Moin Jörg,
dein Namibia Projekt ist sehr interessant,
Ich habe mich auch etwas mit der Gegend um Tsuneb herum beschäftigt, allerdings lag mein Fokus damals in der Kaiserzeit unter deutscher Besatzung im Jahr 1907 kurz nach der Streckenöffnung der Stichbahn nach Grootfontein die erst 1908 in voller Länge befahrbar war.
Die DSWAE war die Staatsbahn, welche auf 600 mm Spur von der Mole Swakopmund die 237 km entfernt liegende Hauptstadt Windhuk verband und durch das Khan Gebirge führte entlang eines alten Viehtriebweges, südlich des Swakop Riviers (Trockenfluß, der nur in der Regenzeit Wasser führt).
Extreme Neigungen von 4,5 % mußten bei dieser Bahnlinie zwischen Khan und Wellwitsch überwunden werden.
Die sonst durchschnittliche Neigung betrug 3,2 %.
Die privat finanzierte O.M.E.G. war nicht als Feldbahn, sondern als richtige Schmalspurbahn gebaut worden, man baute mit der Absichteiner späteren Umsourung auf die in Süd Afrika übliche Kapland Spur, wie sie auch in Angola verwendet wurde.
Die maximale Neigung der O.M.E.G.betrug 1,5 % und es wurden Bogenhelbmesser nicht unter 150 m verwendet, zudem verwendete man stärkere Schienenprofile und einen besseren Unterbau.
Ab Swakopmund verlief auf den ersten 40 km die Bahnstrecke parallel zur Staatsbahn aber entlang des nördlichen Ufers des Swakop Riviers bis Rössing.
Bis Tsuneb war die Bahnstrecke 589 Km lang, die geplante Nebenbahn von Ojiwarongo nach Outjo wurde nur 20 Km weit gebaut und stieß auf erbitterten Widerstand der eingeborenen Völker, weil geheiligtes Stammesland durchquert werden sollte. Das Massaker von 1904 war eine Folge des Bahnbaus.
Die Bahnlinie nach Outjo wurde erst 1925 unter britischem Mandat beendet, auch die Briten stießen auf erbitterten Widerstand den sie ebenfalls mit Waffengewalt niederstreckten, obgleich sie nicht ganz so brutal vorgingen wie der aus Ostafrika eingesetzte ehemalige Gouverneur von Trotha, der sich als "Schlächter von Ostafrika" einen Namen gemacht hatte.
Die von Trotha Familie entschuldigte sich erst etwa 100 Jahre später bei den eingeborenen Völkern Namibias mit einer großzügigen Geldspende. Den eingeborenen Völkern ging es nicht um die Entschdigungszahlungen zur "Beruhigung des Gewissens", sondern um eine Entschuldigung.
Die Bahnlinie nach Tsuneb hatte in Usakos die Hauptwerkstatt und in Kranzberg gab es eine Wendschleife mit 90° Durchkreuzung der Kehrschleife.
Was paßiert wenn man sich nicht an Plänen hält, welche Vermessungsingenieure erstellt hatten konnte man 1907 im Bahnhof Omaruru sehen, als der Bahnhof in der Regenzeit regelrecht "absoff."
Bahnstation Omaruru 1907 - Bild mit Genehmigung aus dem Kolonialbildarchiv der Universität Frankfurt/Main
Die Stichstrecke nach Grootfontein wurde 1907 angefangen zu bauen und im Mai 1908 fertiggestellt. 93 Bahnkilometer kamen zur Streckenlänge hinzu.
Geplant war noch eine Verbindung nach Windhuk, zu der es dann unter deutschem Mandat nicht mehr kam.
1907 war die Bahn bis Tsuneb und etwas nordöstlich davon in voller Länge befahrbar. Im Geschäftsjahr 1907 bis 1908 wurden 100.000 t Kupfer- und Bleistein transportiert, die seit 1904 in Tsuneb auf Halde lagen und auf den Abtransport warteten.
Auf der O.M.E.G. konnten Wagen mit 20 t Zuladung transportiert werden.
Durchschnittliche Güterzüge transportierten 600 t bis 800 t Ladungsgewichte.
Dieses war nur mit sehr leistungsfähigen Dampflokomotiven möglich, die es definitiv in voller Stückzahl gegeben haben mußte, denn die ab Swakopmund verschiffte Ladung betrug 100.000 t im Geschäftsjahr 1907 bis 1908.
Als Rückfracht wurde Kohle in etwa der selben Größenordnung transportiert.
Pro Woche fuhren je Richtung drei Güterzüge, die jeweils zwei Tage unterwegs waren und innerhalb von 2½ Tagen Ent- und Beladen wurden. Das Frachtgut wurde in 100 Kg Säcken transportiert.
Gefahren wurde nur bei Tageslicht und in der kurzen Dämmerung, Fahrten bei Nacht waren wegen der Wildtierwanderungen von Elefanten oder Nashörnern im Steppenland nicht möglich.
Die Durchschnittliche Geschwindigkeit betrug bei der O.M.E.G. etwa 32 Km/h und bei der Staatsbahn DSWAE nur etwa 14,4 Km/h.
Es wurde noch eine Verbindungsbahn zwischen Usakos und Karibib gebaut, über die dann die Staatsbahn nahezu ihren gesammten Verkehr abwickelte, um die Steilstrecke zwischen Khan und Wellwitsch zu umgehen, damit aber die dort gelegenen Zwischenstationen nicht vom Bahnverkehr abgehängt wurden verkehrten auch weiterhin jeweils ein Zug je Richtung pro Woche.
Für die Durchquerung der Namibwüste wurden Hilfstender benötigt, die der O.M.E.G. konnten 20 m³ Wasser fassen, die der DSWAE nur maximal 5 m³.
Die Wasserwagen wurden bei der Staatsbahn DSWAE nicht über die Steilstrecke befördert und verblieben in Khan oder Wellwitsch.
Für die Versorgung von Wasserwagen in Wellwitsch wurden diese aus Jakalswater herantransportiert, dort gabs aber Wasser nicht in ausreichender Menge, so daß man eine 8 Km lange Bahn nach Modderfontein baute.
Bahnhof Pforte oberhalb von Wellwitsch war Kreuzungsstation und hatte als Besonderheit eine Spitzkehre mit 3⅕ % Neigung der Bahnstrecke über einen Bergrücken nach Jakalswater.
Nur für die Steilstrecke wurde der Zug der DSWAE auf maximal 2 Wagons zerlegt und den Berg hinauf oder hinab befördert mit den talseitig gekuppelten Loks. Für diese 4,5 Km lange Steilstrecke mit 4½ % Neigung benötigte man etwas über eine Stunde je Fahrtrichtung.
Für die Bahnen in Namibia waren früher Drehkurven typisch.
Gemeinfreie Abbildung
Für den Gleisbau wurden Stahlschwellen verwendet, diese wurden nach "preußischen" Normen bis zum Schienenkopf mit Schotter bedeckt um Holz- oder Stahlschwellen gegen Witterungseinflüsse und Sonnenlicht zu schützen.
Die komplette Bedeckung der Gleise wurde nur von 7 der 22 preußischen Bahnverwaltungen nicht vollzogen.