RE: Warum werden Magnetartikel über Masse geschaltet?

#1 von robert7 , 05.01.2020 15:06

Hallo zusammen,

ich habe mir letztlich folgende Frage gestellt, bin aber zu keiner zufriedenstellenden Antwort gekommen:

Warum werden Magnetartikel (also z.B. Weichen und Signale) im Märklin-Analogsystem über Masse und nicht über Phase (also den gelben Lichtleiter) geschaltet?

Der offensichtliche Vorteil bei einer Schaltung über Phase wäre ja, dass man sich den 3. Draht mit gelben Lichtleiter zu jedem Magnetartikel sparen könnte wenn man keine beleuchtete Laterne braucht, da Masse ja eh am Gleis anliegt.

Gibt es einen gravierenden Nachteil beim Schalten über Masse, den ich übersehe? Oder warum hat sich das letztlich durchgesetzt?

Viele Grüße

Robert


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RE: Warum werden Magnetartikel über Masse geschaltet?

#2 von hans-gander , 05.01.2020 15:50

Hallo Robert,

das ist historisch gewachsen und hängt mit dem Marktführer zusammen, der mit seinen Kontaktgleisen immer nach Masse geschaltet hat.

Mit den Transistoren war es damals einfach am einfachsten das mit den NPN Transistoren zu machen und die schalten nach Masse. Heute, mit den FET's wäre das nicht notwendig.

Ich denke das reicht als kurze Erklärung. An sonsten können ja die üblichen Verdächtigen aus der Deckung kommen.

Grüße
Hans


 
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RE: Warum werden Magnetartikel über Masse geschaltet?

#3 von Analogbahner , 05.01.2020 16:03

Zitat
Der offensichtliche Vorteil bei einer Schaltung über Phase wäre ja, dass man sich den 3. Draht mit gelben Lichtleiter zu jedem Magnetartikel sparen könnte wenn man keine beleuchtete Laterne braucht, da Masse ja eh am Gleis anliegt.


Ohne das gelbe Kabel könnte man die Weiche gar nicht schalten. Es sei denn, man möchte sie mit Fahrstrom schalten, was analog absurd ist. Also verstehe ich deine Frage nicht. Die Weichenbeleuchtung ist quasi ein Bonus der konstanten Einspeisung, würde die Weiche über + geschaltet, könnte die Laterne nur beim Schalten brennen, wenn man keine Parallelschaltung drin hat.


Gruß Analogbahner


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RE: Warum werden Magnetartikel über Masse geschaltet?

#4 von volkerS , 05.01.2020 16:24

Hallo Robert,
das Masseschalten bei Märklin ist historisch bedingt. Genaugenommen ist es ja ein Schalten zum gemeinsamen Leiter von Licht- und Fahrspannungsleiter. Masse gibt es bei Wechselspannung ja nicht. Korekt wäre eher Neutralleiter. Wie sollte aber dann das Schalten von Weichenantrieben (ohne die Laterne) mit Schaltgleisen funktionieren? Technisch kannst du beim Analogbetrieb der Weiche durchaus die gelbe Ader des Doppelspulenantriebs an den Gleiskörper schalten und die beiden blauen Adern über ein Stellpult gegen den gelben Anschluß Trafo.
Nachteil, Schaltgleise funktionieren nicht ebenso Weichenlaternen.
Bei Decoderbetrieb wird tatsächlich nach Masse geschaltet, da (bis auf Lenz) alle Decoder mit Gleichspannung schalten, technisch ist es einfacher mit NPN-Transistoren oder N-Fets gegen Masse zu schalten als aus der Versorgungsspannung. Auch alle Lokdecoder schalten nach Masse, Aux sind technisch Eingänge die intern nach Gnd schalten. Der "Rückleiter" ist Plus hinter dem Decodergleichrichter.
In der Elektrotechnik wird Plus bzw. Außenleiter geschaltet um unzulässige Schaltvorgänge sicher zu unterbinden, die bei einem Isolationsfehler gegen Erde erfolgen könnten da Neutralleiter und Erde immer an irgend einer Stelle des Versorgungssystems genau 1x (Übergang des TN-C auf TN-C-S) verbunden (bzw. Minus der Gleichspannung mit Erde) sind.
Volker


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RE: Warum werden Magnetartikel über Masse geschaltet?

#5 von HAD , 23.06.2020 22:11

Hallo alle,

da ich mich intensiv mit der Geschichte der Märklin-Gleise beschäftigt habe, muss ich etwas korrigieren. Die ersten Märklin-Weichen von 1935 bis 1951 wurden nicht über die Masse und zwei Spulen geschaltet. Die Doppelspulenantriebe gehen also nicht auf den Marktführer zurück, ich vermute mal eher Trix oder Fleischmann als "Erfinder". Auf das sogenannte einfache Einkabel-Schaltsystem war man bei Märklin anfangs sehr stolz, die Weichen des M-Gleises mit durchgehendem Mittelleiter (3600er) wurden dabei bis in die frühen 50er Jahre mit einer Art "Umschalter" wie beim Fahrtrichtungswechsel geschaltet, der einen Lichtstromimpuls ! erhielt. Vor dem Krieg waren die Weichenzungen sogar von einem sichtbar auf dem Weichengleisbett stehenden Rundmagneten so stramm mit der Wippe verbunden, dass die Weichen beim "Aufschneiden" einfach mechanisch umschaltete. Später mit den grauen Kästen neben dem Gleisbett und der dicken Laterne benutzte man weichere Federn. Die Weichenzungen wurden nach dem Krieg über eine W-förmige Wippe und einen Drehteller mit der Laterne in die jeweils andere Richtung gedrückt. Die ersten "Stellplatten" 472 besaßen nur 2 Taster, für zwei Weichen. Die späteren, alten Blechschaltpulte 474/4 oder 474/8 hatten daher einen Steckerstift links zur Einspeisung und keine Buchse. Schöne, heute begehrte Sammlerobjekte sind die Bechstellwerke 473/6 bzw. 473/12 mit eingebauten Stellpulten Alle besaßen nur je eine Taste für 4 oder 8, 6 oder 12 Magnetartikel. Die ersten Doppelkreuzungsweichen benötigten natürlich 2 solcher "Umschalter" und belegten 2 Tasten. Beleuchtete Weichenlaternen benötoigten natürlich die eigene Dauerstromversorgung. Eine ähnliche Entwicklung fand bei den Signalen statt.

Ich besitze fast alle wesentlichen Komponenten des Märklin 3600er Gleissystems seit 1936. Ich wollte sogar eine neue Ausarbeitung schon hier veröffentlichen, allerdings müsste ich die in etliche Abschnitte aufteien. Das Thema ist sehr komplex.

Erst ab 1952 verwendete man bei äußerlich fast gleich aussehenden Weichen, Signalen und DKWs Doppelspulenantriebe mit der heute noch üblichen Schaltung durch Masse-Impuls. Damit konnte man auch über Schaltgleise schalten. Ausserdem ersetzten die früher blauen, heute weissen Plastik-Stellpulte die stabilen Blechpulte. Fast alle alten blauen Plastikpulte sind bei mir verzogen ...

Gruß Harald


HAD  
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