco senden und höflich auf das Problem aufmerksam machen.

Alles was ich als Gegensatz zwischen früher und heute geschrieben habe, dient lediglich, um Euch bewußt zu machen, daß früher nicht alles besser war. Es war anders und vieles wird inzwischen verklärt. Alle Modelle waren in Ordnung, alles war nicht so teuer usw. Das stimmt einfach nicht. Ich möchte unsere heutigen Möglichkeiten z. B. hier mit dem Forum nicht missen, ich nutze das alles sehr gerne. Auch die bessere Stellung des Kunden finde ich super wichtig. Aber wir müssen mit den neuen Medien und Möglichkeiten auch lernen, verantwortungsvoll umzugehen. Ist ein Problem wirklich ein Problem und dann auch noch gleich ein Serienproblem? Hier wird häufig maßlos übertrieben. Und man sollte leben, aber auch leben lassen. Diese Härte und "Ich"-Bezogenheit. Erfüllen wir immer all das selbst, was wir von anderen fordern? Das ist kein Schönreden und kein Unterdrücken von Problemen. Ich reklamiere, was ich als fehlerhaft empfinde. Aber manchmal muß man auch einen Schritt zurückgehen und sich fragen, steht das jetzt im Verhältnis zu dem was ich da an Aufwand generiere. Und unsere Ansprüche sollten wir auch einmal dahingehend prüfen, wollen wir das alles wirklich bezahlen? D-Zugwagen kosten doch nicht inzwischen standardmäßig 60 €, weil Herr Sieber jun. oder Herr Dr. Wilfer auf die nächste Yacht sparen. Wenn die Ansprüche im Vordergrund stehen, dann werden wir das bezahlen müssen. Aber dann nicht plötzlich wundern, wenn jemand mit kleinerem Budget aussteigen muß. Denn muß ein Großserienhersteller wirklich Produkte liefern wie Kleinserienhersteller und schaden wir unserem Kollegen mit weniger Budget nicht gewaltig, wenn wir das ständig hier fordern?

Fragt sich Stefan aus BaWü, Euch alle herzlich grüßend.

Übrigens: Früher war nicht alles besser, früher war einfach nur früher.


 
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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#49 von Thomas I , 15.08.2019 10:13

Na ja, diese Analyse gesellschaftlicher Veränderungen würde ich auch nur mit Vorsicht genießen.
Sicher, die Reichweite die man als unzufriedener Kunde so hat ist mit den modernen Medien ungemein vergrößert worden.
Auf der anderen Seite war man früher mehr und in größeren Vereinen organisiert, da konnte man dann mit seiner Unzufriedenheit durchaus auch wieder einige potentielle Kunden erreichen und anstecken.

Aber was das Thema Reklamationen, unzufriedene Kunden und Handel angeht, da bin ich anderer Meinung.
Nicht ohne Grund gibt es zu fast allen in dem Bereich vorkommenden Problemen und Konflikten schon Grundsatzurteile des Reichsgericht (unser Zivil- wie Handelsrecht stammt in seinen Grundlagen immer noch vom 1.1.1900 und das viele Fallkonstellationen damals schon ausgiebig in diesen Gesetzen geregelt waren, spricht sehr klar dafür, dass vieles davon auch schon im 19. Jahrhundert so war, die Menschen auch Erwartungen hatten was Gutes für ihr Geld zu bekommen).
Die Deutschen waren schon immer ein sehr klagefreudiges Völkchen.
Insofern halte ich das mit der völlig anders gewordenen Kultur dann doch für ein Gerücht.
Auch und gerade was die Ich-Zentriertheit angeht, ich glaube nicht, dass die Generation meiner Eltern oder Großeltern ihr schwer erarbeitetes Geld bedenken- und anspruchsloser ausgeben hat als ich es heute tue.
Eher im Gegenteil, die hatte weniger davon und hat daher vermutlich noch mehr darauf geguckt.

Und was die Preise angeht:
Wenn man mal den Preis eines damals brandneuen und topaktuellen 24-cm-Blechwagen in Relation zu den damaligen Durchschnittseinkommen setzt dann wird man feststellen, dass sich an dem Preisgefüge garnicht so viel geändert hat.
Was allerdings damals wie heute kein Rechtfertigungsgrund ist Staubeinschlüsse und Farbklekse als gegeben hinzunehmen.
Und diese zu reklamieren hat auch nichts damit zu tun, dass man von einem Großserienhersteller Produkte auf dem Niveau eines Kleinserienherstellers verlangt.

Was mich da eh immer wundert, dass diese Debatte immer aufkommt.
Ich habe noch nie jemanden den aktuellen Preis des Golfs mit dem Preis des ersten KdF-Wagen in der Art und Weise vergleichen gehört wie das bei Modellbahnprodukten andauernd geschieht, am besten noch mit der Klage, dass anderen vielleicht das Budget fürs Auto haben ausgeht und man das doch nicht wollen kann...
😎


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RE: Roco Rheingold 74135 - Qualitätsproblem oder zu hoher Anspruch?

#50 von Spektakulum , 15.08.2019 10:25

Hallo Stefan!

Zitat
In der Vergrößerung sieht das ganze nicht schön aus. Die Frage ist, hast Du das auch in natura ohne Hilfsmittel gesehen?


Den roten Klecks, ja. Danach habe ich die Brille abgenommen, und mit bloßem Auge geschaut. Ohne den Fehler am Großraumwagen hätte ich auch über das fehlerhafte Zuglaufschild hinweg gesehen - aber war es nicht Roco, die früher diese wunderbaren Messingschilder zum Aufkleben beigelegt haben?

Zitat
Nächste Frage, könntest Du mit Deinem Wissen um die Fehler leben?


Der Güterwagen ist doch ein treffender Vergleich: Da habe ich sogar schon selbst am Unterboden etwas abgebrochen, wo ich erstmal suchen muß, wo das auch immer hingehört. Es ist unglaublich, was sich bei diesen getan hat - und wenn man sich mal z.B. das Video vom Pikowerk in China angeschaut, wo der Kesselwagen von fleissigen Asiaten zusammengebaut wird, versteht man auch besser die Preise.
Natürlich ist beim Güterwagen mal eine Stange schief - wen stört es, solange es funktioniert? Wenn das bei einem Personenwagen passiert, der wird rausgezogen und repariert, da bin ich mir recht sicher.

Zitat
Alternativ, wenn Du damit leben kannst, dennoch ein eMail mit Bildern oder einen Brief an Roco senden und höflich auf das Problem aufmerksam machen.


Roco habe ich angeschrieben, und höflich bin ich (fast) immer. Stand gleich im ersten Thread. Mit roten Klecksen im Fensterband lebe ich nicht, und auch wenn ich viele Punkte von deinen Ausführungen verstehe, das gab es früher tatsächlich nicht. Das ein Farbstreifen über eine modellierte Türklinke führt, ist technisch natürlich schon schwierig zu bemalen, das sehe ich ein. Hat aber bei fünf Türklinken funktioniert, also scheint es möglich zu sein. Hätte ich noch akzeptiert.

Nochmal zum Abschluss: Diese "ich"-Bezogenheit ist bestimmt ein gesellschaftliches Problem, liegt aber nicht nur am Einzelnen. Der Druck in der Arbeitswelt wird gefühlt immer höher, und die Ansprüche ebenso. Wir dürfen zwar mehr konsumieren als früher, aber zu welchen Preis?
Wobei ich nicht behaupten will, dass es früher einfacher war - ich kenne nur die Arbeitsweltentwicklung in meiner "Laufbahn".

Ganz zum Schluss:
Ich (da ist es wieder!) will hier Roco nicht an den Pranger stellen, sondern wünsche mir einfach nur, dass die ihre Stärken wieder finden. Speziell hier reicht die Gestaltung doch schon fast an ACME heran, und dann scheitert es nur an den roten Streifen? Das macht mich schon etwas traurig. Bei Roco weiß ich, ich kann die Waggons klasse öffnen und mit Licht nachrüsten (ok, die aus den 70ern brechen dann auch mal), und die Drehgestelle fahren stabil und wunderbar, ohne vorher etliche Details abknipsen zu müssen. Und die Italiener nehmen für manche Sets gerade 8€ pro Wagen mehr, also am Preis liegt es nicht.


_______________________________
Viele Grüße
Carsten
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