Hallo,
Noch vor 130 Jahren galt die Stadt Ratzeburg im Südosten Schleswig-Holsteins als "nicht entwicklungsfähig". Die brandneuen Eisenbahnlinien gingen an der Stadt vorbei und die Stadtväter wollten sich der bedrohlichen Entwicklung entgegenstemmen. Alle Hoffnungen ruhten auf der künftigen normalspurigen Kleinbahn. Sie ging von 1902 bis 1933 in Betrieb.
Diese Kleinbahn war mein Vorbild, obwohl man von Vorbild eigentlich nicht sprechen kann, weil ich sie auch nicht annähernd modellgetreu nachbauen kann. Immerhin stammt die Betriebsidee von ihr. Sie verband die tiefgelegene Stadt, sowie das östliche Hinterland mit dem höher gelegenen Bahnhof der Staatsbahn. Einen Gleisanschluss zu diesem Bahnhof gab es zwar, aber den Fahrgästen nützte das nichts. Sie mussten 100 Meter entfernt vorher aussteigen und zum Fernzug zu Fuß gehen.
- Gefahren wurde mit zwei B-Naßdampf Tenderlokomotiven (später mit dreiachsigen T3 ähnlichen Lokomotiven), 6 Personenwagen und 13 Güterwagen. Es gab einen regelmäßigen Personenverkehr (20 Züge am Tag) und Stückgut Güterverkehr, sowie einen Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Im Norden und im Süden der Stadt musste ein Höhenunterschied von ca 40m überwunden werden. Die gesamte Streckenlänge betrug etwa 20 Km.
Wirklich rentabel war die Bahn nie, zumal der Erste Weltkrieg und seine Folgen alle hochfliegenden Zukunftspläne zunichte machten. So konnte man sich weder modernere Zugsysteme (z.B. Schienenbus) leisten noch einen Anschluss nach Mecklenburg hinein verwirklichen.
- Das Betriebszentrum lag am Stadtbahnhof auf der Altstadtinsel, dessen Empfangsgebäude, eine kleine Bahnbrücke, sowie einige Haltepunktbauten im Umland bis heute erhalten sind. Von der Endstation beim jetzigen Bahnhof Ratzeburg sieht man nichts mehr. Auf einem Teil der Trasse kann man jetzt Fahrrad fahren oder spazieren gehen.
Der Stadtbahnhof Ratzeburg 1902 - im Hintergrund sind Güter- und Lokschuppen zu sehen.
... und 2014
Dieses Foto ist leider nur getürkt. Landschaft und Brücke sind echt (und von heute), die Lok nicht. Aber so hätte es aussehen können. Die Bahn fuhr über diese Brücke. Die Altstadt Ratzeburg liegt sozusagen im Rücken des Betrachters
Die echte Ratzeburger Kleinbahn, beim 25 jährigen Jubiläum 1927
Betrieb im Kleinen:
So sieht mein Gleisplan aus:
Ich benutze Märklin C-Gleise. Der Gleisplan ist so gestaltet, dass er ein bißchen Strecke bietet. Die Streckenlänge bis zum Haltepunkt würde bei 2,5% Steigung ausreichen, um eine zweite Ebene in 11 cm Höhe zu erreichen.
Für den Spielbetrieb mit den Enkeln können die stumpfen Schlussgleise problemlos mit der Strecke verbunden werden. Dann hat man zwei Kehrschleifen und kann die Züge ein paar Runden drehen lassen. (Dann ist es mit der zweiten Ebene natürlich nichts mehr.)
Der Bahnhofsbreich ist etwas üppiger ausgefallen, als er beim Vorbild war. Die Ratzeburger Kleinbahn hatte nie eine Dieselrangierlok und und auch keinen Schienenbus. Der Bahnhof war ein Durchgangsbahnhof; die Güterabfertigung nicht sehr umfangreich, die Zahl der Weichen war wahrscheinlich geringer als bei mir (ich habe leider keinen Original-Gleisplan), und ein extra Stellwerk gab es vermutlich auch nicht. Zwischen dem Empfangsgebäude und dem Ratzeburger Küchensee lagen keine fünfzig Meter (weniger als heute). Dazwischen musste sich der Bahnbetrieb abspielen.
Vielleicht wäre alles einmal üppiger geworden, hätten sich die Hoffnungen der Kleinbahnaktionäre erfüllt. Die erfüllen sich nun im Kleinen. Glücklicherweise bin ich der einzige Aktionär und mein Fahrbetrieb muss nicht rentabel sein.
Rollendes Material:
- Mein Lokpark besteht aus drei dreiachsigen Dampfloks Typ Märklin 3029 und verwandte Modelle, einer BR 81, einer dreiachsigen Diesellok (Typ DHG 500), sowie einem Primex Schienenbus - alles Märklin Produkte älteren Datums und alle analog. Das soll sich nach und nach ändern.
Die BR 81 und die DHG 500 haben da eigentlich nichts zu suchen, aber die Diesellok ist mir zugelaufen und die BR 81 ist ein Jugendtraum, den ich mir damals nicht erfüllen konnte.
- Da kurze Züge geplant sind, wie sie auf Kleinbahnen üblich waren, gibt es nur ein paar zweiachsige Personenwagen, sowie zwei geschlossene und einige offene Güterwagen, die sich beim Spielen mit den Enkeln mit allem möglichen und unmöglichen Zeug beladen lassen.
Zum elektrischen System:
- Bisher fahre ich analog mit einem weißen Märklin 32VA Trafo (6647). In der Kiste stecken noch ein Trafo 6002 und ein Control f. Außerdem möchte ich künftig bei Bedarf mit dem Märklin IR System fahren und meine Enkel bestehen darauf, dass sie die beiden MyWorld Batteriezüge auf der Anlage fahren dürfen. Weichen wurden bis auf eine von Hand oder gar nicht gestellt.
Zum Unterbau:
Mein Problem: alles, was ich aufbaue, hat eine Verweildauer von zwei bis vier Wochen. Danach muss es wieder verschwinden und zwar in möglichst kleinste Einzelteile verpackt, denn Stellfläche ist rar bei uns. Das macht kein Problem bei Gleisen und rollendem Material - aber sehr wohl beim Unterbau.
- Die Lösung wäre: Teppichbahn - und die finde ich genauso reizvoll wie früher auch schon. Beim ersten Versuch nach langer Zeit habe ich allerdings gemerkt, dass mein Rücken und meine Knie vor sechzig Jahren um einiges flexibler waren. Ich muss also den Teppich auf Tischhöhe heben.
- Meine bisherige Idee:
Steckbare Fußbodenlaminatteile, mit denen ich eine Fläche von 1,30 x 3,40 erzeugen kann (mehr lässt sich im Wohnzimmer nicht freischaufeln). Die Fläche wäre von allen Seiten zugänglich, so dass ich nicht auf bewährte L oder U Konstruktionen angewiesen bin. Allerdings bräuchte ich dazu wohl auch einen stabilen und in meinem Fall auch demontierbaren Leistenrahmen und ebensolche Ständer.
- Genau wie bei einer Teppichbahn kann nichts in den Untergrund verlegt werden. Jedes Kabel und jeder Antrieb ist also sichtbar, soweit sie nicht im Gleis versteckt werden können. Für den Teppichbetrieb hatte ich mir aus Sperrholz und Leisten eine Million kleine Gleisböcke gebaut, die unter die Schienenstöße geschoben werden und das Gleisniveau um 2cm anheben. Darunter können Kabelstränge verlaufen. Es sieht aus, als würde eine Moorbahn auf Stelzen fahren.
So und nun zu meinen Fragen:
1) Gibt es bessere Lösungen, mit denen man die ganze Modellbahn samt Unterbau in eine Streichholzschachtel packen kann?
2) Hat der Gleisplan Fehler, bei denen man sagen muss: das würde in der Realität nie gehen!?
Gruß, Hajo König