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Der Fluch der Akribik, Teil 273
ESU DECODERKONFIGURIERER
Letzte Woche hat sich in meinem Hobbykeller einiges getan. 12 Weichenservos sind ausgetauscht, 12 Weichenantriebe sind eingebaut, insgesamt 24 Weichen sind konfiguriert sowie im Gleisbildstellpult der ECoS angelegt und laufen nun einwandfrei. Der Kabelsalat ist gebändigt und völlig unter der Trasse verschwunden:
Eine Menge Arbeit für mich, uuuuuuuuuuuurfaaaaaaaaaaaaaaaad für euch.
Ein bisschen Ärger gab’s anfänglich auch. Manche Hersteller scheinen zu glauben, man könne Anleitungen schnell mal lieblos vor die Anwender werfen, denn Modellbahner haben ja eh jede Menge Zeit. Mag sein, aber ich würde meine Zeit gerne für die Modellbahn verwenden statt für das Studium viel zu kompliziert geschriebener, unvollständiger oder missverständlicher Handbücher. Zum Beispiel:
Das sogenannte „Referenzhandbuch" des ESU LokProgrammer stammt aus 2007.
Das war vor zwölf Computerjahren.
Umgerechnet auf Menschenjahre war das ungefähr
um 1478 herum.
Das Handbuch verschweigt seitdem hartnäckig wie ein verstockter Ketzer, dass der LokProgrammer eigentlich DecoderConfig heißen müsste, weil er sich nämlich nicht nur darauf versteht, Lok-Decoder einzurichten, sondern weil er auch prima mit Weichendecodern zusammenarbeitet. Und, wie schon erwähnt, programmiert er nichts, sondern er hilft beim Ändern von Werkseinstellungen. Tatsächlich findet sich im Handbuch nicht ein einziges klitzekleines Wort zum Konfigurieren von Weichen.
Den ESU-Leuten ist möglicherweise nicht ganz klar, was sie mit diesem gottlosen „Referenzhandbuch“ riskieren. 1478 war nämlich das Jahr, in welchem die Spanische Inquisition eingerichtet wurde. Wenn der Großinquisitor von dieser Ketzerei erfährt, lässt er dieses Handbuch garantiert ausdrucken und auf dem Scheiterhaufen verbrennen!
Wer sich für den LokProgrammer und das gleichnamige Computerprogramm interessiert und ihn eventuell erwerben will, muss erst einmal auf die Idee kommen, dass sich die Beschreibung dafür teilweise (was die Weichen betrifft) im Handbuch des SwitchPiloten befindet. Und diese Beschreibung wiederum verstößt – zumindest für mein schon recht handbuchtraumatisiertes Empfinden - gegen so ziemlich alles, was man heute unter „barrierefrei“ versteht. Keine Spur nämlich von barrierefreier „Leichter Sprache“.
Für diejenigen, die wie ich auf kein abgeschlossenes Informatik-Studium verweisen können, ein paar hundert Kilometer vom nächsten ernstzunehmenden Modellbahngeschäft entfernt wohnen und von dorther keinen Rat beziehen können, und zu ihren Freunden und Bekannten ausschließlich Spielbahner zählen, die allesamt keine Erfahrungen mit Weichendecodern haben, hier meine „Erkenntnisse“ in – hoffentlich – etwas verständlicherem Deutsch:
Meine Erfahrungen mit dem DecoderConfig (fälschlich LokProgrammer) von ESU
Den LokProgrammer schließe ich an die USB-Schnittstelle des Computers an, sein Netzgerät stecke ich an eine Steckdose, und dann installiere und starte ich das gleichnamige Computerprogramm, das man in seiner aktuellsten Fassung im Download-Bereich der Website von ESU gratis bekommt.
Während des Konfigurierens ist der SwitchPilot Servo von seiner sonst üblichen Versorgung von der Digitalzentrale her bzw. von den Schienen her getrennt.
Wenn ich die CVs konfiguriere, verwende ich andere Litzen als sonst zum SwitchPilot Servo. Der LokProgrammer versorgt den SwitchPilot Servo ja nicht nur mit Steuersignalen, sondern auch mit der dafür notwendigen Betriebsspannung. Dafür benötigt er nur zwei Litzen statt der für den SwitchPilot sonst notwendigen vier.
Damit ich zum Konfigurieren nicht extra Litzen umklemmen muss, habe ich mir beizeiten einen zusätzlichen vierpoligen Stecker und einen zusätzlichen zweipoligen Stecker angeschafft, habe die zwei miteinander verbunden und das sieht jetzt bei mir so aus:
Das nächste Bild zeigt, wie ich die Geräte anschließe:
Rechts unten geht ein – mit einem im Lieferumfang enthaltenen Adapter versehenes– USB-Kabel zum PC. Das dünne Kabel rechts unten gehört zum Netzgerät. Nochmals – aus leidvoller Administrator-Erfahrung: anstecken nicht vergessen…
Gelb-Blau oben verbinden LokProgrammer und SwitchPilot Servo mittels des bereits gezeigten Steckers. Unten am SwitchPilot hingen zum Zeitpunkt dieser Aufnahme drei Servos mit schwarz-rot-weißen Anschlüssen dran. Die Steuer-Litze (bei mir weiß) muss, wie schon erwähnt, immer „nach außen“ kommen, ist also auf dem Foto unten.
Und nun geht’s los. Die Geräte sind angesteckt, das Programm ist gestartet, als nächstes will die LokProgrammer-Software ein Projekt sehen. Arbeite ich erstmals mit diesem Programm, klicke ich auf „Neues Projekt“, gebe diesem Projekt einen Namen und speichere es in einem Ordner, in welchem ich es später leicht wiederfinde. Habe ich bereits ein Projekt angelegt und schon einige Weichendecoder konfiguriert, öffne ich das Projekt, in welchem ich diese Konfiguration bereits abgespeichert habe:
Links unter „Decoder“ und dort wiederum unter „Adresse“ prüfe ich, ob der richtige Decoder angesprochen wird (hier z.B. 53 für meine Weichen 209 bis 212):
Wo ich diese Decodernummer für den LokProgrammer her habe? Nun, eine vollständige Adressliste mit den möglichen Decoder- und Weichennummern findet sich im Handbuch zum SwitchPilot. In der 3. Auflage befindet sich diese Liste auf Seite 20.
Wenn nun also die richtige Weichennummer angesprochen wird, klicke ich links unten auf "Funktionsausgänge" und wähle unter den vier Servos, die ich an den SwitchPilot anstecken kann. Hier will ich den Servo 2 einrichten:
Anschließend kann ich unterhalb der Servo-Auswahl die Laufzeit dieses Servos sowie die Endlagen A und B einstellen:
Hier helfen keine Tipps. Hier muss man sich beim ersten Mal viel Zeit nehmen und probieren. Außer vielleicht, dass man nicht zu radikal vorgehen sollte. Ich verändere die Werte nicht gleich um 10 oder mehr, sondern höchstens um 2 bis 4 und prüfe dann das Ergebnis. Habe ich die von mir angestrebten Veränderungen durchgeführt, klicke ich links oben auf das Symbol mit dem roten Pfeil, …
… klicke auf „Weiter“ und speichere meine Veränderungen im Decoder:
Anschließend wechsle ich links oben in den „Führerstand“ (eine für Weichen, mit Verlaub, nicht wirklich selbsterklärende Bezeichnung) und dort wiederum auf „Weichenschaltpult“:
Hier stelle ich sicher, dass ich den richtigen Decoder anspreche - in meinem Beispiel Decoder 53. Nun klicke ich auf "GO". Da ich die Werte für den Servo 2 bzw. meine Weiche 210 verändert habe, klicke ich nun unten unter „210“ abwechselnd auf „A“ und „B“ und prüfe, ob sich die Weichenzungen so benehmen, wie ich es mir wünsche.
Bin ich mit meinen Einstellungen nicht zufrieden, gehe ich zurück nach „Decoder“ – „Funktionsausgänge“, passe die Werte weiter an und speichere sie neuerlich, wie beschrieben, in den Decoder.
Ist die Weiche zufriedenstellend eingerichtet und will ich das Programm beenden, klicke ich links oben auf das Diskettensymbol und speichere meine Veränderungen in meinem Projekt ab. Anschließend kann ich das Programm schließen. -
Im Zusammenspiel mit einem Gleisbildstellpult (zum Beispiel mit jenem der ECoS) kann es nun passieren, dass die Weiche in die Abzweigung zeigt, dass aber das Symbol im Gleisbildstellpult auf „gerade“ steht (oder umgekehrt). In diesem Fall tausche ich mit dem LokProgrammer einfach die Werte für A und B. Ist A beispielsweise 54 und ist B 12, so überschreibe ich A mit 12 und B mit 54 und speichere diese Änderung in den Decoder. Anschließend sollten die Lage der Weichenzunge und die Gleisbildstellpult-Anzeige übereinstimmen.
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Nächste Woche sehen wir dann endlich gemeinsam nach, warum ich heuer meinen Weihnachtsbaum bis nach Ostern stehen ließ, und was in dem lang ersehnten Weihnachtspaket war.
Liebe Grüße aus dem Frühling in Kärnten
Euer Karl