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DA HABEN WIR DEN LACK - DIE MITTELTEILE IN FARBE
Die Brücke wurde nochmals auf Schäden untersucht und anschließend in mehreren hauchdünnen Schichten grundiert. Da ich die Deckfarbe mit Revell Aqua-Farben aufbringen wollte, habe ich dafür die Revell Aqua Color Basic Grundierung gewählt, zu 50% verdünnt mit 39621 Revell Aqua Color mix:
„Dos is jo fost wie mit meina Frau“, hat der Toni gesagt. „Mit a bissale Forb schaut se glei gonz ondas aus.“ [Das ist ja fast so wie bei meiner Frau – mit etwas Farbe sieht sie gleich viel vorteilhafter aus.]
Und nach einer Pause: „Oba die Niatn sigt ma fost nit.“ [Aber die Nieten sieht man fast nicht.] Der Professor lacht: „Das liegt im Wesen der Nieten. Sie tarnen sich hervorragend. Wenn einer eine Niete ist, merkt man es meistens erst, wenn er schon eine Menge Schaden angerichtet hat!“
Hier noch eine Aufnahme von der Stirnseite:
Auch die Wartungsstege sieht man hier gut. Auf dieser Aufnahme ist auch gut erkennbar, wie wenig Platz hier für die Geländer der Wartungsstege bleibt. Beim Vorbild konnten diese Geländer höher ausgeführt werden, weil sie nicht innerhalb, sondern außerhalb der über Kreuz verlaufenden Diagonalstreben angebracht waren.
Die Geländer der Wartungsstege stehen hier noch ein wenig schief - das hat indes nichts mit Platzmangel zu tun, sondern die Geländer wurden erst nach diesem Fototermin noch mit Hilfe eines langen Messing-Vierkants gerade gerichtet.
Gut zu sehen sind auch die Träger für die Lager der Vorbrücken.
„Apropo Vurbruckn… Wo sant se denn ibahaup? Wieso host se denn noch nit fertiggmocht und glei mitlackiert?“ fragte der Toni [Apropos Vorbrücken… Wo sind sie denn überhaupt? Wieso hast du sie denn noch nicht fertiggestellt und gemeinsam mit den Hauptbrücken lackiert?]. „Weil sich die Fahrbahnoberkante und die Geländeroberkante der Vorbrücken exakt auf dem gleichen Niveau befinden müssen wie jene der Mittelteile. Erst jetzt können wir die Vorbrücken mit Lagern in der richtigen Höhe versehen und die Geländerstiele (Geländersteher) der Vorbrücken so kürzen, dass die Geländer der Vorbrücken die richtige Höhe bekommen.“ „Vaschteh schon“, sagte der Toni. „I tät a nix riskiern. Zeascht wochnlong lötn und donn womeglich a Messfehla und irgndwos z‘ kurz obgschnittn. Bessa zuabeholtn und genau obmessn.“ [Verstehe. Ich würde auch nicht riskieren, nach wochenlanger Lötarbeit womöglich einen Messfehler zu haben und ein Teil zu stark zu kürzen. Da ist es schon besser, die Teile provisorisch zusammenzufügen und die Naturmaße abnehmen.]
„A Gleis host a schon aufelegn lossn?“ [Ein Gleis hast du auch schon auflegen lassen?] „Ja“, alberte der Professor. „Für unsere Administratoren. Damit sie den Thread nicht entfernen, weil sie das hier irrtümlich für eine Autobahnbrücke halten…“
Anschließend wurden die Mittelteile lackiert:
In diversen Internet-Foren wird gerne behauptet, dass Brücken – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich – meistens in RAL 6011 Resedagrün lackiert waren.
Daran mag die Sonneneinstrahlung schuld sein, die Farben oft wesentlich heller aussehen lässt, als sie es in Wirklichkeit sind. Ebenso wirken große lackierte Flächen grünlich, wenn sie das Grün der umgebenden Vegetation reflektieren.
Auch der Taggenbrunn-Viadukt wirkt auf frühen Farbfotos unter Sonneneinstrahlung sehr hell und etwas grünlich. Tatsächlich aber ist für diesen Viadukt ein erstaunlich dunkles Grau belegt. Ich stieß im Zuge meiner Recherchen auf eine Ausschreibung für eine Neulackierung im Jahr 1979. Dort waren folgende vier Schichten vorgegeben:
1. Grundanstrich Bleiminium mager
2. Grundanstrich Bleiminium fett
1. Deckanstrich RAL 7001 grau
2. Deckanstrich RAL 7010 grau mit 3% Aluglimmerzusatz
Ich fand schließlich Farbfotos aus früherer Zeit, auf denen die Brücke nicht seitlich von der Sonne angestrahlt wurde. Diese Fotos zeigen ebenfalls - eine dunkelgraue Brücke. Auch vom von Krüger gewählten Vorbild, dem Rosental-Viadukt, gibt es ein Farbfoto von Mag. Alfred Luft von 1961, das eine dunkelgraue Brücke zeigt.
Da ich den RAL-Farbton 7010 als Aqua 36166 Olivgrau im Revell-Sortiment fand, beschloss ich, Revell-Farben zu verwenden. Den Decklack habe ich – wie schon die Grundierung - stark verdünnt in mehreren Schichten hauchdünn aufgetragen.
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Mit diesem Beitrag habe ich Euch hoffentlich ein wenig graue Farbe in den bunten Alltag gebracht...
Liebe Grüße und ein schönes Osterfest
Euer Karl