RE: Piko: Die "Sécherons" kommen (SBB Ae 4/7 Doppeltraktion)

#1 von etr , 01.09.2019 18:16

Liebe Freunde von schweren SBB-Güterzügen der Epoche IV

Kürzlich hat Piko die Packung mit 2 angetriebenen Sécheron Ae 4/7 herausgebracht. Zur Info: Es gab im Wesentlichen 3 Typen von Ae 4/7 - je nach dem, von welchem Hersteller die elektrische Ausrüstung stammte: MFO = Maschinenfabrik Oerlikon, BBC = Brown Boveri, SAAS = S.A. Atéliers de Sécheron. Wer mehr über die Ae 4/7 im Vorbild erfahren möchte, dem sei das LOKI spezial Nr. 22 "Faszination Ae 4/7" empfohlen. Es hat auch ein kurzes Kapitel über Modelle - aber da ist Piko angesichts des Erscheinungsjahres logischerweise noch nicht drin.

Es handelt sich beim Piko-Modell der Sécheron-Loks wieder einmal um eine Schweizer Sonderserie, weil m.W. die Generalvertretung Arwico die ganze Entwicklung vorfinanziert hat. Deshalb möchte man offenbar vorerst nur mal im Hochpreisland Schweiz verkaufen. In Deutschland würdet ihr die Maschinen z.B. bei Menzels Lokschuppen erhalten, der sie offenbar importieren kann. Das hat natürlich auch seinen Preis. Aber die Maschinen sind ihr Geld wert. Piko hat mit den Modellen der Ae 4/7 etwas Grosses auf die Beine gestellt und dieser Schweizer Kultlokomotive ein würdiges Denkmal geschaffen.

Die Sécheron Ae 4/7 wurden im Laufe ihres langen Lebens (die Ae 4/7 standen ca. 70 Jahre im Betriebseinsatz!) zusätzlich mit einer Vielfachsteuerung für die Führung schwerer Güterzüge im Flachland ausgestattet und sind leicht erkennbar an den Düsengittern auf der Apparateseite. Piko hat sich sogar die Mühe genommen, 2 Loks mit unterschiedlicher Dachausrüstung zu bringen, eine davon mit nur 1 Pantografen und an Stelle des zweiten Wendepol-Shunts. So bietet diese Packung einen echten Mehrwert gegenüber 2 gleichen Loks. Die grosse, im Original 58-polige Steckdose für die Vielfachsteuerung ist im Modell auch nachgebildet.

Bilder der beiden Loks findet ihr z.B. hier:
https://www.forum.hag-info.ch/forum/inde...-2019/&pageNo=2

Diesmal wollte ich mir den unfreiwilligen Kauf des schlechten AC-Dekoders wieder einmal ersparen. Zudem gibt es diese Packung in AC nur mit Zwangssound. Gegenüber dieser Ausführung habe ich CHF 200.- gespart, musste aber natürlich 2 Dekoder meiner Wahl zukaufen - LoPi's V4.0. Diese verhelfen der Lok - wie fast allen Piko-Maschinen - zu perfekten Fahreigenschaften. Der Umbau geht dank der wartungsfreundlichen und durchdachten Konstruktion gut. Anfängliche Befürchtungen, die Durchführung des Schleiferkabels durch den Lokrahmen erfordere eine weitgehende Zerlegung der Lok, erwiesen sich als unbegründet. Die DC-Radsätze können für den Einsatz auf C-Gleis belassen werden, was auch wieder einiges an Kosten spart. Pro Lok braucht es einen AC-Schleifer Art. 59380-42, der in den hierfür vorgesehenen Öffnungen des Getriebebodens einfedern kann.

Gerne berichte ich euch, wie der AC-Umbau geht.

A. Zuerst entfernt man die beiden Gehäuseschrauben unter den Vorbauten. Dazu hält man die Lok am besten sorgfältig in der Hand, damit die filigrane Dachausrüstung nicht beschädigt wird. Sind die Schrauben herausgedreht, lässt sich das Gehäuse ganz leicht abnehmen (keine Rastnasen). In diesem Zustand kann die Lok auf einer weichen Unterlage ohne Beschädigungsgefahr auf den Rücken gelegt werden.


Das aufgeräumte Innere einer Piko Ae 4/7 (hier DC-Originalzustand)


Getriebeboden mit Vertiefungen für den Schleifer

B. Nun gilt es, den Getriebeboden mittels dreier Schrauben zu entfernen. Zum Vorschein kommt etwa in der Lokmitte ein kleiner Schacht mit Platz für die Kabelführung sowie Gewinde für die Schleifer-Schraube. Die beiden inneren (antriebslosen) grossen Radsätze nimmt man heraus, wobei darauf zu achten ist, dass die Federn, welche diese Räder auf das Gleis drücken, nicht verloren gehen (evtl. herausziehen und vor Wiedermontage der Achsen wieder einsetzen).


Der Schacht für die Kabelführung und Schleifer-Befestigung. Man beachte die nach Abheben der Radsätze sichtbaren Radfedern.

C. Man schneidet ein ca. 15 cm langes Stück dünnes Kabel ab (ich habe 0,05 mm Querschnitt genommen) und fädelt dieses in ein Loch ein, durch das bereits das schwarze TRKL-Kabel Richtung Platine geht. Das geht es sehr leicht. Wesentlich kniffliger ist es, das Kabel schleiferseitig in den vorgenannten Kabelkanal einzufädeln. Hierzu ist es sehr hilfreich, dass die Abdeckungen des Buchli-Antriebes durch sorgfältiges Ziehen nach aussen demontiert werden können. Hinter der Lötfahne für das schwarze Massekabel würgt man nun das Schleiferkabel mit einem kleinen Schraubenzieher und/oder einer kleinen Pinzette in den Kabelschacht und zieht es dann mit einer kleinen Pinzette durch den Schacht nach oben. Das ist nicht ganz einfach, weil der Schacht eine 90-Grad-Biegung aufweist.


Das rote Schleifer-Kabel ist durch das Loch im Lokrahmen Richtung Platine eingefädelt. Hinter der Lötfahne der Radschleifer muss es noch in den Kabelschacht rein - das Schwierigste am ganzen Umbau.

D. Ist das Kabel herausgefischt, fädelt man es im Getriebeboden ein und montiert die beiden herausgenommenen Radsätze wieder. Achtung, dass keine Radschleifer abgeknickt werden - beim Blick von der Seite sollen die Radschleifer praktisch nicht zu sehen sein. Dann schraubt man den Getriebeboden wieder an. Man zieht das Kabel so weit heraus, dass es problemlos am Ende abisoliert werden kann, und lötet es an geeigneter Stelle am Schleifer an. Nun kann der Schleifer mit der im Lieferzustand beiliegenden Schrauber an der Lok befestigt werden.


Geschafft - das Kabel ist durch den Kabelschacht hindurch geführt.


Jetzt ist das Kabel auch durch den Getriebeboden geführt und wartet darauf, am Schleifer angelötet zu werden. Alles ist werkseitig vorbereitet, den genannten Piko-Schleifer hier anschrauben zu können.

E. Jetzt gilt es noch, auf der Platine 3 rote TRKR-Kabel abzulöten und an TRKL anzulöten. An eine der TRKR-Lötstellen fixiert man das Schleiferkabel. Der PluX-Schnittstellenstecker wird herausgezogen, und man montiert einen Dekoder seiner Wahl. Eine erste Probefahrt zeigt hoffentlich das Funktionieren der Lok. Wenn dies der Fall ist, wird zuletzt das Gehäuse wieder angeschraubt - wiederum sorgfältig arbeiten mit Rücksicht auf die Dachausrüstung.

Fertig ist eine Ae 4/7 ohne Zwangssound und ohne den sehr minderwertigen Piko SmartDekoder.

Für das Kuppeln der Loks ist es nötig, an den NEM-Schächten die beiden im Zurüstbeutel beigelegten Distanzhülsen zu montieren.

Ich wünsche euch viel Spass mit den tollen Piko-Modellen der legendären Ae 4/7.

Beste Grüsse

ETR


etr  
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RE: Piko: Die "Sécherons" kommen (SBB Ae 4/7 Doppeltraktion)

#2 von rhb651 , 01.09.2019 19:50

Danke für den Umbaubericht.


Viele Grüße,
Achim
rhb651


 
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