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Hallo,
ich weiß nicht, ob es euch aufgefallen ist: obwohl ein Zug über der bewußten Weiche unterwegs war, gab es zum Zeitpunkt der Umstellung keine Belegtmeldung. Wäre der Melder aktiv gewesen, hätte er die Weiche blockiert.
Hallo
Das stimmt so nicht: Als der Abschnitt belegt wurde, war die Weiche bereits im Umstellvorgang. Die Zeit zwischen dem Sensor und der Weiche reichte nicht für einen korrekten Umstellvorgang. Das wurde mittels der Strommessung nachgewiesen.
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Das ist m.W. auch die von Heinz bemängelte Sicherheit: daß eine Fahrstraße, die als belegt gemeldet ist, nicht zurückgenommen werden kann und ein Fahrstraßenelement bei sukzessiver Freigabe der Elemente erst umgestellt werden kann, wenn es freigegeben ist.
Eine Fahrstrasse die als belegt gemeldet ist, kann nicht mit der normalen Betriebsauflösung zurückgenommen werden. Da muss in jedem Fall eine Plombe gerissen werden und danach rapportiert werden, bzw. in der Schweiz, vorher eine Checkliste ausgefüllt werden.
Plomben:
Hier an einem Schalterwerk der RhB zu sehen im Keller des Bahnmuseums Bergün:
https://www.flickr.com/gp/r_walther/H06fQ0
Hier am letzten mechanischen Stellwerk der SBB im RB Biel:
https://flic.kr/p/FWPTDK
Sogar die alten Weichenhebel wurden mit elektrischen Verschlüssen nach gerüstet, damit sie nicht zur Unzeit umgestellt werden können:
https://flic.kr/p/GsafKY Die braunen Kästen beinhalten einen Magneten, der auf die Weichen- und Signalhebel (rot) einwirken.
hier die Überischt: https://flic.kr/p/FWPzC4
Manipulationen sind nur möglich, wenn der plombierte Deckel geöffnet wird und mittels Schlüssel manipuliert wird.
Bei den Drucktastenstellwerken ist es so, dass die Zugfahrstrasse sich aus Rangierfahrstrassenteilen zusammenstellt und die dann verschlossen werden und durch das Ziehen des Signals auch gesichert werden. Beim Auflösen wird das bereits befahrene Stück wieder freigegeben und kann sofort für eine weitere Fahrstrasse verwendet werden. Das nennt man abschnittweise Auflösung einer Fahrstrasse.
Der FDL muss also nicht warten, bis der Zug am Haltegleis angekommen ist, dann den Signalhebel in Grundstellung bringen, dann den Fahrstrassenhebel zurücknehmen, und erst dann die Weichen für eine weitere Fahrstrasse zu stellen. Zum Verständnis: Bei den alten Stellwerken kontrolliert und verschliesst ein Element immer das vorhergehende: Die Weichenhebel müssen richtig stehen, damit der Fahrstrassenhebel eingestellt werden kann. Der verschliesst dann alle Weichenhebel, die mit der Fahrstrasse zu tun haben. Der Fahrstrassenhebel gibt den Signalhebel frei, der seinerseits den Fahrstrassenhebel verschliesst. Ein gezogenes Signal kann übrigens immer auf Halt gesetzt werden. Der Signalhebel ist also nicht verschlossen!
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Und da stellt sich für mich als Laien und Modellbahner die Frage, warum der Melder so beschaffen ist, daß unter dem fahrenden Wagen Meldelücken auftreten.
Für diesen Fall, war der Melder am falschen Ort!
Gerade gestern war ich an einer Fachtagung, wo unter anderem auch über Stellwerktechnik gesprochen wurde.
https://www.trelco.ch/fileadmin/user_upl...g_Web_FINAL.pdf
Der Herr Jörg Grote, von Hanning & Kahl beschrieb das Stellwerk, das in der Gleisanlage des Stahlwerk Emmenbrücke eingebaut ist und wie es funktioniert.
Die Fahrwege werden durch die Rangierer selber per Schlagtaster, oder per Funk selber gestellt. Alle am Stellwerk angeschlossenen Wichen sind so überwacht, dass eine Weiche, abgestimmt auf die V Max 30km/h, noch umstellen kann, wenn der Achszähler belegt wird, und die Komposition am anrollen ist.
Dasselbe war und ist in der Schweiz durchaus Stand der Technik: Im alten Bahnhof Bauma, waren alle Weichen mit einer Vorisolierung ausgerüstet, die sich auf etwa 15 Metern erstreckte. Aus dem Gleis B1 Stumpengleis gab es einen Übergang aufs Gleis A1, das durchgehend war. Der Dampfzug fuhr ins Gleis B1 ein, und schob nach dem Aussteigen die Komposition an den Berg zurück, und fuhr dann über diese Verbindung ans Wasser. Der Rangierer liess dann den Zug, nach Freigabe durch as Stellwerk, zum Prellbock zurücklaufen. Es kam hin und wieder vor, dass die Freigabe erteilt wurde (durch Rangierhupe oder Winken), aber vergessen wurde die Weiche umzustellen. Wenn du das Pech hattest, dass die erste Handbremse am hinteren Wagenende war, konntest du mitunter in die Vorisolation reinfahren bevor du die Komposition zum halten gebracht hattest. Dann musstest du warten, bis die Lok Wasser gefasst hatte und dann musste sie den Zug zurückdrücken und umfahren.
Einmal ist das spät am Abend passiert, als die Lok schon abgerüstet vor dem Depot stand.
Ja was macht man nun? Plombe Ziehen?
Nö! Der Statiönler kam mit ein paar Bogen Papier raus, legte die vor dem Rad aus und der Zug (es war nur eine Achse in der Isolierung) rollte präzise mit dem Rad drauf, hielt, und schon konnte man die Weiche umstellen
Das Verfahren war natürlich nicht unter Publikumsblicken geeignet.
Hier nochmals in Biel, die Gleistafel:
Alles was gelb ist, ist mit Isolierungen geschützt.
https://flic.kr/p/GSfkE8
Du siehst, dass fast alle Weichen lange vor der Zunge geschützt sind.
Im Betrieb: Zurzach, das zweitletzte mechanische Stellwerk in der Schweiz:
https://www.flickr.com/gp/r_walther/aeA3U5
Der Zug ist im Gleis 3 eingefahren, das ist durchgehend isoliert. Er steht aber die Weiche rechts ist frei. Gegen die Strecke haben beide Weichen eine Vorisolierung, die separat angezeigt wird. Da die Anlage keine gleichzeitigen Einfahren zulässt, konnte man auf eine Vorisolierung innerkalb der Stationsgleisen, zugunsten der nutzbaren Länget, verzichten.
Gruss Heinz