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Der Fluch der Akribik, Teil 111
Nichts außer Drahtverhau und unterirdische Weichen
In der letzten Woche geschah genau nichts, was die Fortgeschritteneren unter euch ferrosexuell erregen wird. Dennoch hat sich eine Menge getan. Die Hauptstrecke ist im sichtbaren Bereich fast fertig verlegt. Die ersten Weichen des Schattenbahnhofs sind in Arbeit.
Jedes Gleisstück, ausgenommen die Brücke und einige wenige ganz kurze Schienenstücke, wird separat an eine Ringleitung angeschlossen. Die nicht selbst versorgten Brücken und kurzen Schienen erhalten ausnahmslos von beiden Seiten her Strom.
Von einem nennenswerten Mehraufwand durch den Anschluss eines jeden Gleisstückes kann man nicht sprechen. Die Weichen müssen sowieso alle verdrahtet werden, und das Löten der beiden Gleisanschlüsse an die 90cm langen Flexgleise dauert jeweils nur wenige Minuten, und 3mm-Löcher sind schnell gebohrt.
Die Verdrahtung erfolgt einstweilen „fliegend“ und wird erst später endgültig so fixiert, dass man von unten gut an die Litzen heran kommt.
Alle Litzen hängen ein wenig durch. So gibt es für spätere Ergänzungen der Länge nach Reserven.
Kabelkanäle werde ich trotz aller Akribie nicht verwenden, da sie bei späteren Wartungsarbeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit Probleme erzeugen werden. - Vielen Dank in diesem Zusammenhang an das Team der Großanlage des
Verkehrsmuseums St. Veit an der Glan für die netten Tipps!
Die Versorgung meiner Anlage wurde von Anfang an in folgende Stromkreise aufgeteilt:
Digitale Steuerung
1. Hauptstrecke, rechtes Gleis; zwei Durchgangsgleise im Schattenbahnhof
2. Hauptstrecke, linkes Gleis; zwei weitere Durchgangsgleise im Schattenbahnhof
3. Rangier- und Abstellbereich im Schattenbahnhof
4. Nebenstrecke
5. Decoderanschlüsse für Weichen, Signale, Schranken etc.
Analoge Stromversorgung
6. Wechselstrom aus Roco-Trafo ausschließlich für die Beleuchtung von Gebäuden, Laternen, Weichenlaternen u.ä.
7. Gleichstrom-Adapter für The Mole-Weichenantriebe im Schattenbahnhof
Die digitalen Stromkreise werden vorläufig kurz vor der Zentrale miteinander verbunden und gemeinsam an den Gleisausgang der ESU ECoS angeschlossen.
Hier dieser provisorische Zusammenschluss direkt unter dem Pult, auf welchem die Zentrale steht. Nur die rote und die schwarze Litze links oben sind an die Zentrale angeschlossen.
Ab diesem Zusammenschluss hier verlaufen die Stromkreise aber schon jetzt sauber getrennt in Richtung Anlage, sodass es später keine Probleme geben wird, bei Bedarf an dieser Stelle Booster und eventuell eine zweite Zentrale einzufügen.
Gleise verdrahte ich schwarz/rot, digital gesteuerte Weichen etc. sauber getrennt mit gelb/blau. Dabei folge ich der ESU-Empfehlung, die Gleise und Magnetartikel mit der ECoS-Zentrale mit 2,5mm²-Litzen zu verbinden. Nur „auf den letzten Zentimetern“ nehme ich 0,25mm². Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Stecker am ESU SwitchPilot Servo gar nicht für die Empfehlung des eigenen Hauses ausgelegt sind, 2,5mm² zu verwenden.
Ich verwende vorerst „ganz normale“ flexible Litzen. Ich erwähne dies im Zusammenhang mit den weiter vorne in diesem Thread geäußerten Befürchtungen, dass man unter Umständen abgeschirmte Kabel braucht, weil es sonst bei nicht ganz kleinen Anlagen auf Grund der Antennenwirkung der Gleise und der Litzen zu gegenseitigen Beeinflussungen kommen kann.
Ich habe bislang keine solchen Beeinflussungen feststellen können. Laut den Erbauern der Modelleisenbahn im Verkehrsmuseum in St. Veit an der Glan sind solche Effekte durchaus nachgewiesen, sind bei ihnen aber nur im Zusammenhang mit S88-Rückmeldemodulen aufgetreten. Rückmeldemodule sind bei mir noch nicht vorgesehen, die Anlage wird vorerst einmal manuell gesteuert.
…und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht
(Der bekannte Modellbahner Bertolt Brecht über seinen Schattenbahnhof)
Im Schattenbahnhof montiere ich ausschließlich Peco-Weichen. Der Radius dieser Weichen von etwas mehr als 150cm soll einen Betrieb mit Federpuffern und „echten“ Kupplungen erlauben, ohne dass Überpufferungsprobleme auftreten. Weichenlaternen sind im Schattenbahnhof nicht vorgesehen.
Jede Weiche erhält Stromanschlüsse in rot und schwarz und eine braune Litze zur Versorgung des Herzstückes. Wie schon bei den Weinert-Weichen werden auch hier die Backenschienen und die Weichenzungen miteinander verbunden.
Nun heißt es, die nächsten 18 Weinert-Antriebe zusammenzubauen und zu testen.
Das Aussehen des Arbeitsplatzes hat sich entsprechend gewandelt:
Die ersten Tests am ESU SwitchPilot Servo zeigen das bereits bekannte Bild: die Servos brummen und verweigern ihren Dienst.
Alle meine fünf Ende 2015 gekauften SwitchPiloten wurden offenbar mit mehrere Jahre alter Firmware geliefert. Also: Anschlüsse Pw A und Pw B des Switchpilot an den LokProgrammer anschließen, LokProgrammer an einen PC mit Internetverbindung und installierter LokProgrammer-Software anschließen, LokProgrammer-Software starten, „Extras“ und „Decoder Firmware aktualisieren“ anklicken. Einige wenige Minuten später ist der Spuk vorbei, die Servoantriebe benehmen sich ganz normal.
Ob es allerdings dem Geist der einschlägigen Gewährleistungsbestimmungen entspricht, dass ein Konsument erst einmal im Internet recherchieren und sich zusätzliche Hard- und Software beschaffen muss, damit eine erworbene Ware bestimmungsgemäß funktioniert…?
Unveränderte Peco-Weichen rasten in den Endstellungen ein. Servos können die eingerastete Weiche schwerlich bewegen und können beschädigt werden. Damit eine Peco-Weiche mit einem Servoantrieb funktioniert, muss deshalb eine kleine Feder entfernt werden. Das geht auch, wenn die Weiche bereits eingebaut ist.
Einfach die beiden Laschen (Pfeile) aufbiegen…
Kunststoffteil abheben, Blech mit Laschen raus, Feder raus …
Fertig, das war‘s.
Alle drei Teile sind bei Servobetrieb entbehrlich. Bei eingebauten Weichen bleibt das kleine Blech mit den Laschen zwangsläufig drin, nur die Laschen werden entfernt oder umgebogen. Wer will, kann das Kunststoffteil – obwohl für deutsche Weichen eher nicht vorbildgerecht - wieder einlegen und die Laschen wieder zubiegen. Nur die kleine Feder muss unbedingt weg.
Die Weichen sind nun fertig für den Einbau.
Und im übrigen bin ich der Meinung, dass
das hier in die Ruhmeshalle gehört.
Liebe Grüße
Euer Karl