RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#51 von Peter Müller , 21.07.2018 23:43

[quote="Viet Bui" post_id=1854271 time=1532208269 user_id=28555]Wenn man sehr offensiv fährt, beträgt die Fahrzeit nur 33 Minuten.[/quote]
Das war ja glaube ich vor ca. zwei jahren eine Maßnahme, die offen kommuniziert wurde, dass die Triebfahrzeugführer nicht mehr auf den Verbrauch achten müssen sondern bei Bedarf auf jeden Fall die volle Leistung abfordern dürfen.

Dann halten die Triebfahrzeuge bis zum Ende der Managementperiode und das nächste Management muss sich um neue Lokomotiven kümmern


Grüße, Peter

Bei campact.de per E-Mail abstimmen: 49-Euro-Ticket retten! ... das haben Stand 25.08.2023 um 20:45 Uhr schon 115.000 Menschen getan.

Und Aktionen bei campact.de wirken, siehe Wikipedia, da wird darüber berichtet.


 
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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#52 von schuerfwunde , 22.07.2018 08:34

Echt interessant was für Erfahrung die Vielfahrer hier auflisten.
Es erstaunt mich das es Wagenengpässe gibt ... naja im Endeffekt heißt es das der Rotstift zu Lasten der Kunden angesetzt ist.
Sowas ist eine bewusste Entscheidung.

Ich finde aber man sollte in dieser Diskussion nicht ständig die Städte als Musterbeispiel für Bahn und gegen Auto anführen.
Es ist klar das für einen Städter die Bahn eine gute Mobilitätsmöglichkeit ist.

Was ist mit den Leuten die außerhalb einer großen Stadt wohnen?

Die Frage zur Benutzung der Bahn ist ja immer die gleiche....

Gibt es an dem Bahnhof nur eine S—Bahn oder wenigstens IR ? Ich bin schonmal gestanden weil kein Sitzplatz frei war ...
Wenn nicht muss man den nächst größeren Bahnhof erreichen... also entweder Auto oder umsteigen ( also von S—Bahn zu IR )
Wie komm ich im Anschluss weiter?
Wenn ich außerhalb des Umkreises vom Zielbahnhof einen Termin habe oder jemanden besuchen will, habe ich ein Problem.
Wie komm ich da hin????

Taxi?
Carsharing?
Bus?

Das ist dann schon ein Abenteuer .... wenn jetzt noch der Service schlecht ist ... dann erledigt sich die Bahn für mich.

Würden Züge wie ein TEE VT11.5 oder sonstige historische Züge oder gar aktuelle neuartige Luxuszüge fahren, dann würde ich diese ganzen Hindernisse gerne auf mich nehmen.
Aber die Vorstellung in einem viel zu kleinen Sitz ohne Ruhe dazu häufig verschmutzt zu fahren ... ne Danke.

Für mich ist klar ... Bahnfahren muss man wollen und sehr Leidensfähig sein.


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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#53 von Schroedjs , 22.07.2018 08:38

Ich nutze die Bahn nie und bau was mir gefällt. Warum, weiß ich auch nicht.
Keine Ahnung wie ich dies Hobby als meines machen konnte.
Aber dafür bin ich auch nicht pedantisch an Nachbildungen interessiert, weil ich das Original eh nicht so gut kenne.


Liebe Grüße, J.J. (d?ei d?ei)


schroedjs-modelleisenbahn


 
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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#54 von Viet Bui ( gelöscht ) , 22.07.2018 10:33

Guten Tag zusammen,
[quote="Peter Müller" post_id=1854279 time=1532209424 user_id=1337]
[quote="Viet Bui" post_id=1854271 time=1532208269 user_id=28555]Wenn man sehr offensiv fährt, beträgt die Fahrzeit nur 33 Minuten.[/quote]
Das war ja glaube ich vor ca. zwei jahren eine Maßnahme, die offen kommuniziert wurde, dass die Triebfahrzeugführer nicht mehr auf den Verbrauch achten müssen sondern bei Bedarf auf jeden Fall die volle Leistung abfordern dürfen.
[/quote]
Grundsätzlich gilt: Pünktlichkeit vor Energiesparen. Ist ein Zug verspätet, soll ein Lokführer die Fahrzeitreserven vollständig ausschöpfen. Auf hoch belasteten Strecken funktioniert das natürlich nur bedingt, wenn der verspätete Zug auf einen anderen aufläuft.
Auch bei der Energiewertung wird der Mehrverbrauch, der sich durch den Abbau von Verspätungen ergibt, entweder nicht berücksichtigt oder anders gewertet. Wie gesagt: Pünktlichkeit vor Energiesparen.
Im Nahverkehr ist die Vertragsstrafe für verspätete Züge höher als die Kosten für den höheren Energieverbrauch.

Im Oktober 2017 sollten die Lokführer bei DB Fernverkehr grundsätzlich die Fahrzeitreserven ausschöpfen, also stets die kürzeste Fahrzeit anstreben. Die so gewonnen Fahrzeitreserven sollen dann zur Disposition eingesetzt werden. Der Versuch scheiterte meines Wissens nach; ohne Not fährt ein ICE 1 280 km/h, um dann vor dem Einfahrsignal am Bahnhof zu stehen. Der dispositive Freiraum beträgt gleich null, wenn der Bahnhof voll ist.
Die einzige Lösung ist der Ausbau der Infrastruktur und die Beseitigung von Engpässen. Man könnte die Kapazität der zweigleisigen Strecke von Mannheim nach Frankfurt (Main) erhöhen, wenn man zusätzlich zum projektierten Neubau LZB-Hochleistungsblocks einrichtet.

Zitat

Es erstaunt mich das es Wagenengpässe gibt ... naja im Endeffekt heißt es das der Rotstift zu Lasten der Kunden angesetzt ist.
Sowas ist eine bewusste Entscheidung.


Nein, man ist von falschen Annahmen ausgegangen. Im Jahr 2006 lag die Auslastung der Fernverkehrszüge bei 43 % und 2017 lag sie dann bei 59 % und auch im ersten Quartal 2018 wurden weiter steigende Fahrgastzahlen verkündet. Man hat ja die Bestellungen des ICE 4 und IC 2 mehrfach nach oben korrigiert. Eisenbahnfahrzeuge sind sehr teuer und deren Bau dauert Jahre. Da kann man nicht ohne Weiteres kurzfristig neue Wagen bestellen.

Zitat

Ich finde aber man sollte in dieser Diskussion nicht ständig die Städte als Musterbeispiel für Bahn und gegen Auto anführen.
Es ist klar das für einen Städter die Bahn eine gute Mobilitätsmöglichkeit ist.


Nein, das ist richtig so. Denn das Auto verursacht in den Städten große Probleme, die auf dem Land kein Problem sind: Das Auto ist in Städten das ineffizienteste und umweltschädlichste Verkehrsmittel. Vier Busse, in denen 180 Personen einen Sitzplatz finden, haben denselben Ausstoß an Stickstoffoxiden wie ein Auto, in dem maximal fünf Personen Platz finden. Das Auto verursacht im Verhältnis zur Verkehrsleistung besonders viel Lärm, Schadstoffemissionen und Platzprobleme. Auf dem Land ist das alles kein Problem.

Zitat

Was ist mit den Leuten die außerhalb einer großen Stadt wohnen?


Ganz einfach: Sie fahren auf dem Land, wo es kein attraktives ÖPNV-Angebot gibt, mit dem Auto in die Stadt. Beispiel: Der Pendler, der irgendwo im baden-württembergischen Gäu lebt, nimmt das Auto und fährt damit Richtung Stuttgart. In Stuttgart-Österfeld gibt es eine S-Bahn-Station, dort wird in Zukunft alle fünf Minuten (und das von 6 Uhr bis 20.30 Uhr!) eine S-Bahn abfahren. Von dort aus kann man dann innerhalb von 13 Minuten in die Innenstadt fahren. Dort richtet man „Park-and-Ride“-Parkplätze ein. Er kann also dort, wo das ÖPNV-Angebot engmaschig, dichtvertaktet und günstig ist, umsteigen.

Zitat

Das ist dann schon ein Abenteuer .... wenn jetzt noch der Service schlecht ist ... dann erledigt sich die Bahn für mich.
Für mich ist klar ... Bahnfahren muss man wollen und sehr Leidensfähig sein.


Und genau wegen solchen Leuten mit einer solchen Einstellungen müssen Fahrverbote in den Städten eingerichtet werden. Weil sie sich weigern, Alternativen zum Auto zu nutzen.
Mein Angebot steht noch: Wir fahren mit der Schwarzwaldbahn in den Schwarzwald.

Ich kann mich übrigens nur wiederholen: Die Qualität im Regionalverkehr ist deutlich höher als im Fermverkehr. Schon alleine weil im Regionalverkehr für schlechte Leistungen Vertragsstrafen anfallen.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#55 von schuerfwunde , 22.07.2018 18:24

[quote="Viet Bui" post_id=1854345 time=1532248390 user_id=28555]
......Vier Busse, in denen 180 Personen einen Sitzplatz finden, haben denselben Ausstoß an Stickstoffoxiden wie ein Auto, in dem maximal fünf Personen Platz finden. Das Auto verursacht im Verhältnis zur Verkehrsleistung besonders viel Lärm, Schadstoffemissionen ......
[/quote]

Naja ich weiß nicht wie Du auf so Zahlen kommst aber erklär mir das doch bitte mal.

Vier Busse setzen imho soviel Schadstoffe wie eine hohe zweistellige Zahl an modernen Autos frei.

Aber wahrscheinlich hast Du das Verhältnis der beförderten Fahrgäste pro Fahrzeug gemeint?

Aber jetzt nehmen wir nochmal ein Beispiel.
Fährt mit dem Auto von Rastatt nach Stuttgart in die Wilhelma.
Das geht beides wunderbar mit Zug und Auto aber in meiner Rechnung ist das Auto günstiger und weniger kompliziert.
Parken kann man ja auch in Stuttgart in den zahlreichen Parkhäusern ... ist ja auch direkt eins nebendran.

Ich hab schon beides probiert (paar Jahre her) und die Zugfahrt war ok aber ich musste in Karlsruhe umsteigen und 25 min warten ... ebenso auf dem Rückweg ... in Stuttgart dann nochmal umsteigen in eine S—Bahn ... um direkt zur Haltstelle Zoo zu kommen ... in Summe einfach 3h Fahrt. Mit dem Auto 1h ...

Das in Stuttgart Umweltzonen eingerichtet werden ist totaler Quatsch ... da wird der Bürger gegängelt ... nichts weiter .... die Industrie stößt aus, die Anwohner und Ihre Schwedenöfen .. die Gas und Dieselheizungen ... dazu gepaart mit schlechter Forstwirtschaft . . Es gibt viele Möglichkeiten in dem Stuttgarter Kessel über intelligente Baumschnitte an den Bergen ein optimalen „Föhn“ hinzubekommen der die Schadstoffe hinfortbläst. Dazu wie zuletzt rausgekommen die unzähligen Messstellen an falsche Stelle ...naja ... Handwerker haben ausnahmslos alle Sonderregelungen und können mit den ältesten Fahrzeugen die Ludt verpesten ...
Beispiel Hamburg ... ein Luxusschiffsdampfer stößt soviel Schadstoffe aus wie alle gezählten Autos in der ganzen Stadt im Jahr verbrauchen ... aber die Dieselautos werden mit einem Verbot belegt .... lächerlich ....


Ich denke das ist der falsche Weg ... Bahn muss toll und interessant sein ... so wie ein Apple IPhone ...das könnte noch nie mehr als andere, war schon immer das teuerste und bis heute kompliziert wenn es um Datenaustausch geht ...
Trotzdem will es jeder weil es toll ist. Verbote sind der falsche Weg.
Das müsste die Bahn schaffen ... über Service .... über Qualität ... Erlebnis ... man muss richtig Bock drauf haben .. den Kaffee muss frisch zubereitet werden ... man muss etwas besonderes aus der Fahrt machen ..

Das geht ja schon los wenn man Online ein Ticket buchen will .... das ist so kompliziert und unübersichtlich ... da wird viel verschenkt ... im Zug sitz ich dann neben Biertrinkenen und pöbelnden Jugendlichen .... das wichtigste seitens Bahnpersonal ist die Fahrkartenkontrolle ... aber das wichtigste sollte Service und Erlebnis sein ...

Wir behalten die Schwarzwaldtour mal im Hintergrund. evtl. nach dem Sommer ...


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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#56 von Viet Bui ( gelöscht ) , 22.07.2018 19:11

Zitat

[quote="Viet Bui" post_id=1854345 time=1532248390 user_id=28555]
......Vier Busse, in denen 180 Personen einen Sitzplatz finden, haben denselben Ausstoß an Stickstoffoxiden wie ein Auto, in dem maximal fünf Personen Platz finden. Das Auto verursacht im Verhältnis zur Verkehrsleistung besonders viel Lärm, Schadstoffemissionen ......


Naja ich weiß nicht wie Du auf so Zahlen kommst aber erklär mir das doch bitte mal.
Vier Busse setzen imho soviel Schadstoffe wie eine hohe zweistellige Zahl an modernen Autos frei.
Aber wahrscheinlich hast Du das Verhältnis der beförderten Fahrgäste pro Fahrzeug gemeint?[/quote]

Grundsätzlich gilt: Das Recht auf körperliche Unversehrtheit ist höher zu bewerten als das „Recht auf freie Fahrt“, das nirgendwo niedergeschrieben wurde. Und auch die Anwohner am Neckartor haben das Recht darauf, dass Grenzwerte einzuhalten sind, nichts anderes fordern sie.

Du hast schon richtig gelesen. Busse und LKW halten die Grenzwerte nämlich ein; deren Emissionen werden eben auf der Straße gemessen und nicht auf dem Prüfstand. Die Industrie zeigt, dass es möglich ist, Fahrzeuge zu bauen, die auch ohne illegale Abschalteinrichtungen Grenzwerte einhalten, auch wenn die Abgasreinigung nicht einfach ist. Schaue Dir einfach exemplarisch den Verbrauch an Adblue bei einem Bus und an einem Auto an.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/diesel-faq-101.html

Zitat

Das in Stuttgart Umweltzonen eingerichtet werden ist totaler Quatsch ... da wird der Bürger gegängelt ... nichts weiter .... die Industrie stößt aus, die Anwohner und Ihre Schwedenöfen .. die Gas und Dieselheizungen ... dazu gepaart mit schlechter Forstwirtschaft . . Es gibt viele Möglichkeiten in dem Stuttgarter Kessel über intelligente Baumschnitte an den Bergen ein optimalen „Föhn“ hinzubekommen der die Schadstoffe hinfortbläst. Dazu wie zuletzt rausgekommen die unzähligen Messstellen an falsche Stelle ...naja ...


Fahrverbote sind der richtige Weg. Denn es fahren zu viele Autos in Städten und den Verkehr zu beschränken ist der einfachste Weg, um die Grenzwerte einzuhalten. Und wo beginnt man? Logischerweise beim Auto, es ist, wie gesagt, das ineffizienteste Verkehrsmittel in der Stadt. Und wenn die Autofahrer nicht bereit sind, auf freiwilliger Basis ihr Mobilitätsverhalten zu überdenken, dann muss man diesem Egoismus mit Verboten Einhalt gebieten.
Darüber hinaus müssen andere Alternativen gestärkt werden. In dem man zum Beispiel kostenlose Parkplätze abschafft, Fahrspuren in Radwege, Busspuren oder Stadtbahntrassen umwandelt.

Im Übrigen konnte niemand den Beweis erbringen, dass die Messstelle am Neckartor falsch stünde. Da kann Ulrich Rülke noch so sehr im Landtag herumbrüllen. Denn ein falscher Standort würde vor Gericht nicht standhalten.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#57 von berndm , 22.07.2018 19:44

Grundsätzlich muss ich Viet hier zustimmen.
Ich denke, dass wir einsehen müssen, dass wir mit dem Verkehrsmittel Auto, so wie wir das heute kennen, am Ende angelangt sind.
Ich will jetzt aber nicht generell auf Autofahrer losgehen. Natürlich gibt es immer das Problem, dass man irgendwo auf dem Land ist und praktisch kein Nahverkehr da ist. Das ist leider heute immer noch die Norm.
Ich wohne in der Stadt und habe da einen einigermaßen brauchbaren Nahverkehr. Aber wenn ich mir dann ansehe, was da alles mit dem Auto fährt, dann ist mir klar, warum die Stadt mit Autos verstopft ist und warum der Bus dann auch in der Blechlawine stecken bleibt. Und natürlich sind die meisten Autos mit einer Person besetzt. Und immer wieder erkennt man Leute im Auto, von denen man weiß, dass sie mit dem Fahrrad deutlich schneller zum Arbeitsplatz kämen und auch keine gesundheitlichen Problem hätten. Aber sie fahren halt trotzdem ihr "heilgs Blechle".

Meiner Meinung nach brauchen wir dringend neue Verkehrskonzepte und da ist eine zuverlässige und gut ausgebaute Bahn der zentrale Dreh- und Angelpunkt. Nur mit den Massenverkehrsmitteln können wir auch die Personenmassen effizient transportieren.
Dazu wünsche ich mir ein gut abgewogenes Vorgehen: Innovationen, wo es einen deutlichen Vorteil gibt. Beibehalten des Bewährten, wenn es nichts besseres gibt. Keine Beförderungsfälle mehr sondern die Passagiere sind wieder echte Fahrgäste um die sich die Verkehrsgesellschaften wirklich bemühen.
Und es stimmt, es gibt Ansätze, aber das ist noch viel zu wenig.


 
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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#58 von schuerfwunde , 22.07.2018 20:58

[quote="Viet Bui" post_id=1854515 time=1532279485 user_id=28555]
....

Im Übrigen konnte niemand den Beweis erbringen, dass die Messstelle am Neckartor falsch stünde. Da kann Ulrich Rülke noch so sehr im Landtag herumbrüllen. Denn ein falscher Standort würde vor Gericht nicht standhalten.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet
[/quote]

erster Treffer bei Google:
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal...be3cef42ea.html

Zitat:

Zitat
...Zumindest der Standort der Messstation am Neckartor stößt aber seit langem auch bei Abgeordneten jenseits der AfD auf Kritik. So sagte etwa der FDP-Abgeordnete Jochen Haußmann, dass eine Station laut der Bundesverordnung 25 Meter von verkehrsreichen Kreuzungen entfernt stehen müsse. „Das ist am Neckartor offenkundig nicht der Fall.“



Ich bestreite übrigens nicht das die Konzentration der Schadstoffe in Städten zu hoch ist.... ich denke einfach, das selbst bei totalem Fahrverbot keine wesentliche Besserung eintritt ... dazu müsstest Du auch die Industire und vor allem die Schwedenöfen und Diesel heizungen der Häuser/Wohnungen in der Stadt abschaffen.


Das Du so radikal bist erschreckt mich etwas, ich meine Du bist Dir nicht ganz im klaren darüber wer alles an den hohen Belastungen beteiligt ist ...

Zitat
Fahrverbote sind der richtige Weg. Denn es fahren zu viele Autos in Städten und den Verkehr zu beschränken ist der einfachste Weg, um die Grenzwerte einzuhalten. Und wo beginnt man? Logischerweise beim Auto, es ist, wie gesagt, das ineffizienteste Verkehrsmittel in der Stadt. Und wenn die Autofahrer nicht bereit sind, auf freiwilliger Basis ihr Mobilitätsverhalten zu überdenken, dann muss man diesem Egoismus mit Verboten Einhalt gebieten.
Darüber hinaus müssen andere Alternativen gestärkt werden. In dem man zum Beispiel kostenlose Parkplätze abschafft, Fahrspuren in Radwege, Busspuren oder Stadtbahntrassen umwandelt.




Egoismus bei Autofahrern ... das ist einfach gesagt ... aber mit so einer Einschätzung bist Du halt auch sehr pauschal unterwegs... als wären alle /oder die meisten Autofahrer egoistisch ...

kostenlose Parkplätze abschaffen kannst Du machen, dafür gibt es schon lange Tiefgaragen

Fahrspuren in Radwege hrhrhr es lebe der Tod ! ich seh das hier in Karlsruhe ... brandgefährlich ! hat übrigens auch nicht zu einer Besserung der Schadstoff Belastung geführt ... so langsam kommen sie hier dahinter das es mehrheitlich die Industrie ist die Schadstoffe austößt...

Daher, wenn schon radikal dann alle Verursacher mit einbeziehen ... der Autofahrer käme da bei mir ganz zum Schluss

Zusatz Frage:
Wo kommt der Strom der Bahn her und in welchem Mix wird er produziert. Welche Kraftwerke hiervon stehen in der Nähe von Städten?


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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#59 von Viet Bui ( gelöscht ) , 24.07.2018 00:40

Guten Abend,

tut mir Leid für die späte Antwort, vielleicht muss ich doch weiter ausholen, um es vielleicht in einen Kontext einzuordnen.

Ich möchte noch einmal betonen: Es wurde bisher kein Beweis erbracht, dass die Messstation am Neckartor am falschen Standort stehen würde. Der Standort einer Messstation wird nicht nach politischen Wünschen ausgesucht, sondern steht im Einklang mit den Vorgaben der EU und des Bundes. Und auch das Bundesumweltministerium, das die Rechtsgrundlage verantwortet, hat in Vergangenheit mehrfach bestätigt, dass der Standort rechtskonform sei. Bestünden Zweifel am Standort, hätte die CDU dies sicherlich im Koalitionsausschuss angesprochen.
Denn nur weil man die Messstation an einen anderen Standort verlegt, wird die Luft nicht besser, auch wenn die Messergebnisse etwas anderes suggerieren würden. Da kann die AfD sich noch sehr mit Händen und Füßen gegen die Vernunft und gegen Fakten wehren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg baute man viele Städte nach den Prinzipien einer „autogerechten Stadt“ auf. Aus unserer Heimat sind Pforzheim und Stuttgart Beispiele für dieses Konzept, aber auch die Kriegstraße in Karlsruhe: Man hat die gesamte Stadt- und Verkehrsplanung auf das Auto zugeschnitten. Alles wurde dem Auto unterworfen, man baute breite Schneisen mitten durch die Stadt, man nahm keinerlei Rücksicht auf historisch bedingte Stadtstrukturen. Alle anderen Verkehrsträger wurden dem Auto untergeordnet, man riss sogar die Schienen der Straßenbahn aus den Straßen, schließlich galt die Straßenbahn als veraltet.

Die Zeit zeigte, dass das Konzept auf ganzer Linie scheiterte. Es gibt natürlich Städte, die das nicht ei sehen wollen, wie zum Beispiel Hamburg, wiederum haben andere Städte mit sehr viel Geld ihre Straßenbahn wiederaufbauen müssen (zum Beispiel Heilbronn). Es hat sich gezeigt, dass der Verkehr mitnichten flüssiger lief; denn mehr Straßen bedeuten mehr Verkehr.

Was es braucht, sind moderne Verkehrkonzepte. Große Teile der FDP fordern „intelligente Verkehrsleitsysteme“ – diese Forderung muss allerdings zwangsläufig davon ausgehen, dass Verkehrsingenieure grundsätzlich unfähig sind. Jede bessere Lichtsignalanlage (wie Ampeln eigentlich heißen) in Stuttgart ist mit der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ) verbunden, dennoch ist der Einfluss der IVLZ auf den Verkehr begrenzt. Die Tätigkeit der IVLZ beschränkt sich lediglich auf die Wirkung des Verkehrs, nicht jedoch auf die Ursachen der Verkehrsprobleme. Bemerkenswerterweise hat die FDP im Regionalrat erkannt, dass nur ein massiver Ausbau des ÖPNV Fahrverbote verhindern kann.

Ich kenne mich mit Thermodynamik kaum aus – ich wage aber zu behaupten, dass die Schadstoffemissionen am Neckartor nicht durch das Restmüllheizkraftwerk in Stuttgart-Münster verursacht werden, sondern durch die Autos, die an der Messstation vorbeirollen. Im Übrigen halten Industrieanlagen im Gegensatz zu Autos die Grenzwerte auch ein, Du glaubst gar nicht, wie emissionsarm z.B. Block 9 des Großkraftwerks Mannheim ist. Natürlich tragen Industrie und Privathaushalte nicht unerheblich zur Luftverschmutzung bei, allerdings trägt der Autoverkehr in einem besonderen Maße zu den lokalen Emissionen bei und genau hier liegt der Hase begraben.
Natürlich sorgen gerade Heizöfen privater Haushalte für erhebliche Emissionen, allerdings hat man sich im Sinne des Abwägungsgebots dafür entschieden, den motorisierten Individualverkehr (MIV) zu beschränken. Ein Verbot von Heizungen käme einer Enteignung gleich, außerdem stünden Betroffenen keine Alternativen zur Verfügung. Führt man hingegen Fahrverbote ein, handelt es sich strenggenommen nur um Nutzungsbeschränkungen, die im Straßenverkehr üblich sind, schließlich darf ich mit einem Trecker nicht über eine Autobahn tuckern oder außerhalb der Lieferzeiten mit dem Auto durch Fußgängerzonen fahren.

Ich kann mich nur wiederholen, der Autoverkehr schafft nicht nur für Umweltprobleme, sondern verschärft die Platznot in Städten. Zu behaupten, es gäbe genug Tiefgaragenstellplätze, ist schlichtweg falsch. Im Stadtbezirk Stuttgart beträgt die Siedlungsdichte 12.158 Einw./km² und dann verrate ich Dir noch, dass im Schnitt jeder zweite Stuttgarter ein Auto besitzt. Selbst in Zonen mit Parkraumbewirtschaftung gibt es ein Mangel an Stellflächen, es wird sehr viel falsch geparkt und zwar derart, dass die Feuerwehr im Brandfall überhaupt nicht durchkäme. Nicht umsonst ist Parken an Kreuzungen verboten.
Das Auto ist das ineffizienteste Verkehrsmittel in der Stadt. Es steht 23 Stunden am Tag nutzlos herum und verbraucht wertvollen Raum – und wenn es denn mal bewegt wird, dann sitzen nur 1,2 Personen im Auto. Ein Bus oder eine Stadtbahn sind in jeder Hinsicht raumsparender, schon alleine weil sie von morgens bis abends rollen. Ein 18 m langer Gelenkbus verbraucht innerorts im hügeligen Stuttgarter Talkessel etwa 40 l Diesel auf 100 Kilometer. Bei einer durchschnittlichen Auslastung von 12 % ergibt sich daraus ein Verbrauch von 2,2 l pro 100 Personenkilometer. Selbst wenn die Stadtbahnen in Stuttgart mit dem dreckigsten Strom aus einem veralteten Braunkohlekraftwerk in Ostdeutschland betrieben werden würden, sind sie umweltfreundlicher unterwegs als jedes Auto. Darüber hinaus ist die Stadtbahn in jedem Fall lokal emissionsfrei. Die Kunden der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), aber genauso Kunden der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) oder Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) leisten einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende: Die genannten Verkehrsunternehmen aus unserer Region bezahlen 100 % Ökostrom.

Aus verschiedenen Gründen muss der Autoverkehr reduziert oder beschränkt werden, im Übrigen bedeutet weniger Autoverkehr auch mehr Lebensqualität. Wenn ich den Karlsruher Hauptbahnhof verlasse, stehe ich auf dem Bahnhofsvorplatz, dort fahren Bahnen, Busse und Taxen ab, es ist nur ein Katzensprung zum Zoo. Wenn ich das in Stuttgart täte, würde ich überfahren werden.
Wir brauchen in der Stadt ein integriertes Verkehrsangebot, das alle Verkehrsträger, auch das Auto, miteinbezieht, um Mobilität umweltverträglich zu gestalten.
Dazu müssen eben auch Fahrspuren für den Autoverkehr reduziert werden und umgewandelt werden. Das reduziert den Autoverkehr und eröffnet Möglichkeiten, Raum umzuverteilen, eben um den Fahrrad- und Fußgängerverkehr zu fördern.

Es ist schade, dass Du Deine Argumentation ausschließlich auf die Schadstoffemissionen versteifst. Du vergisst, dass das Auto in der Stadt weitaus mehr Probleme verursacht. Wären Autofahrer nicht so egoistisch, müsste man sicher nicht über Fahrverbote nachdenken. Aber wer nicht hören will, muss fühlen. Wie gesagt, nach Großveranstaltungen im Stuttgarter Neckarpark sehe ich die Kennzeichen der Autos, die im Stau stehen und Probleme verursachen. 90 % der Autofahrer könnten mit ihrem Auto zur nächsten S-Bahn-Station fahren, dort parken und kostenlos mit der S-Bahn in den Neckarpark fahren. Das ist eben die kommunale Verkehrspolitik mit der Brechstange. Ich bin auch der Meinung, dass man über die Einführung einer Stadtmaut nachdenken sollte, wenn Fahrverbote nicht den gewünschten Effekt erzielen sollten, auch wenn eine Maut kaum sozialverträglich ausgestaltet werden kann.

Ich möchte auch noch einmal betonen, dass immer mehr Menschen Bahn und Bus nutzen. Ich betone stets: So scheiße kann die moderne Eisenbahn nicht sein, wenn sie mehr denn je genutzt wird.

Grüße aus dem autogeplagten Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#60 von Jandrosch ( gelöscht ) , 24.07.2018 11:32

Helfen Fahrverbote wirklich?
Wenn ich mir anschaue, wer alles eine Ausnahmeregelung erfährt .......
Der Autofahrer ist bestimmt auch egoistisch und will seinen Einkauf nicht mit Bus und Bahn transportieren - geht mir auch so, wenn ich etwas ausserhalb des Stadtkernes parke und dann Bus und Bahn wähle.
Ich vermute mal, dass sich letztendlich eine Veränderung des Einkaufverhaltens ergeben wird - nämlich raus aufs Land zu den Outlets oder Einkaufzentren.
Das Busse und Lastkraftwagen nicht am Ausstoß von Schadstoffen beteiligt sind, halte ich für ein Gerücht und zum Thema Strom aus der Steckdose ......... zwischen Köln und Aachen gibt es ein riesiges Braunkohlerevier, da wird nicht nur abgebaut sondern zur Stromgewinnung unmengen von Braunkohle "verheizt".
Was die Umweltverschmutzung anbelangt, liegen wir mit an der Spitze.
Was mich bei all diesen Überlegungen sehr stört, ist immer ein radikales Fordern und Anprangern.
Ich erinnere mich noch gut an die Ölkrise in den 70ern - man sagte uns voraus, dass es im Jahre 2000 kein Öl mehr geben würde.
Erinnern wir uns aber auch an die Themen Ozonloch, Waldsterben, BSE und was sonst noch so aufkam - damals Dramatik pur und mit nicht so sehr nennenswerten Maßnahmen, die zur heutigen Veränderung (über die ja keiner mehr spricht und auch nicht mehr in diesem Ausmaß vorhanden sind) geführt haben, redet heute keiner mehr drüber.
Das es Klimawandel gibt, bestreitet kaum einer - was sich wandelt lebt und in den Millionen bzw. Milliarden von Jahren, die die Erde existiert wird dies auch schon mehrfach vorgekommen sein, nur hat es zu diesen Zeiten keinen gegeben, der mit Panik den Weltuntergang hervorgerufen hat.
Geohistorisch hat man aufgezeigt, dass in Urzeiten verheerende Waldbrände geherrscht haben müssen, Vulkanausbrüche haben ganze Regionen unter Asche begraben usw. Das Leben geht weiter, wahrscheinlich in einer veränderten Form.
Der Egoismus des Menschen im Allgemeinen treibt uns in die Katastrophe, keiner will zurück stecken, immer nur der Andere und die Gewinne für einige Wenige müssen immer gravierender sein.
Werden die Emissionen überschritten, gibt es Strafen die bezahlt werden - wird dadurch die Umweltverschmutzung besser?
Vielleicht sollten wir mal anfangen über moderate Lösungen nachzudenken, die eben nicht gleich auf generelles Pro bzw. Contra stoßen sondern eine ausgewogene Lösung herbeiführen.
Dafür müsste man aber erst mal die Lobbyisten abschaffen.


Jandrosch

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#61 von Viet Bui ( gelöscht ) , 24.07.2018 12:22

Guten Tag,

Zitat

Der Autofahrer ist bestimmt auch egoistisch und will seinen Einkauf nicht mit Bus und Bahn transportieren - geht mir auch so, wenn ich etwas ausserhalb des Stadtkernes parke und dann Bus und Bahn wähle.


Der Stadtbezirk Stuttgart-West hat eine Siedlungsdichte von 12.158 Einwohnern pro Quadratkilometer. Jetzt frage ich Dich: Ist es sinnvoll, die 300 m zum nächsten Supermarkt mit dem Auto zurückzulegen? Zumal man Gefahr läuft, seinen Parkplatz zu verlieren?

Zitat

Das Busse und Lastkraftwagen nicht am Ausstoß von Schadstoffen beteiligt sind, halte ich für ein Gerücht


Das hat hier niemand behauptet.
Aber ein Euro-6-Bus, und nur noch solche Busse werden im Stuttgarter Talkessel eingesetzt, stößt in absoluten Werten weniger Stickstoffoxide aus als ein VW Golf. Das hängt auch mit den deutlich strengeren Messverfahren zusammen, denn weder Busse noch LKW werden auf dem Prüfstand gemessen.
Rechnet man z.B. die Schadstoffemissionen eines Busses auf den einzelnen Fahrgast herunter (die durchschnittliche Auslastung liegt bei 12 %), dann ist der Beteiligung des Busses am Schadstoffausstoß in Relation zu seiner Verkehrsleistung ziemlich gering.
Auch dewegen lehne ich Elektrobusse ab. Sie erzielen einen zu geringen Umweltnutzen gegenüber einem konventionellen Bus, zumal der ökologische Fußabdruck der Batterie riesig sein dürfte.

Ich persönlich trage meinen Teil zur Umweltschonung bei, auch wenn es nur kleine Dinge sind: Ich bezahle Ökostrom, ich trinke meinen Kaffee nicht aus Pappbechern und nutze den ÖPNV.

Ich habe erhebliche Zweifel daran, dass jede einzelne Autofahrt, die den Stuttgarter Talkessel auf mehreren Ebenen belastet, alternativlos ist. Oder hätte man sein Auto doch auf einem „Park-and-Ride“-Parkplatz abstellen können? Ich behaupte: Würde jeder sein Mobilitätsverhalten kritisch hinterfragen, dann würden wir jetzt nicht über Fahrverbote diskutieren.
Ich mache auch kein Geheimnis daraus, dass Menschen, die ausschließlich auf das Auto setzen (ohne es zu müssen), aus meiner Sicht ein Teil des Problems sind.

Grüße aus dem autogeplagten Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#62 von Jandrosch ( gelöscht ) , 24.07.2018 13:31

[quote="Viet Bui" post_id=1855001 time=1532427749 user_id=28555]

Der Stadtbezirk Stuttgart-West hat eine Siedlungsdichte von 12.158 Einwohnern pro Quadratkilometer. Jetzt frage ich Dich: Ist es sinnvoll, die 300 m zum nächsten Supermarkt mit dem Auto zurückzulegen? Zumal man Gefahr läuft, seinen Parkplatz zu verlieren?
[/quote]

Hallo Viet,
ich gebe Dir bedingt Recht - aber sowohl leere als auch volle Getränkekästen mag ich auch 300 Meter nicht schleppen.
Nee im Ernst, ich sehe es auch immer wieder, dass man zum Brötchen holen um die Ecke das Auto nutzt.
Pro Familie sind mittlerweile zwei Autos vor der Tür - in manchen Fällen auch mehr. Notwendig?
Es lebe halt der Individualverkehr (Achtung - Ironie meinerseits) und wenn ich für den Arbeitsweg mit Bahn und Bus fast zwei Stunden (einfache Strecke) aufbringen muss, mit dem Auto aber in weniger als der halben Zeit am Ziel bin und dies dann auch steuerlich besser berücksichtigt wird, dann darf man sich nicht wundern.
Als ich aufgehört habe zu Arbeiten, habe ich mein Fahrzeug verkauft, klappt gut und meine Frau und ich sprechen uns ab, wann wer das Auto nutzt.
Ich gehe täglich zwei Stunden mit meinen Hunden durch die Felder und sehe, wie aus wirtschaftlicher Sicht die Umwelt belastet wird - der Ertrag spielt eben eine wichtige Rolle im Alltag und die Wirtschaft muss eben brummen.
Viele Jahre hat man alles schleifen lassen und nun wird mit der Brechstange versucht, ein Problem zu lösen.

Ich bin ja auch nicht Grundsätzlich gegen entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung der Luft oder der Umwelt im Allgemeinen.
Ich stelle nur leider fest, dass man bei allen beschloßenen Maßnahmen immer wieder Ausnahmeregelungen findet, die dann das Ergebnis vermutlich eben nicht zu dem gewünschten Erfolg bringen.

Frage nicht nach einem Patentrezept - hab ich nicht, würde mir aber ein Miteinander in allen Varianten sehr wünschen. Das fängt schon beim einfachen Wegwerfen seines Mülls an, egal ob Bonbonpapier, Taschentuch oder sonstwas.

Ich bin schon heute auf die Ergebnisse der Messungen gespannt, wenn man den privaten Dieselbetrieb in den Städten eindämmen will - ob es wirklich Erfolg bringt?


Jandrosch

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#63 von Viet Bui ( gelöscht ) , 24.07.2018 16:04

Guten Tag Jandrosch,

Zitat

ich gebe Dir bedingt Recht - aber sowohl leere als auch volle Getränkekästen mag ich auch 300 Meter nicht schleppen.
Nee im Ernst, ich sehe es auch immer wieder, dass man zum Brötchen holen um die Ecke das Auto nutzt.


Bei 30 °C (ich musste das nachschlagen, aber man schreibt das wirklich so) im Schatten hält sich meine Motivation, zwei Kisten Sprudel zu Fuß nach Hause zu schleppen, ebenfalls in Grenzen. Man kann aber eine Sackkarre mitnehmen. In hoch verdichteten Stadtbezirken halte ich es für grundsätzlich möglich, für die Dinge des täglichen Lebens auf das Auto zu verzichten.

Zitat

wenn ich für den Arbeitsweg mit Bahn und Bus fast zwei Stunden (einfache Strecke) aufbringen muss, mit dem Auto aber in weniger als der halben Zeit am Ziel bin und dies dann auch steuerlich besser berücksichtigt wird, dann darf man sich nicht wundern.


Deswegen muss die Politik intermodale Verkehrslösungen fördern. Was spricht dagegen, mit dem Auto vom platten Land zu einem verkehrsgünstigen Bahnhof mit kurzen Fahrzeiten und dichtem Takt zu fahren und dort in die Bahn einzusteigen? Zumindest in Stuttgart hat man das erkannt, durch die Tarifreform wird der ÖPNV günstiger. Wer an der Stadtgrenze auf die Bahn umsteigt, zahlt für seine Jahreskarte nur noch eine statt wie bisher zwei Zonen.
Könnte die Stadt Stuttgart kommunale Parkhäuser bauen, die für Besitzer einer ÖPNV-Jahreskarte kostenlos sind?

Auch viele Arbeitgeber fördern den Umstieg. Mein alter Arbeitgeber zahlte für das Firmenticket einen Zuschuss in Höhe von 25 € monatlich, der Verkehrsverbund Stuttgart gewährte ihrerseits einen weiteren Rabatt in Höhe von 10 %. Auch Autohersteller wie Porsche zahlen ihren Mitarbeitern einen solchen Zuschuss. Genauso gilt der Porsche-Firmenausweis zwischen den zwei Standorten in Stuttgart-Zuffenhausen und Weilimdorf als Fahrkarte.
Auch die Wirtschaft hat also erkannt, dass der ÖPNV ausgebaut werden muss. So fordert der Autozulieferer Bosch eine Stadtbahnverlängerung nach Schwieberdingen und auch Mercedes-Benz wünscht sich eine Stadtbahnanbindung bis vor das Werkstor in Stuttgart-Untertürkheim.

Grundsätzlich sieht man den Trend, dass immer Menschen auf das Auto verzichten, um mit dem ÖPNV zur Arbeit zu pendeln. Die S-Bahn Stuttgart bringt täglich 420.000 Fahrgäste ans Ziel, die S-Bahn München mit 840.000 Fahrgästen sogar das Doppelte.
Man muss weiter daran arbeiten, man muss die Preise senken, die Qualität verbessern und den Menschen ein gutes Angebot machen. Denn nur wenn die Alternativen zum Auto wirklich attraktiv sind, wird auf Bahn und Bus umgestiegen.
Es ist eigentlich auch das bessere Konzept. Statt auf Verbote zu setzen, sollte man die Alternativen stärken. Das funktioniert leider nur beschränkt und vor allem nicht von heute auf morgen, so wir in Stuttgart ab 2019 mit Fahrverboten zu rechnen haben.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#64 von schuerfwunde , 24.07.2018 20:42

Zitat
.Man muss weiter daran arbeiten, man muss die Preise senken, die Qualität verbessern und den Menschen ein gutes Angebot machen. Denn nur wenn die Alternativen zum Auto wirklich attraktiv sind, wird auf Bahn und Bus umgestiegen.
Es ist eigentlich auch das bessere Konzept. Statt auf Verbote zu setzen, sollte man die Alternativen stärken. Das funktioniert leider nur beschränkt und vor allem nicht von heute auf morgen, so wir in Stuttgart ab 2019 mit Fahrverboten zu rechnen haben. ..........



Jetzt bin ich einig mit Dir

Ich möchte nur noch ein paar Dinge zu Bedenken geben:
... ein Fahrverbot in Grossstädten ist genauso eine Enteignung wie das Verbot von ungefiltertern Heizungen in Wohnungen ... Diesel Fahrzeuge haben aufgrund der aktuellen Debatte um Fahrverbote massiv an Wertverlust zu leiden......auch Autobesitzer außerhalb von Grossstädten haben den Schaden davon ...

...ich halte es für falsch alle Autofahrer für zu faul zu erklären ... 300 Meter laufen oder fahren .. ist nicht das Profil aller Bewohner Stuttgarts..... oder der Bewohner Deutscher Grosstädte .....

...Park and Ride Möglichkeiten sind eine gute Lösung, diese würde ich mitgehen ... leider gehöre ich zur Arbeitenden Bevölkerung und habe wenig Freizeit ... d.h. Meine frei Zeit ist knapp bemessen und die persönliche Mobilitätsfreiheit mit einem Auto ist immer noch sehr hoch ...

... der Zuzug in grosse Städte ist in weiteres Problem ... schau Dir einfach mal den ökologischen Fußabdruck einer Grossstadt an....in meinen Augen gibt es da eine ganze Menge Dinge die nicht bewertet werden ....ist es notwendig in einer Grossstadt zu wohnen? ... am besten noch gepaaart mit einer Arbeitsstelle in 15km Entfernung ....


...Ökostrom zahlst Du doppelt ... ich verweise hier auf das EEG Gesetz ... das ist die größte Enteignung der Bevölkerung die sich keine eigene Solaranlage oder ein Windrad leisten können .... dieses Gesetz ist eine Schande ....


...Strom wird an der strombörse gehandelt, Du solltest Dich mal mit der Herkunft des Stroms und vor allem von Ökostrom auseinander setzen ... hier gibt es keinen 100% Ökostrom ... es werden Ökostrom Anteile gekauft ... die Anbieter bezahlen fiskalisch für Ökostrom, schicken des Nachts aber Kohlestrom in das Bahnnetz ..und zu Dir nach Hause.... 100% Ökostrom ist ein Märchen ...wobei ich zugebe das es eine gute und sinnvolle Beimischung in den Strommixes ist ....


...ich empfehle jegliche Informationen bez. grünem Gewissen und Herkunft der Informationen kritisch zu hinterfragen und nicht alles für bare Münze zu nehmen ...früher nannte man es Propaganda ... heute Meinungsmanagement ....


Meiner Meinung nach sollten die Themen sachlich ohne Ideologische Gedanken getrieben werden, dann gewinnen alle


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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#65 von Viet Bui ( gelöscht ) , 24.07.2018 21:27

Guten Abend,

Zitat

Ich möchte nur noch ein paar Dinge zu Bedenken geben:
... ein Fahrverbot in Grossstädten ist genauso eine Enteignung wie das Verbot von ungefiltertern Heizungen in Wohnungen ... Diesel Fahrzeuge haben aufgrund der aktuellen Debatte um Fahrverbote massiv an Wertverlust zu leiden......auch Autobesitzer außerhalb von Grossstädten haben den Schaden davon ...


Es handelt sich eben nicht um eine Enteignung, sondern um eine Nutzungsbeschränkung. Die sind im Verkehr völlig üblich, schließlich darf man mit dem Auto auch nicht ohne Weiteres in die Fußgängerzone einfahren.

Zitat

...Park and Ride Möglichkeiten sind eine gute Lösung, diese würde ich mitgehen ... leider gehöre ich zur Arbeitenden Bevölkerung und habe wenig Freizeit ... d.h. Meine frei Zeit ist knapp bemessen und die persönliche Mobilitätsfreiheit mit einem Auto ist immer noch sehr hoch ...


Diesen Satz musst Du erklären. Glaubst Du, es fahren täglich 420.000 Erwerbslose mit der S-Bahn Stuttgart!?

Zitat

... der Zuzug in grosse Städte ist in weiteres Problem ... schau Dir einfach mal den ökologischen Fußabdruck einer Grossstadt an....in meinen Augen gibt es da eine ganze Menge Dinge die nicht bewertet werden ....ist es notwendig in einer Grossstadt zu wohnen? ... am besten noch gepaaart mit einer Arbeitsstelle in 15km Entfernung ....


Und auch hier gibst Du immerhin zu, dass Autos Teil des Problems sind. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, sowohl die Universität als auch meine Arbeitsstelle liegen in Stuttgart. Für mich lohnt es sich nicht, aus Stuttgart rauszuziehen. Denn die längeren Fahrzeiten, die ich dadurch erleiden würde, werden nicht durch die günstigeren Mieten kompensiert.

Zitat

...Strom wird an der strombörse gehandelt, Du solltest Dich mal mit der Herkunft des Stroms und vor allem von Ökostrom auseinander setzen ... hier gibt es keinen 100% Ökostrom ... es werden Ökostrom Anteile gekauft ... die Anbieter bezahlen fiskalisch für Ökostrom, schicken des Nachts aber Kohlestrom in das Bahnnetz ..und zu Dir nach Hause.... 100% Ökostrom ist ein Märchen ...wobei ich zugebe das es eine gute und sinnvolle Beimischung in den Strommixes ist ....


Deswegen schrieb ich, dass ich Ökostrom bezahle und nicht, dass 100 % Ökostrom aus meiner Steckdose herauskomme. Ich habe mich bereits damit auseinandergesetzt. Die Stadtwerke Stuttgart, bei Weitem nicht der günstigste Anbieter, baut auch Kapazitäten aus. Wir verbrauchen zu zweit etwa 1.450 kWh jährlich. Da lässt sich das verschmerzen.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#66 von schuerfwunde , 24.07.2018 21:45

Bez. Park and Ride
Mein Gedanke dazu ist nicht richtig rübergekommen.
Mir geht es darum das ich den zusätzlichen Zeitaufwand mittels Park and Ride nicht unbedingt auf mich nehmen möchte und deswegen auch gern mal direkt manch Karlsruhe in die Tiefgarage des Einkaufscenters fahre ...kostet wenig ...ist Zeitlich interessant und bequem...

Bez. Enteignung
Ich bin da anderer Meinung, frag einfach mal den Dieselbesitzer der gerade 5000 Euro Wertverlust für seinen 3 jährige Wagen erleidet ... das Geld holt man nicht mehr rein ... Schuld daran ist einzig und allein die Debatte um Fahrverbote in Grossstädten ...


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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#67 von Viet Bui ( gelöscht ) , 26.07.2018 00:47

Zitat

Mir geht es darum das ich den zusätzlichen Zeitaufwand mittels Park and Ride nicht unbedingt auf mich nehmen möchte und deswegen auch gern mal direkt manch Karlsruhe in die Tiefgarage des Einkaufscenters fahre ...kostet wenig ...ist Zeitlich interessant und bequem...


Tut mir Leid, aber Du suchst auch nur Gründe dagegen?
Gerade in der Region Stuttgart mit seiner Problematik versucht die Politik, den ÖPNV attraktiver zu machen, hier ein paar Beispiele:

    Die Fahrpreise sinken: Aus 52 Zonen werden fünf Ringe; damit wird Bahnfahren um bis zu 40 % günstiger.

    Das Angebot wächst: In Zukunft wird die S-Bahn von morgens um 6 Uhr bis abends um 20.30 Uhr auf jeder Linie im 15-Minuten-Takt fahren. Darüber hinaus wurden zur besseren Erreichbarkeit des Flughafens Frühverbindungen eingeführt. Die S-Bahn wird flächendeckend mit WLAN ausgestattet. Die SSB fährt längere Züge und lässt Busse häufiger fahren. Im Zuge der Neuausschreibungen werden Regionalzüge häufiger fahren.

    Die Fahrzeiten sinken: Mit der Betriebsaufnahme von Stuttgart 21 sinken auf einigen Relationen die Fahrzeiten spürbar.

Du lehnst eine nachhaltige Mobilität grundlegend ab. Egal, was die Politik also tut, sie wird Dich nie erreichen.

Und die, die auf das Recht auf freie Fahrt (das nirgendwo niedergeschrieben ist) bestehen, sind eben für Folgendes verantwortlich:

Zitat

frag einfach mal den Dieselbesitzer der gerade 5000 Euro Wertverlust für seinen 3 jährige Wagen erleidet.


Genauso müsste man darüber diskutieren, warum die Industrie auf kriminelle Weise betrogen hat, um die Abgasnormen zu umgehen: Es ist technisch möglich, die Abgaswerte einzuhalten. Und warum verweigert sich die Industrie, die eigentlich notwendigen technischen Umrüstungen zu finanzieren? Der ADAC und das Verkehrsministerium Baden-Württemberg haben bereits nachgewiesen, dass eine Nachrüstung wirksam und wirtschaftlich darstellbar ist. Der Wertverlust entsteht wohl eher durch den Umstand, dass die Autos nicht die Vorschriften erfüllen.
Und wieder siehst Du nur den Autofahrer. Den Mehrwert, der durch Fahrverbote entsteht, berücksichtigst Du nicht? Was ist mit den Anwohnern der Neckartor, die das Überschreiten von Abgaswerten hinnehmen müssen? Sie erleiden Schäden durch den Autoverkehr!
Politische Entscheidungen haben stets unterschiedliche Auswirkungen für verschiedene Gruppen. Das abzusehende Verbot der Käfighaltung hatte sicher auch Auswirkungen auf den Wert von solchen Ställen.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#68 von Jandrosch ( gelöscht ) , 26.07.2018 09:59

Hallo Viet,
die Industrie ist schon seit Jahrzehnten in der Lage, Motoren zu bauen, die erheblich weniger Kraftstoff bräuchten.
Leider wird aber immer nur auf dem Papier, sprich Prospekten die verringerten Werte veröffentlicht, die sich im Nachhinein auch noch als falsch erweisen. Kommerz und Lobbyisten ist das Schlüsselwort. Da wird doch die Autoindustrie nicht der Mineralölindustrie ins Handwerk pfuschen
Ähnlich ist es beim Strom - warum hat man nicht schon in den 90igern auf alternative Stromerzeugung z.B. durch Solartechnik gesetzt, in dem man bei Hausneubauten ein Solardach zur Auflage machte? Ging wohl nicht, weil es zu teuer war und man eben auf die private Bauwirtschft setzte, statt z.B. den sozialen Wohnungsbau anzukurbeln.
Stattdessen hat man die Energiewirtschaft privatisiert unter der Argumentation, dass der Wettbewerb den Preis nach unten reguliert. Und wo ist der Preis für eine Kilowattstunde heute?
Auch in diesem Fall ist die Gier nach mehr der ausschlaggebende Punkt.

Zum Thema ÖPNV - für Stuttgart mag dies schön sein und vieleicht auch funktionieren, für andere Regionen aber eben nicht.
Preise senken ist sicherlich eine schöne Sache, aber wenn ich erst 20 Minuten Fußweg zur nächsten Haltestelle habe, ist dies für viele Menschen eben ein ko-Kriterium.
Ich beobachte schon seit mehr als dreißig Jahren, wie Mütter ihre Kinder in Kindergärten, Schule, Sport oder Musikunterricht kutschieren, obgleich die Entfernungen dorthin bequem zu Fuß zurückzulegen sind. Und was machen diese Kinder heute? Genau, sie benutzen für jede Kleinigkeit das Auto und der Fußweg zur nächsten Haltestelle ist zu weit.
Du merkst, wir drehen uns im Kreis und der Ansatz für Umweltbewustsein müsste schon an ganz anderer Stelle erfolgen.
Aber auch hier wird die Individualität groß geschrieben und auf jedes ach so kleine WehWehchen Rücksicht genommen.

Ich bin im Grunde bei Deinen Gedanken und Unterstützungen zum Thema Umweltschutz, aber dies Problem ist eben nicht mit einer Maßnahme zu beheben - leider.


Jandrosch

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#69 von E-Lok-Muffel , 26.07.2018 12:55

Hallo Leute,

ich will auf das eigentliche Thema dieses Fadens zrückkommen, denn Mesut Özil taugt doch viel besser für ein Sommertheater als Fahrverbote und ÖPNV in Stuttgart

Die Bahn steckt im Personenverkehr in einer Zwickmühle, sie wird mittlerweile im Fernverkehr von oben schon längefristig durch die Billigflieger attackiert, seit Neuestem auch von unten durch den Fernbus. Trotzdem steigen die Fahrgastzahlen.

[quote="Viet Bui" post_id=1852124 time=1531568284 user_id=28555]
Im Fernverkehr muss sich die Deutsche Bahn dem Wettbewerb stellen, hauptsächlich wegen dem Fernbus, da Fernbus-Fahrgäste potentielle Bahn-Nutzer sind. Seit es den Fernbus gibt, ergriff die Deutsche Bahn viele Maßnahmen, um die Bahn auch preislich attraktiver zu gestalten, wie zum Beispiel durch die Einführung des „Super Sparpreis“ [sic!] oder das generelle Ausweiten von Sparpreis-Kontingenten.[/quote]

Zitat
Ich persönlich schätze den Wohlfühlfaktor bei der Bahn außerordentlich. Wenn ich zum Beispiel von Karlsruhe mit der Schwarzwaldbahn nach Konstanz fahre, sehe ich nicht nur triste Autobahn, sondern wechselhafte Landschaften. Ich kann in der Bahn arbeiten, ein Buch lesen oder einfach dösen, was ich als Autofahrer nicht könnte.



Ja, das sind die Vorzüge des Bahnfahrens, und nicht nur das, Ich schätze auch die Beinfreiheit, die man zumindest noch teilweise bei der vis-a-vis-Bestuhlung (mit oder ohne Tisch) sowohl im Nah- als auch Fernverkehr hat, Abteile sind der Gipfel des Komforts, v.a. wenn man als Kleingruppe oder Familie unterwegs ist. Trotzdem ist man nicht so eingepfärcht wie in Bussen oder Fliegern, für Menschen mit Bewegungsdrang ist die Bahn immer noch ein Segen... aber daran wird gearbeitet...

Zitat
Das wirkt sich übrigens auch auf den Komfort in den Zügen selbst aus. Um möglichst viele Fahrgäste befördern zu können, wird heute auf Abteile verzichtet, genauso werden die Wagenkästen der Züge immer länger (und damit auch schmaler), um mehr Sitzplätze unterbringen zu können. Auch die Sitze selbst sind „platzoptimiert“ (z.B. dünnere Rückenlehnen), mit dem Ergebnis, dass sie unbequem sind, gerade beim ICE 4 oder im IC 2.



Dass die Bahn hier auf ihren Komfort-Vorsprung gegenüber sämtlichen Mitbewerbern freiwillig verzichtet, ist mir schleierhaft, zumal es z.B. mit dem System TGV duplex Alternativen zur "Platzoptimierung" gegeben hätte (Ich meine hier das Problem Fahrgäste pro Meter Zug).
Auch der Fahrgastwechsel wird sich mit nur noch einer Türe pro Wagen beim ICE4 sicherlich nicht beschleunigen lassen...
Wenn der Sitzkomfort sich wirklich noch verschlechtern sollte, wäre ich wirklich geneigt, mehr zu fliegen, denn dort sind die Zeiten, die man im "Hasenstall" verbringen muss, erheblich geringer, auch wenn die Transferzeit insgesamt (d.h. inklusive check-in + Transfer zum und vom Flughefen) nahezu gleich ist.


Ich selbst benutze die Bahn nur noch sporadisch, ca. 3-4mal pro Jahr mit dem Zug in die Großstadt (Mainz) zum Einkaufen (ca. 10x mit dem Auto, da keine Zugverbindung zum Stadtrand), ansonsten ggfs. mal Geschäftsreisen, da jedoch immer in Konkurrenz mit Flugzeug oder PKW:
Beispiele:
2016: Nach Baden-Baden, samstags morgens hin, nachmittags (open end) zurück, da ich mir die Zugbindung der Sparpreise nachmittags nicht antun wollte, fiel die Wahl schließlich auf den PKW.
2017: Dresden: Veranstaltung von freitags 10 Uhr bis Samstags ca. 17 Uhr; Die Anreise mit der Bahn hätte freitags morgens nicht geklappt, ich hätte also eine Hotelübernachtung mehr zahlen müssen, es gab aber einen Flug um 7:00 morgens ab Frankfurt und am Sa um 19:00 zurück, ergo Flieger!
2018 hier wird es wahrscheinlich die Bahn werden, weil: Stuttgart! Verbindungen ab Mainz sind super, von den Fahrzeiten gegenüber PKW konkurrenzlos, und auch wenn die Veranstaltung am Flughafen stattfindet, lohnt hier kein Flug...

Also ist mein Verhältnis zur Bahn eher zwiespältig, die letzten Entscheidungen zum Komfortverlust kann ich nicht nachvollziehen, die Berichte der Vernachlässigung der IC-Flotte habe ich selbst nicht erlebt, würde für mich aber ins Bild passen (Konzentration auf "Parade=Schnellfahrstrecken" - kenn ich irgendwoher )

Gruß
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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#70 von Kelmis ( gelöscht ) , 26.07.2018 21:35

[quote="Viet Bui" post_id=1855185 time=1532460466 user_id=28555][…]

Zitat
[…] Park and Ride Möglichkeiten sind eine gute Lösung, diese würde ich mitgehen […]

Diesen Satz musst Du erklären. Glaubst Du, es fahren täglich 420.000 Erwerbslose mit der S-Bahn Stuttgart!? […][/quote]So, wie Schürfwunde diese Aussage formuliert hat, scheint sie so zu verstehen zu sein, dass entweder der Arbeitsplatz nicht unmittelbar im Einzugsbereich jener S-Bahnlinie, deren für ihn personlich am güstigsten erreichbaren P+R-Platz liegt - oder dass er kurzfristig unterschiedliche Einsatzorte zu erreichen gezwungen ist. Es ist zwar eine Weile her, dass ich im Großraum Stuttgart die S-Bahn genutzt habe, aber damals fuhr sie im 30-Minuten-Takt. Das kann, vor allem, wenn mehrere Umsteigemanöver nötig sind, schon recht zeitfressend sein.


Kelmis

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#71 von vinylfan , 26.07.2018 22:16

und wenn alle Pendler morgen in Stuttgart auf S-U-Bahn umsteigen, haben wir indische Verhältnisse.


Grüße
Klaus


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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#72 von schuerfwunde , 27.07.2018 15:41

[quote="Viet Bui" post_id=1855600 time=1532558850 user_id=28555]
.....Und wieder siehst Du nur den Autofahrer. Den Mehrwert, der durch Fahrverbote entsteht, berücksichtigst Du nicht? Was ist mit den Anwohnern der Neckartor, die das Überschreiten von Abgaswerten hinnehmen müssen? Sie erleiden Schäden durch den Autoverkehr!
....
[/quote]


Ne, das siehst Du falsch .... aber ich gebe zu das die Bahn einiges verbessern müsste um mir eine echte Alternative zum Auto zu bieten.

Im übrigen entsteht imho kein Vorteil wenn Fahrverbote entstehen.
Aber die Bewohner Stuttgarts ( vor allem das Neckartor ) werden auch noch lernen das ein Autoverbot für den normalen Bürger nur sie selbst schädigt, ohne einen wirklichen Nutzen zu bringen.


Zitat
Gerade in der Region Stuttgart mit seiner Problematik versucht die Politik, den ÖPNV attraktiver zu machen, hier ein paar Beispiele:
Die Fahrpreise sinken:
Aus 52 Zonen werden fünf Ringe; damit wird Bahnfahren um bis zu 40 % günstiger.

Das Angebot wächst: In Zukunft wird die S-Bahn von morgens um 6 Uhr bis abends um 20.30 Uhr auf jeder Linie im 15-Minuten-Takt fahren. Darüber hinaus wurden zur besseren Erreichbarkeit des Flughafens Frühverbindungen eingeführt. Die S-Bahn wird flächendeckend mit WLAN ausgestattet. Die SSB fährt längere Züge und lässt Busse häufiger fahren. Im Zuge der Neuausschreibungen werden Regionalzüge häufiger fahren.

Die Fahrzeiten sinken: Mit der Betriebsaufnahme von Stuttgart 21 sinken auf einigen Relationen die Fahrzeiten spürbar.

...




Super das die Bahn günstiger wird. Warum erst jetzt?
Das hätte schon lange Usus sein können, dann wäre die Luft ja theoretisch ( wenn Deine These mit den verpestenden Fahrzeugen stimmt) schon lange sauber in Stuttgart .... die armen Menschen vom Neckartor ... wo bleibt der Aufschrei?

Hier von Rastatt nach Karlsruhe ist es nicht günstiger geworden ... trotzdem fahren hier auch die Autos ... also die vermeintlichen Hauptluftverpester ... warum?

Beispiel Hamburg: Da gibt es einen Straßenzug an dem jetzt Fahrverbots Vollzug gemeldet wurde ... kommt Dir das nicht komisch vor?


Nun backtoTopic/

Zitat
...Du lehnst eine nachhaltige Mobilität grundlegend ab. Egal, was die Politik also tut, sie wird Dich nie erreichen...



Ich lehne jegliche Form von Zwang durch den Staat, vor allem wenn es unbewiesen oder eine einseitige Bestrafung ist; vollends ab.
Das hat für mich einen hemdsärmlichen Charakter ...

Dennoch:
Habe ich mir jetzt den Onlinezugang eingerichtet ( nebst Abrechnung) um Bahntickets kaufen zu können.
Zumindest hast Du mit dem Thread hier erreicht das ich es in Zukunft wieder öfter probieren werde mit der Bahn zu fahren.


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RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#73 von 218 ( gelöscht ) , 27.07.2018 17:20

Moin,

[quote="Viet Bui" post_id=1854209 time=1532198343 user_id=28555]
Fahrgast nicht vermittelbar, warum heute noch Interregio-Wagen westdeutscher und sogar ostdeutscher Bauart in Intercity-Züge eingereiht werden.[/quote]Wie darf man diese Aussage interpretieren? Sind die ostdeutschen Bimz schlechter als die westdeutschen?

Unabhängig davon stimme ich dir zu das es inakzeptabel ist, solche Wagen wie die IR-Wagen, vor allem in dem jetzigen Pflegezustand, auf zahlende Kundschaft los zu lassen. Selbiges für die unmodernisierten IC-Wagen. Das mag für bei einem 19 Euro Sparpreis vielleicht noch okay sein, aber nicht wenn man Vollzahler ist und 120 Euro auf den Tisch gelegt hat.

[quote="Viet Bui" post_id=1854209 time=1532198343 user_id=28555]Zur Bahncard 50: Diese reduziert den Fahrpreis im DB-Tarif um 50 %, den Sparpreis reduziert er um 25 %.
Das ist schon eine große Verbesserung, denn bis Dezember 2017 rabattierte die Bahncard 50 ausschließlich den Flexpreis (mit Ausnahme der „My Bahncard 50“). Der DB-Tarif gilt nicht überall. So erhält man im Schleswig-Holstein-Tarif lediglich pauschal 25 % Rabatt, viele Verbundtarife sehen sogar gar keine Bahncard-Rabatte vor (wie zum Beispiel im Verkehrsverbund Stuttgart).[/quote]Die Bahncard muss sich wirtschaftlich aber auch lohnen. Wenn ich mich nicht vertan habe kostet die BC 50 normal 255 Euro im Jahr (Studenten wie du und ich zahlen weniger). Heißt: Ab 510 Euro Jahresumsatz lohnt sich die BC 50 erst, vorher ist voll zahlen günstiger. Analog dazu ist es mit der BC25 (62 Euro im Jahr), welche sich erst ab 248 Euro Jahresumsatz lohnt. Ehrlicherweise muss man allerdings (wenn man sie in Anspruch nimmt) die Ersparnis durch die City-Option gegenrechnen, sodass es effektiv weniger ist.


218

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#74 von 218 ( gelöscht ) , 27.07.2018 18:12

Zum Thema:

Durch das Interesse an der Eisenbahn und auch der Modellbahn bin ich zum jetzigen Studium gekommen. Seitdem nutze ich auch regelmäßig die Eisenbahn. Ändert aber nix an der Tatsache das ich im Studium meine Begeisterung für den Luftverkehr entdeckt habe.

Dank Semesterticket kann ich in ganz Sachsen kostenlos alle Regionalzüge nutzen. Da kann man schon mal den ein- oder anderen Ausflug machen, den man normal nicht machen würde weil das Ticket schon 30 Euro kostet, zusätzlich zu dem was sonst anfällt. Dadurch nutze ich bei Besuchen zur Verwandtschaft auch meistens die Bahn, weil es am günstigsten ist. Zeitlich hingegen ist es eine Katastrophe weil ich dann 2,5 Stunden Regionalbahn zuckeln darf, nachdem Sachsen den RE 1 ja auf Glauchau verkürzt hat.

In meiner Brust schlagen zwei Herzen: Das des Eisenbahnfans, und das des , ich nenne es mal so, Betriebsbahners. Der Eisenbahnfan freut sich über Abteilwagen, mechanische Stellwerkstechnik, Bahnhöfe mit DR-Charme. Oder etwa bei unseren Nachbarn im europäischen Ausland über "unser" altes Rollmaterial. Der Betriebsbahner in mir denkt immer daran, dass man etwa mit Y/B 70-Wagen mit Klotzbremse und Plumsklo (Tschechien) oder ungepflegten und vollgesprayten Fahrzeugen kein attraktives Angebot zum MIV bieten kann. Er greift sich jedes Mal an den Kopf welches inkonsistente Bordprodukt DB Fernverkehr auf den Kunden los lässt. Und ihm graust es auch wenn er den Blödsinn mit den "barrierefreien" Bahnsteigen sieht, wo 55er Fahrzeuge an 76er Bahnsteigen halten müssen, es aber weit und breit keine 76er Fahrzeuge gibt. Erst gestern wieder in Senftenberg erlebt. Da greift man sich echt an den Kopf.

Weil auch schon mal Verspätungen des Thema waren: Von den wirklich heftigen Verspätungen von mehreren Stunden und solchen Späßen wie im Hotel übernachteten bin ich, ebenso wie bei Flügen, bisher verschont gewesen. Trotzdem freue ich mich wenn ein ich mal mit mehr als 60 Minuten Verspätung am Ziel ankomme. Denn dann gibt es nämlich Geld zurück


218

RE: Euer Verhältnis zur Eisenbahn

#75 von Viet Bui ( gelöscht ) , 27.07.2018 20:44

Guten Abend zusammen,

Zitat

Die Bahn steckt im Personenverkehr in einer Zwickmühle, sie wird mittlerweile im Fernverkehr von oben schon längefristig durch die Billigflieger attackiert, seit Neuestem auch von unten durch den Fernbus. Trotzdem steigen die Fahrgastzahlen.


im Allgemeinen schlägt sich die Eisenbahn gut im intermodalen Wettbewerb. Wie Du selbst festgestellt hast, steigen die Fahrgastzahlen und auch die Verkehrsleistung (es steigen nicht nur mehr Fahrgäste ein, sie fahren im Schnitt auch weiter).

Zitat

Dass die Bahn hier auf ihren Komfort-Vorsprung gegenüber sämtlichen Mitbewerbern freiwillig verzichtet, ist mir schleierhaft, zumal es z.B. mit dem System TGV duplex Alternativen zur "Platzoptimierung" gegeben hätte.
Auch der Fahrgastwechsel wird sich mit nur noch einer Türe pro Wagen beim ICE4 sicherlich nicht beschleunigen lassen...
Wenn der Sitzkomfort sich wirklich noch verschlechtern sollte, wäre ich wirklich geneigt, mehr zu fliegen, denn dort sind die Zeiten, die man im "Hasenstall" verbringen muss, erheblich geringer, auch wenn die Transferzeit insgesamt.


Der ICE 4 hat übrigens pro Wagen und Seite zwei Türspuren. Natürlich ist das Verhältnis Türspuren zu Sitzplatz im Vergleich zum ICE 1 und 2 schlechter geworden, allerdings haben Haltezeiten im Fernverkehr nicht denselben Stellenwert wie im Nahverkehr.
Ich bin auch der Meinung, dass die Eisenbahn ihre Vorteile gegenüber anderen Verkehrsträgern ausbauen muss, das sind fahrzeugseitig eben die Abteile und die Bordgastronomie. Leider genießen beide Merkmale keinen besonders hohen Stellenwert bei der DB. In jüngeren Fahrzeugen sucht man Abteile vergebens, genauso ist auch die defizitäre Bordgastronomie vom Aussterben bedroht. Im Intercity-Verkehr hat man das Bordrestaurant vollständig abgeschafft, selbst in langlaufenden Intercity-Zügen sind noch nicht einmal Bordbistro-Wagen eine Selbstverständlichkeit. Beim IC 2 hat man vollständig auf eine solche Einrichtung verzichtet und setzt auf ein mobiles Angebot analog zum Flugzeug (und das noch nicht einmal auf allen Linien).
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht müsste man beides unverzüglich einstampfen. Großraumabteile haben bei gleichen Parametern bezüglich des Sitzkomforts eine 33 % höhere Kapazität und ein weiterer Sitzwagen erwirtschaftet höhere Umsätze als ein Restaurant-Wagen, das defizitär arbeitet.
Hier muss sich die Deutsche Bahn die Frage stellen, welchen Stellenwert diese Merkmale genießen. Meiner Meinung nach hat die Bordgastronomie keine Zukunft mehr, der ICE wird mittlerweile vielmehr als Massenverkehrsmittel und nicht mehr als Premium-Produkt verstanden. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass ein Reisender, der mit einem 19-Euro-Sparpreis von München nach Hamburg reist, im Bordrestaurant des ICE Chili-con-Carne (das beliebteste Gericht in deutschen Zügen) für 8,20 € bestellt. Selbst auf längeren Reisen verzichte ich für gewöhnlich auf das Speisen im Zug, die Preise sind für Fertiggerichte schlichtweg zu hoch. Von den ein oder zwei Tassen Kaffee, die ich im Zug trinke, kann man eben keine Bordgastronomie kostendeckend betreiben.

Ich persönlich sitze nur dann gerne im Abteil, wenn ich am Fenster sitze. Ein Nachteil von Abteilen ist doch die Tatsache, dass nur die Sitzplätze am Fenster über eine Tischfläche verfügen. Ich habe beim Reisen doch sehr gerne einen Tisch vor meiner Nase und das kann das Großraumabteil an jedem Sitz bieten. Nervig sind dann in der Tat Telefongespräche, schade, dass sich zumindest in diesem Punkt französische Gepflogenheiten nicht durchgesetzt haben: Wer in Frankreich telefoniert, setzt sich hierfür in den Türbereich.

Zitat

Im übrigen entsteht imho kein Vorteil wenn Fahrverbote entstehen.
Aber die Bewohner Stuttgarts werden auch noch lernen das ein Autoverbot für den normalen Bürger nur sie selbst schädigt, ohne einen wirklichen Nutzen zu bringen.


Ich persönliche hätte einen Nutzen aus einem Fahrverbot: Durch den Umstand, dass weniger Autos in Stuttgart verkehren dürften, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich auf der Straße laufen muss, weil ortsfremde Falschparker den Gehweg komplett zuparken, geringer, bei weniger Autos in der Stadt würden Stadtbahn und Busse weniger durch Autofahrer blockiert werden und ich käme pünktlicher an (Der Klassiker: Vollbesetzter Bus mit 180 Personen wird blockiert, weil ignorante Autofahrer meinen, auf der Busspur ausladen zu müssen).[/quote]

Zitat

[quote="Viet Bui" post_id=1854209 time=1532198343 user_id=28555]
Fahrgast nicht vermittelbar, warum heute noch Interregio-Wagen westdeutscher und sogar ostdeutscher Bauart in Intercity-Züge eingereiht werden.

Wie darf man diese Aussage interpretieren? Sind die ostdeutschen Bimz schlechter als die westdeutschen?
[/quote]
Es hat mich gewundert, dass die ostdeutschen Bimz wieder vermehrt anzutreffen sind.

Zitat

Trotzdem freue ich mich wenn ein ich mal mit mehr als 60 Minuten Verspätung am Ziel ankomme. Denn dann gibt es nämlich Geld zurück


Ich bevorzuge stets das pünktliche Ankommen, zum gleichen die 25 % (ab 60 Minuten Verspätung) oder 50 % (ab 120 Minuten Verspätung) nicht meinen monetarisierten Schaden aus, zum anderen kann man verlorene Lebenszeit nicht mit Geld aufwiegen. Wo Du aber Recht hast: Ich komme lieber mit 60 Minuten Verspätung am Ziel an als mit 59 Minuten.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

   

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