Hallo in die Runde,
nach ziemlich langer Abwesenheit vom Forum (sogar mein Account wurde zwischendurch mal deaktiviert) möchte ich mich mit meinem aktuellen Projekt zurückmelden. Die Bezeichnung „Mein Projekt“ ist dabei allerdings etwas unpräzise, aber immer der Reihe nach:
Vor mittlerweile fast 2 Jahren erzählte mir ein Freund er habe bei ebay einen Bausatz eines Braunschweiger LHB Straßenbahntriebwagens der 81er Serie entdeckt. Nach kurzem hin und her wurde der Bausatz gekauft, doch die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten. Die Anleitung fehlte fast vollständig und die Zeichnungskopien waren weder maßstäblich, noch ansatzweise lesbar. Nach anfänglichem Elan und dem Baubeginn des Beiwagens wurde alles zusammen in eine Kiste geworfen und das Projekt fürs erste beerdigt.
So kam der Bausatz mit der Frage ob ich mich dessen annehmen könnte zu mir und da ich bisher nur mit verzogenen Weißmetallbausätzen zu tun hatte, habe ich etwas voreilig zugesagt mich des Dramas anzunehmen.
Bestandsaufnahme:
Der Bausatz kommt zweigeteilt, in getrennten Beuteln für den Trieb- und den Beiwagen. Da leider alles zusammen in einer Kiste gelandet war wurde erstmal sortiert.
Die Seiten waren auch recht einfach zuzuordnen, bei den Teilen für Front und Heck wurde es da schon etwas schwieriger. Insgesamt schien der Bausatz aber recht vollständig zu sein, die Passgenauigkeit der Teile war aber bereits auf den ersten Blick unterirdisch. Auch die Fenster sind zu trüb und mit Schlieren versehen, dass es schwer wird da ein ansehnliches Ergebnis zu erreichen. Von der Passgenauigkeit der Fenster und der Wandstärke möchte ich gar nicht erst anfangen.
Nachdem das Ziel den Triebwagen später auch fahren zu lassen recht schnell klar war, wurde zunächst nach einem geeigneten Antriebsspender gesucht. Mit 1100 mm Vorbild-Spurweite sollte es für die Braunschweiger Straßenbahn ein 12 mm Fahrwerk werden.
Die Tillig TT V100 war da ein brauchbares Opfer und ein leicht verbasteltes Exemplar für das Projekt gefunden. Nach einer weiteren Einkaufstour waren auch die weiteren Radsätze, einige Messing- und Polystyrolprofile auf dem Basteltisch angekommen.
Ein glücklicher Umstand bescherte mir dann auch noch einen Übersichtsplan von Trieb- und Beiwagen, der - im Maßstab 1:87 skaliert - als Projektvorlage dienen konnte.
Baustart:
Seitenteile brauchen im Endzustand Fenster und Linienanzeiger, nur leider passen die mitgelieferten Teile nicht ansatzweise in die Öffnungen im Gehäuse. Es wurde geschliffen, gesägt und probiert und nach zahlreichen Stunden konnten alle Öffnungen mit einem Fenster versehen werden. Bevor aus den Seiten nun ein erstes Gehäuse entstehen kann, braucht es zunächst ein komplettes Fahrwerk. Gesagt getan, nur leider war außer der Bodenplatte des Gehäuses nichts weiter für ein Fahrwerk im Bausatz enthalten.
Also wurden auf die schnelle ein paar Messingprofile gebogen, die Antriebe zerlegt und nach zwei netten Bastelabenden stand es dann vor mir. Ein kurzer Anruf und der Mindestradius wurde auf 280 mm festgelegt, nach kleinen Korrekturen und einer ersten Testfahrt war das Fahrwerk dann fertig zum weiteren Aufbau.
Das „Gehäuse“:
Mittlerweile war ich ziemlich auf dem Boden der Tatsachen angekommen was die Passgenauigkeit und Maßhaltigkeit der Bauteile anbetrifft. Der Baufortschritt von nur wenig Sichtbarem pro Tag tat sein Übriges und so zog sich das Projekt über einen langen Zeitraum hin. Immerhin hatte ich in der Zwischenzeit einige gute Detailfotos vom Triebwagen bekommen und konnte damit einige Unzulänglichkeiten der Anleitung ausgleichen.
Nach einigem hin und her konnten dann auch die Fronten – zumindest das was vorne eingebaut werden sollte – identifiziert werden und zu einem echten Gehäuse verbunden werden. Nach vielen Runden aus Spachtelmasse, Schleifpapier und Grundierung war fast ein Jahr ins Land gegangen.
Ich hatte mich in der Zwischenzeit teils mit schönen und passgenauen Messingbausätzen in braunen und blauen Kisten abgelenkt, nur das Projekt kam nicht recht voran.
Nachdem dann aber wieder ein gewisser Lackiervorrat im Schrank angesammelt war, wollte ich den LHB-Triebwagen auch mal wieder anpacken.
Mit Hilfe der Fotos konnte ein Teil der Dachausrüstung nachempfunden werden und auch die Leuchten an beiden Enden des Fahrzeugs, zumindest optisch, an das Aussehen des Vorbilds angenähert werden.
Wer sich schon mal einen ganzen Abend mit einem transparenten Stück Kunststoff beschäftigt hat um daraus einen Leuchtenkörper zu bohren und feilen, der weiß wie frustrierend das mitunter sein kann.
Etwa 2 Monate später war es dann aber so weit, neben der erneuten Grundierung konnten im Zuge des Lackierens einiger Fahrzeuge auch die ersten Lackschichten auf dem 81er aufgebracht werden. So sieht das doch schon nach etwas Straßenbahn aus:
Leider erwies sich die Wahl von Kunststoffkleber zur Verbindung von Alufolie und Kunststoff als nicht die beste Wahl und so hatte ich beim Abziehen des Klebebands auch die Laufstege mit in der Hand. Ich hatte aber Blut geleckt und wollte den Triebwagen in vollständiger Lackierung sehen und so wurde nach einigen witterungsbedingten Pausen die dritte Lackschicht aufgebracht.
Neben ein paar Unterspritzungen und kleineren Abplatzern war das Ergebnis schon recht zufriedenstellend. Ein paar kleinere Korrekturen später zeigte sich der TW dann im neuen Lack und wartet nun auf den Einbau von Fenstern. Ich hoffe, dass nach einer Schicht Klarlack auch die überwiegend sehr stumpfen Kunststoffteile transparent werden und somit für ein ansehnliches Äußeres des Triebwagens sorgen.
Unklar ist zurzeit noch die mögliche Beschriftung des Bausatzes, da bei mir weder Software zum Erstellen, noch ein ALPS-Drucker vorhanden sind.
Falls ihr Interesse am weiteren Projektfortschritt habt werde ich gerne in den nächsten Wochen weiter berichten. Eventuell lasse ich im Anschluss auch noch ein oder zwei meiner Projekte (SHE und HSB Fahrzeuge) folgen.
Viele Grüße
Tobias