Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1 von notbremse , 07.12.2013 19:57


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Liebe Besucher meines Threads,

das nachstehende Inhaltsverzeichnis funktioniert
derzeit nicht, weil sich durch den Umzug des
Stummiforums sämtliche Links geändert haben.

Ich werde diese Links nach und nach anpassen.

Bitte akzeptiert, dass mir das nur in kleinen Schritten
möglich ist und mehrere Wochen dauern kann.

Vielen Dank.

Euer Karl
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I N H A L T S Ü B E R S I C H T


Die Görtschitztalbahn - das Vorbild




Die Görtschitztalbahn im Modell












Cartoons




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VORWORT

Zitat
Die Qualität die hier die letzte Zeit gezeigt wird, da komm ich nicht mal mehr annähernd ran."



Stoßseufzer dieser Sorte gibt es inzwischen einige im Stummiforum. Aber das ist garantiert kein Grund, sich deshalb gleich vor eine H0-Lok zu werfen (einmal abgesehen davon, dass man sich am Blech eines Kupplungshakens eventuell durchaus am Finger weh tun könnte). Ein echter Grasfasernkomantsche gibt nicht auf! Niemals! Gebaut wird jetzt erst recht!! Bis zum letzten Stromstoß des Begrasungsgerätes!!!



Wenn Ihr einverstanden seid, werde ich versuchen, unter Euren gestrengen Augen quasi von der Stunde Null weg eine neue Modellbahn auf die Beine zu stellen. Mit Fingerblut, Schweißdraht und Lacktränen...

Ich hoffe, Eure patriotischen Gefühle nicht allzu sehr zu verletzen, wenn es eine österreichische Anlage am Übergang Epoche IIIa zu IIIb wird. Ich verspreche, dass es nicht ganz grauslich nur-ausländisch-österreichisch wird, denn nach dem Krieg blieben eine Menge deutscher Fahrzeuge in Österreich stehen und prägten bis Mitte/Ende der 50er Jahre ganz entscheidend das Aussehen der Züge der ÖBB.

Bei einem guten Krimi gesteht der Täter nicht gleich am Anfang, damit bleibt die Sache spannend. Meine Gleispläne kommen aus ähnlichen Überlegungen etwas S P Ä T E R.

Liebe Grüße aus den Bergen im Süden

Karl

Nachtrag vom 4.05.2014: Diese Einleitung mag heute manchem vielleicht sarkastisch vorkommen. So war sie aber nie gemeint. Mehr denn je gilt: Sorgfältig recherchieren, testen und planen, sich Zeit lassen und sich durch nichts und niemanden beeindrucken lassen, dann sind immer außergewöhnliche Ergbnisse möglich.


Wer schnell fertig werden will, sollte nicht Modellbau betreiben, sondern sich mit losen Damen vergnügen...

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zuletzt bearbeitet 23.03.2024 | Top

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2 von Manu2090 , 07.12.2013 20:04

Hi Karl

Das hört sich ja schon mal gut an .
Bin mal gespannt was kommen wird.

Immer nur her mit den Bildern!!!

Gruß Manuel


www.Kleingedrucktes-h0.de


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#3 von grigio ardesia ( gelöscht ) , 08.12.2013 09:33

Hallo Karl,
ich warte schon voll Vorfreude, hoffentlich spannst du uns nicht lange auf die Folter!


grigio ardesia

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#4 von El Presidente , 08.12.2013 12:28

Hallo "Grasfasercomanche" herzlich im Forum.

Bin schon sehr gespannt auf deine ersten Bilder. auf jeden Fall hast du die richtige Einstellung, denn bangemachen gilt nicht. Es muss ja auch nicht jeder Ruhmeshallenwürdige Anlagen bauen.
Hier geht es um den Spaß an der Sache und den haben hier mit Sicherheit alle.

Herzliche Grüße

Uwe


Wo kämen wir hin, wenn alle sagen:"Wo kämen wir hin,..."
Und niemand ginge, um zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.

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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#5 von notbremse , 08.12.2013 18:55

@ Manuel, Thomas und Uwe: Vielen Dank fürs Vorbeischaun und die netten Willkommensgrüße!

Heute stelle ich Euch DAS GÖRTSCHITZTAL vor.

Ausgehend vom Bahnhof Launsdorf nördlich vom Bahnknoten St. Veit an der Glan in Kärnten wurde 1869 eine Nebenlinie der Kronprinz Rudolf-Bahn (KRB) mit den Stationen Brückl, St. Walburgen, Eberstein, Klein St. Paul, Wietersdorf, Wieting und Mösel eröffnet. Etwas später folgte Hüttenberg.




Foto 1: Bahnhof Hüttenberg vor 1960



Im Endbahnhof Hüttenberg wurden eine Erzverladeanlage und ein Heizhaus (österr. Bezeichnung für Lokschuppen) gebaut. Der Bahnhof besaß eine Drehscheibe, eine Putzgrube, einen Wasserkran, einen Kohlenschuppen und eine Gleiswaage.

Das malerische Görtschitztal bietet mit seinen bewaldeten Hängen, dem engen Tal mit Fluss und Straße, seinen alten Industriebauten und seinen Burgen und Ruinen eine Fülle von modelltauglichen Motiven. Eine einzigartige Erzverladeanlage in Hüttenberg und etliche andere nicht als Bausätze im Handel erhältliche typisch österreichische Gebäude fordern Selbstbau. Die Ausdehnung des kleinen Endbahnhofes lässt - mit vertretbarer Verkürzung - eine Umsetzung im Maßstab 1:87 zu.



Foto 2: Wietersdorfer Zementwerke, 1928


Viele Gebäude und Anlagen des Vorbilds sind bereits verschwunden oder stark verändert:

  • Der Kärntner Erzberg wurde stillgelegt und ist heute von Wäldern überwachsen. Lediglich ein - übrigens sehenswertes - Schaubergwerk zeugt heute noch von seiner einstigen Glorie.
  • Auf den Geleisen des Bahnhofes Hüttenberg sprossen seit 1996 junge Fichten. Der Bahnhof wurde schließlich bis auf ein Magazin der landwirtschaftlichen Genossenschaft gänzlich abgetragen.
  • Nördlich von Wietersdorf wurde die Bahnstrecke in einen Radweg umgebaut.
  • Das alte Wietersdorfer Zementwerk ist einem hochmodernen Betrieb wesentlich größerer Ausdehnung gewichen. Wurden hier ursprünglich Zementsäcke befüllt und in gedeckte Güterwagen verladen, so dominiert seit den 1960er Jahren der Silozement. Entsprechend anders sehen seitdem Verladeeinrichtungen und Transportmittel aus.
  • In Klein St. Paul gab es ein Braunkohlenbergwerk. Die Kohle wurde mit einer Seilbahn hinunter zu einer hölzernen Verladeanlage beim Bahnhof befördert. Dieses Bergwerk wurde schon Anfang der 1960er Jahre unrentabel und stillgelegt. Die Kohlenverladeeinrichtung wurde abgetragen.
  • Die verbliebenen Eisenbrücken wurden gegen moderne Konstruktionen ausgetauscht.
  • Auch die Bahnhöfe am noch in Betrieb befindlichen Teil der Strecke haben ihre Gesichter in den letzten Jahrzehnten deutlich geändert.




Foto 3: Station Klein St. Paul mit Schleppgleis und Braunkohlenverladeanlage, 1950er Jahre


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#6 von schaerra , 09.12.2013 14:53

Hallo Karl,

das bisher gezeigte deutet auf eine höchst interessante Eisenbahn Geschichte! Ich bin auf jedenfall gerne staunender Zuseher!


freundliche Grüsse
Helmut Fritz

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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#7 von notbremse , 14.12.2013 16:38

@ Helmut Fritz: Danke für den netten Besuch aus dem Kleinwalsertal!

Wir kommen nun zum nächsten Realisierungsschritt:
WIR BRAUCHEN EINE PROJEKTLEITUNG.

Für die technische Leitung unseres Projektes konnte mit einigen Schwierigkeiten schließlich Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Adolf Preisernigg gewonnen werden.


Prof. Preisernigg

Die technische Kompetenz des verehrlichen Professors ist international bekannt und muss nicht näher beschrieben werden.
Über das Privatleben des Professors dagegen weiß man wenig, außer dass er sich seine Haare färben lässt (er hatte von Fabrik aus gelbe Haare – geradezu uringelbe Haare, aber sagt es bitte nicht weiter, es wäre ihm schrecklich peinlich).
Und er steht auf bestens geputzte(n) Schuhe(n), wie er überhaupt der Meinung ist, Standfestigkeit wäre ausschließlich eine Frage des Schuhwerks. Er verachtet H0-Menschen, die sich kleben lassen müssen, um nicht gleich umzufallen.

Und er liebt es, auf dem Hof des Wurzer Toni nächst der großen Bahnbaustelle Speck zu jausnen (Jause: österr. für „Brotzeit“). Der Wurzer Toni ist ein bodenständiger Mann mit kerngesundem Hausverstand, dessen Meinung der Professor gerne hört. Toni ist sehr interessiert und bringt eine Menge einschlägiges Wissen mit, denn es gibt kaum eine größere Modellbahn, auf der er nicht anzutreffen wäre. Toni trägt einen Oberlippenbart, ganz im Stile einer Zeit, als Oberlippenbärte noch sexy waren. Und auch er liebt gepflegtes Schuhwerk ohne Kleber.


Der Wurzer Toni und die viel zu große Pfeife

Den Toni bringt gewöhnlich nichts aus der Ruhe – außer, dass heutzutage keiner mehr ordentliche Pfeifen herstellt. Als der Postler seine Pfeife brachte, war sie so groß wie ein Kinderkopf, innen nicht einmal hohl, und der Stiel hätte höchstens in das Maul eines Nilpferdes gepasst. Sowas soll eine Pfeife sein! Da hat der Toni dann schon ein bisschen geschimpft.
Aber er ist dann halt in seine Måchelkåmmer ( alter Kärntner Ausdruck für „Bastelstube“ gegangen, hat ein 0,5-mm-Röhrchen gefunden, ein 0,3-mm-Loch hineingebohrt, ein 0,2-mm-Messingstäbchen hineingesteckt, gefeilt und lackiert.


Na also - jetzt ist der Toni mit dem Pfeifchen zufrieden...

Auf dem Wochenmarkt hat Toni kürzlich von einer gewissen Firma Seuthe erfahren. Das sind international bekannte Rauch-Spezialisten, die eventuell eine Idee haben werden, wie man Tonis Pfeife auch noch richtig zum Qualmen bringen könnte. Toni wird ihnen gelegentlich einen Brief schreiben.

Rauchen ist Mitte der 50er Jahre noch kein krankmachendes Laster, sondern „als Mittel zum Ausdruck von gesellschaftlichem Rang, Gelassenheit und Überlegenheit positiv besetzt“ (Wikipedia). Nicht nur der Toni raucht, auch der Professor qualmt in Permanenz, und zwar mit Vorliebe die damals billigsten österreichischen Zigaretten, nämlich filterlose Austria 0,3.



Mein Großonkel behauptet steif und fest, das müsse ein Tippfehler sein, es müsse "Austria 3" heißen. Er wisse das genau, denn er habe die seinerzeit auch geraucht. Aber mein Großonkel hat sich noch nie ernsthaft mit dem Maßstab 1:87 beschäftigt...



Nächste Woche setzen wir fort mit dem Thema "Welches Werkzeug braucht man für ein anspruchsvolles Modellbahnprojekt?".

Bis dahin liebe Grüße aus Kärnten

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#8 von Johannes O'Donnell , 14.12.2013 17:07

Hallo Karl,

da bahnt sich im wahrsten Sinne des Wortes ein interessantes Projekt an. Nur keine Scheu was das österreichische anbelangt, schließlich war meine badische Heimat jahrhundertelang dem habsburgischen Vorderösterreich zugehörig und bis zur kurzen aber schmerzhaften Umarmung des Schicklgruber Regimes im vergangenen Jahrhundert haben wir viele Gemeinsamkeiten gepflegt. Da sollten wir im Hobby keine Barrieren aufstellen.

Mit gespannten Grüßen
Johannes


Typischer Märklin-Chaot - Epochenfrei und Grenzenlos!


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#9 von Holger_D , 14.12.2013 22:27

Hi Karl,

ganz gleich, wie Deine Anlage einmal aussehen wird - eines steht bereits fest: Du bist ein herausragender Erzähler! Ich bin geneigt, nach der Ruhmeshalle zu rufen. Bei einem so wunderbaren Humor kann man gar nicht früh genug damit anfangen.

Liebe Grüße

Holger


Holger_D  
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#10 von notbremse , 15.12.2013 18:57

@ Johannes: Die entsprechenden sicheren Rahmenbedingungen vorausgesetzt können wir alle eine barrierefreie Welt wohl nur begrüßen. Du weckst allerdings den Schalk in mir, wenn Du in einem Atemzug mit Schicklgruber unser Hobby ansprichst: ich muss Dich in aller Form ersuchen, auf meiner Modellbahn ausnahmsweise ein paar Barrieren zu erdulden, wie z.B. Schranken, Gleissperren und Prellböcke...


@ Holger: Dein "geneigter Ruf" nach der Ruhmeshalle schmeichelt mir natürlich ungemein. Gleichzeitig legst du mir die Latte damit in schwindelerregende Höhen. Bis jetzt habe ich ja nichts gezeigt als bloß ein paar alte Fotos und zwei paffende Preiserlein mit jeweils einem "Hauch von Rauchwerkzeug", mit sauber abgeschmirgelten Sohlen und mit dem Schwerpunkt genau über der Schuhmitte, damit sie prima frei stehen... Ganz hübsch, aber noch lange keine Modellbahn der Extraklasse.

Ich werde mich natürlich weiterhin entsprechend anstrengen!

Liebe Grüße aus Kärnten

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#11 von Carolusmagnus1911 ( gelöscht ) , 15.12.2013 19:08

Hallo Karl,

das ist ja eine Überraschung. Finde ich toll, dass du jetzt hier deinen eigenen Thread hast. War mir bislang entgangen, naja nach einer Woche geht das noch in Ordnung

Dein Thema gefällt mir, die Epoche auch... und Österreich auch! Danke auch für die Übersetzungen von Stunde 1 an... Heizhaus tzzz, Lokschuppen heisst das!

Toll auch deine qualmenden Preiserlein. Bevor ich hier für die Ruhmeshalle stimme, würd ich wohl gerne mehr sehen

Gruß aus dem Flachland
Daniel


Carolusmagnus1911

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#12 von notbremse , 15.12.2013 19:39

Hallo Daniel,

die Götter steigen vom Olymp und wandeln unter den Sterblichen... Kein Scherz, das ist ja richtig prominenter Besuch hier! Jetzt hängt die Latte gleich noch einmal so hoch...

Liebe Grüße aus den wilden Kärntner Bergen

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#13 von notbremse , 21.12.2013 20:21

WELCHES WERKZEUG BRAUCHT MAN FÜR EIN ANSPRUCHSVOLLES MODELLBAHNPROJEKT?

Der Toni hat gemeint, no jo, a Stichsog warat schon guat, und a guate Akku-Bohrmaschin, a Dreml mit a poa Bohra, ane Trennscheibm und ane Fräsa. Toni, hat der Professor gesagt, du meinst, eine Stichsäge wäre gut, eine gute Akku-Bohrmaschine, ein Dremel mit ein paar Bohreinsätzen, einige Trennscheiben und Fräser, und das ist alles???
No jo, hat der Toni gesagt, a Lötkolm warat schon a klass… (Übers.: Na ja, ein Lötkolben wäre schon auch prima…)
Toni, hat der Professor gesagt und sehr streng geschaut, auch der Lötkolben bringt uns nicht wirklich weiter. Toni, hat er gesagt, so wird das nichts. Beim Bahnbau musst du in großzügigen Dimensionen denken, sonst fährst du bis ans Ende aller Zeiten in der Hölle unter der persönlichen Aufsicht von des Teufels Großmutter mit „Thomas the Tank Engine“ im Kreis!

Dann aber hat sich der Professor sich das Lachen nicht mehr verkneifen können. - Komm mit, hat er gesagt, ich zeig‘ dir etwas!

Und dann standen sie vor einem ganzen Bauzug.







Gezogen wird der Bauzug von der Klagenfurter 92.2223. O.k., ich gebe zu, in diesem Punkt wurde etwas geschummelt, denn die Beschriftung stimmt im Detail nicht ganz. Aber die Maschine ist so vorbildmäßig dreckig, dass man das ohnehin nicht gut lesen kann. Schon gar nicht, wenn sie mit 50 km/h „vorbeirast“.

Das Vorbild war ursprünglich eine ab 1898 für Lokalbahnen gebaute Reihe 178 der KKStB. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 50 km/h. Die Maschine konnte extrem kleine Radien bis zu 80m (!) und Steigungen von bis zu 50 ‰ bewältigen.

Ihr Konstrukteur, Karl Gölsdorf, hat bei ihrer Entwicklung offensichtlich ganz besonders die Interessen der Stummis im Auge gehabt…









1938 wurde die Reihe in das DRG-Nummernschema übernommen und in 92.22 umbenannt. Die DRG-Nummer wurde später von den ÖBB beibehalten. Bis zu ihrer Ausmusterung wurden die Maschinen in untergeordneten Diensten „aufgebraucht“. Die 92.2223 war nach 1945 im Mittelkärntner Raum im Verschub (österr. für „Rangierdienst“ und im Bauzugdienst eingesetzt.

Beim Vorbild waren die Speichenräder dieser Maschine in der Epoche III, wie bei den meisten 92ern, bereits gegen Scheibenräder vertauscht. Insoweit ist dieses Brawa- Modell, in Deutschland manchmal als exotisch bezeichnet, obwohl in Österreich an sich eine gängige Type, leider auch in Österreich ein Exote, denn das Epoche III-Modell steht auf eher ungewöhnlichen Patschen [österr. Ausdruck - unter anderem - für Hausschuhe].
Ein Austausch der Räder ist vorgesehen, sobald Brawa die Scheibenradsätze als Ersatzteile liefern kann…
(Das ist auch der Grund, warum die Räder noch nicht gealtert sind.)

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Nachtrag am 29.01.2014:
Für die 92.2222 sind die von Brawa verwendeten Speichenräder korrekt. Mir ist dieser Tage ein Foto zugekommen, das für Sommer 1957 an dieser Maschine noch Speichenräder beweist.
Für die von mir nachempfundene 92.2223 sind schon Mitte 1955 Scheibenräder nachgewiesen.
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Nachtrag am 31.01.2014:
Der Umbau ist inzwischen durchgeführt, und so sieht das Maschinchen jetzt aus.
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Auf der Görtschitztalbahn wird mit RP25-Rädern, mit Originalkupplungen und mit Federpuffern gefahren. Das Brawa-Modell erhielt Weinert-Kupplungen, die Öffnungen der Modellkupplungen wurden verschlossen.

Ich habe es mir geschenkt, die vordere Pufferbrust zu öffnen und die Innereien zu inspizieren, und habe gleich einmal die Bohrung für die Originalkupplung angebracht. Die Strafe für diesen Leichtsinn folgte auf dem Fuß: es fielen mir zerrissene Litzen aus dem Bohrloch entgegen, denn Brawa führt die Litzen der Beleuchtung unmittelbar hinter der Pufferbrust exakt mittig nach hinten, ohne das in der Beschreibung zu erwähnen. Ich musste die vorderen LEDs neu verdrahten. Heiliger Esemdetius, stehe mir beim Löten bei! - Aber es ging alles gut.









Die Einfüllöffnungen der Wasserbehälter befanden sich unmittelbar vor dem Führerhaus und wurden dem Vorbild entsprechend ganz nach vorne verlegt. Auf Vorbildfotos sieht man auch, dass beim Wasserfassen häufig drübergepritschelt - pardon, Wasser verschüttet - wurde, das habe ich mit Klarlack hoffentlich einigermaßen überzeugend nachgeahmt. Rechts wurde ein Wasserstandsanzeiger angebracht. Links wurde – Vorbildfotos entsprechend - das Fenster geöffnet und es wurde das Schürgerät des Heizers durch das offene Fenster geschoben. Die Kolbenschutzrohre wurden durch solche aus Messing ersetzt. Die Ventile auf dem Dampfdom wurden um 90° versetzt. Auf dem Dach wurden Dachhaken und eine Pfeife aus Messing montiert. Über den Fenstern wurden mit einer Goldschmiedeschere passend zugeschnittene, abgekantete Bleche aus 0,15mm Messingblech angebracht. Lokführer und Heizer wurden eingesetzt und echte Kohle wurde eingefüllt. Die etwas zu grelle Beleuchtung wurde gedimmt, die Geschwindigkeitskennlinie wurde angepasst, die Radumdrehungen wurden „nach Gefühl“, d.h. ohne Radsensoren, mit dem Sound synchronisiert.
Lok und Wagen wurden mit einem feinen Pinsel in vielen Schichten bemalt bzw. gealtert. Den Luftpinsel habe ich dabei kaum eingesetzt.

Ein paar Unzulänglichkeiten sind auch zu beichten:








Der Bagger entstand vor über 20 Jahren, das Gehäuse ist mir heute nicht mehr genau genug verklebt. Auch die Bemalung lässt zu wünschen übrig, gealtert wurde überhaupt noch nicht. Vielleicht gebe ich das Gehäuse irgendwann später einmal in ein Acetonbad und beginne noch einmal von vorne... Mit der Lackierung der Wagen bin ich auch noch nicht ganz zufrieden, wahrscheinlich werden noch ein paar Schichten dazukommen. Seit ich fotografiere, sehe ich manche Details anders...


Wie auch immer, der Toni war sehr beeindruckt und hat gesagt: Hiaz host oba Werkzeig gnua! 1)


Liebe Grüße nach jenseits der Berge

Karl


1) Übers.: Jetzt kannst du aber keinen wie immer gearteten störenden Mangel an Werkzeug mehr beklagen!


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#14 von schaerra , 21.12.2013 21:27

Hallo Karl,

schöne Grüsse aus dem Westen der Republik. Das Werkzeug gefällt mir schon mal sehr gut! Inbesondere die 92er! Ist schon eine gelungene Maschine.

Die Olterung hast aber scho Suupa gmocht!
Oba recht host! Dia Scheibenradl´n fööhln sho no!
Und da Baaga? Na, so schlecht schaut´a goaned aus und die wagelen san a ned schiach.


freundliche Grüsse
Helmut Fritz

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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#15 von ThomasausBerlin ( gelöscht ) , 21.12.2013 21:40

Das Baggergehäuse - würd ich so lassen, jedoch altern. Erstens siehste die Klebestellen eh' nicht - ausser im Foto, und zweitens - nach 20 Jahren kann sich schon mal der Rost "durchfressen"....


ThomasausBerlin

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#16 von notbremse , 21.12.2013 23:56

@ Helmut Fritz: Danke für deinen netten Besuch, der mich geradewegs nach Alaska geführt hat...

@ Thomas: Danke für deinen netten Versuch, mich zu trösten, aber vergiss bitte nicht, vor rund 60 Jahren war der Bagger noch ziemlich neu - da kommt die Rostkur nicht glaubwürdig rüber...

Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#17 von Carolusmagnus1911 ( gelöscht ) , 22.12.2013 00:04

Hallo Karl,

also so schlimm finde ich den Bagger gar nicht. Wenn Rost, dann Neurost und zwar an den Ketten. Ich finde deine kleinen Geschichten toll mit den Preiserleins, die uns durch den Thread führen. Nur weiter so!

Was mir noch mehr gefallen würde, wäre wenn unter dem Gleis nicht Kernbuche, sondern Schotter mit Landschaft drumherum zu sehen wäre

Viele Grüße
Daniel


Carolusmagnus1911

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#18 von notbremse , 22.12.2013 01:11

Hallo Daniel,

die Preisers werden uns gerne weiter begleiten.

Bis zum Landschaftsbau und zum Schottern ist aber noch eine Menge zu tun...

Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#19 von evbv200 , 22.12.2013 02:01

Hallo Karl,

ich freue mich, dass hier wieder eine österreichische Modellbahn gebaut wird. Dein Bauzug und Deine Basteleien an den Preiserfiguren lassen eine meisterliche Gestaltung Deiner zukünftigen Bahn erahnen. Ich bin gespannt wie es hier weitergeht und natürlich auf die großen und kleinen Geschichten der Preiserleins.

ein schönes Weihnachtsfest wünscht Dir
Frank


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#20 von Rocmarhag , 22.12.2013 04:52

Karl,

Ein sehr interresantes Projekt und wie immer alte Häuser oder Bahnhöfe werden abgerissen.
Man würde denken das solche Gebäude geschützt werden weil die ja auch zu unserer Vergangenheit gehöhren, Es wäre auch schön, weil da noch die ganzen Gleise existieren diese Linie mal wieder aufmacht.

Was ich soweit von dir gehöhrt habe wird diese Anlage ein spezielles Gefühl da mitbringen und was ich jetzt gesehen habe gefällt mir ganz gut.
Ich wünsche dir den besten Erfolg, alles gut zu Weihnachten und ein Glückliches neues Jahr von Western Australien.

Ole


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#21 von notbremse , 22.12.2013 21:59

In diesem Forum habe ich als stiller Mitleser den Eindruck gewonnen, dass nicht wenige Autoren meinen, man müsste hauptsächlich Bilder zeigen, alles andere sei vergebliche Liebesmüh. Eine Art Modellbahn-Bilderbuch sozusagen. Umso mehr freut es mich, dass eine Menge Stummis durchaus lesen und auch nette Geschichten Anklang finden...

@ Frank: Vielen Dank für Deinen netten Kommentar und auch Dir ein ruhiges, besinnliches Weihnachtsfest!
@ Ole: Lieber "Styro-Australier", ich freue mich auf Deine weiteren Besuche und wünsche auch Dir ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute im Neuen Jahr!


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#22 von MicroBahner , 22.12.2013 22:48

Hallo Karl,
jetzt habe ich deinen neuen 'Faden' auch entdeckt. Das fängt ja schon recht vielversprechend an.
( Gibst Du uns das nur hier 'scheibchenweise' zum Besten, oder entsteht das alles erst wirklich noch? )

Ein toller Geschichtenerzähler bist Du jedenfalls schonmal - und ein toller Fahrzeug/Gehzeug-Superer auch.
(Bei den Stummis gibt es nicht nur Bilderfans. Es gibt schon ein paar Beiträge mit fantasievollem, ausführlichen Text, die auch ihre Fangemeinde haben)

Jedenfalls werde ich hier jetzt öfter vorbeischauen - auch wenn ich vielleicht nicht immer was schreibe. Da bin ich zugegebenermaßen z.Zeit etwas faul ops:

Ein schönes Fest und einen guten Rutsch in 2014 wünsch ich Dir!


viele Grüße
Franz-Peter
Ein 'elektromechanisches' Stellwerk
Der (ehemalige) 'Eisberg'


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#23 von notbremse , 23.12.2013 09:38

Hallo Franz-Peter,

gut, dass du vorbeischaust! Bei deiner Anlage bin ich ja schon länger stiller Mitleser, also mindestens genauso "faul" wie du, aber auf dein fantastisches Stellwerk bin ich erst jetzt - durch deinen Besuch - gestoßen. rost:

Meine Anlage (im Sinne von Rahmen, Landschaft, Gleise) entsteht wirklich von null an, aber einige besonders zeitaufwändige Bauten bekommt ihr scheibchenweise vorgesetzt. Die Fahrzeuge sind auch schon da, wie das bei der "niederen Kaste der Schachtelbahner" halt so ist...

Auch dir ein ruhiges, besinnliches Weihnachtsfest und alles Gute im Neuen Jahr!

Liebe Grüße

Karl


Wer schnell fertig werden will, sollte nicht Modellbau betreiben, sondern sich mit losen Damen vergnügen...

Mein Projekt im Stummiforum: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#24 von Aachen98 ( gelöscht ) , 23.12.2013 12:07

Hallo Karl,

tolle Greschichtchen und super
detaillierte Modelle-was fällt mir da noch ein
Freu mich auf mehr.

Frohe Weihnachten,
Kevin


Aachen98

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#25 von DB-IV-Proto87 ( gelöscht ) , 23.12.2013 12:11

Hallo Karl,

Hut ab vor dem, was Du hier bisher präsentierst. Den Bagger würde ich nur ein wenig altern, dann sind die Klebespalten verd(r)eckt. Hast Du eigentlich schon an Proto:87 bzw. H0pur Radsatznorm gedacht?

Adventgrüße,

Alexander


DB-IV-Proto87

   

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