RE: Umbau einer BR 86

#1 von wulf43 , 15.08.2014 18:10

Liebe Forengemeinde,
seit geraumer Zeit bin ich Leser hier im Forum und war und bin Nutznießer von vielen interessanten Hinweisen. Auch habe ich viele Anregungen erhalten.
Vielfach wurde über das hervorragende Fahrverhalten von Lokomotiven berichtet, die mit einem Glockenankermotor ausgerüstet wurden. Nun habe ich es gewagt, eine Märklin BR 86 mit solch einem Motor auszustatten. Natürlich sind für den Umbau Fräsarbeiten am Treibgestell notwendig. Hier im Forum wurde auch schon die Problematik der Aufspannung diskutiert. Das Bild 1 zeigt die von mir gewählte Methode. Auf der Unterseite des Gestells existieren ebene Flächen, die der Auflage dienen. Die Zwischenstücke sorgen für die Freiheit der Räder. Zu sehen ist auch wo die Spannelemente angeordnet wurden. Die gesamte Fräsarbeit erfolgte mit einem 3mm-Fingerfräser auf einer kleinen Hobby- Fräsmaschine. Sie orientierte sich an der sehr gut bebilderten und beschriebenen Anleitung des Bausatzherstellers. Das Fräsergebnis zeigt Bild 2.
Für den gesamten Umbau galten aber noch folgende Zielsetzungen:
- Spitzen- und Schlusslicht vorn und hinten fahrtrichtungsabhängig getrennt ansteuerbar
- Fahrwerkbeleuchtung
- Beibehaltung der Telex-Kupplungen
Spitzen- und Schlusslicht (je 3 * weiß und 2 * rot) erforderten eine neue Konzeption. Für die Vorderseite der Lok wurden die serienmäßigen Lichtleiter verwendet. Allerdings ist dazu aber eine Trennung der Lichtversorgung zwischen dem oberen Stirnlicht und den beiden unteren Stirnlichtern notwendig. Im Original versorgt eine Glühbirne alle 3 Stellen. Der in Bild 3 oben gezeigte Lichtkörper dient einerseits zur Aufnahme der Leuchtelemente und andererseits zur Trennung. Als Lichtquellen wurden LEDs vom Typ PLCC-2 bicolor rot/warm-weiß verwendet. Grundsätzlich wäre für das obere Stirnlicht keine bicolor-LED notwendig. Aber wegen evtl. Farbnuancen von verschiedenen LED-Varianten wurde auch derselbe Typ gewählt und nur weiß beschaltet. Auf dem Kunststoffblock sind geätzte Platinen mit den aufgelöteten LEDs und SMD-Vorwiderständen (3,4 k für rot, 2,7 k für weiß aufgeklebt. Der Block ist mit einem 1mm dicken Messingblech, das in den Schlitz der Lampenhalterung eingepasst wurde, verschraubt. Bohrungen dienen der Kabelführung. Auf dem unteren Original-Lichtleiter des Gestells ist eine schwarze Folie aufgeklebt, damit das rote Licht nicht zur oberen Lampe strahlt.
Für die Heckbeleuchtung wurden 3 LEDs, ebenfalls PLCC-2 bicolor, verwendet, die auf einer 3mm dicken Platte aus Polystyrol aufgeklebt wurden (Bild 3 unten). Darunter liegende Bohrungen stellen die Verbindung zu den in das Lokgehäuse eingepassten Acrylstiften her. Die Kontur dieser Platte wurde vom Originallichtleiter übertragen. Die Verkabelung erfolgte mit ebenfalls aufgeklebten Kupferlackdraht. Die beiden SMD-Widerstände zur Anpassung rot – weiß sind zu niedrig in ihrem Wert gewählt. In der Zuleitung Spannung U+ (blaues Kabel) ist daher zusätzlich noch ein gemeinsamer Vorwiderstand mit 16 k integriert, dessen Anpassung aber erst am Ende geschah. Da die Lichtweiterleitung der Lok vorn und hinten Prinzip bedingt deutliche Unterschiede aufweist, ist die Anpassung der Widerstände erst am Ende sinnvoll. Zur Anpassung wurde ebenfalls die Dimm-Funktion der Aux-Ausgänge des Decoders genutzt. Zum Unterbinden einer Lichtabstrahlung in das Führerhaus dient eine Abdeckung mit schwarzer Pappe.
Die Fahrwerkbeleuchtung besteht aus 4 in Reihe geschalteten SMD-LEDs vom Typ 0603 warm-weiß, die ebenfalls auf Platinen (Mini-) aufgelötet wurden. Die Platinen sind auf das Lokgestell geklebt (Bild 4). Der SMD-Vorwiderstand (1,5 k) befindet sich in der Zuleitung (Schrumpfschlauch!).
Bild 5 zeigt einen Zwischenstand. Der Motor ist eingeklebt, die Kabel für die Beleuchtung und Motor sind angelegt.
Bild 6 zeigt den Endzustand. Die elektrische Verbindung zwischen Gehäuse und Gestell ist über eine dreipolige Steckverbindung (rechts oberhalb der Decoders zu erkennen) realisiert. Die Leitungen sind im Gehäuse verklebt. Als Decoder wurde ein Lopi V4 gewählt, der über eine 21MTC-Schnittstelle auf eine selbst konzipierte Platine gesteckt ist. Die Platine ist mit einer Schraube am Gestell befestigt. Auf der Rückseite der Platine ist eine Mosfet-Aux3/4–Verstärkung aufgeklebt. Wie üblich ist das Spitzenlicht an die F0-Ausgänge angeschlossen. Aux2+3 speisen die roten Schlusslichter, Aux4 die Fahrwerkbeleuchtung. Die Telex-Kupplungen sind in Reihe geschaltet und nutzen das Gehäusepotenzial und den Ausgang Aux1. Selbstverständlich beherrscht die Lok den Kupplungswalzer.
Die folgenden Bilder zeigen das Ergebnis:
Bild 7 Spitzenlicht vorn, Bild 8 Schlusslicht vorn, Bild 9 Spitzenlicht hinten sowie Bild 10 Schlusslicht hinten und Fahrwerkbeleuchtung.
Funktionszuordnung:
F0: Spitzenlicht fahrtrichtungsabhängig
F1: automatisches abkuppeln (Kupplungswalzer)
F2 +F0: Schlusslicht fahrtrichtungsabhängig
F3: Rangiergang und Doppel A
F4: Direktsteuerung und Doppel A
F5 + Stand+ F0 aus: Doppelrot
F6 + Stand: Fahrwerkbeleuchtung mit zeitverzögerter Abschaltung
Das Fahrverhalten mit dem neuen Motor ist einfach Spitze; leise und „ samtweich“.
Folgende aufs Vorbild umgerechnete Geschwindigkeiten sind eingestellt (ich steuere übrigens mit der ehrwürdigen CU 6021):
Stufe 1: 1 km/h, Stufe 7: 38 km/h, Stufe 14: 82km/h
Für die Kombination CU 6021 und Interface 6051 habe ich auch ein Programm zum Mappen des Decoders Lopi V4 in VB6 geschrieben.










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RE: Umbau einer BR 86

#2 von Ferenc , 15.08.2014 21:14

Hallo,
kannst du die Bezeichnung deiner "kleinen Hobby- Fräsmaschine" nennen?
Sehr guter Umbau, hier fehlt nichts!

Besten Dank
Ferenc


Immer eine Handbreit Schotter unter der Schwelle


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RE: Umbau einer BR 86

#3 von wulf43 , 15.08.2014 21:45

Hallo Ferenc,
es handelt sich um eine Proxxon MF 70.
Gruß
wolf43


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RE: Umbau einer BR 86

#4 von Goshiny , 16.08.2014 07:47

Moin Wulf43,
ein gelungener Umbau und gut beschrieben.
Gibt es eine andere Methode außer kleben um den Motor zu befestigen?

Eine Anmerkung/Frage zu Deiner Spannmethode:

Zitat von wulf43





Die auf der Mitte der Lok drückende Spannpratze könnte bei zu starkem Druck den Rahmen der Lok langsam durchdrücken oder hast Du noch eine Stück Metall unter den Rahmen gelegt?

Viele Grüße
Wolfgang


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RE: Umbau einer BR 86

#5 von wulf43 , 16.08.2014 10:22

Hallo Wolfgang,
Zu deinen Fragen:
Schrauben statt Kleben
Grundsätzlich ist ein Verschrauben denkbar. Aber bei den Platzverhältnissen schwierig und mit den Möglichkeiten einer Hobby-Werkstatt kaum zu realisieren. In dem Bild sind die Flächen, die die Position des Motors in den drei Raumrichtungen bestimmen, durch Striche gekennzeichnet. Die entsprechenden Maße sind natürlich wichtig. Beim Verkleben (ich habe den Kleber, der vom Bausatzhersteller empfohlen wird, verwendet) ist die Fixierung des Motorblocks einfach zu gewährleisten.



Lage der Spannpratze
Du hast natürlich Recht, die Spannpratzen sollten über den Positionierpunkten angeordnet sein. Im vorliegenden Fall hätte das erhöhten Aufwand bedeutet, da sich vorn Kunststoff-Sichtobjekte befinden. Die hätten entfernt werden müssen. Da das Gestell an der Stelle, an der die linke Pratze angeordnet ist, ca. 25 mm dick ist, habe ich diese Stelle gewählt. Natürlich habe ich eine möglichst geringe Spannkraft angestrebt. Ein wesentlich größerer Druck wurde an der rechten Pratze erzeugt.

Viele Grüße
wulf43


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RE: Umbau einer BR 86

#6 von Dr Koma , 23.08.2014 22:54

Hallo Wulf

Sehr schön, Dein Umbau, vor allem das Licht. Woher wusstest Du, wo die Fahrwerksbeleuchtung hin muss? Interessanter Weg zur Beleuchtung, kuck mal meinen Umbau an (wenn`s Dich interessiert):

viewtopic.php?f=27&t=110203


Wenn die 86er aus Metall wäre.... Obwohl, die gibts ja auch recht günstig. Ich glaub, ich muss mir auch noch eine holen. Die Telex ist ja auch super!


Viel Spass

Hauke


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viewtopic.php?f=64&t=97154&p=1055275#p1055275


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RE: Umbau einer BR 86

#7 von wulf43 , 24.08.2014 10:23

Hallo Hauke,
Deinen Bericht habe ich mir angesehen. Klasse Arbeit mit tollem Ergebnis. Sehr filigran!
Für die Fahrwerksbeleuchtung habe ich die vier Stellen, die in dem Bild markiert sind, ausgewählt. An den Stellen sind ebene Flächen, so dass die Platinen (6,5 * 5 mm) mit den LEDs aufgeklebt werden konnten. Leider sind auf dem Foto nicht alle LEDs erkennbar. Dazu hätte ich das Gestänge abbauen müssen. Der Aufwand war mir zu groß. Sorry.

Viele Grüße
wulf43


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RE: Umbau einer BR 86

#8 von Dr Koma , 24.08.2014 11:45

Danke, Wulf, ich werd das Kompliment an meinen Lötmeister weitergeben. Wie ich sehe, hast Du die LED-Platzierung für`s Fahrwerk recht praktikabel gelöst: wo Platz ist, kommt die Lampe hin - so wie bei mir. Eine Originalvorlage für die Platzierung zu finden ist mir nicht gelungen, aber sieht auch so gut aus. Eine Lampe, denke ich, sollte über der Steuerung sein, da hatten die Jungs wahrscheinlich am meisten zu tun. Ist aber auch nur so ne Vermutung von mir.

LG

Hauke


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RE: Umbau einer BR 86

#9 von Xien16 , 22.01.2019 11:34

Sehr schön beschriebener Umbau

Und tolle Platinen - so kann man bei wenig Platz viele Probleme lösen.
Durch den neuen Motor hat man ja richtig viel Platz in der Lok, da könnte man beinahe einen Führerstand einbauen

Gruß,
Janik


Hier geht's zu meiner Thread Übersicht


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RE: Umbau einer BR 86

#10 von wulf43 , 19.03.2022 11:47

Hallo Steffen,
Deinem Wunsch, noch ein paar Bilder von dem Umbau, insbesondere für die Weiß-Rot-Beleuchtung an der Front, zu zeigen komme ich gern nach. Ich hatte noch welche, die ich seinerzeit nicht verwendet habe. Dazu gehört auch die Entwurfsskizze für den Lichtkörper vorn.


Lichtkörper I


Lichtkörper II


Entwurfsskizze
Bezüglich der Maße in der Entwurfsskizze muss ich erwähnen, dass ich nicht mehr weiß, ob Anpassungen beim Einbau notwendig waren. Eventueller Nachbau geschieht auf eigenes Risiko.
Gruß
Wulf


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eisenbahnbastler und Wusel haben sich bedankt!
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zuletzt bearbeitet 21.03.2022 | Top

   

Umbaubericht (2. Version) Märklin 3034 / Primex 3199 BR 141 - Digital, 21MTC, Glockenankermotor, LED Platinen, Stützelko, Sound
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