Ich bin in meiner Kinder- und Jugendzeit bei Delta soweit gekommen, dass ich genau vier Loks hatte.
Es gab noch einiges an nicht umgebauten konventionellen Loks.
Beim Wiedereinstieg bin ich dann auch mit der MS2, dem quasi identischen Vorgänger der MS3 eingestiegen.
1. Protokolle
1.1 Das alte Motorola-System
Der Deltadecoder ist ein abgespeckter Märklin-Motorola-Decoder. Märklin Motorola=ursprüngliches Digitalsystem von Märklin aus den 80ern mit den schwarzweißen Kontrollgeräten mit den roten und grünen Knöpfen (6020).
Dieses System hat bestimmte Eigenschaften, die man kennen sollte.
-14 oder 28 Fahrstufen
-Decoder vergessen nach Stromlosigkeit Fahrtrichtung
-Delta-Decoder hatten zudem entweder keine oder später eine Schalt-Funktion
-Delta-Decoder sind wie der Ur-Decoder 6080 nicht Lastgeregelt.
-Bremsstrecken-Standards kamen erst später
-Die Adressen alter Deltadecoder lassen sich über Lötbrücken einstellen, neuere auch über DIP-Schalter (welche gelegentlich Kontaktprobleme haben)
-Der Adressraum von Delta ist eine Teilmenge des alten Digital-Adressraumes. Die alten Delta-Decoder können 15 Adressen, die alten Digitaldecoder 80 Adressen, in denen die Delta-Adressen enthalten sind.
Siehe hier:
https://www.stayathome.ch/Decoder-Adressen.htm
Delta 1 (Dampflok)=Digital 78
Delta 2 (Diesellok)=Digital 72
Delta 3 (Triebwagen)=Digital 60
Delta 4 (E-Lok)=Digital 24
Delta Pilot= Digtal 80
Die MS2/3 kann all diese Adressen, sowohl Delta als auch Digital, ansteuern. Zudem steuert sie auch Magnetartikel.
1.2. Der Nachfolger mfx
Das alte Märklin-System hat inzwischen einen Nachfolger namens "mfx". Es ist ein neues Protokoll für die Fahrzeugsteuerung. Magnetartikel werden nach wie vor über das alte Motorola-Protokoll geschaltet.
Die mfx-Decoder melden sich selbstständig an der Zentrale an inkl. Kennung und verfügbarer Funktionen. Es werden mehr Fahrstufen unterstützt. Zudem können die Decoder natürlich Features moderner Decoder wie eine eindeutige Fahrtrichtung, die sie sich merken, Unterstützung von Bremsstrecken usw...
Die MS2/3 kann auch mfx.
Mfx war lange Zeit sehr Märklin-Exclusiv. Erst jetzt kommen langsam Produkte von Alternativherstellern, welche auch mfx unterstützen.
1.3 Das nicht-Märklin-Protokoll DCC
Im Zweileiter-Bereich heißt der Standard DCC. Die Erweiterung, u.a. für bidirektionale Kommunikation heißt Railcom.
https://tams-online.de/Produkte/RailCom
Railcombzw. DCC basierte lange auf festen Adressen. Es ist gegenüber dem alten Märklin-Motorola-Standard aus den 80er Jahren deutlich fortschrittlicher und wird von vielen Dritt-Herstellern auch in für Märklin H0 gedachten Decodern angeboten, weil mfx lange für Dritthersteller nicht zugängig war.
Die MS2/3 kann auch DCC. Es ist grundsätzlich ein Multiprotokollbetrieb möglich. Bei komplexeren Setups steigt allerdings die Chance unerwünschter Wechselwirkungen, wenn mehrere Protokolle gleichzeitig auf dem Gleis laufen. Das DCC-Protokoll ist für Zweileiter im Prinzip weltweiter Standard, z.B. auch in den USA. Man bekommt sehr viel unterschiedliche Hardware dafür.
"Nicht-Märklin" ist strenggenommen falsch, da DCC aus dem alten HAMO-Digitalsystem entstand, was Märklin bei der Firma Lenz beauftragt hatte. Motorola war damals eher auf massenbasierte (z.B. Märklin M-Gleis) Anlagen und Allstrommotoren ausgerichtet, Hamo-Digital sollte eben für 2L Gleichstrom sein. Somit gehen die wichtigsten Protokolle, welche heute im weltweiten Einsatz sind, auf Märklin zurück. Daneben gibt es dann nur noch Selectrix, was von Trix in den 80ern entwickelt wurde und eine recht elegante Architektur aufweist (AFAIK von D&H entwickelt), aber heute nur noch ein Randthema ist. Die MS2/3 unterstützt bis heute kein Selectrix.
2. Hardware - Zentralen
Die MS2/3 war ursprünglich als Handregler für die große aktuelle Digitalstation CS2/3 gedacht, welche extrem viel Schnickschnack beherrscht. Für Startpackungen wurde dann die Gleisbox entwickelt. An diese können MS2/3 ohne teure CS2 angeschlossen werden, die günstige Gleisbox setzt das ganze dann als Digitalsignal um (in Motorola, DCC und mfx). Die Gleisbox ist eine simple Kiste mit Anschlussmöglichkeiten für 1x Gleis, 2x MS2/3 und das Netzteil zur Digitalstromversorgung (36 VA). Die CS2 hat dagegen einen eigenen Touchscreen, zusätzlich eigene Fahrregler, eine höhere Leistungsabgabe, ist für den Anschluss von Boostern vorgesehe sowie für Rückmeldebusse etc etc...
Genial ist das CAN Digitalbahn Projekt. Die dortigen Erweiterungsmöglichkeiten bieten zum einen eine ingenieursmäßig saubere Erweiterung eines Märklin Digital-Systems durch Verwendung des Industriestandards CAN. Das Beste ist aber, dass sich auch die primitive Gleisbox über die dortigen Produkte gut erweitern lässt. Schaltest du z.B. Weichen über die MS3 digital, aber hast keine Lust, dich da immer durchs Menü zu klicken? Beim Can Projekt gibt es ein Weichenstellpult mit 40 Hardwäre-Knöpfen für den Schnellzugriff, welches wie eine MS2/3 an die Gleisbox angeschlossen wird!
3. Decoder
Bei Märklin war traditionell ein Allstrom-Motor verbaut. Allerdings lassen sich reine Gleichstrommotoren besser regeln. Deswegen ist es heutzutage Standard, dass man auch bei Märklin Gleichstrommotoren verwendet. Glücklicherweise lassen sich die Allstrommotoren leicht umbauen, indem die Feldspule durch einen Permanentmagneten ersetzt wird. Die Motorentypen und Teile waren hier bei Märklin recht einheitlich, sodass bei 97% der Loks irgendeiner der üblichen Umbausätze passt. Der Motor wird zerlegt, der Teil mit der Feldspule ausgebaut und durch ein passendes Teil mit Magnet ersetzt. Zudem wird bei dieser Gelegenheit ein 5-poliger Anker eingesetzt.
Dann kann man die üblichen geregelten Decoder für Gleichstrommotoren verbauen z.B.:
-Märklin mld
-ESU Lokpilot M4
-Tams LD-G irgendwas...
-Uhlenbrock 74125
-etc. etc...
Der Umbau auf Gleichstrom und der Einbau eines entsprechenden Decoders, ist bezüglich der Fahreigenschaften die empfehlenswerte Vorgehensweise. Die Motoren lassen sich somit optimal regeln.
Allerdings kann man auch den Motor auf Allstrom belassen und ihn mit folgenden Decodern ansteuern:
-Märklin C80 (Ur-Decoder, 1-4 Funktionen) (Motorola)
-Märklin Delta-Modul (abgespeckter C80, 0-1 Funktion) (Motorola)
-Neu: Märklin Allstromdecoder 60906: kann sich per mfx anmelden
-Uhlenbrock AnDi 75000 (Motorola, 1 Funktion): eine Art neuzeitliches Delta-Modul
-Tams LD-W-32.2 (DCC, Motorola)
Diese sind NICHT lastgeregelt!
-Uhlenbrock 76200 (DCC, Motorola): Einziger mir bekannter Decoder für Allstrom MIT Lastregelung. Diese ist auch gar nicht so schlecht, stößt aber eben prinzipbedingt an Grenzen. Zudem hat das Design auch schon einige Jährchen auf dem Buckel. Dennoch ist er einigermaßen konfigurierbar und hat z.B. eine SUSI-Schnittstelle. Wenn ein Motorumbau nicht in Frage kommt, eine gute Wahl.