RE: Postwagen Direktion ausschlaggebend für Einsatzgebiet?

#1 von katzenjogi , 18.03.2019 23:31

Hallo zusammen!

Ich hätte da mal eine Frage an die Spezialisten, speziell die Spezialisten für Postwagen

Normalerweise nehme ich es trotz Epoche IIIa Ausrichtung meiner Sammlung bei den Postwagen nicht ganz so genau - solange schwefelgelbe Anschriften und Epoche III Betriebsnummer vorhanden sind, drücke ich auch mal bei den Revisionsdaten ein Auge oder zwei zu. Nun möchte ich allerdings die Postwagen auch nicht nur als reine Postzüge laufen lassen, sondern auch gerne das eine oder andere Exemplar in normale Züge einreihen, teilweise auch als Gepäckwagen-Ersatz. So zum Beispiel für die badischen Eilzug-Plattformwagen oder die Altenberger von Liliput.

Da stellt sich mir nur die Frage, ob die Postwagen tatsächlich in der Republik etwas weiter rum gekommen oder relativ nah an ihrem Heimatstandort verblieben sind. So haben beispielsweise die badischen Eilzugwagen "Kar" in ihrer Betriebsnummer - sollte nun auch der Postwagen "Kar" im Anschriftenfeld tragen oder darf es da beispielsweise auch ein "Stg" sein? Ich frage deshalb, weil es als "Kar" in Epoche III meiner Recherche nach nur den kleinen Hecht von Piko als Postwagen gibt, zwar hat auch Märklin noch einen Zweiachser im Programm, der ursprünglich aus dem Höllental-Set stammt, der hat aber schon den DB Keks und läuft damit wohl eher unter Packwagen. Alternativ wäre dann noch der Württemberger Oberlichtpostwagen zu nennen, den Märklin vor einigen Jahren produziert hat, der stammt aber aus "Stg". Nun habe ich bei Wikipedia gelesen, dass die ehemalige Reichsbahndirektion Karlsruhe direkt nach dem Krieg quasi zweigeteilt wurde - da die Grenze zwischen amerikanischer und französischer Besatzungszone in der Nähe von Karlsruhe verlief und damit ein Teil des Gebietes zur neuen Reichsbahndirektion Stuttgart gehörte (Württemberg-Baden), auch die Stadt Karlsruhe selbst, dafür kamen die Strecken aus Baden und Württemberg-Hohenzollern zur Eisenbahndirektion Karlsruhe.

Oder muss ich mir da gar keinen Kopf machen, weil die Wagen großzügig eingesetzt werden konnten?

Fragende Grüße

Jürgen


 
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RE: Postwagen Direktion ausschlaggebend für Einsatzgebiet?

#2 von JoWild , 19.03.2019 09:12

Hallo
Bahnpostwagen liefen in Epoche III als Postzüge auch einzeln in Fernreisezügen mit. Sie waren mobil zum Teil das, was heute in Briefzentren geleistet wird: Sortieren der der vom jeweils örtlich gelegenen Hauptpostamt damals vorsortiert und gebündelt auf den Unterwegsbahnhöfen zugeladenen Postsäcke und anschließende Entladung an folgenden Bahnhöfen.
Dafür gab es extra Infrastruktur an den Bahnhöfen. In Bamberg beispielsweise einen Tunnel vom Postamt unter der Straße zum Bahnhof, der heute noch ungenutzt existiert. (Die Post ist ja voll ökologisch und angeblich CO2-neutral auf die Straße umgestiegen.)

Und wenn du die Zeit direkt nach dem WW2 bist etwa zur Gründung des vereinigten Wirtschaftsgebietes oder der BRD 1949 betrachtest, dann war das eine ohnehin mit permanenten und kurzfristigen Änderungen behaftete Zeit. In der F-Zone gab es z.B. den Begriff Reichsbahn nicht mehr sondern Südwestdeutsche Eisenbahn (nicht mit der SWEG verwechseln).


Ich wünsche allen Freude an ihrer Modellbahn
Joachim


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RE: Postwagen Direktion ausschlaggebend für Einsatzgebiet?

#3 von katzenjogi , 20.03.2019 22:34

Hallo Joachim,

danke für Deine Antwort, ich hatte gehofft, es melden sich noch weitere Nutzer hier zu Wort, aber da kann ich wohl noch länger warten... (und vergebens hoffen). Also spricht im Prinzip nichts gegen die Verwendung eines Postwagen mit Heimatbahnhof Stuttgart in einem Zug der Eisenbahndirektion Karlsruhe? Ich habe auch einige zweiachsige Postwagen, die sicherlich nicht in Fernzügen mitliefen, sondern wohl eher in Nebenbahnzügen ihre Kilometer abgerissen haben.

Liebe Grüße

Jürgen


 
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RE: Postwagen Direktion ausschlaggebend für Einsatzgebiet?

#4 von K.Wagner , 21.03.2019 12:34

Hallo Jürgen,

habe den Thread erst jetzt gesehen. Ich habe mich vor Jahren, als er erste 2-achser von Lima und kurz darauf der von PIKO geliefert wurde (Post-Shop) mit dem Thema mal intensiver auseinandergesetzt, Literatur beschafft bzw. nachgelesen. Mir ging es um den regionalen Einsatz - also auf Nebenbahnen oder regionalen Hauptbahnen (a la Bad Kissingen z.B.). Nach meinem noch vorhandenen Wissensstand von damals wurden die Wagen auf diesen Strecken von den jeweiligen Postdirektionen gestellt. In der von mir nachgebildeten Region von der OPD Nürnberg.
Wie gesagt - da ich keine Fernläufe fahre gilt diese Aussage NUR für regionale Kurse in einem (sehr) beschränkten Umkreis der Postdirektionen.

Postwagen waren auch (ähnlich wie Güterzuggepäckwagen) in feste Umläufe eingebunden - bei Nebenbahnen oftmals nur auf der entsprechenden Strecke. Natürlich mußten sie sicher bei anstehenden Revisionen getauscht werden. Darüber und wer die Wagen wo gewartet / untersucht hat, darüber stand leider nichts in den Publikationen.

Etwas Aufschluß gibt das MIBA Spezial zum Thema Post, das vor Jahren eschienen ist. Die o.a. Fragen werden aber max. durch das Studium der Abbildungen beantwortet.


Gruß Klaus


 
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RE: Postwagen Direktion ausschlaggebend für Einsatzgebiet?

#5 von JoWild , 21.03.2019 17:33

Hallo,
kennst du diese Seite: http://www.mikes-bahnpostseite.de
Dort findest du auch Fotos von Bahnpostwagen weit außerhalb ihres Heimat-BPA


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Joachim


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RE: Postwagen Direktion ausschlaggebend für Einsatzgebiet?

#6 von klein.uhu , 21.03.2019 23:21

Moin,

Je nach dem, ob es sich um einen Zug mit einzelnen Bahnpostwagen oder Bahnpostabteil handelt, mehr im lokalen Bereich einer Strecke, einer Oberpostdirektion handelt, oder ob es sich um reine Bahnpostzüge handelt, muss man das wohl getrennt betrachten.

Bahnpostwagen in Zügen mit Personenbeförderung liefen wohl in festen Bereichen, auf festen Strecken, also eher lokal. Dass solche Bahnpostwagen in Fernzüge übernommen wurden ist mir nicht bekannt. Da ging es wohl eher um den Posttransport eines bestimmten Einzugsbereiches entlang lokaler Strecken zum nächsten großen Sammelpunkt. Da kamen wohl auch nur die kleinen Bahnpostwagen zum Einsatz, also meist 2-/3-Achser.

Bahnpostwagen in reinen Bahnpostwagenzügen dienten tatsächlich dem Fernverkehr, um Post über weite Strecken quer durch Deutschland zu befördern (das gab es auch im Ausland). Dabei wurde die Post an Knotenpunkten eingesammelt und abgegeben, unterwegs nach Zielpunkten sortiert. Bei diesen Bahnpostzügen gab es auch Kurswagen und Zugteilungen. Mancher Fernzug führte auch einen oder mehrere Bahnpostwagen mit.

Im Internet ist leider darüber nicht viel zu finden. Literatur darüber habe ich nicht.


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Gruß von klein.uhu
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RE: Postwagen Direktion ausschlaggebend für Einsatzgebiet?

#7 von katzenjogi , 21.03.2019 23:36

Hallo und Danke für Eure Antworten bis hierher,

dann werde ich einfach kombinieren, was mir regional und optisch in den Kram passt. Falls ich mal Besuch von einem Bahnpostwagen-Experten bekomme, und der mir einen Einlauf verpasst, weil ich falsche Wagen und Bahndirektionen gemischt habe, muss ich wohl damit fertig werden... .

Obwohl bei den Personenzügen bin ich auch nicht immer vorbildgerecht, da ich diese eigentlich immer vorbildwidrig bauartenrein zusammengestellt habe. Fand das optisch nicht so ansprechend, wenn man die Wagen in der Vitrine mischt, da sie mehr oder weniger alle untereinander an der Wand hängen. Auch wenn es natürlich realistischer wäre. Gut, ein bisschen kommt mir da ja die Epoche IIIa zu Gute - zumindest bei den relativ kurzen F-Zügen gab es nicht so viele unterschiedliche Wagen, die zusammen eingesetzt wurden - und die neuen Bauarten sind anfangs wohl auch eher zusammen gefahren. Ach ja, man hat es als Modellbahner schon nicht leicht. ops:

Liebe Grüße

Jürgen


 
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RE: Postwagen Direktion ausschlaggebend für Einsatzgebiet?

#8 von K.Wagner , 22.03.2019 12:31

hallo Jürgen,

sicher - man hat es nicht leicht, aber man lernt immer wieder dazu. Und das ist das Schöne an unserem Hobby, dass man nach dem Warum und dem Wie fragen kann. Gesehen hat man Vieles, aber wenn es zum Beispiel um die Einrichtung eines Lagerhauses oder Güterschuppens geht - da ist es für mich äußerst interessant, die Abläufe zu kennen.
Mein letztes Beispiel (Frage auch hier im Forum) - Anordnung der Paletten in einem Schiebewandwagen - weil ich es nachbilden wollte....
Gut - Bierbrauen und -Transport sind für mich als geb. (Mittel)Franken kein Thema mit großen Wissenslücken, aber bei der Zufuhr der Rohstoffe (außer Wasser....) und deren Aufbereitung, da waren Artikel in den Modellbahnzeitschriften schon hilfreich (Malzfabrik Weyermann - und das Original war keine 40 km von Zuhause weg...).
Zurück zum Thema Postwagen: Hier habe ich mich wirklich "nur" mit den "kleinen" regionalen Bahnposten beschäftigt - ABER: Ich weiß, dass in vielen Schnellzügen, die Nürnberg berührten, Postwagen weit entfernter Direktionen eingestellt waren - München war klar, aber auch aus "Hessen" und von den Nordlichtern habe ich Wagen gesehen. Fasziniert haben mich auch die Laufschilder (Zuglaufschilder waren es ja nicht direkt), die belegten, wo nach Deutschland der Wagen alles unterwegs war bis er wieder mal durch Nürnberg kam. Damals als Kind / Jugendlicher interessant - inzwischen ist auch die "Ursache" bekannt.
Wenn Du also durchgehende Züge hast, mußt Du nur den Wagenlauf entsprechend anpassen und Du kannst ganz Deutschland "erschlagen".
Ich habe zwar Wagen, die in Mittelfranken (meine Anlagenregion) eingesetzt waren - aber ich habe keine der OPD Nürnberg zugeordneten Wagennummern. Zu er Recherche hats "damals" - als ich kein Stunde mit dem Fahrrad zum Verkehrsmuseum hatte - nicht gereicht. Sicher hätte mir einer der netten Bediensteten im Postmuseum weitergeholfen. Jetzt bin ich bei freier A6 min 2,5 Stunden unterwegs....
Weiter viel Spaß,


Gruß Klaus


 
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RE: Postwagen Direktion ausschlaggebend für Einsatzgebiet?

#9 von Epsuedgro44 , 23.03.2019 16:10

Hallo,

der Einsatz der Bahnpotswagen wurde ausschließlich durch die Deutsche Bundespost (OPD èn) geregelt.Die Bundesbahn konnte diese nicht für ihre Zwecke "mißbrauchen",schließlich zahlte die Post ja dafür und nicht die Bahn.
Man sollte dabei ja auch nicht vergessen, daß Bahnpostwagen in vielen ländlicheren Regionen die Postämter und Poststellen ergänzten und dafür einen "Einwurfbriefkasten" am Wagen hatten.So konnte eilige Post noch versand werden, der Kunde musste halt nur zum Haltbahnhof hinfahren.

Auf der oberen Ruhrtalbahn zum B.war das bis in die 1970er-Jahre so üblich,erst durch den Straßenausbau und den massiven Ausbau des Straßenfuhrparkes des Post wurde dieser Dienst dann eingestellt.


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