Hallo Torsten,
zum Thema "digital" hänge ich Dir mal einen Post an, den ich vor wenigen Tagen per PN an einen Wiedereinsteiger geschickt habe, der zum Thema mal eine ausführliche Meinung haben wollte. Er erläutert meinen Weg vom Analog-Bahner, der selbst die Elektronik für die Moba entwickelte, hin zum überzeugten Digitalo ...
"Ich steuere meine Anlage komplett digital: fahren, schalten und melden per PC und Steuerungs-Software. Die digitale Erleuchtung hatte ich nach 40 Jahren analog im Jahre 2007. Zur der Zeit war ich gerade dabei, die Abläufe in meinem Schattenbahnhof mit selbst entworfener und gebauter Elektronik zu automatisieren. Mir ging aber zeitlich die Puste aus. Was also tun? Eine Serie von zwei Artikeln von Manfred Kölsch in der Miba hat die Wende ausgelöst: mir wurde klar, um wie viel einfacher und vor allem flexibler die digitale Steuerung per PC sein würde. Und so kam, was kommen musste ...
- Aha-Erlebnis 1: nach Fertigstellung der Gleisverlegung wurde die Lenz-Zentrale LZV100 incl. Handregler LH100 angeschafft. Drei Loks digitalisiert, Anschluss ans Gleis - und schon konnte der Betrieb VÖLLIG OHNE TRENNSTELLEN, Schalter etc. losgehen. Die Loks bekommen die Befehle zum Fahren oder Stehenbleiben direkt in den Decoder, Signale mit Zugbeeinflussung, Stopstellen und Ähnliches sind komplett überflüssig. Wenn man Trennstellen einfügt, dann nur, um die Anlage in getrennte Stromkreise zu unterteilen (nur zwecks optimaler Spannungsversorgung, nicht mehr, um mehrere Loks in mehreren "Kreisen" unabhängig fahren zu lassen, so wie früher). Oder aber, um fortgeschrittene Rückmelde-Techniken einsetzen zu können.
- Aha-Erlebnis 2: es dauerte nicht lange, bis auch die Weichen per Decoder geschaltet werden konnten. Hier war dann schon der PC mit Steuerungs-Software im Spiel. Sensationell: man muss kein Gleisbild-Stellpult mit Schaltern, Tastern, Lämpchen etc. bauen - man zeichnet sich einfach eins!!! Die gezeichneten Weichen-Elemente kann man per Konfigurations-Dialog mit der Digital-Adresse der Weiche versehen, evtl. noch verdreht angeschlossene Kabel per Mausklick "umdrehen" (man muss das also nicht mehr per Lötkolben machen), und schon kann man die Weichen per Mausklick schalten. Wenn ich bedenke, was allein das an Zeit und Aufwand spart!!!
- Aha-Erlebnis 3: nach dem durchschlagenden Erfolg der Digitaltechnik im sichtbaren Bahnhofsbereich wurde als Nächstes der bereits "fertig" verdrahtete Schattenbahnhof auf Digitaltechnik umgebaut: Weichendecoder installieren, Rückmelder in die Gleise einbauen etc., das selbstgebaute Stellpult mit Tastern und Leuchtdioden verschrotten. Nachdem das fertig war, kannte man den Schattenbahnhof nicht mehr wieder. Keine Zug-Zusammenstöße (und nachfolgendes aufwendiges Wieder-Aufgleisen von Zügen "ganz hinten unten"), sondern durch die Software abgesicherte Fahrten, endlich FUNKTIONSFÄHIGE Gleisbesetzt-Überwachung, und schließlich die vollautomatische Steuerung komplexer Einpark-Abläufe. So setze ich im Untergrund einen 2,60 m langen Ganzzug mit 4-achsigen Kohlewagen RÜCKWÄRTS in ein Stumpfgleis hinein. Das hätte ich mich analog nicht getraut - abgesehen davon, dass die Steuerung für so etwas mit Analogtechnik ziemlich aufwendig geworden wäre. Mit Digitaltechnik und PC-Steuerung geht das völlig zuverlässig vonstatten, vor allem aber komplett unfallfrei. Das hat schließlich dazu geführt, dass ich noch acht solche Stumpfgleise hinzugebaut habe (ein Teil davon außen angesetzt). Damit ist natürlich ein deutlich abwechslungsreicherer Betrieb auf der Anlage machbar. Auch diese Züge werden nach beendeter Fahrt wieder "Rückwärts eingeparkt" - einfach klasse!
- Aha-Erlebnis 4: Nach Ausstattung der kompletten Anlage mit Weichendecodern und Rückmeldern (bei mir meist Reed-Relais mit Magneten unter den Loks) konnte der vollständig vom PC überwachte ("Zugsicherung") und wahlweise auch automatische Betrieb gestartet werden. Es ist absolut faszinierend und für mich ein wesentlicher Teil des sinnlichen Erlebnisses, einen schweren Güterzug mit Dampflok vorne dran gaaaanz langsam losfahren zu sehen. Das geht deshalb, weil das PC-Programm aus dem Zuggewicht und der von mir eingegebenen Lok-Leistung und -Höchstgeschwindigkeit ein Anfahr-Profil errechnet und dieses als Steuerbefehle an die Lok(s) funkt. Ebenso schön geht das automatische Bremsen vor Signalen oder im Schattenbahnhof vonstatten. Zu Beginn eines Gleisabschnittes wird die Bremsung am Rückmelder bei Bedarf (i.e. rotes Signal, nicht freier Folgeblock, ...) automatisch eingeleitet und dann so errechnet, dass die Lok bei Erreichen des Haltemelders nur noch Kriechgeschwindigkeit hat und dort punktgenau zum Stehen kommt.
- Aha-Erlebnis 5: die Software erlaubt ein "Einmessen" einer Lok. Das heißt: TC lässt die Lok zwischen zwei Rückmeldern (bei mir sind das zwei Reed-Kontakte im Bahnhof), deren Abstand zueinander bekannt ist (bei mir 185 cm) hin- und herfahren. Und zwar mit verschiedenen Geschwindigkeitsstufen, in 15 Schritten. TC misst nun die Zeit, die die Lok von einem Melder zum anderen braucht. Daraus ergibt sich für Vorwärts- und Rückwärtsfahrt eine Geschwindigkeitskennlinie, mit der für die Lok eine echte Geschwindigkeit gefahren werden kann. So z.B. fahren ALLE Loks auf abzweigenden Weichen nur mit umgerechnet 40 km/h. Schlepptender-Dampfloks fahren bei Rückwärtsfahrt mit 50 km/h (außer etwa die Baureihe 50, die auch rückwärts 80 km/h fahren darf). Der eigentliche Knüller ist nun aber das: ich kann zwei Loks per Programm zu einer Doppeltraktion zusammenkuppeln. Und egal, wie unterschiedlich sie auch sind (z.B. der Taurus mit einer Rangier-Dampflok), sie fahren als Doppeltraktion mit identischer Geschwindigkeit!!! Ich habe das analog probiert - es hat nicht funktioniert. Digital und programmgesteuert: nur wenige Mausklicks, und der Spaß geht los. Inzwischen habe ich etliche Züge auf meiner Anlage, die wegen ihres "Zuggewichtes" in Doppeltraktion fahren. Sensationell!!!
Du wirst im Forum immer mal wieder lesen: "der Verdrahtungsaufwand ist bei einer Digital-Anlage auch nicht kleiner als bei einer analogen". Das mag stimmen. Es ist aber dennoch einfach. Man hat nämlich nur noch ganz elementare Dinge zu tun: Weichen an Weichendecoder (so wie früher an die Tasten), Lokdecoder in die Loks (wenn sie nicht schon von Haus aus drin sind - ansonsten ist Nachrüsten i.A. nicht schwierig), Rückmelder anschließen (so wie früher die Kontaktgleise). Zusätzlich noch: extra Spannungsversorgung und Bus-Kabel. Aber alles nicht wirklich komplex. Den Rest erledigt dann die Digitalzentrale zusammen mit dem PC. Keine aufwendigen Trickschaltungen! Keine Bremsgeneratoren! Keine Schattenbahnhofs-Steuerungen! All das übernimmt der PC, und das mit einer Funktionalität und Flexibilität, die ihresgleichen sucht. Hier im Forum gibt es einige Hobby-Kollegen, die anfangs auch skeptisch waren, ob sie das denn schaffen. Sie wurden eines Besseren belehrt. Und Schritt für Schritt gehen sie nun den Weg in eine digital gesteuerte Anlage - und haben viel Spaß dabei!"
Ich hoffe, das hilft Dir bei der Richtungsentscheidung.
Gruß, Randolf