Umbau und Selbstbau von Wagen: MAXI-"Bif", MAXI-"Pwi29a", Mitteleinstiegswagen

#1 von guido , 22.07.2020 16:31

Hallo Leute,
da die Fülle der von mir begonnenen Threads zunimmt und sicher viele andere, aber auch mich persönlich, beginnt zu nerven, konzentriere ich das Ganze und in diesem hier geht es künftig um alle meine Wagenselbst- und -umbauten. Andere Threads sind ggf. verlinkt und lassen sich auch noch finden.

Viele Grüße,
Guido

PS: Es folgt der Originaltext des ersten Posts in diesem Thread:

Hallo Stummis,

wie im ersten Teil zum Steuerwagen bereits geschildert, habe ich eine Anzahl Maxi-Schrottwagen, die einer Wiedergeburt harren.
Nachdem der sehr einfache Umbau ohne wesentliche Änderungen des Gehäuses gelungen war, sollte der zweite eine etwas intensivere Arbeit werden.

Was mich schon immer störte, war, dass es zwar schön gestaltete Epoche III-Personenwagen für Maxi gab, aber niemals einen dazu passenden Packwagen. Lediglich der "Gepäckwagen Württemberg" und seine Varianten stehen zur Verfügung, mit Phantasiebeschriftung und natürlich unpassendem, hellgrünem Farbton.

Nun, mit ein wenig Engagement und dem richtigen Ausgangsmaterial könnte man schon etwas gestalten, dachte ich mir. Die Märklin-Maxi-Wagen sind ja sämtlichst Plattformwagen, also käme ein Vorbild, das zumindest an einer Seite eine Plattform hat, gut infrage. Da sticht der Pwi 29a hervor:


(Quelle: donnerbuechse.eu)

Nun gut, natürlich stimmen die LüP nicht und auch die Fensteranordnung, aber was soll's, das hier ist Märklin Maxi und nicht Finescale!

Wichtig ist:
- Der Wagen hat drei Seitenfenster
- Es gibt eine Plattform

So, dann kann's ja losgehen. Aber es ist gerade so, dass ein vier Monate alter künftiger Eisenbahnenthusiast meine Zeit ziemlich in Anspruch nimmt. Ich muss, bevor ich den Wagen fertigbauen kann, noch Material und Teile bestellen, wozu ich noch nicht gekommen bin.
Nachdem der erste Teil schon wieder etwas her ist und ich es blöd finde, Folgebeiträge ewig hinauszuschieben, hier der Stand der Dinge. Das sind die bis jetzt vorbereiteten Teile:



Seitenwände:
An den linken und rechten Kanten des dritten Fensters wurde die Wand zerschnitten, das bedeutet minimalen Materialverlust. Die rechte Stirnseite wird bis auf die Pufferbohle vorgezogen, links wird der Wagen später so zusammengesetzt wie von Märklin konstruiert. In die Lücke kommen die Ladetüren.
Die Tür in der rechten Stirnwand muss natürlich nach innen aufschlagen oder zur Schiebetür werden.
Gleitschienen und Ladetüren werden aus Messing entstehen. Wie das Vorbild wird der Wagen drei Seitenfenster haben (wenn auch nicht mit korrektem Abstand, aber... wie gesagt. Was soll's.

Hier sieht man, wie ich die geprägten senkrechten Deckleisten der unteren Seitenwandhälften plan geschliffen habe, da der Pwi29a keine solchen senkrechten Deckleisten besitzt:


Dach
Der Pwi29a hat eigentlich keine Dachlüfter. Dem Schrottwagendach fehlt ohnedies einer. Nun werde ich aber, maxi-typisch, die vorhandenen Lüfter belassen und über die Stelle des fehlenden die Dachkanzel setzen (ebenfalls aus Messing).

Lackierung und Beschriftung
Beim Farbton bin ich mir noch nicht schlüssig: Flaschengrün oder Chromoxidgrün, also Epoche IIIa oder IIIb? Zu beiden besitze ich passende Maxi-Personenwagen. Mal sehen.
Die Beschriftung kommt von Andreas Nothaft, zwar für eine Donnerbüchse, aber wie gesagt,... na das hatten wir schon.

So, wenn ich das Material habe und Zeit, zwischen zwei Fläschchen und drei Windeln etwas zu basteln, kommt die Fortsetzung dieses Threads. Außerdem habe ich schon eine Idee für einen dritten Teil, dann etwas aufwändiger und in größeren Dimensionen, ich werde dann Gehäuseteile selbst konstruieren müssen. Schaumermal.

Bis die Tage,
Guido


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zuletzt bearbeitet 27.07.2022 | Top

RE: Selbstbau von Wagen, die es für Märklin Maxi nicht gibt, Teil 2: Pwi-29a ES GEHT ENDLICH WEITER!!!

#2 von Blech_Maxe , 04.01.2021 17:14

Hallo Guido,

leider ist mir Dein Thread erst heute aufgefallen. Gibt es schon Fortschritte beim Packwagen? Da ich auch noch ein paar günstig erstandene Bastelwagen hier habe, finde ich Deine Idee natürlich sehr spannend!

Viele Grüße

Dirk


 
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RE: Selbstbau von Wagen, die es für Märklin Maxi nicht gibt, Teil 2: Pwi-29a ES GEHT ENDLICH WEITER!!!

#3 von guido , 11.01.2021 16:04

Hallo Dirk,

danke für Dein Feedback.
Nun ja. Jedenfalls ist das Messing zum Basteln bereits eingetroffen. Dumm ist, dass Teleteaching, Homeoffice und die in unendlicher Weisheit des hessischen Kultusministeriums ständig neu erfundenen Coronaregeln mich ziemlich in Atem halten.
Aber bald geht es weiter!

Viele Grüße,
Guido


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RE: Selbstbau von Wagen, die es für Märklin Maxi nicht gibt, Teil 2: Pwi-29a ES GEHT ENDLICH WEITER!!!

#4 von Blech_Maxe , 12.01.2021 11:56

Hallo Guido,

vielen Dank für das Update! Ich wünsche Dir (nicht ganz uneigennützig ), dass Du bald wieder Zeit und Muse für das Hobby findest! Auf jeden Fall weisst Du schon mal, dass es auch Leute gibt die sich für Deine Umbauten interessieren.

Viele Grüße

Dirk


 
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RE: Selbstbau von Wagen, die es für Märklin Maxi nicht gibt, Teil 2: Pwi-29a ES GEHT ENDLICH WEITER!!!

#5 von guido , 24.03.2021 14:47

Hallo Stummis,

meine Güte, wie die Zeit vergeht. Mit vielen anderen beruflichen, privaten und auch eisenbahnigen Pflichten und Präferenzen ausgelastet, musste der Pwi-29a doch etwas warten. Mittlerweile ist einiger Fortschritt eingetreten.

Den letzten Zustand habe ich zwar noch nicht photographiert, aber es sei gesagt: Es fehlt eigentlich nur noch die Dachkanzel.
Da ich gerade ein, zwei Minuten Zeit habe, wollte ich aber ein paar Bilder von vorvorgestern einstellen, die den Weiterbau zeigen, den ich letzte Woche (endlich) unternommen habe:


Hier sieht man die bereits ausgeschnittenen Messingteile für die Ladetüren und die Gleitschienen. Die linke (untere) Gleitschiene ist bereits gefaltet, die rechte (obere) ist noch "roh". Jede Gleitschiene hat bis zu vier Biegefalze in verschiedene Richtungen!
Bei allen flachen Teilen wie den Türen oder Gleitschienenkanten, die mit "scharfer Kante" enden würden, wird ein Stück Blech umgefalzt, dann kommen nch die "formgebenden" Falze. Erstens ist das auch bei vielen Original-Maxi-Teilen so, zweitens verhindert das die Verletzungsgefahr. Natürlich sind obendrein alle Teile entgratet. Das Ausschneiden besorge ich mit Trennscheibe und einer feinen Blechschere.


Hier nochmal die beiden Ladetüren von vorn und hinten.
Natürlich kommen noch Handgriffe daran und vielleicht bastele ich auch einen funktionsfähigen Riegel - das haben "richtige" Maxi-Fahrzeuge nicht.


Das Geheimnis des Biegens sieht man hier: Ich verwende einen Proxxon-Präzisionsschraubstock, über dessen Kanten das Metall gebogen wird. Unter Zuhilfenahme einiger feiner Zangen, eines Juwelierhämmerchens und anderer Kleinwerkzeuge gelingt das ganz gut. Eine professionelle Biegeeinrichtung lohnt sich nicht, schließlich will ich für die paar Modelle, die ich baue, nicht hunderte Euros investieren! Vielleicht sieht man nachher die eine oder andere Delle, aber das ist eben Do-it-yourself!

Stand der Dinge ist jetzt der provisorisch zusammengesetzte Wagenkasten mit funktionierenden Schiebetüren. Wie gesagt, Photo kommt, sobald ich die Kanzel fertig habe. Da tüftele ich noch und zwischendurch kam noch die V100 und heute hab ich voll Homeoffice...

Viele Grüße und bis bald,
Guido


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RE: Selbstbau von Wagen, die es für Märklin Maxi nicht gibt, Teil 2: Pwi-29a ES GEHT ENDLICH WEITER!!!

#6 von guido , 30.07.2021 16:25

Hallo Stummis,

langsam und bedächtig nährt sich das Eichhörnchen, aber dasselbe gilt auch für die Konstruktion dieses Wagens. Eins unter vielen Projekten, und wenn Zeit ist, geht es auch mal weiter.

So gestern und heute, ich hatte Zeit, das Dach weiterzubauen und den Wagen nahezu zu komplettieren.

Was noch fehlte, war ja die Dachkanzel. Ich habe sie wie die anderen Teile aus Messingblech geschnitten, zwei Seitenteile und das Dach, das an den Seiten 2mm umgefalzt wurde. An die Basis kam ein Streifen Blech, mit dem die Kanzel nachher befestigt werden soll: Zwei Löcher in den Streifen, darauf zwei Muttern M3 gelötet. Damit wird die Kanzel nachher auf dem Dach festgeschraubt:



Die Seitenteile wurden mit dem Dach verlötet (sorry etwas unscharf, hab ich zu spät bemerkt):


Hier die fertig verlötete Kanzel probeweise auf dem Dach:


Die überstehenden Teile dienen dazu, umgefalzt die Kanzel auch an den Seiten zu halten:


Hier der bereits bearbeitete Falz. Die Ränder werden auf eine Schicht versäubert und dann das Messing mit Zange und Juwelierhammer um den an dieser Stelle etwas geschwächten Dachrand gebogen und flachgefalzt.


Hier dann die fertig montierte Kanzel von unten, man sieht die umgefalzten Seiten und die beiden Schrauben, welche die Kanzel von unten fest halten:


Soooo, Zeit für eine erste Probemontage und ein bisschen Posieren auf dem "Laufsteg". Der Wagen zeigt sich nahezu komplett von mehreren Seiten:







Und hier auch nochmal mit geöffneter Ladetür:


So, noch fehlt ein bisschen was. Die typischen dreieckigen Vordachstützen der DRG-Einheitswagen muss ich noch aussägen und biegen. Dann müssen Griffe aus Messingdraht an die Türen und vielleicht auch noch an die Wagenenden. Die Tür am plattformlosen Ende muss natürlich hinein und dann Puffer und Standardkupplungen. Aber das kommt natürlich zuletzt. Heute kam die Farbe mit der Post, ich habe mich für Flaschengrün entschieden, also frühe Epoche III. Vor der Lackierung muss ich den Wagen dann nochmal gründlich schleifen und grundieren, es ist also noch genug zu tun.

Übrigens ist der Wagen durch die Messinganbauten auch etwas schwerer geworden und läuft so schön ruhig mit einem denkbar angenehm bahnigen Sound auf seinen neuen Scheibenrädern!
Ach ja, und wer die Fenster in der Kanzel vermisst: Habe ich weggelassen um der Stabilität willen. Ich male nachher die Öffnungen mit schwarzer Farbe auf.

Hoffentlich demnächst mehr und der Fertigstellungsbericht.
Vielen Dank fürs Lesen,
viele Grüße,

Guido


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RE: Selbstbau von Wagen, die es für Märklin Maxi nicht gibt, Teil 2: Pwi-29a ES GEHT ENDLICH WEITER!!!

#7 von steve1964 , 31.07.2021 09:03

Hallo Guido,
ein wirklich schöner Wagen in leuchtendem hellblau !
Ich habe letztes Jahr ebenfalls 2 Dachkanzeln angefertigt, für die beiden Gepäckwagen,
und trotz der leichten Kartonbauweise, mit Kunststoff verglast, ergaben sich keinerlei Stabilitätsprobleme.

( Hier der Link zur Seite bis halbe Höhe herunterscrollen)
-
RE: 1. Spur 1-Anlage, Eigenbau : Preuß. C 4 Pr, B 4 Ü Pr, Weiche, ET 89, Gepwg, Eilzugwg, Gepäcktriebwagen, Projekt : Zephyr (2)
-
Grund dafür ist wahrscheinlich die Bogenform. ( Römische Erfindung ? )
Wären die Kanzeln nicht halbmondförmig, sondern rechwinklig,
hätte ich evtl. auch zur " Vollversion ", also ohne ausgestanzte Fenster, gegriffen.
Aber da sie auf deinem Dach jetzt bereits verlötet sind,
dürfte ein Verbiegen beim Durchbohren und Aussägen bzw. Ausfeilen
praktisch ausgeschlossen sein. Es muß ja nicht bis ganz an den Rand,
es reicht ja mittig ein kleines " Guckerl ", wo dann die Sonne auf den zukünftigen Fotos
apart durchscheint... Also überlege es dir vlt. noch mal ...

Viele Grüße
Steve


Ich baue, also bin ich.


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zuletzt bearbeitet 31.07.2021 | Top

RE: Selbstbau von Wagen, die es für Märklin Maxi nicht gibt, Teil 2: Pwi-29a ES GEHT ENDLICH WEITER!!!

#8 von Blech_Maxe , 08.08.2021 20:46

Hallo Guido,

es freut mich, dass das Projekt jetzt wieder ein Stück weiter ging! Die Selbstbau- und Umbauprojekte hier haben es mir ja besonders angetan. Jetzt bin ich natürlich gespannt, wie es mit der Lackierung weiter geht. Flaschengrün finde ich eine gute Wahl, m.E. sind die Maxi-Modelle ja eher "alte Bahn", da passt Flaschengrün einfach besser.

Viele Grüße

Dirk


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Kiss-Mitteleinstiegswagen für die Gartenbahn

#9 von guido , 27.07.2022 17:04

Hallo Leute,

wie in einem anderen Thread bemerkt, habe ich drei Mitteleinstiegswagen aus ehemaliger Kiss-Produktion in Spur 1, zwei Byl und ein AByl.
Ehrlich gesagt empfand ich die, obwohl ich sie gebraucht und schon leicht beschädigt (Bremsanlage) recht günstig erstehen konnte, als echten Fehlkauf. Wegen der meiner Meinung nach im Vergleich zu z.B. Märklin wirklich mangelhaften Qualität:
-Der Kunststoff der Seitenwände wölbt sich leicht nach außen.
-Die Fenstereinsätze fallen schon beim schräg Ansehen heraus, ähnlich ist es mit den Gummiwulsten.
-Furchtbar schlecht zu demontieren - mal eben Dach abnehmen geht gar nicht - wirklich dumm, wenn wieder mal ein Fenster nach innen herausgefallen ist...
-Anbauteile, die mit Puffern und/oder Kupplungen kollidieren.
-Apropos Kupplungen: Schon im Spur 1-1020er Bogen hebelten die allzu straff konzipierten Kupplungsfedern die Drehgestelle heraus, zumal wenn ein Weichenherzstück dabei ist.
-Zu schlabberig konzipierte Drehgestelle; Achsen fallen auch mal so bei der Fahrt heraus (auch auf Spur 1-Gleisen) und die Kontaktfedern verbiegen beim Wiedereinsetzen viel zu leicht.
-usw. usw. usw...

Jedenfalls hätte ich ja soooo gern einen 75cm-Steuerwagen - aber den Kiss BDylf werde ich mir tunlichst verkneifen. Schade dass der Märklin-Silberling länger ist. Naja, andere Story...

Wie auch immer. Man sieht: Es musste etwas passieren und es war mir nicht schade darum, massiv in die Wagen einzugreifen, um endlich was daraus zu machen.
Darum für Spur 1-Detailenthusiasten:
Sehen Sie sich diesen Beitrag nur im Beisein eines schulterzuckenden praxisorientierten Gartenbahners an.
Es könnten vorbildorientierungs(ver)störende Bilder dabei sein...


Zunächst mal so ein Wagen von unten. Man erkennt vielleicht an der Kupplung, dass sie schon arg sehr zwischen den Puffern sitzt. Also man musste schon mit sanfter Gewalt agieren, um so zwei Wagen in der Geraden zusammenzukuppeln, das war eigentlich gut einen bis zwei Millimeter zu knapp. Ob man sich dachte, dass die Käufer ohnehin Schraubenkupplungen verwenden würden?


Hier der Tunichtgut Rückholfeder der Kurzkupplung. Die hebelte, wie gesagt, die Wagen rasch mal aus dem Bogen. Ob man sich dachte, dass Käufer erst ab 2m-Radien aufwärts fahren?


Zunächst mal wird demontiert. Hier sind Drehgestell und Kupplung bereits weg. Übrigens auch die unteren Trittstufen, leider. Aber die hebe ich auf, ich denke über eine bewegliche Lösung nach... da muss ich aber noch eine Weile grübeln.


Ziel des Umbaues ist eine Kupplung mit Deichsel am Drehgestell. Damit diese Deichsel ausscheren kann, müssen alle Ösen für Zurüstteile an der Pufferbohle verschwinden.


Hier sind die Teile für den Umbau: Das Original-Drehgestell, Drehgestell-Adapter inklusive Deichsel von Strauß (bei Heyn erhältlich), eine Unterlegscheibe M6, eine Hübner-Kupplung (die tausche ich immer gegen die klassischen Märklin-Kupplungen aus und hab daher stets eine Handvoll für solche Umbauten übrig) und ein paar Schrauben.


Zunächst mal passen wir den Adapter, dessen Quersteg zufällig genau auf die Querholme des Kiss-Drehgestells passt, an. Zwei 1,5mm-Löcher werden vorgebohrt (Achtung, nicht zu tief, direkt benachbart sind die Befestigungen der Kontaktfedern auf der anderen Seite)...


...so sieht das im Ganzen aus...


...und schon ist der Adapter draufgeschraubt.


Jetzt wird es brutal: Von unten bohren wir ein 12mm-Loch bzw. erweitern das im Drehgestell vorhandene. Achtung! Mit Standbohrmaschine arbeiten und genau (!!!) zentrieren, sonst wäre das Drehgestell nachher außermittig (das arme vor Angst zitternde Drehgestell erzeugte die Unschärfe, sorry...). Übrigens muss der Adapter nachher nochmal ab, aber das Bohren im aufgeschraubten Zustand garantiert zentrierte Löcher.


Während die gebohrten Bauteile sich vom Schreck erholen, bearbeiten wir den Wagenboden. Da sind zwei Wulste auf der einen Seite neben dem Zapfen wohl für variierende Auflage - die schleifen wir plan.


Jetzt wird in den Querholm des Drehgestells (nach neuerlichem Abschrauben des Adapters) ein passender Ausschnitt für die M6-Unterlegscheibe gefräst...


...und der Adapter wieder aufgeschraubt. Die Scheibe sollte jetzt durch den Aufpressdruck des Adapters schon halten, aber ich habe sie dennoch mit ein paar Tropfen Sekundenkleber fixiert.


Brutale Verstümmelung oder "Horror on Elm... äh... Umbau Street" Teil 2: Die Drehzapfen haben leider einen Durchmesser von so um die 6,5-7mm, hab es nicht genau gemessen. Die Spreizzapfen können das Drehgestell nicht mehr halten, da ja der Adapter den Abstand etwas erhöht. Deshalb feilen wir den Zapfen auf knapp 6mm ab, das ist nicht viel. Mit einer übrigen Scheibe kann man kontrollieren, ob sie sich leicht dreht. Die Scheiben im Drehgestell sind also künftig die Lager. Wer M7-Unterlegscheiben verwenden will, kann sich diesen Schritt sparen. Es wackelt dann aber ein bisschen hin und her. Das wollte ich nicht.


Die Deichseln der Adapter, die schon viele vorgebohrte Löcher haben, lassen sich individuellen Bedürfnissen anpassen. Für die Kiss-Drehgestelle musste ich sie etwas kürzen. Vorne auf die Deichseln passen natürlich ohne Probleme G-"Flaschenöffner"-Kupplungen, aber die konnte ich ja wegen der anderen Spur 1-Fahrzeuge nicht verwenden.


Ich habe dann noch ein Loch mehr gebohrt und die Deichsel von unten mit einer Zylinderschraube befestigt, wieder auch noch ein bisschen Kleber dazu gegeben. Übrigens hier nur die Probe - die Deichsel ist nämlich (aus Versehen) für meine Zwecke verkehrt herum. Dreht man die Aussparung nach oben, passt die Deichsel nämlich problemlos unter den etwas unter die Bohle ragenden Puffern hindurch! Für den Flaschenöffner wäre es allerdings so wie hier gezeigt richtig.


Hier die Drehgestell-Massenproduktion fertig zum Einbau in die Wagen - mit richtig gedrehten Deichseln!


Ach Momentchen noch, die Kupplungen müssen ja noch dran! Das Vorderteil der Hübner-Kupplungen habe ich für meine Zwecke passend mit einer Schraube an der Deichsel festgemacht, und zwar so, dass sie sich noch mit geringem Kraftaufwand um die Schraubenachse drehen können. Leichtes Kuppeln auf Gartenbahnradien bedingt nämlich Kupplungen mit idealerweise zwei Drehpunkten zur Wagenachse. Der erste Drehpunkt ist das Drehgestell, der zweite die hier gezeigte Schraube. So passt es auch überall in engen Kurven und Gegenbögen.


Das eingebaute Drehgestell, nur noch die Kontaktdrähte müssen angelötet werden. Was man nach eigenem Gusto machen kann, ist die Sicherung des Drehgestells von unten. Da ich die Wagen praktisch nie anhebe (sie bleiben auf den Schienen, auch zur Lagerung) reichen mir die gut verlöteten Drähte. Man kann aber auch noch eine Hülse über die Kabel und Zapfen kleben. Das würde ich machen, wenn's nötig würde.


So, das Ergebnis: Hier der Abstand der Wagen zueinander in einem 900er-Bogen.


Endlich fahren die Wagen auf allen meinen Gleisen! Mit der 220 sind sie als Eilzug bis Tomatenhaus gekommen...


...wo die 211 den Zug übernommen hat, denn durch so enge Radien wie diesen (variiert bis hinunter auf 70cm) kommt die 220 nicht, die 211 aber schon. Wem es jetzt vor den Wagenabständen graust, hier die Erinnerung: NEIN, es handelt sich NICHT um den Vorschlag zur Superung der Wagen... es geht darum, mit ihnen Spaß zu haben, und dazu müssen sie eben auch solche Radien meistern können. Sonst hätten es auch andere Kurzkupplungen getan, nicht wahr...


Und hier der Zug angekommen in Seeufer. Das erinnert mich an den Hinweis in alten DR-Kursbüchern auf "Bahnhöfe mit Bahnsteigen, die für die Zuglänge nicht ausreichen" oder so... naja was solls.
Um übrigens jetzt zurückfahren zu können, muss die Köf (von LGB) den Zug erst abziehen, dann fährt die 211 aufs Umfahrgleis, dann schiebt die Köf den Zug bis vor den Prellbock und geht ab, dann rangiert die 211 an die neue Zugspitze und zurück kann es gehen.

Bei den Probefahrten fiel noch auf, dass für manche Lokomotiven (wie z.B. die Märklin-218) die Kupplungen etwas zu tief sitzen, so dass Entkupplungen vorkommen können. Das liegt daran, dass leider die Spur 1-Kupplungen manchmal etwas "hängen" und der untere Blechstreifen sowieso bei den Hübners nichts mehr halten kann. Da aber der Haken der Hübners senkrecht (zum Entkuppeln eigentlich) verstellbar ist, kann man ihn auf die ideale Höhe verschieben und dann mit Kleber fixieren. Da ich nicht automatisch entkuppele, geht das für mich problemlos. Zum händischen Entkuppeln haben die Drehgestelle zufällig solch ein horizontales Spiel, dass es trotz fixierter Kupplungshaken ohne Probleme funktioniert.

So, jetzt habe ich drei Ärgerwagen weniger. Sie lagen ja schon drei Jahre bei mir herum.
Vielleicht hilft dieser Bericht aber auch solchen ohne Ärgerwagen, die Tipps für einen Kupplungsumbau brauchen?
Wie dem auch sei, viel Vergnügen weiterhin wünscht

Guido


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zuletzt bearbeitet 27.07.2022 | Top

   

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