Hallo Mandy, Lars und Björn,
super schauts aus - wesentlich besser als z.B. die von Liliput seinerzeit "professionell gealterten" Serienmodelle. Und genau das ist der Knackpunkt - die ÜBERWINDUNG.
Ich hatte einmal einen Kunstprofessor, der hat die Sache so auf den Punkt gebracht: Man kann in Wirklichkeit gar nichts verderben, denn man kann immer deckend drübermalen, wenns einem nicht gefällt. Ist zum Beispiel ein rotes Rad zu schwarz geraten? Wo ist das Problem - genau dafür hat man ja deckende rote Farbe erfunden!
Eure Lokomotiven sehen so aus, wie sie gegen Ende der Dampflokzeit aussahen. Wenn Ihr das später einmal ändern wollt - na und, geht Ihr halt mit einer dünnen Schicht Mattschwarz drüber, erledigt, schon ist sie weniger rostig.
Einzige Voraussetzung für einen mehrfachen Auftrag: Der Farbauftrag muss sehr, sehr dünn sein, sonst sieht man die Pinselhiebe zu sehr bzw. wird die endgültige Farbschichte sichtbar zu dick. Ich arbeite deshalb immer mit einer Verdünnung von mindestens 1 : 1, eher 1 : 2 (1 Teil Farbe und 2 Teile Verdünnung bzw. Wasser). Damit die Farbe überhaupt deckt, trage ich halt mehrere Schichten auf. Im Idealfall ist die Farbschicht dann trotzdem so dünn wie die aus der Spritzpistole und sieht harmonischer aus, als wenn man mit wenig verdünnter Farbe nur eine Schichte aufträgt.
Wenn man sich einmal - wie Ihr - mit sehr herzeigbarem Ergebnis drübergetraut hat, kann man sich noch eine Menge Feinheiten überlegen, zum Beispiel:
- Ruß aus dem Schlot kommt von oben. Eine sonst recht rostige Lok kann auf dem Kesselscheitel und in der Mitte des Führerhausdaches ganz mattschwarz sein.
- Aus der Umgebung kann Staub auf die Lok gelangen. Auch wieder in erster Linie von oben. Oben auf den Wasserkästen, am Rand des Führerhausdaches und auf dem Umlauf kann man Staub auftragen. Ich nehme aber nicht einfach eine Sandfarbe und patze sie drauf, sondern ich mische einen Teil der braungrauen Farbe je nach Geschmack mit drei bis fünf Teilen Mattschwarz (und das Ganze wieder im Verhältnis 1:1 bis 1:2 mit Verdünnung). Der Grund ist: Trägt man Braungrau pur auf, benimmt sich die Farbe im Auge des Betrachters nicht selten so, als würde sie über dem Schwarz "schweben". Mischt Du sie aber mit Schwarz, wird der Übergang zum schwarzen Bereich eher ein fließender.
- Ölspuren auf den Rädern und am Triebwerk: Hier lohnt es sich, zu überlegen, was passiert, wenn ein schwarzer Patzen auf drehende Räder gerät - er zieht oft eine dünne Spur von der Mitte nach außen. Wenn man sich Vorbildfotos ansieht, sieht man, dass Dampflokräder nicht selten sternförmig verschmutzt sind. Treibstangen dagegen bewegen sich auf und ab, hier sind die Ölstreifen eher wieder senkrecht anzutreffen.
- Dampflokräder sind nicht unbedingt alle gleich verschmutzt. Manche Räder ein- und derselben Lok können fast schwarz sein, andere noch ganz rot. Vorbildfotos ansehen.
- Immer ein Hingucker: Fett auf den Puffern...
- Auf Dampfloks gibt es oft feuchte Bereiche, die man mit glänzenden Farben oder mit glänzendem Klarlack darstellen kann.
- Auch die Jahreszeit spielt eine Rolle. Die Verschmutzung von Eisenbahnfahrzeugen kann im Winter ganz anders aussehen als im Sommer.
Und... und... und...
Es ist deshalb bei mir so, dass ich mit der Alterung meiner Loks nie wirklich ganz fertig werde. Ich schaue mir Vorbildfotos sehr genau an. Wenn ich neue Vorbildfotos in die Hand bekomme, fallen mir immer wieder neue Möglichkeiten auf. Entscheidend ist nur, dass man die Farbe von Anbeginn an wirklich hauchdünn aufträgt, damit man später fast beliebig ändern und ergänzen kann, ohne dass die Lok zugepatzt aussieht.
Den Eimer darf ich nicht vergessen: Den gibt's bei Kotol als "Zinkeimer Fertigmodell" (87-445-2) um Euro 3,25.
Liebe Grüße
Karl