Hallo Stephan-Alexander,
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Es ist ein Gebot der Höflichkeit, sich aus Diskussionen, deren Inhalt einen nicht interessiert, herauszuhalten. Dieses Gebot versteht und befolgt halt nicht jeder.
Die Tatsache aber, dass es Gleichgesinnte und wirklich Interessierte gibt macht wiederum Mut. Wenn dann noch etwas Konstruktives beigetragen wird um so mehr Freude.
Das sehe ich genauso. Danke für deine Ausführungen.
Ich bin dadurch, dass ich ein ganz eigenes System, mit ganz eigenen Decodern, habe, schon einmal grundsätzlich ein Exot. Aus diesem Grund bekommt man dann schon auch gleich noch aus unsachlichen, gar nicht zum Thema gehörenden, Punkten eine über 'n Deckel. Praktisch "nur" weil man anders ist und einen etwas anderen Weg gegangen ist ... Selbst wenn man diesen Weg sachlich Begründet und mit Fakten belegt, so kommt es doch trotzdem zum Verleugnen oder sogar zu persönlichen Angriffen. Warum???? (*Achsel zucken*) (Um von etwas abzulenken ?)
Zum Thema:
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möglichst gute Nachregelung; weil ich dazu schon etwas beitragen kann.
[...]
Mögliche Begründungen die dann in die Waagschale geworfen wurden lasse ich hier weg, weil ich einen anderen Weg gehe:
Ideale Regelung = 100% Ausgleich, also absolut keine Geschwindigkeitsänderung, gleichgültig welche Last < Maximum. Das ist ein sehr guter Ansatz, weil er eindeutig ist.
Dein Ansatz ist richtig und für mich nachvollziehbar. Ich möchte dir ehrlicherweise aber mitteilen, dass ich z.B. bereits beim Entwurf und der Konzeption meiner letzten Regelung (Typ:Decoder 56), diese so konfektioniert habe, dass sich eine möglichst gleichmäßige, möglichst exakte 100% Ausregelung für die untersten Fahrstufen (Geschwindigkeiten <10 km/h) ergibt. In diesem Bereich neigt eine Regelung mit Messen der Gegen-EMK in einer Messpause, im folgenden als gängige Modellbahn-Lastregelung bezeichnet, auch einmal schnell zum Übersteuern. 100% Ausregelung passé ... die kann dann auch gerne auf 150% oder 200% springen.
Warum ist das so? -> Diese Regelungsmethode erlaubt es normalerweise nicht, (aus Sicht des Systems) infinitesimal kleine Abstufungen der Gegen-EMK auszuwerten, weil man den Einfluss von Leitungs-, Widerstands- u.a. Rauschquellen (Bürstenfeuer) auf die Regelung verringern möchte/muss. Je langsamer die Drehzahl, desto niedriger das Nutz-Signal -> kleine SNR (signal nois ratio).
Da jedes diskrete Bauteil (Widerstand etc.) wieder ein gewisses Eigenrauschen besitzt, kann man das diskret ab einem gewissen Punkt nicht mehr verbessern. Also wird man es in der Software lösen, indem man bei einer 10 oder 12 Bit Auflösung der EMK-Abtastung glättet, z.B. also Durchschnittswerte berechnet und anderweitig filtert. Damit unterscheidet man irgendwann keine (2.048 mV V_ref / 4.096 12Bit AD_res =) 0,5 mV/Bit mehr, sondern eher >5 mV/bit. (Bei einem Signalrauschen im 1 bis 20 mV Bereich muss man natürlich deutlich weiter nach oben)
Was bedeutet eine Schwankung um 5mV der Gegen-EMK bei einem bestimmten Motor?
Beispiel: Faulhaber 1516012SR (k_E = 0,865 mV/min^-1)
5mV / 0,865mV/min^-1 = 5,78 Umdrehungen/Min -> und das ist sehr günstig und optimistisch gerechnet mit den 5mV!
Die Regelung kann also eine Schwankung um ~6 Umdrehungen/Min gar nicht mehr detektieren. (im günstigen Fall)
6 U/min -> 0,1 U/sek
Bei einer Regelung, die einen Motor auch bei 1 oder sogar 0,5 U/sek konstant Regelt hat man mit den 0,1 U/sek bereits, ohne überhaupt weiteres zu betrachten, schon eine Ungenauigkeit von 20% eingebaut!
Für höhere Drehzahlen, also bei 300 U/min aufwärts, fallen die 6 U/min kaum mehr ins Gewicht. (<= 2%)
So und jetzt kommt 's - dann will ich mal die Kurve kriegen:
Ich habe oben erklärt, dass ich eine möglichst gleichmäßige, konstanten 100% Ausregelung v.a. beim (sehr) langsam fahren wollte.
(Begründung gerne an anderer Stelle)
Also stellt man die Regelung darauf ein und konzipiert sie entsprechend. Wie gesagt bekommt man in diesem Bereich ganz leicht eher ein Übersteuern (Ausregelung >100%). Hat man es so hinbekommen, dass alles für den unteren Drehzahlbereich entsprechend läuft, dann ergibt sich automatisch bei höheren Drehzahlen eine Abschwächung der Ausregelbarkeit um mehrer Prozent bis ggf. auch mal >20%.
Da galt es für mich nun abzuwägen, was ich für wichtiger erachte. Und ich habe mich dazu entschieden, die "Ungenauigkeit" im höheren Drehzahlbereich zu Gunsten einer nahezu ruckfreien Langsamfahrt und Beschleunigung (Bremsung), in den kauf zunehmen.
Ich weiß nicht, ob du das Video von Hermann kennst ... ?
Youtue: GFN BR151 mit Flachläufer
Eine so langsame, geregelte, Drehzahl bei diesem Flachläufer, muss man erst einmal hinbekommen (selbst Faulhaber zeigte sich hierüber erstaunt ). Die Genauigkeit der Drehzahlausregelung leidet halt dann etwas bei höheren Geschwindigkeiten.
Ich dachte mir eben, dass das beim Großen Vorbild auch nicht so 100% ist, bei Berg und Talfahrt, aber dass Sprünge beim Langsamfahren und langsam Beschleunigen usw. auf Grund der hohen Massenträgheiten überhaupt nicht vorkommen. (No go!)
Um realistisch zu sein, habe ich also diesen Weg gewählt.
Damit kann mein Decoder bspw. vom Konzept her schon nicht diesem Qualitätsanspruch genügen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass andere Hersteller hier auch einen Kompromiss eingegangen sind. ?
Ich bin begeistert von deinen Tests und Ergebnissen. Es bleibt anzumerken, dass du bei einer konstanten Geschwindigkeit gemessen hast, also bei einem festen Tastgrad. Das Verhalten der Ausregelung ändert sich allerdings mit dem Tastgrad und auch mit der Abtastfrequenz (sampling rate). Das heißt für die eine Einstellung, ergibt sich bei dem einen Decoder, in der einen Fahrstufe (Tastgrad), dieses Ergebnis. Wie sieht es über den ganzen FS-Bereich aus? Ich vermute sehr stark, dass da die prozentuale Ausregelung deutlich schwanken wird.
Ein vergleich mit - ohne Lastregelung - ist leider im (sehr) Langsamfahrbereich nicht möglich, da sich dort ohne Lastregelung keine Fahrt einstellt. Die Lok fährt ohne nicht mit derart langsamen Geschwindigkeiten.
Hier möchte ich auf die Punkte von Wolfgang eingehen (Hallo an dieser Stelle):
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Was dabei nicht gemessen wurde (und die Messung wäre für den Normal-Modellbahner ungleich schwieriger):
1. Wie präzise wird in der Ebene eine einmal erreichte Geschwindigkeit eingehalten? ("Ruckeln")
2. Wie reagiert die Regelung auf Veränderungen der Zughakenlast während der Fahrt - also wenn sich die Neigung der Strecke ändert?
1. habe ich, bezogen auf das (sehr) langsame Fahren, oben schon ein wenig erklärt.
2. ist sehr interessant. Denn das ist ein typisches Charakteristikum einer Regelung -> geht in Richtung der Impulsantwort
Das System läuft stabil und "plötzlich" ändert sich der äußere Einfluss (eine Störgröße). Was eine "sprungartige" Auswirkung auf den Ist-Wert hat und damit über den Feedback-Pfad der Regelung sich beim Soll-Ist-Wert-Vergleich niederschlägt.
Das ist gleichbedeutend, mit einer bewusst hervorgerufenen Sprunghaften Soll-Wert(Führungsgröße)-Änderung. Hier kommt der Sprung halt eben nicht vom Soll- sondern vom Ist-Wert.
Hermann (CDC-User) hatte das Verhalten verschiedener Regelungen hinsichtlich ihrer Sprungantwort (Sprung bei der Führungsgröße) einmal untersuchen wollen und hat dazu etwas in dem Thread: "Motorsteuerung bei DCC-Decoder" geschrieben.
(1)
(2) Hier kann ich mir die einzelnen Zacken in den Graphen, allerdings nicht wirklich erklären. Für mich sieht das so aus, als würde kurzzeitig immer wieder das Spiel des Getriebes in ungünstiger Weise mit der Motoransteuerung korrelieren. Hmm? Also ich meine Getriebespiel -> Freilauf -> "Schups" durch die Ansteuerung ... Das könnte mit einer zu langen Messpause zusammenhängen, in der der Motor frei läuft und sich alleine das Getriebe bemerkbar machen kann (Widerstand Gleitlager vernachläsigbar). (Alles reine Vermutungen von mir ...)
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Dazu kommt dann die Frage, ob auf all diese Punkte durch die Einstellung des Decoders Einfluß genommen werden kann.
Auch interessant. Bei meinem Decoder geht das schon mal nicht, bzw. nur begrenzt. Wie ganz oben Beschrieben, sind dafür auch konzeptionelle Entscheidungen zu treffen und diese lassen sich nicht/ schwer durch Verstellen eines Parameters ändern.
Hallo Ulf,
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Ich tu mich ein wenig schwer damit, allgemeingültige Festlegungen treffen zu wollen was ein "guter" Antrieb ist und was nicht.
Denn die subjektiven wie auch die objektiven Anforderungen schwanken doch sehr stark.
Absolut!
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Ich merkte: auf Kriechfahrt optimierte Loks funktionierten im Automatikbetrieb nun gar nicht mehr so perfekt. Häufiges Symptom war eine ungleichmäßige Beschleunigung. Also: Lastregelung wieder zurück, Mindestgeschwindigkeit wieder ein wenig herauf. Dafür die Anfahrbeschleunigung gedrosselt.
Das finde ich erstaunlich. Das hört sich für mich ein wenig danach an, als sei die Lastregelung unpassend konfiguriert. ?
Wieso sollten sich sonst Sprünge beim Beschleunigen ergeben, die bei Kriechfahrt nicht vorhanden sind?
Außer die Kriechfahrt funktioniert so, wie das Hermanns Chart zeigt. Dann könnte ich mir vorstellen, dass die bei Kriechfahrt auftretenden Haken - mit dem Auge vielleicht nur schwer zu erkennen - dann beim Beschleunigen zu deutlich sichtbaren Sprüngen werden. Extremes Langsamfahren (unter der "Minimaldrehzahl") ist ja praktisch so etwas ähnliches wie andauerndes, erneutes, minimales Beschleunigen des Antriebes. Durch Trägheit Lok, Getriebe und Auge geglättet, ergibt sich eine Kriechfahrt.
Beim Beschleunigen auf höhere Geschwindigkeiten, wird das ungeeignete Verhalten der Regelung dann vielleicht erst richtig deutlich und es kommt zu "Sprüngchen". Alles rein meine Vermutung ...
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Die Lok wird stufenweise vom Einfahrt- zum Stopmelder heruntergrebremst. Das kann sehr elegant aussehen. Verlangt aber auch hohe Werte bei der Bremsverzögerung (sonst sieht man die Stufen). Inzwischen fahren meine Loks (unter Rocrail !) mir sehr hohen Werten führ Anfahr- und Bremsrampe und das sieht im Automatikbetrieb sehr, sehr gut aus.
Ich habe aber auch einmal ernsthaft Traincontroller ausprobiert (geliehene "Gold" Lizenz). Und siehe da: der TC mag es überhaupt nicht, wenn im Decoder Rampen programmiert sind. Das Einmessen funktionierte eher schlecht, die Züge bewegten sich teils sehr unharmonisch.
Auch ein sehr interessanter Punkt. Ich habe mich aus diesem Grund dazu entschieden, das Bremsen immer im Decoder zu lösen, nie durch mehrstufige externe Befehle. Die ABV hoch einzustellen ist eine Möglichkeit, wie du das ja auch schilderst, oder man hat grundsätzlich Bremsfunktionen im Decoder drinnen, die ggf. auch per Software durch einen Befehl ausgelöst werden können.
Stufenweises Bremsen über 128 Fahrstufen kann da um Längen nicht mithalten selbst bei 1000 Fahrstufen eigentlich nicht, auch wenn ich zugeben muss, dass man dann rein optisch wohl kaum mehr einen Unterschied erkennen würde.
Konzeptionell halte ich persönlich das aber so oder so für ein Unding, alleine schon wegen der damit nötigen Anzahl an Befehlen, die über irgend ein Protokoll, über einen geeigneten BUS zu jagen sind.
Aber für Softwaresteuerungen gibt es eben dieses Spannungsfeld zwischen exakter Kontrollierbarkeit und perfekt geschmeidigem (sehr, sehr gutem) Aussehen.
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Kriechfahrten im Sub- km/h Bereich sehen toll aus, für Automatikbetrieb habe ich das aber inzwischen eher als störend empfunden. Wichtiger ist daß die Lok ruckfrei und gleichmäßig aus dem Stand beschleunigt, und ebenso ruckfrei hält. Eine perfekt niedrige Kriechgeschwindigkeit ist dabei unnütz.
Das letzte mit dem "unnütz" sehe ich anders. Wenn ich gleichmäßig beschleunigen will, möglichst realistisch, dann gilt es unnatürlich grobe Sprünge, also Änderungen der Beschleunigung = Ruck, zu vermeiden. Dafür ist es aber nötig, dass die Regelung gerade auch im sehr langsamen Fahrbereich "gut" läuft. Dann ist es im Prinzip egal, ob die Höhe der FS1 bei 1, 2, oder 10 km/h liegt. Das Beschleunigen von FS0 auf FS1 geschieht dann immer geregelt relativ geschmeidig, weil z.B. der erste geregelte Geschwindigkeitswert bei 0,002 km/h liegt und es dann in 0,0003 km/h Schritten, Schritt für Schritt nach oben geht, bis die gewünschte Geschwindigkeit der FS1 erreicht ist. Eine Regelung die das nicht kann, wird zwangsläufig hier Sprünge erzeugen, also nicht "gleichmäßig" beschleunigen. Für das Anhalten/Bremsen, also negatives Beschleunigen gilt das gleichermaßen.
Nach meinen Erfahrungen spielt es eine entscheidende Rolle, welche die niedrigst mögliche Geschwindigkeit ist, die eine Regelung einstellen kann, um ein geschmeidiges, ruckfreies Beschleunigungsverhalten aus dem Stand zu bekommen.
Übrigens auch bei deaktivierter ABV. -> sieht man auch in dem Video von Hermann mit der Br 151.
Bei dir hört sich das jedenfalls alles stark nach "entweder oder" an. Das sollte es mMn. zwischen gleichmäßigem Beschleunigen und langsamen ruckfreien Fahren aber eigentlich nicht der Fall sein.