Moin Kollegen,
in wie weit die Bedarfsformeln zur Ermittlung vom Lokomotivbedarf auch in späteren Epochen noch einsetzbar ist mag ich nicht beurteilen können, vermutlich sind die Formeln nur auf Epoche I bzw. in der frühen Epoche II und womöglich nur auf Lokomotiven jener Zeit anwendbar, was Personenzug-Lokomotiven anbetrifft, weil für diese Maschinen eine Reperatur- und Wartungs-Häufigkeit von 20 % veranschlagt wurde, bei modernen Maschinen kann diese Zahl durchaus geringer ausfallen.
Bei Güterzugmaschinen greifen andere Zahlen, die nachfolgend erklärt werden:
Befassen wir uns jetzt noch mit der zweiten Bedarfsermittlungsformel für Güterzug Lokomotiven, welche wie folgt aussieht:
L² = C : B x N
L² = Anzahl der erforderlichen Güterzug Lokomotiven
C = Brutto Anzahl der zu befördernden Centnermeilen
B = Ø Zugbelastung in Centnermeilen Brutto (mit Berücksichtigung der größten Steigung einer Bahn)
N = Ø zurückgelgte Nutzmeilen einer Lokomotive
Der Bedarf an Güterzug Lokomotiven ist von der Bruttoanzahl der zu befördernden Centnermeilen, von Leistungsfähigkeit der Lokomotiven in Rücksicht auf der Zugkraft und der durchschnittlich in eineinem Jahr zurückgelegten Nutz-Meilenanzahl abhängig. Die ersten beiden Faktoren, nämlich die Bruttoanzahl der zu befördernden Centnermeilen und die Leistungen der Lokomotiven können bei schon bestehenden Bahnen aus den Betriebsresultaten des Vorjahres entnommen werden.
Bei einer neu zu erbauenden Bahn muß man nach der früher vorgeführten Methode die Nettoanzahl der zu befördernden Centermeilen entnehmen und daraus die Bruttoanzahl berechnen.
Dazu kann man das aus der Praxis sich ergebende Verhältnis Netto zum Brutto, wie 2 : 5 benutzen.
Die Leistungsfähigkeit einer Lokomotive rücksichtlich ihrer Zugkraft hat man bei neu zu erbauenden Bahnen auf der Hand; bei schon bestehenden muß man die Leistungen der vorhandenen Maschinen in Rechnung ziehen.
In Betreff der durchschnittlich zurückgelegten Nutzmeilenzahlen muß man sich nach bekannten statistischen Daten richten; auf den Österreichisch - Ungarischen Eisenbahnen betrug im Jahr 1868 diese Zahl 3260.
(2)
L² = C : B x N
Wenn Bahnen von den verschiedenen Maschinenstrecken in Folge der Veränderten Neigungs- und Krümmungsverhältnisse andere Zugbelastungen haben, so muß die erforderliche Anzahl von Lokomotiven für jede Strecke getrennt nach Formel (2) berechnet werden.
Letztendlich sind noch Lokomotiven für den Reserve- und Verschiebedienst erforlich, und zwar namentlich an allen Stationen, an denen Züge beginnen oder enden, ferner an solchen, wo einen Maschinenwechsel stattfindet.
L³ = l¹ + l² + M l³
Wenn also für die Station einer Bahn, wo die Züge enden, die Zahl für den Reserve- und Verschiebedienst notwendigen Lokomotiven l¹, für jene, wo Züge beginnen l² ist, wenn für jede Maschinenwechselstation das Erfordernis an Lokomotiven in diesem Falle l³ beträgt, so ist der Gesamtbedarf die Summe L³ an Reserve- und Maschinendienst der betreffenden Bahn.
(3)
L³ = l¹ + l² + M l³
Entnommen habe ich die teilweisen Textabschriften aus dem Buch:
"Vorträge über Bahnhöfe und Hochbauten auf Locomotiv – Eisenbahnen, vorgetragen von Dr. Eduard Schmitt, seinerzeit tätig als Ingenieur und ordentlicher Professor der Bau- und Ingenieurwissenschaften an der Großherzoglich Hessischen Ludwigs Universität zu Gießen. Erster Teil – Anlage der Bahnhöfe, erschienen im Jahr 1873."
In diesem Buch werden mehrfach hilfreiche Tips zur Planung von Bahnhöfen gegeben, verschiedene Themengebiete angesprochen und Vergleiche gezogen, die für uns als Modellbahner im Planungsstadium durchaus hilfreich sein könnten?
Bis zum Ende der Epoche II hielt man sich and das Bahnpolizeireglement und and die Empfehlungen der Nachfolgeorganisation(en) des VDEV – Verein Deutscher Eisenbahn Verwaltungen, welcher in Epoche I gegründet wurde, zunächst nur in Preußen dann recht zügig auf alle deutssprachigen Regionen und Nachbarländer die mit deutschen Staaten einen nationenübergreifenden Eisenbahnverkehr pflegten, auch gab es ausländische Mitgliedsverwaltungen ohne Stimmrecht.
Für die Anlage von Bahnhöfen muß man für das bessere Verständnis wissen, daß Publikumsströme gelenkt wurden und sich auf Abfahrt und Ankunft verteilten und beide Bereiche möglichst räumlich voneinander getrennt werden sollten, wo dieses möglich war, gemäß der damaligen Bahnpolizeivorschriften. Ebenso sollten auch der Post- und Gepäckdienst, Personen-, Eilgut- und Güterverkehr räumlich voneinander getrennt sein.