RE: Fragen zu Läutewerk bei Länderbahn-Maschinen

#1 von Berndk , 13.01.2019 14:16

Hallo zusammen,

Frage an Länderbahn-Kenner:

Vorbildliteratur (Werksfotos) und auch Modellumsetzungen zeigen Länderbahnmaschinen oft ohne Läutewerk. Auch Typen, die auf Nebenstrecken im Einsatz waren (z.B. T5). Gab es zu Länderbahnzeiten an einem unbeschrankten Bahnübergang ein alternatives Warnsignal zum Läutewerk? Vielleicht noch aus der Zeit, bevor Läutewerke zur Verfügung standen? Ich weiß das es Läutewerke seit Ende des 19. Jahrhunderts gab und wundere mich über das Fehlen derselben.

Gruß
Bernd


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RE: Fragen zu Läutewerk bei Länderbahn-Maschinen

#2 von Guardian71 , 13.01.2019 14:28

Hm, Bernd,

das kommt, wie so häufig, darauf an. Viele später auf Nebenbahnen eingesetzte Maschinen waren zur Zeit ihrer Beschaffung als Streckenmaschinen auf Hauptbahnen gedacht, so dass ein Läutewerk fehlt. Beispielsweise die preußischen Gattungen G 10, P 8 und T 14/T 14.1. Bei solchen Maschinen wurden Läutewerke später durch die AWs nachgerüstet, wenn benötigt. Daher auch oft unterschiedliche Bauarten, Montagepositionen (vor Schlot, hinter Schlot usw.).

Für den reinen Verschiebedienst gedachte Maschinen erhielten oft gar keine Läutewerke - oder verloren diese wieder (z.B. viele preuß. T 3, die ihr Lebensende im leichten Verschiebedienst fristeten). Auch preuß. T 9.3, ursprünglich für den Streckendienst auf Nebenstrecken gedacht, finden sich in den Dreißiger Jahren ohne Läutewerk.

Oft wurden anscheinend aber auch Läutewerke nicht ab Werk geliefert, sondern von der jeweiligen Bahn (oder auch Direktion wie in Preußen) bei oder nach Indienststellung nachgerüstet.

Grüße
Mark


Beste Grüße,
Mark


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RE: Fragen zu Läutewerk bei Länderbahn-Maschinen

#3 von Berndk , 13.01.2019 17:05

Hallo Mark,

danke für die Infos!

Gruß
Bernd


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RE: Fragen zu Läutewerk bei Länderbahn-Maschinen

#4 von Erich Müller , 14.01.2019 07:21

Hallo Bernd,

im Signalbuch von 1907 stehen die Läutesignale unter den nur bei den preußisch-hessischen Bahnen geltenden Signalen. Ich vermute aber, dass bei anderen Bahnen entsprechende Signale galten - nur eben nicht vereinheitlicht.

Zitat

Modellumsetzungen


würde ich nicht als Quelle betrachten. Wenn der Anbau einer Glocke beim Formenbau für Epoche 3 nicht bedacht wurde, gibt es oft eben auch keine in Epoche 1. Dafür findet man 44er mit Glocke...


Freundliche Grüße
Erich

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RE: Fragen zu Läutewerk bei Länderbahn-Maschinen

#5 von Bobbel , 14.01.2019 10:25

Hallo zusammen...

... mein Beitrag geht zwar etwas am Thema vorbei, doch ich möchte Bezug auf die
44 / 044 mit Läutewerk, die Erich erwähnt hatte, nehmen.

Diese Loks waren einst beim Bw Kornwestheim, später beim Bw Rottweil stationiert.
Auf den Einsatzstrecken, größtenteils eingleisig, der Loks gab es zahlreiche unge-
sicherte Feldweg- und Fußgängerübergänge, weshalb die Lokomotiven mit einem
Druckluftläutewerk ausgerüstet wurden. Die Läutewerke trugen die Maschinen noch
in den 1970er Jahren.
Zwei der Loks (044 340-8 + 044 480-2) mit Läutewerk habe ich in den Jahren 1969
und 1970/71 in Tübingen (Bw Tübingen) beobachten können. Dort übernahmen die
Maschinen meist einen Tankwagen-Ganzug (aus Stuttgart Hafen) und beförderten
auf der Oberen Neckarbahn von Tübingen über Horb, Rottweil, Tuttlingen, Hattingen
(= Übergang zur Schwarzwaldbahn) an die schweizer Grenze bei Singen (Htwl.).

044 332-5 (Bw Rottweil) hatte ebenfalls ein Läutewerk.

Andere Baureihen:
Beim Bw Ulm gab es ab 1961 zahlreiche Loks der Baureihe 03, die für den Einsatz auf
den oberschwäbischen Strecken von Ulm ausgehend, mit Läutewerken ausgerüstet
wurden.

Grüßle aus HONAU.
Klaus

Erklärungen:
Die Obere Neckarbahn der K.W.St.E. führte von Plochingen a.N. über Reutlingen,
Tübingen, Horb und Rottweil nach Tuttlingen (- Immendingen [km 161,26]).
Die Kilometrierung entlang der Bahnstrecke ist auch heute noch im Streckenabschnitt
von Horb (km 80,32) bis Tuttlingen (km 151,16) vom Streckenanfang im Bahnhof
Plochingen (km 0,0) ausgehend. Inbetriebnahme: zw. 1859 - 1870.

Der heute verwendete Name Gäubahn ist nicht ganz zutreffend, denn diese Bahn
von Stuttgart Hbf ausgehend führte über Böblingen und Eutingen im Gäu nach Freuden-
stadt Hbf. Die Streckenabschnitte Eutingen - Horb (1874) und Tuttlingen - Hattingen
(1934) wurden erst später in Betrieb genommen.


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RE: Fragen zu Läutewerk bei Länderbahn-Maschinen

#6 von Berndk , 14.01.2019 12:13

Hallo zusammen,

@Erich
besten Dank für den erhellenden Link! Dort habe ich auch noch Infos bezgl. der Signale des Zugführers gefunden, welche mich in anderem Zusammenhang auch sehr interessiert haben. Diese Signale wurden per Pfeife oder Horn gegeben. Mir ist bisher nie eine historische Aufnahme aufgefallen, wo der Zugführer ein Horn umhängen hatte. Falls jemandem von Euch eine Quelle bekannt wäre - würde mich interessieren.

@Bobbel
danke, Du hast damit eine Frage meinerseits beantwortet, die in einem anderen Forum unbeantwortet blieb. Es gab also tatsächlich (vermutlich ganz selten) Läutewerke auf Hauptstrecken - wenn auch "nur" für Fußgänger bzw. in Form von Feldwegs-Kreuzungen. Sehr interessant!

Gruß
Bernd


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RE: Fragen zu Läutewerk bei Länderbahn-Maschinen

#7 von Atlanta , 20.12.2019 09:41

Moin Kollegen,

für Epoche I galt:

Ein Zug oder eine Lokomotive muß abgeläutet werden wenn man das Schienenfahrzeug in Bewegung setzt, mit niedriger Geschwindigkeit fährt, sich einem Überweg annähert oder in eine Bahnstation einfährt.

Ist keine Glocke auf der Maschine vorhanden, muß eine Handglocke oder die Pfeife benutzt werden.

An Bahnübergängen jener Zeit standen Schilder, die den kreuzenden Straßenverkehr aufforderdeten, beim ertönen der Glocke eines sich annähernden Schienenfahrzeugs, vor den Gleisen anzuhalten und den Überweg nicht mehr zu überqueren.

Dieser Umstand erklärt schon, daß Glocken auf der Maschine vorhanden sein sollten, war dieses nicht der Fall, mußte der Lokführer eine Handglocke oder die Pfeife betätigen und vor der Gefahr warnen.


LG Ingo

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