RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#1 von askdrhook , 06.01.2014 23:47

Guten Tag,

Ihr habt es hier mit einem Verrückten zu tun, der seine Modellbahnanlage als Theater benutzen möchte. Figuren oder Fahrzeuge werden also nicht festgeklebt, sondern es bleibt möglichst alles variabel. Der Zweck dahinter ist, Fotogeschichten erzählen zu können, wie es der eine oder andere bereits aus Etwashausen kennt. Allerdings verzichte ich auf den rasenden Reporter und den Stil der Zeitungsmeldungen. Es herrscht eher der Stil eines Romans.

Die Hauptkulisse des Geschehens heißt:



Gleich dahinter grenzt der gerade noch am Rande erkennbare Haltepunkt der Nachbargemeinde



Von hier pendeln einige Siedler sowohl ins Gewerbegebiet oder zum Einkaufen nach Brömmel oder weiter ins benachbarte, jedoch nicht mehr auf der Anlage dargestellte



Da man in Brömmel nicht besonders stolz ist auf die Zugehörigkeit zum Kreis Schierburg, genügt es vollauf, dass es Verkehrsschilder und eine Bahnstrecke gibt, die in diese Richtung weisen.

Aber übergeben wir doch gleich das Wort an die Einwohner des beschaulichen Landstrichs, um einen Eindruck zu gewinnen, was sich hier so zuträgt.

Beim Modellbau geht nichts über eine Inspiration aus der Realität

Hubert und Felix haben sich an den Bahnhof von Brömmel begeben, um der Bevölkerung einige Fragen zu ihrem Ort zu stellen. Sie selbst wohnen in der kleineren Gemeinde Oberhiller. Nachdem die zwei Jungs in Streit geraten waren, wie echter Rangierbetrieb auf der Modellbahn funktioniert, beschlossen sie, an einen nahe gelegenen Ort zu fahren - natürlich mit der Bahn - wo es Rangierbetrieb zu bewundern gibt.

Zuerst laufen sie Kalle über den Weg. Das ist auch nicht verwunderlich, denn Kalle ist jemand, der sich nur bewegt, wenn es unbedingt sein muss. Deutlich größere Anteile des Tages verbringt er mit Lamentieren und Ausruhen

Felix ergreift die Initiative und fragt: “Guten Tag. Es soll hier demnächst umfangreiche Bauarbeiten geben. Wissen Sie etwas darüber?“

Kalle erkennt am „Sie“, dass er sich nicht getäuscht hatte und die zwei ganz sicher nicht von hier sind. Aber er nutzt gerne die Gelegenheit für einen Klönschnack. „Ja, wo fängt man denn da an“, holt er aus. „Sie kennen sich hier ja nich aus, nich wah?“. Kopfschütteln.



„Das hier ist einer der wichtichsten Eisenbahnknoten überhaupt.“ Das ist zwar auch für die zwei Fremden offensichtlich etwas dick aufgetragen, aber es ist kein Grund, dem Mann ins Wort zu fallen. „Hier verläuft die Hauptstrecke von Schierburg nach Westen“, deutet er wild in der Luft gestikulierend. Klar wird, Schierburg ist der nächstgelegene Bahnhof von hier aus in Richtung Osten. Sehen kann man aber tatsächlich nur die zweigleisige Hauptstrecke in der Senke unterhalb einer langen Stützmauer. In Richtung Schierburg verschwindet sie unter einer Straßenbrücke und nach Westen in einem Tunnel. Dazwischen sengende Hitze auf zwei Gleistrassen, die nach Teer riechen und um deren Oberleitung der Wind spielt.



„Und das hier ist das Gewerbegebiet von Brömmel“ fährt Kalle fort, großräumig nach Norden weisend. „Der Bahnhof ist der älteste Teil davon und der Rest ist einfach so dazugewachsen“. Kalle prüft mit einem kurzen Blick in die Gesichter der Jungs, ob der Wortwitz angekommen ist. Die hören jedoch andächtig und ansonsten regungslos zu. „Hier fährt alle zwei Stunden die Bahn nach Oberhiller und in die weiteren Käffer bis zu den Hottentotten.“ Hubert und Felix kriegen ganz zurecht den Eindruck, dass man hier wohl nicht besonders viel von der Gegend hinter dem Berg in Richtung Nordwesten hält. Kalles Handbewegung sagt mehr als tausend Worte.

„Viel Betrieb haben Sie gesagt?“ möchte sich Hubert vergewissern. „Jaaaah“ erwidert Kalle mit hochgezogenen Augenbrauen. „Hier is richtich was los. Wir machen hier jeden Tach einen ganzen Zuch fertich und dann ab dafür nach Schierburg“ Sein Arm deutet wieder Richtung Osten. „Und am nächsten Tach donnert die Ladung dann hier unten durch nach Westen“. Kalle nickt dabei bedeutungsvoll, als wäre das die Strecke aller königlichen Hoflieferanten. Hubert traut sich nicht mehr zu fragen, warum gerade jetzt gar nichts los ist.

„Was wird denn so verladen?“ möchte Felix wissen. Kalle sieht ihn leicht entsetzt an, findet dann aber doch wieder die Fassung, weil der fremde Halbstarke das ja nun wirklich nicht wissen kann. „Siehste die kahle Wand da?“ fragt er auf das Bergmassiv im Westen deutend. „Jau, Erdrutsch?“ fragt Hubert. Kalle schüttelt lange den Kopf. Zum einen, weil er die Abwegigkeit der Äußerung verkraften muss und zum anderen um zu überlegen, wie er dem scheinbar nicht so hellen Gast verklickern soll, worum es sich tatsächlich handelt. Schließlich rutscht ihm einzig das Wort “Steinbruch“ heraus. Die Redepause danach ist dazu gedacht, auf das verständige Nicken der beiden zu warten, bei denen nun hoffentlich der Groschen gefallen ist. Dann hebt er nach einem tiefen Atemzug an und nennt jeweils mit einem treffsicheren Fingerzeig „Tanklager, Uhrenfabrik, Sägewerk, Ausbesserung, Lkw-Verladung“. „Ausbesserung?“ rutscht es Hubert heraus, weil er sich nichts drunter vorstellen kann. „Loks heile machen!“ kommentiert Kalle gespielt desinteressiert. Denn die Drehscheibe ist eigentlich sein Lieblingsspielzeug hier am Ort.

„Und sonst so?“ fragt Hubert etwas unspezifisch. „Sonst so!“ äfft ihn Kalle nach. „Dann schau dir mal nen Tach lang an, von wo die ganzen Wagen und Loks alle her kommen! Aus aller Herren Ländern, sach ich dir! Und da gehen sie auch wieder hin!“ betont er stolz. „Volle, leere - leere, volle, Steine, Kies, Sand, Stückgut, Diesel, Kohle, Holz, Metall. Rohstoff, Halbzeug, Fertigwaren, Werkzeug, Maschinen, Fahrzeuge, Bier, Wein, Wasser - was willste mehr?“ Hubert schweigt beeindruckt, Felix auch. Gar nicht so piefig, wie sie gedacht hatten.

Ein wuchtiges Grummeln kündigt das Herannahen des nächsten Fernverkehrszuges unten auf der Hauptstrecke an. Noch bevor es zu laut wird, brüllt Kalle die Worte: „TEE Jules Verne nach Paris, planmäßige Abfahrt in Schierburg 15:26...“, fünf Sekunden später zerreißt ein gellender Pfiff des Fernzuges die Luft und er donnert in den Tunnel.

Als die Jungs das Gespräch mit Kalle beendet haben, muss Hubert noch zum Training. Sie fahren daher nicht im gleichen Zug nach Hause. Die Frage nach den Bauarbeiten haben sie zwar nicht beantwortet bekommen, aber trotzdem viel über den Eisenbahnverkehr gelernt.

Felix schaut auf der Heimfahrt noch einmal auf den Zettel, den er eigentlich als geplante Gesprächsgrundlage mitgebracht hatte.

Zitat
1. Wünsche und Anforderungen an meine Anlage:
1.1 Welches Motiv soll deine Anlage haben? (Region/Landschaft? Haupt- oder Nebenbahn? Gibt es einen oder mehrere Bahnhöfe? ... Zwischen- oder Endbahnhof/-höfe? Gibt es Industriegleisanschlüsse?)


In Gedanken ordnet Felix auf der Heimfahrt die Eindrücke des Tages: Es soll ein Übergabebahnhof in einer nicht weiter definierten Mitte Deutschlands werden, der den Großteil der Fläche für viele Gewerbeanrainer nutzt. Darunter ein möglichst großer Schattenbahnhof, aus dem im Anlagenvordergrund ständig Fernverkehrszüge steigungsfrei über eine doppelgleisige Paradestrecke geschickt werden können. Damit diese so lang wie möglich ausfällt, soll sie die Raumdiagonale nutzen. Mit dem Trick, dass die Züge zunächst langsam aus der Weichenstraße des Schattenbahnhofs ausfädeln können und sich auf einem versteckten Wartegleis gleich hinter der sichtbaren Hauptstrecke einfinden, können diese Züge bereits beim Erscheinen im Sichtbereich ihre Endgeschwindigkeit erreicht haben, nachdem sie das rückseitige Durchgangsgleis zum Beschleunigen genutzt haben. Ebenso können sie beim Verlassen des Sichtbereichs noch volle Fahrt haben und erst einmal durch das Durchfahrtsgleis des Schattenbahnhofs durchrauschen, um sich sodann langsam in eine der Abstellungen einzufädeln. Dies erlaubt sehr lange Züge auf der Hauptstrecke, was eines der Fahrbetriebsziele ist.

Die Bedienung der Hauptstrecke und des Schattenbahnhofs erfolgt von der Rückseite der Anlage, die Bedienung des Rangierfeldes dagegen von der Vorderseite. So ließe sich mit Hubert zusammen ganz hervorragend Betrieb machen.

Eine Verbindung zwischen dem Schattenbahnhof und dem Rangierfeld wäre über eine lange Steigung ebenfalls auf der Rückseite der Anlage möglich und über eine längliche Gleiswendel ginge es zurück in die Tiefe. Hier werden jedoch nur Züge von höchstens halber Länge verglichen mit der Hauptstrecke befördert, im Rangierfeld aufgelöst, neu zusammengestellt und wieder Richtung Schattenbahnhof abgefahren. Beim Erscheinen und Entschwinden passieren die steigungsfähigen Züge den Übergabebahnhof und beleben dessen Betrieb.

Passend zum 3600er Gleisprogramm darf auch eine Überführung nicht fehlen, die als Gebirgsbahn im Übergabebahnhof beginnt, sich am östlichen, hinteren Anlagenende emporarbeitet und dann hinter einem Berg in Richtung fiktiver weiterer Orte nach Westen verschwindet. Nicht ohne zuvor noch den kleinen Haltepunkt für den Pendelverkehr von Oberhiller zu passieren. Im Berg, hinter dem die Züge verschwinden, befindet sich die Gleiswendel, die sowohl ein erneutes Erscheinen des Zuges im ebenerdigen Sichtbereich, aber auch dessen Abstellung im Schattenbahnhof ermöglicht. Auf diese Weise sind Züge nie länger als unbedingt erforderlich zu sehen. Sie fahren auch nicht sinnlos im Kreis herum, sondern es wird der Eindruck unterstützt, dass der Übergabebahnhof Bestandteil eines weitläufigen Schienennetzes ist.


Zitat
1.2 Welche Fahrzeuge sollen auf deiner Anlage fahren? In welchem Zeitraum/welcher Epoche soll deine Anlage angesiedelt sein?



Aufgrund der nicht näher spezifizierten regionalen Bindung kann Felix auch mal ein paar Züge aus Belgien, der Schweiz oder Dänemark sich hier hin verirren lassen. Da Hubert ein Fan der schweizerischen Eisenbahn ist, kann er seine Züge ungeniert auf dieser Anlage einsetzen.

Das o.g. Thema unterwirft sich dem Spektrum an Fahrzeugen von Anfang der Fünfziger bis Mitte der Siebziger. Von größter Bedeutung sind die 800er Triebfahrzeuge mit ihren geräuschvollen Zügen. Es soll sich anhören und riechen wie eine Märklin-Anlage. Das muss so und entzieht sich jeder Logik. Wichtig ist der Spielwert mit Güterzügen, wenn Felix auch auf echtes Verladen z.B. von Schüttgütern lieber verzichtet. Das macht einfach nur Sauerei auf der Anlage. Alle Wagenarten sollen ein stimmiges Behandlungsgleis vorfinden und das Gesamtpaket soll übersichtlich bleiben. Andere Anforderungen an architektonische Gestaltungen hegt Felix nicht. Epochemäßig ist das Projekt II-IV mit einigen Strecken unter Fahrdraht.

Besonderer Reiz geht für Felix von den Zinnfiguren aus, die im Märklin-Sortiment erhältlich waren. Wenn es nur noch mehr verschiedene gegeben hätte! Immerhin konnte er schon einige ergattern. Schulkameraden trennten sich leicht davon im Tausch gegen Paninibilder.




Zitat
1.3 Welche von den genannten Wünschen sind ein unbedingtes Muss, welche sind verhandelbar?



Soweit ist für Felix alles ein Muss. Lediglich den Gleisplan der Anlage überdenkt er nach dem Studium bestimmter Verkehrsanforderungen immer wieder.

Dennoch erkennt man in etwa, worauf es hinauslaufen soll.

Gesamtplan (Farben kennzeichnen Höhenlagen):



Dieses Kuddelmuddel wird schon etwas klarer, wenn man es in Ebenen aufteilt. Hier die „Gebirgsstrecke“:



Dann der Übergabebahnhof mit Rangierfeld und Ausbessserungswerk. Die Gleiswendel linkerhand verschwindet vollständig im Berg, auf dessen rechter Seite der Steinbruch gestaltet wird, weil diese Fläche sehr steil ausfallen muss:



Und der große Schattenbahnhof mit vielen Abstellmöglichkeiten:




Zitat
1.4 Was reizt dich besonders an deinem Vorhaben? (Rangieren, realistischer Fahrbetrieb nach Fahrplan, lange Züge fahren sehen, Konstruieren und Bauen, Landschaftsgestaltung ... oder?)



Das Rangieren von Güterwagen und Rekombinieren von Zügen verspricht Felix den größten Spielspaß - auch mit mitgebrachten Fahrzeugen anderer Kumpels. Lange Züge dürfen aber auch nicht fehlen. Dafür gibt es zum einen eine Automatik und zum anderen einen zweiten Arbeitsplatz im Verborgenen. Für Felix ist es wichtig, 2 - 3 Personen vollauf beschäftigen zu können.

Zitat
1.5 Gibt es im Internet publizierte Gleispläne, die dir gefallen haben und die in deine gewünschte Richtung gehen? Gibt es erste Ideenskizzen, die deine Antworten anschaulicher machen können?



Felix hat Skizzen mit WinRail erstellt. Andere Gleispläne hat er studiert, aber bisher nie das gefunden, was ihn überzeugt. Was er haben möchte, hat so noch keiner gebaut.

Zitat
2. Konkrete Rahmenbedingungen:
2.1 Welche Fläche steht dir zur Verfügung? (Raum? Raumecke? Aufstellfläche, die nur zeitweise zur Verfügung steht? Bücherregal?)


--> siehe [Anleitung] Erstellen einer Raumskizze mit Inkscape

Felix verfügt über einen permanent nutzbaren Kellerraum von 4,50 auf 5,30 m. Allerdings wollte Felix eine Segmentanlage bauen, die sich hin und wieder auf eine Ausstellung mitnehmen lässt. Das stellt sehr hohe Anforderungen an den Unterbau und kostet extra Zeit. Er verspricht sich davon jedoch eine Werthaltigkeit der Anlage, die eben nicht verschrottet werden soll, wenn Felix umziehen muss. Ein Lebenswerk so zu sagen.

Zitat
2.2. Zu welcher Spurweite tendierst du? (diese Frage hängt naturgemäß eng mit der Frage nach dem verfügbaren Platz zusammen)



Es geht auf die geerbte und sehnlich erträumte Märklin H0 Eisenbahn hinaus, die Felix aufgrund von Versprechungen seines Onkels jahrelang inspiriert hat, ohne bis zum Weihnachtsfest seines 12. Lebensjahres auch nur ein einziges Stück davon je gesehen zu haben. Anfänglich war die Enttäuschung über das Mittelschienengleis und die wenig zeitgemäßen Fahrzeuge groß, doch heute sind genau das die Teile, die Felix am meisten in ihren Bann gezogen haben.

3. Alles was dir sonst noch einfällt ...

Zitat
... und was beim gemeinsamen Nachdenken hilfreich sein könnte: Zum Beispiel: Baust du allein oder hast du Helfer? Willst du alleine oder mit anderen Bahnbetrieb machen? Hast du (auch) Interesse an Fahrtreffen mit anderen?



Diese Fragen sind im Prinzip schon beantwortet. Felix hält das Hobby und den Umgang mit Gleichgesinnten für deutlich angenehmer, wenn es im wechselseitigen Austausch und streckenweise als Gemeinschaftsprojekt betrieben wird.

Felix’ Ansprüche an Betriebssicherheit und handwerkliche Qualität sind hoch. Eine computergestützte Streckenüberwachung von Gahler + Ringstmeier wird assistieren, um Katastrophen zu vermeiden. Zugeständnisse macht Felix bei der Detaillierung. Fotorealismus ist weder mit dem Mittelschienengleis, noch mit den 800er Fahrzeugen erstrebenswert. Es soll eine Spielbahn werden, die optisch die Sechziger Jahre repräsentiert. Die Anlagen in den Schaufenstern haben einen verspielten Charme, den Felix mit übersichtlichem Aufwand bei der Landschaftsgestaltung erreichen will.

In Zeitschriften konnte Felix schon über elektronische Steuerungen von Modelleisenbahnen lesen, wobei jede Lok unabhängig von den anderen gesteuert werden können soll. Allerdings hilft so eine Technologie überhaupt nicht, Havarien auf der Anlage zu vermeiden. Deshalb möchte Felix die Kontrolle über die Strecke optimieren. Wo kein zweiter Zug ins gleiche Gleis hineinfährt, gibt es auch keine Zusammenstöße.

Es gab in der ELO auch schon Artikel zum Einbau von Lautsprechern in H0-Fahrzeuge. Wie aus einem so kleinen Lautsprecher der wuchtige Klang einer Dampf- oder Diesellok kommen soll, erschließt sich Felix nicht. Er findet diesen Versuch wenig überzeugend. Dann schon lieber eine Schallplatte mit Zuggeräuschen auflegen und damit die Wände zum Zittern bringen.

Er möchte eine Spielbahn kultivieren, deren Reiz aus den Tugenden besteht, die von seiner Elterngeneration befürwortet werden. Das entspricht seiner Erziehung und seinen Idealen.


Beste Grüße aus dem Havelland

Anselm


 
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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#2 von h0-m-jk , 07.01.2014 00:21

Hallo,

wie man Bilder einfügt findest Du hier
viewtopic.php?f=30&t=30285

Wie Du den Gleisplan aus Winrail als Bild exportierst kann ich Dir leider nicht sagen, sollte aber gehen, bei Wintrack heißt die Funktion "Exportieren"

Interessantes Projekt, ich bin gespannt, wie es weitergeht...


Viele Grüße
Jörg

Sammlung Gleispläne aus dem Stummiforum: viewforum.php?f=154

Bau Marienhofen light: viewtopic.php?f=15&t=180786


 
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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#3 von askdrhook , 07.01.2014 19:54

Kein Raum zu verschenken

Als Felix sich den Kellerraum für seine Eisenbahn das erste mal betrachtet, erscheint dieser riesig. Da es immer wieder schwierig sein kann, an den hinteren Teil der Anlage zu gelangen, denkt er sich, dass es klug wäre, rund um die Anlage herum einen Gang zu lassen. Wenigstens 60 cm breit sollte dieser sein, weil es sonst sehr leicht passieren könnte, dass man ungewollt zerstörerische Berührungen mit der Anlage riskiert.

Also beginnt die Gleisplanung auf einer Fläche von 3,9 x 4,10 m. Doch bald wird klar, dass das recht eng wird, wenn Beschleunigungs- und Bremsstrecken hinter dem Sichtbereich benötigt werden, damit Züge mit voller Reisegeschwindigkeit über die Paradestrecke donnern können. Die Fläche für die benötigten Gleislängen im Schattenbahnhof wird damit ebenfalls inakzeptabel klein. Eine Lösung muss her.

Als Felix in der großen Pause auf dem Schulhof mit dem Schiebebild eines Schulkameraden spielt, kommt ihm die Erleuchtung: Der Gang auf einer der Seiten der Anlage ist überflüssig, wenn sich die Anlage jeweils nach links oder nach rechts an die Wand schieben lässt. Dazu müsste sie lediglich auf Rollen gebaut werden. Das hätte auch den Vorteil, die Anlage oder Teile davon außerhalb des Kellers etwa von einer Ladestelle in eine Halle rollen zu können. Da die Anlage ja trotzdem eher kompakt wird, ist ihr Transport nicht grundsätzlich unmöglich. Und wenn das Publikum nicht zur Anlage kommt, dann kommt eben die Anlage zum Publikum.

Von Moduleisenbahnern hat Felix schon gelernt, dass die Übergänge zwischen den Modulen besonders genau passen müssen, damit sich dort keine Unfälle ereignen. Seine Anlage wird aber nicht aus genormten Kästen bestehen, sondern aus individuellen Segmenten, die keinen alternativen Aufbau ermöglichen. Wie groß mögen solche Segmente ausfallen können, um noch durchs Treppenhaus und auch in ein geeignetes Transportfahrzeug zu passen?

Dazu sind einige Berechnungen nötig, was die Länge, Breite und Höhe jedes Segments angeht. Es handelt sich hier ja nicht etwa um ein Rechteck, das es zu zerlegen gilt sondern eher um ein Dreieck mit abgesägten Spitzen. Wie müssen die Teile getrennt und abgelegt werden können? Wie schwer mögen sie wohl werden und falls zu schwer, wie kann man sie weiter zerlegbar gestalten und in einem Transportfahrzeug ggfs, teilweise wieder zusammensetzen?

Diese Überlegungen werden reifen müssen und erfordern gute Ideen. Darüber ist es an diesem Tag schon spät geworden und Felix muss dringend genug Schlaf in die Mütze bekommen. Es ist möglich, dass am nächsten Tag eine unangekündigte Klassenarbeit lauert. Mit diesem leicht mulmigen Gefühl schläft Felix ein. Hätte er doch noch etwas mehr pauken sollen, statt sich seiner Eisenbahnanlage zu widmen?


Beste Grüße aus dem Havelland

Anselm


 
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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#4 von ET 65 , 08.01.2014 21:59

Zitat von askdrhook
... Nichts ist unmöglich - jedenfalls galt das früher mal. ...

Stimmt, Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger!

Mal ganz unabhängig vom Gleissystem. Hast Du schon mal über die Zugänglichkeit der einzelnen Ebenen und der hinten liegenden Bereiche nachgedacht (oder kannst Du um die Anlage herumlaufen?)?

Gruß, Heinz


Tried to reduce to the max Ich weiß, nicht immer einfach, aber einfach kann ja jeder.
Was noch fehlt? "Ein Sack voll Zeit"


 
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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#5 von askdrhook , 09.01.2014 22:13

Murphy‘s Law

Felix hat schon öfter Modellbahner fluchen hören, die an entlegene Orte auf ihrer Anlage nicht mehr richtig ran kommen. Natürlich entgleisen Züge immer ausgerechnet dort oder wenn ein Weichenantrieb durchbrennt, dann nur an solchen Stellen.

Während er eigentlich Hausaufgaben machen sollte, geht ihm der Gedanke nicht aus dem Kopf, wie man alle Stellen nicht nur zugänglich, sondern auch gut handhabbar gestalten kann.

Zum einen würde Zugang von oben nicht immer ausreichen. Die Segmente müssen ja stabil genug sein, um herumgetragen und verladen zu werden. Da wird zwangsläufig der Umstand eintreten, dass etwas im Weg ist. Oberleitungen wären nicht das einzige Hindernis, um nach Fahrzeugen zu greifen.

Also müssen auch von unten möglichst viele Öffnungen vorgesehen werden, über die man Havarien beseitigen kann. Aber allzu nahe am Gleis dürfen diese Öffnungen auch wieder nicht liegen, weil sonst umstürzende Fahrzeuge gleich zu Boden fallen. Eine „Umfallkante“ soll also die Breite jedes Trassenbretts bestimmen - im Bogen etwas breiter, als auf der Geraden.

Was aber tun im Schattenbahnhof, wo so viele Gleise so dicht nebeneinander liegen? Den müsste man vollständig absenkbar machen, notiert sich Felix auf einem Schmierzettel und versinkt völlig in der Entwicklung einer Vorrichtung, die den Schattenbahnhof auch dann noch zuverlässig und sicher absenken kann, wenn dieser voll mit Zügen beladen ist. Das würde mit einfacher Muskelkraft schiefgehen. Also muss eine Lösung her, bei der ein Antrieb oder ein geschickt angeordneter Hebel diese Platte mindestens 20 cm absenkt und wieder präzise zurück positioniert.

Um sich unter der Anlage entspannt bewegen zu können, wird er sich einen Autositz besorgen und diesen auf einem Rollengestell so montieren, dass man in Liegeposition mit dem Gesicht nach oben unter die Anlage gleiten kann.


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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#6 von askdrhook , 31.08.2014 15:55

Man kommt zu nix

Felix wohnt noch nicht lange in Oberhiller. Erst vor wenigen Monaten bezogen sie dort ein Haus, das noch einige Bauarbeiten erfordert. Obwohl sich Felix in der Schule schnell akklimatisieren konnte und sogar schon Freunde gefunden hat, muss er dennoch seinem Vater bei den einen oder anderen Tätigkeiten behilflich sein - meist sofort nach den Hausaufgaben, die deshalb auch mal ein bisschen mehr Zeit in Anspruch nehmen. Schlecht nur, wenn der Vater ihn - statt bei den Hausaufgaben - beim Spielen erwischt. Schließlich wurde beim Mittagessen strikt vereinbart, unverzüglich zum Appell im Garten zu erscheinen, sobald die Schulaufgaben erfüllt sind.

Zwar hilft Felix seinem Vater durchaus ganz gern, wenn das Wetter passt, er gute Laune hat und es etwas Spannendes zu tun gibt. Aber wie es diese Auflistung vermuten lässt, ist es meistens um mindestens einen dieser Faktoren nicht so gut bestellt. Immerhin gibt es Taschengeld und davon kann man sich den einen oder anderen Wunsch für die eigene Modelleisenbahnanlage auch abseits von Weihnachten und Geburtstag erfüllen.

Felix weiß sehr genau, dass es dem Modellbahner meist an Zeit oder an Geld gebricht, höchst selten jedoch an Ideen. „Zeit ist Geld“ gilt bei ihm nur in den wenigen Stunden des Tages, in denen sein Vater seine Dienste gebrauchen kann. Daher entfallen auf die Modellbahn in aller Regel nur die eineinhalb Stunden zwischen Abendessen und dem Zubettgehen. Unfair daran ist, dass einem dann schon die Müdigkeit in die Quere kommt. Und so vergeht diese Zeit oft eher mit vorgezogenem Träumen, dem Studium schon hundertfach durchblätterter Kataloge oder Kritzeleien irgendwelcher Gleispläne. Nur in den Ferien gibt es ausgedehnte Zeiten, in denen Fahrzeuge repariert, Bauwerke errichtet und Strecken über Berg und Tal verlegt werden.

Meist beginnt diese schöne Zeit mit Geschenken, wie an Weihnachten, oder mit Einkäufen im Modellbahnladen in Schierburg. Und sie endet mit dem ersten Schultag oder bereits früher mit der Erkenntnis, dass das Budget nicht für die aktuellen Pläne reicht.

Es bleibt also noch einige Jahre eher beim Planen, als beim Realisieren der Traumanlage. Das Schöne daran ist ja, dass es nichts kostet und trotzdem sehr intensiv sein kann. Und natürlich sind die Wartezeiten immer gut genutzt, wenn man die Umgebung studiert.

Neulich sagte ein Schulkamerad, dass Schierburg seinen Namen dem Umstand verdankt, dass Karl der Große hier beinahe eine Burg errichtet hätte. Ob das wohl stimmt?


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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#7 von askdrhook , 08.12.2014 22:26

Wenn das Hinterland hinten ist, dann ist hinten eben vorn.

In Brömmel sind pragmatische Lösungen an der Tagesordnung. Was nicht passt, wird passend gemacht. Zwar gibt es immer irgendeinen, der heute lieber das Tagesgeschäft zerlabert. Dann tragen die anderen eben den einen Sack mehr, damit das Tagwerk am Abend erledigt ist.

Statt sich über die Tagesform des Kollegen aufzuregen, kriegt der höchstens einen Spruch gedrückt, der ihn mehr oder minder höflich wissen lässt, dass den anderen nicht entgangen ist, wem eine Laus über die Leber gelaufen ist, wer gestern ein bisschen zu tief ins Glas geschaut hat oder wessen Oma zum dritten Mal gestorben sein muss.

Und sollten die ausbleibenden Ereignisse am eigenen Ort eine Gesprächspause erzwingen, dann gibt es noch die Möchtegernstadt Schierburg, die vor allem mit all dem von sich Reden macht, was dort keiner in der Zeitung lesen möchte.

Versöhnlicher ist schon der Umgang mit den "Kollegen" aus Oberhiller. Das Örtchen konnte zwar nur knapp der vollständigen Eingemeindung trotzen, jedoch schließt das "Wir" in Brömmel wie auch in Oberhiller jeweils den Nachbarort freundschaftlich mit ein. Hätte Oberhiller es nicht bis zum heutigen Tag geschafft, seinen Gleisanschluss wirtschaftlich zu erhalten, dann wäre diese Gemeinde nicht nur vergessen, sondern vermutlich längst ausgelöscht. Böse Zungen sagen, dass Busfahrer dort nicht alt werden, nur weil mal ein Postbus im tiefsten Winter ins Tal gestürzt ist. Der beklagenswerte Busfahrer war alleine im Bus, weil Kindern in Oberhiller das Bahnfahren schon in der Muttermilch mitgegeben wird.

Brömmel selbst, so verschlafen das Nest auch sein mag, ist ein Verkehrsknoten für alles, wofür man einen Schubkarren braucht - oder Größeres. Ein trickreiches Regionalabkommen mit der Deutschen Bundesbahn ermöglicht eine Logistikkette, die deutschlandweit immer noch ihresgleichen sucht. Man sagt, Sattelschlepperfahrern werde hier jeglicher Imbiss verweigert, wohingegen Stückgutfahrern jeden Tag eine extra Frikadelle zusteht. Ja, die Brömmeler verstehen etwas von nachhaltiger Politik und leben sie in Taten mehr denn in Worten. Man muss gespannt sein. Etwas anderes bleibt einem gar nicht übrig.


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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#8 von askdrhook , 10.12.2014 23:40

Den eigentlichen Ort Brömmel werden wir vermutlich nie kennenlernen, jedenfalls nicht in Form eines in 1:87 nachgebildeten Ortskerns. Wir lernen das Völkchen bei der Arbeit kennen - dort, wo sie die meiste Zeit des Tages verbringen. Auf den ausgedehnten Rangiergleisen bleibt immer etwas Zeit zum Schwatzen. Das bietet uns Gelegenheit den Typen aufs Maul zu schauen. Und Typen sind sie, das steht außer Frage. Sie haben persönliche Marotten und eine schier unerschöpfliche Fähigkeit, das ihnen begegnende Weltgeschehen in ihren beschaulichen Alltag einzubauen, wo es Sinn macht*.

Eine der Eigenheiten des Arbeitslebens in Brömmel ist die Namensgebung. Alles, was zum Alltag gehört, bekommt auch einen Namen. Das endet nicht etwa bei den Spitznamen, die sie sich gegenseitig geben. Auch ihre Umgebung wird kreativ in diesen Prozess einbezogen. Das macht es Außenstehenden zuweilen etwas schwer, den Brömmelern zu folgen.

Da ist zum Beispiel der Lange Hans. Das ist nicht etwa ein großgewachsener Kollege, sondern das Ausziehgleis zur Bedienung der Gleisharfe. Sinnbild des Langen Hans ist der Prellbock am Ende dieses Gleises. Wer etwas auf den langen Hans schickt oder den langen Hans grüßen lässt, meint damit das Ausziehen einer abgefertigten Wagengruppe. Ohne Nachdenken verbinden sich damit Alltagsroutinen wie das Stellen der Weichen, der fahrige, nicht ganz ernst gemeinte Gruß in Richtung Stellwerk zum "Sesselpupser" und das Winken zum Lokführer. Mit letzterem gibt man sich wiederum mehr Mühe, denn da geht es um Sicherheit und die Notwendigkeit, die Tagesform des Lokbedienpersonals ggfs. durch einen beherzten Sprung aus dem Gleisbett ausgleichen zu müssen.

An Tagen, an denen sich Bedienfehler bemerkbar machen, greift die soziale Kontrolle in Brömmel durch. Die Kommentare und Sprüche sind berüchtigt. Kaum einem ist auch nur einer davon erspart geblieben. Ein "Mann, Kalli, haste mich nicht mehr lieb?" deutet nicht etwa auf ein liberales Verhältnis zur gleichgeschlechtlichen Intimität, sondern auf eine Personengefährdung erster Güte, die leicht zur Ausschüttung einer Lebensversicherung hätte führen können.

Man kennt sich und kann daher einschätzen, was gemeint ist. Fremde müssen das lernen und damit basta. So hat in Brömmel jeder mal mit zarten 16 Jahren sein Berufsleben angefangen, selbst wenn es nur eine befristete Ferienarbeit war.


* diese Redewendung ist aus Brömmel nicht wegzudenken, auch wenn es Kritiker gibt, die behaupten, Sinn könne nicht gemacht werden. Es geht eben doch! Hier in Brömmel geht das.


Beste Grüße aus dem Havelland

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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#9 von Christoph79 , 13.12.2014 14:38

Hallo Anselm,

jetzt bin ich doch auch mal hier reingestolpert. Noch ein Kollege also, der das prachtvolle 3600er Mittelschienengleis zu schätzen weiß und noch einer, der durch "Umstände" in der Bauausführung behindert wird. Auch ich kann schon seit Jahren nur planen und Material horten. Wird höchste Zeit, dass es mal wieder losgeht.
Eine heftige Anlage hast Du Dir da ausgedacht, mein lieber Mann. Schön finde ich auch Deinen epochenentsprechenden Ansatz als Spielbahn und dass Du der Versuchung widerstehen willst, die alten Teile zu digitalisieren und zu "versounden". Man würde ja sowieso nix davon hören bei dem Geschepper

Die Typisierung der Gleisversionen schreitet übrigens voran - ich denke mal, dass ich nach Weihnachten die Liste nochmal um einige Untertypen erweitern kann. Dann evtl. auch schon mit Weichen und Funktionsgleisen. Heute habe ich übrigens einen ganz netten Posten an 3600 1/1 der gaaaanz frühen Baujahre 1947/48 ersteigert und bin mal gespannt, was sich da noch alles an Kuriositäten drin finden wird

Beste Grüße,
Christoph


Hier geht's nach Cornwall: "Rose-an-Grouse" - ein Betriebsdiorama in N nach englischem Vorbild


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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#10 von askdrhook , 18.12.2014 00:07

Wenn man in Brömmel Pause hat, gibt es zwei magnetische Stellen, an denen sich die Eisenbahner ansammeln, um ein bisschen Klönschnack zu treiben, eine Kleinigkeit zu essen und sich gegenseitig etwas zu frotzeln. Die eine Stelle ist Herthas Imbiss für alle, die etwas Warmes im Bauch schätzen - vor allem an kalten Tagen. Und die andere Stelle ist das Geländer, unterhalb dessen die Ferngleise liegen. Von hier hat man ziemlich lange Sicht auf Züge, die aus der Ferne heraneilen, um, ohne im geringsten das Tempo zu drosseln, geradewegs weiter zu hetzen. Weil alle Fernzüge nach Westen durch einen Tunnel müssen, ist Pfeifen angesagt, was im Talkessel von Brömmel herrlich hallt. Für diesen Moment halten die andächtig lauschenden Vollbluteisenbahner gerne in ihren Erzählungen inne, um gleich danach fortzufahren, als hätte es die Unterbrechung nicht gegeben. Auch in Oberhiller bekommen schon Säuglinge auf diese Weise jeden Zug nach Westen mit und lernen unwillkürlich selbst jenen Fahrplan kennen, der ihnen mangels Fernzugaufenthalten gar nichts nützt.

Dennoch gehören Fern- und Nahverkehr zusammen, denn was hier in Brömmel abgefertigt wurde, rauscht nicht selten gut erkennbar in einem der Ferngüterzüge hier noch einmal an ihnen vorbei. Herwig verglich das einmal - wie er fand sehr treffend - "als wenn wir Räketen bauen täten". Herwig vergisst dabei, dass sie hier keinen Treibstoff für Lokomotiven laden, sondern nur den Ballast, der die Lok eher daran hindert, Raketengeschwindigkeit anzunehmen.

Aber was Herwig meint, ist den Kollegen klar. Was in Brömmel noch behäbig von Gleis zu Gleis verschoben wird, geht meist nur einen Tag drauf wie ein Geschoss in die weite Welt. Dieser Moment verschafft ihnen Genugtuung, denn was sollten die Loks von urbi nach orbi befördern, wenn nicht das Tagwerk aus Brömmel?

So ist das Treiben hier von gutem Geist erfüllt, wenn ab und zu eine Brömmeler Ladung mit Getöse an ihnen vorbeidonnert. Mädchen winken den Zügen manchmal hinterher, wenn sie von dieser fast sentimentalen Stimmung erfasst werden. Aber unter echten Brömmeler Männern gilt der Moment des Stillschweigens als ausreichende Andacht.


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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#11 von askdrhook , 24.01.2015 20:39

Wo kommen wir her, wo gehen wir hin?

In der Schule wird angekündigt, dass es im kommenden Schuljahr um die Geschichte des Heimatortes gehen soll. Felix hat sich darüber eigentlich noch keine Gedanken gemacht. Er soll aber mit seinen Eltern und Großeltern darüber reden, wie lange sie schon in der Gegend wohnen und wo die Familie her stammt.

Ohne sich allzu viel davon zu versprechen, berichtet Felix beim Abendbrot, dass das eine Langzeithausaufgabe für das ganze Schuljahr sein wird. Seine Mutter ist begeistert, sein Vater nimmt es mit stoischer Mine hin. Er witzelt nur: „Die ganzen Ländereien haben bestimmt mal den von Brömmels gehört und schau dir an, was aus ihnen geworden ist. Ausziehen müssen sie sich vor der Kamera“.

Felix versteht nur Bahnhof. Worauf der Vater anspielt, ist ein kleiner Bericht in der Fernsehzeitung über Ann-Kathrin Brömmel, die als Fotomodell arbeitet. Die Mutter wundert sich nur, warum ausgerechnet das ihrem Gatten im Gedächtnis geblieben ist, der sich sonst nichts auch nur fünf Minuten merkt. Aber klar. Leicht bekleidete Mädels bleiben im Kopf.

Dazu ist zu sagen, dass die Mädels in der Region Schierburg selbstverständlich alle traumschön sind und sich die tollsten Typen angeln können. Dabei hilft ihnen neben des durchweg überdurchschnittlich guten Aussehens auch eine hervorragende Schulbildung. So haben es viele der blitzgescheiten Mädels von hier schon weit gebracht.

Damit ist Felix aber noch nicht schlauer. Ist da etwas dran? Gab es die von Brömmels oder waren es vielleicht eher Adelige aus Schierburg? Aber die hatten ja nicht einmal eine Burg. Felix beschließt, noch vor dem Abendessen ins Telefonbuch zu schauen, ob es den Familiennamen Brömmel gibt. Dort findet er allerdings noch an einer Möhre kauend nur ein Immobilienbüro aus Raesfeld, ein paar Kilometer westlich. Würde es sich lohnen, dort hin zu radeln und Leute anzuquatschen? Sein Freund Hubert war aus der Schweiz nach Oberhiller gezügelt, wie sie so lustig sagen. Wenn die Brömmels in Raesfeld gar nicht von dort sind, wäre das viel Aufwand für nichts.

Mit den Erkenntnissen vom Vortag beschließt Felix nach dem Frühstück einfach mal die Nummer des Immobilienbüros anzurufen. Wenn keiner abhebt, kann er wenigstens sagen, dass er‘s versucht hat. Es tutet im Hörer. Fünfmal will Felix es klingeln lassen, bevor er auflegt. Nach dem zweiten „Tuuuut“ rappelt es am anderen Ende. „Dr. Brömmel, guten Tag?“ Felix fehlen die Worte. Doch er fasst sich ein Herz: „Äh, Guten Tag, hier ist der Felix aus Oberhiller. Wir sollen in der Schule etwas über die Orte herausfinden, in denen wir wohnen. Und weil Sie Brömmel heißen, dachte ich, dass Sie vielleicht etwas über die Geschichte des Namens wissen.“ Am anderen Ende schmunzelt Dr. Brömmel hörbar. „Ja, Felix, ein bisschen etwas über die Herkunft des Namens weiß ich schon, aber sei nicht enttäuscht, wenn die Verbindung zum Ortsnamen nicht wirklich nachgewiesen werden kann.“ Felix stammelt Oh, super! Moment, ich hol schnell was zu schreiben“. Herr Dr. Brömmel hört Möbeltüren und Schubladen klappern und ein leises “Scheiße, scheiße, scheiße, wo ist der verdammte Kuli!“ Dann raschelt Papier und ein atemloser Felix keucht „kann losgehen“.

Dr. Brömmel, den Felix für einen Arzt hält, hat eigentlich Philosopiegeschichte studiert, dann aber die Tochter des Bankiers Kleinschmidt geheiratet, der ihm das Startkapital für sein Immobiiengeschäft organisiert hat. Weil im Kreis Schierburg nicht jeden Tag Häuser verkauft werden, bleibt ihm genug Zeit für den einen oder anderen Blick in ein interessantes Buch. So kommt es auch, dass Herr Brömmel einiges zu berichten weiß:

„Wie alt bist du, Felix?“ „Äh, zwölf“ antwortet Felix verwirrt. Was tut das zur Sache? denkt er sich still. Für Herrn Dr. Brömmel ist es aber von Bedeutung, um sich auf seinen Zuhörer einzustellen. Er hebt an:

Brömmel oder auch Prömmel mit P soll früher einen grimmigen Menschen bedeutet haben. Das kennen wir heute noch, wenn wir jemanden als bummelig bezeichnen.

Es gab aber auch den Vornamen Brunomund, der mundartlich dann zu Brömel geworden ist.

Wieder andere Quellen sagen, dass BROMMER oder eben auch BRÖMMER Brombeeren meint. Auch wenn das nicht mehr gebräuchlich ist, könnte es trotzdem in Namen erhalten geblieben sein. Wer weiß, vielleicht gab es da bei euch mal die leckersten Brombeeren zu ernten.

Dann gibt es auch noch den Ortsnamen Brohm in Vorpommern und auch Brome in Niedersachsen oder Brombach in Hessen und auch im Badischen. Wer von dort kam, könnte am neuen Heimatort nach seiner Herkunft benannt worden sein. So sind viele heutige Nachnamen entstanden.


Felix hat fleißig mitgeschrieben. Ihm tun die Finger vom festen Aufdrücken weh. „Puh, da wissen Sie ja ganz schön viel“, stöhnt er. „Wenn das erst mal genügt“, meint Dr. Brömmel, „dann wünsche ich dir noch einen schönen Samstag und viel Erfolg in der Schule, Tschüss.“ „Ja, vielen herzlichen Dank“ hastet Felix „Ihnen auch.“

Donnerwetter. Das hätte Felix nicht erwartet. Das wird Eindruck machen in der Schule. Hoffentlich ist kein anderer auf diese gute Idee gekommen.


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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#12 von askdrhook , 16.02.2015 21:37

Im Westen nichts Neues

Das ist die Wahrheit, wenn auch eine traurige. Natürlich vergeht für Felix keine Bahnfahrt ohne wehmütige Gedanken an die eigene Anlage, die zuhause nichts wird. Bei täglichen Bahnfahrten ist das zermürbend.

Dennoch will gut Ding Weile haben und ein planvolles Vorgehen ist besser, als drei Abrisse. So beschäftigt Felix derzeit noch das Thema der Beleuchtung. Die Decke muss abgehängt werden, damit oberhalb der Abhängung ein Schummerlicht indirekt nach unten fällt. Dimmbar sollte es sein. 24 einzelne Strahlerlampen sollen jeweils einen bestimmten Bereich der Anlage optisch hervorheben. Dann könnte man dazu von Kassette Klänge einspielen, die zu diesem Geländeausschnitt passen. Wie man das vollautomatisch steuern kann, darübe4 müsste er sich wohl noch einmal Gedanken machen müssen.

Menschen haben eine begrenzte Aufmerksamkeitsspanne. Wenn man entspannt genießen will, darf die nicht unnötig strapaziert werden. Genau deshalb möchte Felix nicht ständig und überall Lautsprecher ertönen lassen, sondern nur da, wo das Auge mit der Beleuchtung gerade hingelenkt wird.

Um die Strahlerlampen individuell einstellen zu können, hat sich Felix etwas einfallen lassen, das seinen Geldbeutel schont. Sie sind volle 90 Grad schwenkbar, 360 Grad drehbar, leicht und werden mit Magneten in Position gehalten:




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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#13 von askdrhook , 10.03.2015 23:06

Fortschritt durch Mühe und Fleiß

In einem staubigen Brömmeler Büro raucht Architekt Benjamin der Kopf. Die 4,5 x 5,3 m für die Modelleisenbahnanlage von Sohn Felix sollen optimal genutzt werden.

Die Gleisanlage soll nachhaltig geplant und betrieben werden. D.h., sie soll transportabel bleiben und im Bedarfsfall auch vererbt werden können, ohne dabei das Schicksal zu erfahren, dem fast alle stationären Anlagen anheim fallen (Säge).

Benjamin hat die Herausforderung angenommen und schwitzt nun über der Konstruktion des Unterbaus. Er soll rollbar ausgeführt sein, so dass die Anlage selbst im aufgebauten Zustand quer durch eine Turnhalle geschoben werden können soll. Im Keller vereinfacht dies die Zugänglichkeit der Anlage von allen Seiten, ohne, dass rundherum ein Gang freigelassen werden muss. Das ist ein enormer Flächengewinn für den Gleisplan.

Mit der Forderung, jederzeit von unten an alle verdeckten Stellen greifen zu können, verbindet sich gleichzeitig die Forderung, möglichst wenig Beine der Anlage im Weg zu haben.

Da es keine Modulanlage, sondern eine Segmentanlage wird, haben die Segmente recht verschiedene Formen und Abmessungen. Sie müssen nicht nur auf dem Unterbau vernünftig ruhen, sondern auch in einem LKW zweckmäßig untergebracht werden können. Stapeln fällt da nicht so leicht. Allerdings könnte der Unterbau so flexibel gestaltet werden, dass er im LKW die Hälfte der Segmente trägt und die andere Hälfte der Segmente darunter steht. Somit wird im LKW nur die halbe Stellfläche benötigt.

Zugleich muss am teuren Material für den Unterbau aus Aluminiumprofil gespart werden. Weniger ist mehr.

Soweit, so gut. Das ist jedoch bis jetzt nur Theorie. Benjamin fallen mehrfach über den Plänen die Augen zu. Er beschließt, darüber noch die eine oder andere Nacht zu schlafen.




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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#14 von Wolfram1 ( gelöscht ) , 25.03.2015 17:10

Zitat von askdrhook
Menschen haben eine begrenzte Aufmerksamkeitsspanne. Wenn man entspannt genießen will, darf die nicht unnötig strapaziert werden. Aber genau dafür sind heutige Digitalsysteme prädestiniert. Deshalb kommt mir sowas nicht ins Haus - mal ganz abgesehen von der Fehleranfälligkeit, die einem jeden Spielspaß rauben kann.



Moin,

ich versteh nicht recht, was du damit meinst.
Ein Digitalsystem dient für mich erst mal dazu, viele Lokomotiven freizügig steuern zu können, im zweiten Schritt auch, das ganze an einen Computer zu übertragen und wirklich zugucken zu können. Der Monitor, der momentan (in der Testphase) noch meine Töchter fasziniert, wird dann natürlich versteckt.
Aber ich finde bisher nicht, daß meine Digitalsteuerung fehleranfälliger ist als das, was ich früher analog gemacht habe.
Von daher... mußt du wohl was anderes meinen als ich. Nur was?


Wolfram1

RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#15 von askdrhook , 09.04.2017 21:14

Raum ist durch nichts zu ersetzen

Lange haben Benjamin und Sohn Felix über den Gleisplänen gebrütet, um ein kleines Raumwunder zu fabrizieren.

Untergekommen sind dabei nicht nur die Drehscheibe mit Lokschuppen hinter dem Übergabebahnhof, sondern auch der größtmögliche Schattenbahnhof inkl. Abstellungen für Reserveloks. Beschleunigungs- und Bremsstrecken, Zugwendemöglichkeiten sowie die Rampen zur Überwindung der Höhenunterschiede haben Platz gefunden und Maßnahmen zur Beseitigung von Havarien wurden berücksichtigt.

Nun fehlen noch die elektronischen Mittel, um den Zugbetrieb sicher zu machen. Schließlich sind weite Teile der Anlage nicht direkt einsehbar und sollen zuverlässig funktionieren. Das wird einen umfangreichen Probebetrieb erfordern.

Während Besucher vorne die Show genießen können, wird die Anlage rückseitig bedient. Dazu gehören ein paar Puppenspielertricks, mit denen mehr Züge vorgetäuscht werden, als tatsächlich da sind. Rückseitig lassen sich ganze Züge schnell vom Gleis nehmen und austauschen, damit die Show "zügig" weitergehen kann. Eher unscheinbare Züge erlauben es, mit einer anderen Lok ganz einfach noch einmal über die Paradestrecke zu fahren. Ggfs. werden Züge einfach aus zwei halben Zügen rekombiniert, um eine weitere Variationsmöglichkeit zu nutzen. Damit wird ein Auf- und Abbau vieler Wagen vermieden.

Auch ein Betrieb mit zwei Personen ist vorgesehen. Ein Fahrpult für Handbetrieb im Bahnhof Brömmel soll einen Rangiermeister im vorderen Bereich der Anlage beschäftigen können. Eine systematische Übergabe an den Automatikbetrieb wird vorgesehen.

Die Paradestrecke nutzt die längstmögliche Raumdiagonale für Fernverkehrszüge, die nicht in Brömmel halten, sondern höchstens zur Be- und Entladung in Teilen überführt werden.


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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#16 von askdrhook , 28.12.2017 13:37

Das Genie beherrscht das Chaos

Streckenbauingenieur Küfer spürt Stress aufkommen. Da nutzt er die ruhige Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, um seinen Schreibtisch aufzuräumen und ständig fallen ihm unerledigte Dinge in die Hände. Und schon ist sie dahin, die Ruhe!

So ein Schreibtisch ist einfach der falsche Ort für Arbeit. Überall sonst würde man drüberstolpern und sich der Erledigung widmen, weil sonst kein Durchkommen wäre. Aber so ein Schreibtisch steht in der Ecke, trägt ungeahnte Lasten und tut nichts, aber auch gar nichts dazu, dass der Kram erledigt wird.

Küfer entschließt sich, alle Papiere und Notizen für eine bessere Übersicht auf dem Boden auszubreiten, denn der Platz auf dem Schreibtisch ist nicht nur vollständig belegt, sondern auch zudem viel zu klein. Grußkarten finden sich da ebenso wie Baupläne, eilige Mitschriften von Sitzungen, Spesenbelege und einige Kritzeleien, die spontane Eingebungen festhalten sollten.

Grußkarten gehen sofort ins Altpapier. Die Zeit, darauf zu antworten, hat ja heute wirklich niemand mehr. Alles, was mit Vergangenheit zu tun hat, geht nach links und alles, was erst reifen muss, nach rechts - je älter, desto weiter links, je unwichtiger, desto weiter rechts.

Plötzlich liegt da der Streckenplan für den Schattenbahnhof von Brömmel. Dieses wahnwitzige Projekt, das unterhalb der Abfertigungsanlagen von Brömmel eine Abstellmöglichkeit für acht Züge vorsieht, ist im Prinzip Nonsens. Denn wenn die Güterabfertigung in Brömmel auch nur im Geringsten durch die Bauarbeiten beeinträchtigt wird, steht die Wirtschaftlichkeit des gesamten Standorts sofort infrage. Das unerledigte Schriftstück, gerichtet an das unabhängige Büro für Streckenbau, z.Hd. Dipl. Ing. Peter Küfer, forderte schon vor zwei Jahren ein Gutachten an, wie diese bauliche Leistung zu bewältigen sei.

Warum ist ihm dieses Schreiben vor genau einem Jahr nicht bei der gleichen Aufräumaktion in die Hände gefallen? Oder war es das, aber eben dann ziemlich weit rechts auf dem Stapel für Unausgegorenes gelandet? Die Falten auf Küfers Stirn ergeben das Bild einer winterlichen Ackerfläche.

Aus Lustlosigkeit am momentanen Tun wollen seine Gedanken unbedingt fliehen. Jetzt eine kühle Weißweinschorle am Rheinufer oder am Strandbad durch das Astloch im Bretterzaun auf den Umkleidebereich der Damen spitzen. Das wäre es jetzt. Statt dessen schielt Küfer auf die Unterschrift der Gutachtenanfrage und überlegt, ob er Herrn Stadtrat von Prickel überhaupt persönlich kennt. Nein befindet er, aber Frau von Prickel würde er allzu gerne mal im Strandbad antreffen. Nun, ja. Bis es wieder Sommer wird und er Gelegenheit bekommt, sich zu erkundigen, ob es eine Frau von Prickel gibt und ob sich die Lauer hinterm Bretterzaun überhaupt lohnt, wird wohl der Stapel auf dem Schreibtisch nicht nennenswert kleiner, wenn er sich jetzt nicht daran festbeißt.

Etliche Belege und Papiere später schießt es Küfer durch den Sinn: Kohlebergbau! Die können das! Oben ruht still der See, während tief unten der Flöz abgetragen wird. Man braucht nur ein Ständerwerk, das die Hohlräume abstützt und ein Schienensystem, das den Abraum transportiert. Wenn man nicht auf massives Gestein stößt, kann der erste Tunnel innerhalb eines Jahres fertig sein. Mit einer Tunnelbohrmaschine wäre das Ganze noch viel schneller, aber die müsste ja auch erst konstruiert werden. Mit jedem Gleis, das fertiggestellt wird, wird die Baustelle besser zugänglich und die Arbeiten können beschleunigt fortgesetzt werden. Genial! Wieso war ihm dieser Geistesblitz nicht letztes Jahr schon gekommen? Man hätte längst beginnen können und der Wirtschaftsstandort Brömmel wäre bereits ein ganzes Jahr früher gesichert worden. Wie ärgerlich das doch immer ist, wenn man das ganze Jahr über nicht zum Nachdenken kommt und dann plötzlich die Lösung klar wie Klosbrühe vor Augen erscheint.

Küfer greift schnell zu Papier und Bleistift und skizziert aus der Erinnerung ein Schnittbild eines extrem flachen Bergwerks mit nur einer Sohle unter der Erde. Oben drüber kritzelt er eilig die wenigen Einrichtungen der Güterabfertigung, die ihm spontan einfallen. Mit etwas Glück war der gesamte Güterabfertigungsbereich auf Sedimenten des versiegten Flusses gebaut, der den Taleinschnitt von Brömmel über Millionen von Jahren gegraben hatte. Wenn dem so ist, muss es ein Leichtes sein, in diesem Boden unterirdisch zu graben. Verdichtet ist der Grund mit Sicherheit ausreichend über die vielen Jahre des Eisenbahn- und Verladebetriebs. Nur mit den Gebäuden müsste besonders vorsichtig umgegangen werden, denn was es bedeutet, wenn sich Risse in der Fassade zeigen, ist Küfer auch in politischer Hinsicht ein Begriff.

Stolz beschaut sich Küfer sein neues Meisterwerk. Doch als er es aus der Hand legen möchte, muss eine Entscheidung fallen, wo es abgelegt gehört.
"Frau von Prickel" murmelt er leise vor sich hin und legt es rechts von sich etwa dort hin, wo er im Mai des kommenden Jahres wieder darüber zu stolpern hofft.


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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#17 von askdrhook , 03.11.2018 17:22

Die Kurve kratzen will geübt sein

Der Sommer war hektisch und von allerlei Veranstaltungen geprägt, die volle Aufmerksamkeit von Peter Küfer, dem Tiefbaugutachter für den Bahnbetrieb von Brömmel, verlangten. Weder im Strandbad ist er gewesen, noch hat er ausgedehnt Zeit auf seinen Schreibtisch investiert - entsprechend sieht es da nun aus. Das bewährte Ablagesystem auf dem Fußboden soll wieder zum Einsatz kommen, wo sich doch die bevorstehenden freien Tage regelrecht aufdrängen, um die Brandlast im Arbeitszimmer zu dezimieren.

Bis zum Haufen an Papieren, die vor Jahr und Tag für Mai zur Erledigung vorgesehen waren, ist Küfer gar nicht vorgedrungen. Nun, er hatte kein Jahr dazu vermerkt, was ihm ein wenig Ersatzbefriedigung ob seiner Schlauheit beschert. Trotzdem ist auch das Bauvorhaben Brömmel somit ein Jahr in Verzug geraten. So schlimm kann das ja wohl nicht sein, sonst hätte längst einer nachgehakt. Wer dafür infrage kommt, ist allerdings nicht minder für sein Arbeitstempo berüchtigt. Also kann Küfer sich getrost zu den schnelleren Schnecken im Amt zählen.

Nach einer Weile kommt dann auch prompt der Streckenplan für den Schattenbahnhof wieder zum Vorschein. Diesmal runzeln sich Küfers Stirnfalten lediglich zum Bild einer Wasserfläche, über die der Wind streicht. Der Plan ist eigentlich gar nicht schlecht. Sorge bereiten Küfer nur die S-Kurven, die sich in den Weichenvorfeldern und in Streckenabschnitten befinden, die eigentlich eine ungehinderte Beschleunigung der Züge ermöglichen sollen. Das kann ja auf gar keinen Fall so bleiben. Die Suche nach einem Bleistift muss Küfer bedauerlicherweise aufgeben, weil das Telefon klingelt und Tante Herta das dringende Bedürfnis empfindet, ihn über ihre defekte Fritteuse in Kentnis zu setzen. Bis zum Auflegen ist es Feierabend geworden.

Im Treppenhaus fragt sich Küfer, warum er eigentlich Tante Herta zu seiner eigenen Schwester sagt. Der Titel "Tante" muss so eine Art Ehrentitel sein, den sich seine Schwester durch ihre überaus fürsorgliche Art verdient hat. Nicht nur seine Kinder sagen "Tante" zu ihr. Eigentlich tut das der ganze Ort. Es muss damit zu tun haben, auf welche Weise sie im ganzen Ort bekannt geworden ist. Und da er es ganz sicher nicht gewesen sein kann, der ihrer Berühmtheit Vorschub leistete, müssen es wohl die Kinder gewesen sein. Und für die ist sie nunmal völlig selbstverständlich Tante Herta.

Nichtsdestoweniger kennt sie jeder, da sie ja den Imbiss betreibt, der in Brömmel alle hungrigen Mäuler in der Mittagszeit zu stopfen hat. Die wenigsten nehmen sich die Zeit, dafür erst umständlich nachhause zu fahren, selbst wenn's nicht weit ist. "Was Herta auftischt, schmeckt", sagte einst Kalle zu einem zugezogenen Azubi. Was er damit sagen will, ist nicht nur ein Lob an die Kochkünste von Küfers Schwester. Es macht auch unmissverständlich klar, dass sich jeder, der sich dieser Erfahrung entzieht, sehr leicht unbeliebt machen kann im Kreise seiner Kollegen. Hertas Essen ist preiswert und gut. Das soll sich nicht durch die Eigenbrötlerei neu Hinzugezogener ändern.

So hat Küfers Schwester ihm am Ort im Prinzip den sozialen Rang abgelaufen. Ihm, der doch studiert hat, auf den man hören muss, wenn es um unterirdische Bauvorhaben geht. "Unterirdisch" murmelt Küfer beim Verlassen des Amts. Und eigentlich erübrigt sich damit jede weitere Erläuterung, wie seine Schwester trotz weniger Bildung ein höheres Ansehen im Ort genießt.


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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#18 von askdrhook , 02.05.2019 00:15

Wie man die Bremsokratie überlistet

Baudezernent Häberle legt die Stirn in Falten. Soll er dem gelungenen Plan zustimmen, den Tiefbaugutachter Küfer ihm da gerade vorgelegt hat oder soll er seinem ungeheuren Drang nachgeben, ständig alles besser zu wissen? Zustimmen würde bedeuten, dass Küfer sofort seine Sachen packen würde und das Büro wieder mit einem ebenso knappen Gruß wie beim Reinkommen verließe. Bedenken äußern eröffnet ihm dagegen die Möglichkeit, über Statik und optimierte Abwicklungszeiten der Fahrpläne oder Lärmbelästigungen der Anwohner zu schwadronieren. Da es aber schon auf 16:00 Uhr zugeht, denkt Häberle an die Cheer Leader, die in einer halben Stunde das Softball-Spiel seiner Tochter einleiten, reißt sich am Riemen und lässt Küfer für heute davonkommen. Gründe, die Umsetzung des Planes zu durchkreuzen werden sich jederzeit noch finden lassen und dann wird seine Stunde eben doch noch schlagen.

Eine Kopie bedingt sich Häberle gemäß seinem perfiden Vorhaben noch aus. Anschließend verlassen sie gemeinsam und scheinbar einvernehmlich das Büro. Nur, um sich noch eins zu feixen, erkundigt sich Häberle scheinheilig bei Küfer, was der den heute noch vorhat. Küfer nuschelt etwas vom dritten Programm im Fernsehen, was Häberle schon zur Genugtuung ausreicht. Denn das kann sein Abendprogramm keinesfalls toppen. Diese Mädels sind einfach eine Augenweide!

Küfer kennt Häberle nach den vielen Jahren der Zusammenarbeit gut genug, um ihn nicht zum Freund haben zu wollen. Immer wieder wird ihm von verschiedenen Seiten geraten, sich Freunde auf den Ämtern zu machen, um sich sein Leben nicht unnötig schwer zu gestalten. Küfer dagegen gefällt sich in der Rolle des einsamen Wolfes. Unbestechlichkeit ist ihm ein hohes Gut. Und wenn einer ein Haar in der Suppe finden will, dann wird es dem auch immer gelingen. Schließlich begutachtet er keine Jahrmarktbuden, sondern anspruchsvolle Schienenverkehrsprojekte.

Am Bahnübergang kurz vor Brömmel geht gerade die Schranke runter - verdammt. Das hat gerade noch gefehlt. Wenn es hier wenigstens eine Telefonzelle gäbe, dann könnte er schnell zuhause anrufen, um Bescheid zu geben, dass er gleich da ist. Das hätte den unschätzbaren Vorteil, dass dann bereits der Tisch gedeckt wäre. Statt dessen bleibt ihm nur, am Radio die vier Stationstasten rauf und runter zu drücken und die Sender nachzujustieren. Der herannahende Zug macht sich durch niederfrequente Geräusche bemerkbar, die sich eher in der Magengrube als im Ohr vernehmen lassen. Wie er dann aus dem Portal hervortritt, staunt Küfer mit offenem Mund. Das ist keine hiesige Lok und auch kein Zug, der hier her gehört, sondern irgendeine Sonderfahrt, die als Ziel nur das Betriebswerk haben kann. Gegen das blendende Licht kann er auf der grasgrünen, extrem hochbeinigen Lok die Anschrift 18 201 erkennen. Am Haken nur ein einziger Wagen, dafür jedoch gleich zwei Tender.

Küfer bemerkt seinen offenen Mund und muss zweimal schlucken. Manchmal ist es ein Geschenk, wenn die Schranken sich schließen. Das hätte er sich nicht träumen lassen. Aber hätte er's gewusst, hätte er es dem Häberle als Highlight des Tages unter die Nase gerieben. Irgendwie ist es jetzt auch egal, ob das Fernsehprogramm was taugen wird.


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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#19 von askdrhook , 25.05.2019 20:33

Nochmal von vorne

Tiefbauingenieur Küfer knallt fassungslos den Hörer auf die Gabel. Diese Schnalle aus dem Vorzimmer von Baudezernent Häberle kann ja wahrscheinlich überhaupt nichts dafür. Aber was für ein Schlamperladen muss das sein, wenn seine Pläne vom Schattenbahnhofsprojekt Brömmel sich in Luft aufgelöst haben?

Auf diesen Ärger muss sich Küfer erst mal einen Magenbitter hinter die Binde gießen. "alle verrückt geworden" murmelt er, während er im verspiegelten Barfach der Schrankwand nach etwas stärkerem wühlt, als dem Eierlikör und dieser dunkelgrünen Pfefferminzplörre, die dort wahrscheinlich auch in hundert Jahren noch im Weg stehen wird. Mit einer halbvollen Buddel Jägermeister und einer laienhaft gespülten Kaffeetasse verzieht er sich auf den leicht asymmetrisch Richtung südwest ausgebuchteten Balkon und starrt mürrisch auf die nächste Häuserzeile, als wäre das der Knast für Schwerverbrecher. Was in seiner Tasse fast wie Kaffee aussieht, nur etwas würziger riecht, mundet in der kühlen Abendluft ganz ausgezeichnet. Später würde er sich also nochmal hinsetzen und für Häberle erneut einen Plan vorbereiten. Dabei fällt ihm ein, dass er auf der Baumesse letzten Herbst ein Set Tuschestifte als Werbegeschenk von der Firma Rotring erhalten hatte. Ob die wohl eingetrocknet sind? Dann könnte er sie nachher gleich mit zur Mülltonne nehmen.

Küfer kramt ein paar Akten auf seinem immer übervollen Schreibtisch hin und her, um ein wenig Platz für den Test der Tuschestifte zu schaffen. Wo sind die nur hingekommen? Ratlos zieht er eine Schublade nach der anderen auf, um darin noch mehr Unordnung zu bewundern.
Die unterste klemmt etwas, lässt sich dann aber doch öffnen. Irgendwas scheint gerade hinter die Lade gefallen zu sein, was sich gleich dadurch bemerkbar macht, dass sie sich nicht mehr schließen lässt. Dieses Möbel ist so modern, dass man die Schubladen nicht ganz aus den Fächern ziehen kann. Also bleibt nichts übrig, als auf Knien mühevoll zu versuchen, hinter die Lade zu greifen. Das ist mit Küfers Pranken, die einen Bären in die Flucht schlagen könnten, nicht ganz einfach. Aber es gelingt und Küfer staunt nicht schlecht, dass er genau das dort vorfindet, was er gesucht hat. Das Viererset weinroter Tuschestifte in vier verschiedenen Stärken - nagelneu!

Stolz wie ein Erstklässler mit der Schultüte packt er aus. Es riecht ein wenig nach PVC, aber diese Stifte sind zweifellos noch nie mit Tinte in Berührung gekommen. Schnell den A3 Block gezückt, etwas Tusche mit der Pipette in den Vorratsbehälter manövriert und ein wenig geschüttelt. Dabei erklingt jenes Klackern der beweglichen Nadel, der diese Stifte ihre Bekanntheit verdanken.

Was soll er zeichnen? Nach ein paar Strichen auf einem Löschblatt, entschließt er sich, den Streckenverlauf in Brömmel in drei Ebenen zu skizzieren.

Kernstück der Brömmelschen Streckenplanung ist nach wie vor der Schattenbahnhof:



Er soll eine schnelle Zugfolge auf der Hauptstrecke im Vordergrund ermöglichen und Staus zu vermeiden helfen, obwohl auf der Hauptstrecke beachtliche Geschwindigkeiten zugelassen sind. Zugleich sollen lange Züge ebenso gewendet werden können, wie auch einzelne Loks, die auf kürzestem Weg vor ihren nächsten Zug gespannt werden sollten. Ferner sind die Abstellungen im nicht ganz einfachen Gelände so anzuordnen, dass Ganzzüge halbiert abgestellt werden können, womit sich die Möglichkeit ergibt, Zughälften rasch zu rekombinieren, wenn sich Änderungen bei den Transportprioritäten ergeben. Mit dieser logistischen Meisterleistung würde Brömmel in die Geschichte eingehen, weil sich die Umlaufzeiten der Wagen halbieren. Kein anderer Bahnhof kann so schnell Züge mit den eiligsten Gütern auf die Strecke entsenden.

Dann ist da noch der Nahverkehrsbahnhof im Gleisdreieck, der im Wesentlichen die Rangieraufgaben für den örtlichen Güterumschlag zu bewältigen hat. Mit dem kleinen Ausbesserungswerk und der Drehscheibe können noch immer schwarze Zahlen geschrieben werden, obwohl andernorts der Dampfbetrieb längst eingestellt wird. Nicht zu groß zu sein, ist hier ein Segen, denn die Großen fallen stets zuerst ans Messer.



Das bisschen Regionalverkehr nach Oberhiller stört den Güterumschlag kaum, ist aber doch lebenserhaltend für den Standort, weil Brömmel nicht alle Arbeiter am Ort beherbergen kann. So ist der Pendelverkehr über einige Orte hinter Oberhiller rege genug, um sich auszuzahlen. Wie lange das imposante Brückenbauwerk über den Köpfen der Brömmeler noch halten wird, wissen die Götter. Wenn da mal der Wurm drin wäre, würde das das sichere Ende des Betriebs in Brömmel bedeuten. Denn einen Rückbau würde man sich hier nicht leisten können. Das wäre ein Projekt, für das sich schon mehrere Nationen ein gemeinsames Sparbuch anlegen müssten.



Wenige Stunden später zuckt ein Lächeln über Küfers faltiges Gesicht: Wenn man alle drei Blätter übereinanderlegt und sie gegen die Lampe hält, sieht das so aus:



Was für ein Kuddelmuddel! Ob er Häberle mit so einer Zeichnung foppen kann?


Beste Grüße aus dem Havelland

Anselm


 
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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#20 von ET 65 , 26.05.2019 10:08

Hallo Anselm,

sehr schön geschrieben.

Leider kann ich Dir bei dem Kuddelmuddel nicht (mehr) helfen. Ich steige da nämlich nicht durch.

Und je mehr Kuddelmuddel, desto schlechter die Zugänglichkeit. Meinst Du wirklich, dass Deine Methode

Zitat
... zum einen war der Plan, herumlaufen zu können, doch das überzeugt mich bei der verbleibenden Restfläche nicht mehr. Also wird die Anlage wohl doch noch so etwas wie ein krummer Hundeknochen. Noch kann ich es ändern.

Zum anderen wird der gesamte verdeckte Bereich an vielen Stellen von unten zugänglich sein. Dazu wird mir ein Autositz auf Rollen dienlich sein, der immer in einer Liegestellung eingestellt sein wird. Ein Problem bei einer Segmentanlage wird sein, dass sie mehr Füße hat, als fest installierte Anlagen.

noch funktioniert bei der Vielzahl von Beinen?

Gruß, Heinz


Tried to reduce to the max Ich weiß, nicht immer einfach, aber einfach kann ja jeder.
Was noch fehlt? "Ein Sack voll Zeit"


 
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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#21 von askdrhook , 26.05.2019 11:21

Glück muss man haben

Felix hat auf einer Messe die Bekanntschaft mit einem Aussteller gemacht, der mit einer Computersteuerung für Modelleisenbahnen und wirklichkeitsgetreuen Stellpulten experimentiert.

Die benötigte Ausstattung überfordert das Taschengeld bei weitem. Da aber noch sehr umfangreiche Vorbereitungen unerledigt sind, werden sich Finanzierungen schon noch finden.

Die meisten Zugbewegungen im Untergrund wird voraussichtlich der Computer steuern. Das heißt noch nicht zwingend, dass es zu weniger Entgleisungen kommt. Es wird spannend.

Ebenfalls richtig Glück hatte Felix, als bei der Altmetallsammlung der Feuerwehr ein Kleinwagen mit noch vorhandenen Sitzen anfiel. Nach einer schnellen Rückfrage auf der Feuerwache war klar: „Ja, kannste haben, musst du aber selber ausbauen“. Das muss man Felix nicht 2x sagen. Den Ratschenkasten auf den Gepäckträger geschnallt und los. Den Heimtransport würde sein Daddy am Feierabend hoffentlich unterstützen. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht regnet und kein anderer sich den Sitz unter den Nagel reißt.

Inzwischen kann er schon mal das Gestell zeichnen, das den Sitz beweglich machen soll. Der Bruder von Hubert geht zur Berufsschule. Mit etwas Glück kann der das Rollgestell schweißen.


Beste Grüße aus dem Havelland

Anselm


 
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RE: Von Brömmel nach Oberhiller: Blechgleis 3600 auf 4,5 x 5,3 m

#22 von askdrhook , 10.09.2022 10:50

In der MIBA hat Felix eine Anzeige entdeckt. Ein älterer Herr gibt seine Modellbahn auf und sucht Käufer am liebsten für alles zusammen für 5000 DM. So viel Geld hat Felix natürlich nicht. Und seinen Dad darauf anzusprechen, wäre wohl zu unverschämt. Aber Träumen wird ja wohl erlaubt sein und fast 200 DM hatte er schon gespart. Eigentlich für die lang ersehnte BR 50 mit Kabinentender. Sollte er bei dem älteren Herrn anfragen, ob er sie von ihm gebraucht günstiger bekommen könnte?

Wer nicht wagt, der spinnt, witzelt der Vater zum Frühstück. Das ist das Stichwort für Felix: „Ich hätte da auch so ein Wagnis im Angebot“. „Soso, lass mal hören“ entgegnet der Vater. Felix überlegt kurz, wie er‘s angehen soll. Aber jetzt gibt’s kein zurück.
„Also, da muss ein alter Mann in der Nähe von Paderborn alle seine Eisenbahnsachen verkaufen. Da sind bestimmt ein paar Schnäppchen zu machen.“ Der Vater runzelt die Stirn. „Wie willst du denn nach Paderborn kommen?“
Felix wird ganz grummelig in der Magengegend. Jetzt oder nie! Er entschließt sich, sein süßestes Lächeln aufzusetzen und zu sagen: „ Ich kenn da einen, der ein Auto hat. Und der ist auch noch der beste Vater, den man sich wünschen kann“. In so ein kindliches Verhalten zu verfallen, ist ihm eigentlich peinlich. Aber es funktioniert besser, als mit der Faust auf den Tisch zu hauen.

Es vergehen gefühlt zehn Minuten, bis sich im Gesicht des Vaters eine Regung abzeichnet. Ein einfaches Nicken. „Ruf den an. Wir sind Freitag um 17:00 bei ihm und schauen uns das an“. Yessss!! Das ist der beste Vater, den man sich wünschen kann.

Ganz aufgeregt blättert Felix in der MIBA zu den Anzeigen und kann sich beim Wählen fast nicht konzentrieren. Es klingelt lange. Dann ein kurz angebundenes „Schmidt!“ im Hörer. „Ja, hallo, ich bin der Felix und ich hab die Annonce in der MIBA gesehen. Sind die Sachen noch da?“ Ein Schnaufen auf der anderen Seite. „Ja, es ist fast noch alles da. Nur zwei Loks sind schon verkauft.“
Felix kann nicht an sich halten: „Haben Sie auch eine BR 50 mit Kabinentender?“ Wieder erst Pause. „Ich denke ja. Ich weiß zwar nicht, wo die ist, aber ich hatte mal eine.“
„Super! Mein Vater und ich können am Freitag um 17:00 Uhr bei ihnen sein. Können Sie die BR 50 so lange auf die Seite packen?“
Der alte Mann zögert. „Also, wenn bis dahin einer kommt, der alles mitnimmt, ist sie weg.“ „Oh nein“ rutscht es Felix raus.
Der Mann weiß, wie man Druck aufbaut und lässt Felix noch ein bisschen zappeln. Dann fragt er: „Wie alt bist du?“. „Dreizehn“ antwortet Felix wahrheitsgemäß. „Gut, die BR 50 reserviere ich. Aber besser ist es, ihr nehmt gleich alles mit“.

Noch nie hat eine Woche so lange gedauert. Felix ist total aufgeregt. Dann biegt sein Dad in die Einfahrt. „Das schaffen wir pünktlich“ denkt sich Felix und stürzt mit der Jacke los. Halt! Die Spardose muss mit.

Es ist einer der Abende, die Felix nie vergessen wird. Sein Vater muss im Lotto gewonnen haben, denn er hat 4500 DM in bar im Geldbeutel. Sie packen kurzerhand alles ein, was nach Eisenbahn aussah. Darunter auch ein sonderbarer Schaltschrank und so seltsame Platinen säuberlich in einem Karton verpackt.



Was es damit auf sich hat, muss Felix erst noch studieren. Der Alte Mann sagte, das sei der eigentliche Schatz der Sammlung. Obwohl Felix sich eigentlich viel mehr über die BR 50 freut, von der nur eine Trittstufe abgebrochen ist. Wenn er nicht den besten Vater der Welt hat, wer sonst? Egal, was er dafür würde tun müssen. Es ist jeden Aufwand wert. Nicht auszudenken, wie das gelaufen wäre, wenn Felix nicht die Gelegenheit genutzt hätte, das Thema zur Sprache zu bringen.


Beste Grüße aus dem Havelland

Anselm


 
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