Diese alte E 03 bzw. BR 103 ist mir auch noch gut bekannt, da sie sehr weit verbreitet war und wohl heute noch ist. Es war eine der typischen "Spielzeug-Raserloks", wie ich sie gerne nannte. Das Getriebe war auf schnelles fahren auf flachen Strecken ausgelegt, Steigungen rauf wurde sie sehr langsam, abwärts raste sie dafür umso heftiger los. Als die erste dieser Loks auf meinem damaligen Arbeitstisch landete, war vom Händler ein Zettel dabei "Laufkultur beibringen". Aha...
Also Testfahrt auf meinem M-Gleis Oval. Schien alles ok, etwas laut, aber sonst gut. Also 3 längere 2-achsige Güterwaggons dran, und hier zeigte sich, daß die Lok die Waggons nicht so recht durch die engen Radien ziehen wollte, sie verlor schon dort viel Geschwindigkeit. Sie konnte auch nur mit recht niedriger Trafostellung gefahren werden, da sie sonst zu schnell wurde und zu kippeln begann. Meine Rückfrage beim Händler ergab, daß der Kunde sich wünschte, daß seine Lok bergauf besser durchzieht und bergab nicht so heftig losrast. Also hatte ich mein Testoval mit ein paar geraden Gleisstücken verlängert und an einer Stelle eine einfache Brücke gebastelt. Damit konnte ich beobachten, wie schwach die Lok die kurze Rampe rauf war und wie sie abwärts wie entfesselt losraste. Dem Antrieb dieser Lok fehlte es eindeutig an Drehmoment.
Drehmoment ist bei E-Motoren auch eine Sache des Magnetfelds, also habe ich kurzerhand die passenden Ersatzteile der Hamo-Lok (Permanentmagnet, Anker und Bürsten) bestellt und diese kamen nach nur 1 Woche schon an. Dazu ein elektronischer Umschalter für Gleichstromloks zum Umbau auf Wechselstrom, und das Experiment begann. Tatsächlich verbesserte der Umbau auf den Gleichstrommotor die Zugkraft bergauf recht deutlich, und abwärts raste sie nicht mehr ganz so heftig los. Das stärkere Magnetfeld des Permanentmagneten verhalf dem Motor zu mehr Durchzugsvermögen und bremste auch die Bergabfahrt etwas ein. Im Vergleich zu Gleichstromloks mit Schneckengetriebe war sie immer noch ein heftiger Raser, aber schon besser fahrbar, der Kunde war sehr zufrieden damit. Im Laufe der Zeit kamen dann noch ein paar Umbauaufträge mehr dazu.
Wirkliche Abhilfe könnte ein komplett anderes Triebdrehgestell aus einer anderen, "zahmeren" Lok bringen, sofern es paßt. Oder der sehr aufwendige und teure Umbau auf einen Faulhaber-Antrieb. Das Hauptproblem einiger der alten Märklin-Loks ist das auf "Kinder wollen Lokrennen spielen" ausgelegte Getriebe. "Kinder wollen rasen, und die Sammler interessieren sich weniger für die Fahreigenschaften" wurde mir dazu von mehreren Fachhändlern gesagt.
Das mit den 2 Kupferbürsten oder nur 2 Kohlebürsten hatte ich mit einer billigen, kleinen Industrielok aus einer Anfangspackung probiert. Mit nur Kohlebürsten verschmutzte der Kollektor stärker und die Zugkraft ließ schnell nach. Mit nur Kupferbürsten fuhr die Lok zwar anfangs besser, aber nach nur 1 - 2 Stunden Betrieb wurde der Motor mechanisch lauter, er ratterte stärker und ließ in seiner Leistung nach. Es war auch deutlich Bürstenfeuer zu sehen, der Führerstand der kleinen Lok war davon flackernd erleuchtet. Es hatte sich schon etwas Kupfer zwischen die Lamellen des Kollektors gesetzt, die Kupferbürsten waren an der Auflagefläche etwas verbrutzelt und der Kollektor zeigte schon sehr deutliche Verschleißspuren. Hier wäre es über kurz oder lang zu einem Kurzschluß zwischen 2 der Lamellen gekommen. Den Anker konnte ich durch Kollektor abschleifen und reinigen zwischen den Lamellen retten, danach lief der Motor mit der originalen Bestückung Bürste/Kohle wieder einwandfrei.